Weimar

kreisfreie Stadt in Thüringen, Deutschland
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Das Rathaus der Stadt

Weimar ist eine kreisfreie Stadt in Thüringen (Deutschland), die vor allem für ihr kulturelles Erbe bekannt ist. Weimar liegt an einem Bogen der Ilm südöstlich des Ettersberges, der mit einer Höhe von 478 Metern der höchste Berg im Thüringer Becken ist. Sie ist nach Erfurt, Gera und Jena die viertgrößte Stadt Thüringens, außerdem ist sie jene mit dem höchsten Bevölkerungswachstum im Freistaat.

Weimar ist ein Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums und seit 2004 offizielle Trägerin des Beinamens Universitätsstadt. Neben der Bauhaus-Universität beherbergt die Stadt die Hochschule für Musik Franz Liszt und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Außerdem haben in der Stadt zahlreiche Behörden ihren Sitz, wie zum Beispiel das Thüringer Oberverwaltungsgericht und der Thüringer Verfassungsgerichtshof.

Zum kulturellen Erbe der Stadt gehören neben der dominierenden Weimarer Klassik um Wieland, Herder, Goethe und Schiller auch das Bauhaus und die Gründung der ersten Republik auf deutschem Boden, der Weimarer Republik (1919).

Außerdem war Weimar seit 1572 Hauptstadt von Sachsen-Weimar bzw. Sachsen-Weimar-Eisenach. Dies war der erste Staat Deutschlands, der sich eine Verfassung gab (1816). Von 1920 bis 1948 war Weimar die Hauptstadt des Landes Thüringen. 1999 war sie die Kulturhauptstadt Europas.

Geographie

Weimar liegt auf der Ilm-Saale-Platte, am Südrand des Thüringer Beckens. Der höchste Punkt der Gemarkung ist der 478 Meter hohe Ettersberg im Nordwesten der Stadt. Am niedrigsten liegt das Ilmtal hinter Tiefurt mit knapp 200 Metern über NN. Die Ilm beschreibt in der Stadt einen Bogen, in dem sie zunächst von Südosten in das Stadtgebiet fließt, jenes aber in nordöstlicher Richtung verlässt.

Stadtgliederung

Weimar gliedert sich in folgende Stadtteile:
(Einwohnerzahlen zum 31. Dezember 2004/Quelle: Stadtverwaltung Weimar, in Klammern das Jahr der Eingemeindung zu Weimar)

Stadtteil/Ortsteil Einwohner
Altstadt 3.377
Nordvorstadt 8.432
Parkvorstadt 2.830
Westvorstadt 9.520
Nordstadt 5.609
Südstadt 3.532
Weststadt 5.841
Nord (Industriegebiet) 1.177
West (Industriegebiet) 178
Schönblick 3.982
Weimar (Kernstadt) 44.478
Gaberndorf (1994) 1.547
Gelmeroda (1994) 431
Legefeld (1994) 1.845
Niedergrunstedt (1994) 531
Oberweimar / Ehringsdorf (1922) 6.042
Possendorf (1994) 197
Schöndorf (1939) 4.754
Süßenborn (1994) 298
Taubach (1994) 1.147
Tiefurt (1922) 586
Tröbsdorf (1994) 1.198
Weimar (gesamt) 63.054

Geschichte

Vorgeschichte

In Ehringsdorf, einem Stadtteil im Südosten Weimars, wurde 1925 das Skelett des Ehringsdorfer Urmenschen gefunden, dessen Alter auf etwa 200.000 Jahre geschätzt wird.

Mittelalter

Die ältesten Aufzeichnungen über Weimar reichen bis ins Jahr 899 zurück. Der Name änderte sich im Laufe der Jahrhunderte von „Wimares“ über „Wimari“ zu „Wimar“ und letztlich zu „Weimar“, was aus den altgermanischen Worten wih für heilig bzw. geweiht und dem althochdeutschen mar für See, Sumpf oder Moor abgeleitet wird.

Zwischen 946 und 1346 existierte die Grafschaft Weimar (später als Grafschaft Weimar-Orlamünde) als eigenständige politische Einheit. Kaiser Otto II. erwähnte auf einer am 3. Juni 975 für das Kloster Fulda ausgestellten Urkunde die Siedlung Burg Weimar; diese gilt als „Geburtsurkunde der Stadt“, obwohl nicht ganz sicher ist, ob mit „Wimares“ wirklich die heutige Stadt gemeint ist. Es könnte auch der Ort Wechmar gemeint gewesen sein, der sich viel besser in den vermeintlichen Reiseweg Ottos einfügt. Sicher dagegen ist, dass obwohl es sich bei der Burg keineswegs um eine steinerne sondern nur um eine mit Palisaden versehene Wallanlage handelte, sie verhältnismäßig sicher gewesen sein muss. Sowohl die Truppen von König Otto III., die 984 den Grafen Wilhelm II. in seiner Burg bedrängten, als auch im Jahre 1002 die um die Vorherrschaft in Thüringen kämpfenden Ekkehardiner mussten die Belagerung erfolglos aufgeben. Zerstört wurde sie im Winter 1173/74 durch den Landgrafen Ludwig III. aus dem Hause der Ludowinger, die inzwischen zur Territorialmacht in Thüringen aufgestiegen waren. Allerdings wurde sie schnell wieder aufgebaut, denn im Jahr 1214 fand eine erneute Belagerung der diesmal ausdrücklich als castrum Wimar bezeichneten Anlage statt.

Im Jahr 1250 ist dann auch erstmals die Rede von einer Siedlung, die sich aber schon früher im Schutze der Burg gebildet haben musste. Zwischen 1245 und 1249 wurde die spätere Stadtkirche erbaut und spätestens 1254 dem Apostel Peter und bis 1433 beiden Aposteln Peter und Paul geweiht.

Nach dem Aussterben der Ludowinger im Jahr 1247 konnten sich die Grafen von Weimar-Orlamünde nur schwer gegen die Wettiner halten, die nach dem thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg den Großteil Thüringens übernommen hatten. Zuerst verkauften sie Orlamünde an das Haus Wettin und schließlich mussten sie nach der Niederlage im Thüringer Grafenkrieg im Jahre 1365 auch Weimar als Lehen an die Wettiner abtreten. Seit der Leipziger Teilung war es in der Hand der ernestinischen Linie der Wettiner und ab 1547, nach der Wittenberger Kapitulation und dem damit verbundenen Verlust der bisherigen Hauptstadt Wittenberg, deren Hauptsitz.

 
Stadtplan Weimar von Johannes Wolf, 1569

Erst im Jahr 1410 hatte Weimar die Stadtrechte und damit eine den anderen wettinischen Städten vergleichbare Rechtsstellung erhalten. Der darauf folgende Aufschwung wurde aber bald im Jahr 1424 von einem verheerenden Stadtbrand zunichte gemacht. Den Wiederaufbau versuchten die Wettiner durch mehrmaligen Steuererlass, Zinsbefreiungen und Verleihung zusätzlicher Marktrechte zu fördern. Als wichtigste Maßnahme wurden die vorher bereits vorhandenen unbedeutenden Befestigungen der Burganlage auf die ganze Stadt ausgedehnt. Es entstand eine doppelte Stadtmauer in Form eines Doppelringes im Abstand von acht bis zehn Metern mit zehn Türmen und vier zusätzlich befestigten Toranlagen. Reste dieser Stadtbefestigung sind heute noch vorhanden, so unter anderem der Kasseturm am Goetheplatz.

Neuzeit

 
Weimar um 1650

1552 machte Herzog Johann Friedrich der Großmütige Weimar zur Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar (später Sachsen-Weimar-Eisenach). Haupt- und Residenzstadt dieses Staates blieb Weimar bis 1918.

Am 4. Oktober 1653 fand zum ersten Mal der Weimarer Zwiebelmarkt statt, ursprünglich ein Markt für Obst und Feldfrüchte, der sich heute zu einer volksfestähnlichen Veranstaltung von überregionaler Ausstrahlung gewandelt hat.

Das „Goldene Zeitalter“

Eine wichtige Rolle spielte die Stadt als Ort der Weimarer Klassik während der Regentschaft der Herzogin Anna Amalia und unter ihrem Sohn Herzog Carl August Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Anwesenheit Wielands, Goethes, Herders und Schillers sowie anderer wichtiger Persönlichkeiten der Epoche. Carl August war zum einen bereit, an seinem Hof Künstler zu beschäftigen, zum anderen ließ er ihnen aber auch die Freiheiten, das zu verwirklichen, woran sie selbst glaubten. Herzog Carl August galt als tolerant und aufgeklärt; er war 1816 auch der erste Monarch Deutschlands, der seinem Staat eine Verfassung gab. Das Wartburgfest deutscher Studenten von 1817 fand auf seinem Territorium statt.

Das „Silberne Zeitalter“

Unter der Großherzogin Maria Pawlowna und ihrem Sohn Carl Alexander, sowie dessen Frau Sophie erlebte die Stadt auf künstlerischer und kultureller Ebene neuen Aufschwung. 1842 wurde Franz Liszt zum Kapellmeister berufen; 1848 floh Richard Wagner zu seinem Förderer und späteren Schwiegervater nach Weimar, wo eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Uraufführung des Lohengrin gipfelte. Aber nicht nur die Musik wurde gefördert; 1860 gründete Carl Alexander die Weimarer Malerschule, an der Persönlichkeiten wie Arnold Böcklin, Franz Lenbach und Reinhold Begas unterrichteten. Das Andenken an die Weimarer Klassik war ein weiteres Anliegen Carl Alexanders und seiner Frau: Die in seinem Auftrag errichteten Denkmale Goethes, Schillers, Herders und Wielands sind auch heute noch zu besichtigen. Im "Silbernen Zeitalter" nahm die Arbeiterbewegung einen Aufschwung, u.a. auf kulturellem Gebiet mit der Gründung des Freundschafts-Sängerbundes 1885, der durch den Hofchorsänger und Chordirigenten Emil Steiniger seit 1907 zu kultureller Blüte geführt wurde und verschiedene Folgegründungen von Arbeitergesangvereinen im Umland bewirkte.

Neues Weimar

Auch Carl Alexanders Sohn Wilhelm Ernst verpflichtete sich u. a. der Förderung der Bildenden Kunst; unter seiner Regierung wurde Weimar zu einem Zentrum der Moderne. 1902 erweiterte er die von seinem Vater gegründete Malerschule zur Hochschule, 1905 gründete er die Weimarer Bildhauerschule unter der Leitung von Adolf Brütt. 1907 erfolgte die Gründung der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule, 1904 bis 1911 war die Gesamtplanungs- und Bauzeit der dafür von Henry van de Velde im Jugendstil erbauten Gebäude. 1903 stattete van de Velde das „Nietzsche-Archiv“ in Weimar aus und erbaute 1907-1908 sein eigenes Wohnhaus „Haus Hohe Pappeln“.

1846 erhielt Weimar Anschluss an die Eisenbahn (Strecke HalleErfurt). Eine weitere wichtige Bahnstrecke war die 1876 eröffnete Weimar-Geraer Bahn nach Jena und Gera. 1887 folgten die Weimar-Rastenberger Eisenbahn nach Buttstädt (seit 1946 stillgelegt) und die Ilmtalbahn nach Bad Berka. Dennoch kam es in Weimar nicht zu dem großen industriellen Aufschwung, wie er in anderen Städten Thüringens nach dem Bahnanschluss eintrat. Weimar blieb weiter eine Verwaltungs- und Residenzstadt.

Weimarer Republik

Im Jahre 1919 fand im Deutschen Nationaltheater in Weimar die verfassunggebende Versammlung der Nationalversammlung statt. Basierend auf diesem Ereignis wurde die dann folgende Ära von 1919 bis 1933 als Weimarer Republik bezeichnet. Weimar wurde außerdem am 1. Mai 1920 Landeshauptstadt des neu gegründeten Landes Thüringen. 1919 wurde in Weimar auch das Bauhaus durch die Vereinigung der Kunstschule in Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar gegründet.

Im Vorfeld des Dritten Reiches lieferten sich die Kulturschaffenden Weimars regelrechte „Publikationsschlachten“. Insbesondere die Auseinandersetzungen zwischen der freigeistigen Gruppe um Harry Graf Kessler, aus der das Bauhaus hervorging und die völkisch-nationalistische Gruppe um Adolf Bartels, die den geistigen Weg zur Macht Adolf Hitlers bereitete, hielten die Stadt in ständiger Polarität. Dies führte 1925 auch zum Umzug des Bauhauses von Weimar nach Dessau.

Politisch entwickelte sich Weimar zwischen den Kriegen zu einem Zentrum konservativer und nationalistischer Strömungen. 1926 hielt die NSDAP ihren zweiten Parteitag nach der Neugründung 1925 in Weimar ab. Für die Nationalsozialisten war Weimar von doppelter symbolischer Bedeutung: als Gründungsort der verhassten Republik und als Zentrum der großen deutschen Kulturtradition. Hitler selbst besuchte Weimar über 40 Mal[1]. 1939 waren die Hälfte aller Erwerbstätigen der Stadt als Beamte in der Verwaltung tätig. Auch als Alterswohnsitz erfreute sich die Stadt zwischen den Weltkriegen großer Beliebtheit.

Trotz schwacher Industrie wuchs die Bevölkerung schnell, von etwa 37.000 im Jahr 1914 auf etwa 50.000 Einwohner im Jahr 1928. Auch der Tourismus entwickelte sich positiv. Dennoch wurde die dominierende Mittelschicht durch die Wirtschaftskrise 1923/24 getroffen. Die Vermögensverluste durch die Inflation und die Arbeiterunruhen verstärkten die Distanz der Mittelschicht zur Weimarer Republik. Die Weltwirtschaftskrise 1929 bewirkte in angespannter Lage einen deutlichen Rückgang des Tourismus.

Vor diesem Hintergrund entwickelte sich ein national-konservatives Milieu, von dem vor allem die DVP und die DNVP profitierten. Unterstützt wurde diese Entwicklung von Strömungen innerhalb der evangelischen Kirche. So war Weimar während der Zeit des Nationalsozialismus eine Hochburg der Deutschen Christen.

Schon im März 1930 war mit Innen- und Volksbildungsminister Wilhelm Frick der erste NS-Minister in einer Landesregierung aufgetreten, was in Weimar zu einer Infiltration der Polizei mit Nationalsozialisten führte. Zunehmend etablierte sich die NSDAP auch in Weimar und trat schließlich 1932 gemeinsam mit DNVP und DVP zu den Stadtratswahlen an.

Weimar im Nationalsozialismus

 
Villa Sauckel

Wie überall im Reich setzte mit der Übergabe der Kanzlerschaft an Adolf Hitler die Verfolgung von politischen und humanistischen Gegnern des NS-Regimes ein. Am 1. April 1933 wurden jüdische Geschäfte und Einrichtungen boykottiert. Zahlreiche Hitlergegner wurden in mehreren Prozessen mit Gefängnis- und Zuchthausstrafen überzogen und in die ersten KZ Nohra und Bad Sulza und später in das KZ Buchenwald verbracht. Dennoch bildeten sich kommunistische und sozialdemokratische Widerstandsgruppen, die Aufklärungs- und Sabotagearbeit leisteten. Auch Geistliche und andere Anhänger der Bekennenden Kirche stellten sich gegen Maßnahmen des NS-Regimes. In Weimar wurden auch Todesurteile gegen Feinde der Nazis vollstreckt oder solche durch den Volksgerichtshof im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Nach dem Novemberpogrom von 1938 verließen zahlreiche jüdische Weimarer die Stadt zur Emigration, und die in der Stadt verbliebenen wurden ab 1942 mit Reichsbahn-Transporten in die östlichen Vernichtungslager deportiert. In der Gestapozentrale Marstall wurden Gefangene grausam gefoltert und getötet. Beim Abzug von SS und Gestapo im April 1945 wurden 149 Gefangene, darunter sieben Frauen, im Webicht ermordet. Nach dem Krieg wurde dort den Opfern ein Gedenkstein errichtet. In den Krankenhäusern der Stadt wurden Zwangssterilisationen durchgeführt und Behinderte den "Euthanasie"-Anstalten zugeführt. Hunderte von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen fanden den Tod und sind auf dem Hauptfriedhof bestattet.

Durch die kulturelle Bedeutung Weimars erhielt die Stadt Hitlers besondere Aufmerksamkeit. Eine weitreichende Neugestaltung der Stadt wurde durch den Architekten Hermann Giesler geplant und in Teilen umgesetzt. Der Gauleiter von Thüringen, Fritz Sauckel, ließ dazu einen Teil des Stadtviertels Asbachgrünzug abreißen, um ein Gauforum zu bauen. Weitere Bauten waren

  • Hotel Elephant
  • NS-Pressehaus, 1934/35, heute „Thüringische Landeszeitung“/Redaktion
  • Landesamt für Rassewesen, 1934/35, heute Bauhaus-Universität Weimar
  • Haus der NS-Ärztekammer, 1935, heute Bauhaus-Universität Weimar
  • Haus der Gliederungen der NSDAP, ab 1936, heute Haus 3 des LVwA
  • Halle der Volksgemeinschaft, ab 1937, heute Einkaufszentrum
  • Gebäude der Deutschen Arbeitsfront, 1937, heute Haus 2 des LVwA
  • Gebäude des Reichsstatthalters und der Gauleitung, ab 1938, heute Haus 1 des LVwA
  • Kreishaus der NSDAP, 1936/37, heute Stadtverwaltung Weimar
  • Emmy Göring-Stift, 1936/37, heute Marie-Seebach-Stift/Anbau
  • Nietzsche-Gedächtnishalle, ab 1937, heute leerstehend
  • Viehauktionshalle, 1937, heute für Kulturveranstaltungen genutzt
  • Dienstwohngebäude des „Reichsstatthalters“, („Villa Sauckel“), 1937/38, heute Bildungszentrum der Bundesagentur für Arbeit
  • Gästehaus der Stadt Weimar, 1939/40, heute Studentenwerk/Internat
  • Ersatzwohnungsbauten X-Straße, 1937/39, heute Ferdinand-Freiligrath-Straße
  • Verwaltungsgebäude des Wehrkreises IV, um 1934/35, heute Finanzamt Weimar
  • NS-Wohnbebauung im Bereich Windmühlenstraße, 30er Jahre

Im Sommer 1937 wurde mit dem Bau des Konzentrationslagers Buchenwald auf dem Ettersberg begonnen. Von den etwa 250.000 Häftlingen wurden dort bis 1945 mehr als 56.000 ermordet. Nach dem Ende des NS-Regimes wurde es noch fünf Jahre als sowjetisches Internierungslager genutzt, in dem weitere 7.000 von 28.000 Inhaftierten starben.

Jüngste Geschichte

Am 5. November 1993 beschlossen die EU-Kulturminister, Weimar für das Jahr 1999 zur „Kulturhauptstadt Europas“ zu ernennen. 1998 wurden das Klassische Weimar, die Entstehung des Bauhauses und der handschriftliche Nachlass von Goethe im Goethe-Schiller-Archiv in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.

Seit dem 1. Mai 2004 ist die Stadt Weimar offizielle Trägerin des Beinamens „Universitätsstadt“. Die Bauhaus-Universität Weimar wurde 1996 von einer Hochschule zu einer Universität erweitert.

2004 erhielt die Stadt Gold beim Bundeswettbewerb Unsere Stadt blüht auf.

Am Abend des 2. September 2004 zerstörte ein Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek 50.000 Bücher. Dabei gab es erhebliche Verluste von Werken des 16. bis 20. Jahrhunderts. Unmittelbar danach begannen die Arbeiten zum Wiederaufbau der Bibliothek wie auch zur Rekonstruktion beschädigter, aber nicht völlig verbrannter Werke.

Einwohnerentwicklung

 
Einwohnerentwicklung

Im Jahr 1955 erreichte die Einwohnerzahl der Stadt Weimar mit knapp 67.000 ihren historischen Höchststand. Die Bevölkerungszahl ist seit Ende der 1930er Jahre relativ stabil geblieben und schwankte die ganze Zeit - trotz hoher Arbeitslosigkeit und Geburtenrückgang seit der Wende in der DDR im Jahre 1989 - zwischen 60.000 und 67.000. In den letzten Jahren konnte Weimar allerdings das höchste Bevölkerungswachstum einer thüringischen Kommune verzeichnen.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1833 handelt es sich um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1966 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1779 6.041
1818 8.000
1. Dezember 1834 ¹ 10.638
1. Dezember 1850 ¹ 12.798
3. Dezember 1861 ¹ 13.887
3. Dezember 1864 ¹ 14.300
3. Dezember 1867 ¹ 14.800
1. Dezember 1871 ¹ 16.000
1. Dezember 1875 ¹ 17.500
1. Dezember 1880 ¹ 19.944
1. Dezember 1885 ¹ 21.565
1. Dezember 1890 ¹ 24.546
2. Dezember 1895 ¹ 26.700
Jahr Einwohner
1. Dezember 1900 ¹ 28.479
1. Dezember 1905 ¹ 31.117
1. Dezember 1910 ¹ 34.582
1. Dezember 1916 ¹ 32.733
5. Dezember 1917 ¹ 32.717
8. Oktober 1919 ¹ 37.200
16. Juni 1925 ¹ 45.957
16. Juni 1933 ¹ 49.327
17. Mai 1939 ¹ 65.916
1. Dezember 1945 ¹ 62.768
29. Oktober 1946 ¹ 66.659
31. August 1950 ¹ 64.452
31. Dezember 1955 66.675
Jahr Einwohner
31. Dezember 1960 63.996
31. Dezember 1964 ¹ 63.943
1. Januar 1971 ¹ 63.634
31. Dezember 1975 63.004
31. Dezember 1981 ¹ 63.725
31. Dezember 1985 63.373
31. Dezember 1988 63.412
31. Dezember 1990 60.326
31. Dezember 1995 62.122
31. Dezember 2000 62.425
31. Dezember 2005 64.594

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

Stadtrat

Sitzverteilung im Stadtrat (27. Juni 2004):

CDU: 13
DIE LINKE.: 9
Bündnis 90/Die Grünen: 6
SPD: 5 + 1 (OB-Stimme)
Bürgerbündnis Weimarwerk: 9


Die CDU und das Weimarwerk Bürgerbündnis sind Koalitionspartner. Sie besitzen mit 22 Stimmen die Mehrheit im Stadtrat.

Die Opposition besitzt zusammen mit der Stimme des SPD-Oberbürgermeisters 21 Stimmen.

Oberbürgermeister

Von 1994 bis zum 1. Juli 2006 war Volkhardt Germer der Oberbürgermeister Weimars. Eine erneute Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters bei den Wahlen am 7. Mai 2006 lehnte er ab.

Da bei den am 7. Mai 2006 stattfindenden Wahlen um das Amt des Oberbürgermeisters kein Kandidat eine absolute Mehrheit erringen konnte, kam es am 21. Mai 2006 zu einer Stichwahl, bei der sich der SPD-Kandidat Stefan Wolf (58,3 % bzw. 9726 Stimmen) gegen seinen Mitbewerber Wolfgang Siegfried Hölzer vom weimarwerk bürgerbündnis e.V. mit 58,3 % zu 41,7 % der gültigen Stimmen durchsetzen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 32,4 %. Die Amtsübergabe fand am 1. Juli 2006 im Weimarer Rathaus statt.[2]

Wappen

Das Wappen der Stadt zeigt in einem goldenen, mit roten Herzen bestreuten Schild einen steigenden schwarzen Löwen mit roter Zunge. Der Löwe im herzbestreuten Schild ist das Wappen der Grafen von Orlamünde, dessen ursprüngliche blaue Tingierung auf die dänische Prinzessin Sophia, die Gemahlin Siegfrieds III. (1176-1206) zurückgeht und der nach Übergang der Grafschaft in wettinischen Besitz in schwarz umgefärbt wurde. Die jetzige Wappenform wurde 1975 im Rahmen der 1000-Jahr-Feier eingeführt.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Goethe- und Schiller-Denkmal

Kulturelle Einrichtungen und Bauwerke

 
Deutsches Nationaltheater

Das Deutsche Nationaltheater mit der Staatskapelle Weimar ist der bedeutendste Theaterbetrieb Weimars. Es handelt sich dabei um eine Doppelinstitution, bestehend aus dem Bühnenbetrieb Deutsches Nationaltheater und dem Orchester Staatskapelle Weimar.

Weitere kulturelle Einrichtungen

 
Goethes Wohnhaus am Frauenplan
 
Goethes Gartenhaus im Ilmpark
 
Schillers Wohnhaus in der Schillerstraße
 
Neues Museum Weimar

Weitere sehenswerte Gebäude

Sport

  • TC Weimar 1912 (Tennis)
  • SC 1903 Weimar (Fußball)
  • PSV Weimar (Fechten, Judo, Fußball, ?)
  • DLRG Weimar (Rettungsschwimmen)
  • VfB Oberweimar (Fußball)
  • HSV Weimar (Basketball, Handball, Volleyball, diverse weitere)
  • RFV 1990 „Die Löwen“ Weimar e.V. (Radsport)
  • VfL Weimar´90 (Volleyball)
  • KSSV Victoria Weimar/Schöndorf (diverse)
  • FC Empor Weimar 06 (Fußball)
  • SK Falke Weimar (Schach)
  • SSV Vimaria Weimar 91 (diverse)
  • OLV Weimar (Orientierungslauf)
  • TTC 1951 Rotation Weimar (Tischtennis)
  • Post Weimar (Volleyball)
  • DAV Sektion Weimar (Bergsteigen, Klettern)

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich am zweiten Wochenende im Oktober findet der Weimarer Zwiebelmarkt statt, ein Volksfest, dessen Traditionen bis in das Jahr 1653 zurückreichen.

In Weimar findet alljährlich das Weimarer Kunstfest Pèlerinages statt, eine Reflexion des Jetzt-Zustandes klassisch orientierter Kultur. Für die Jahre 2004 bis 2007 ist Nike Wagner künstlerische Leiterin des Kunstfestes Weimar, das durch das Thüringer Kultusministerium, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Stadt Weimar finanziert wird.

Die Stadt Weimar vergibt jedes Jahr am 10. Dezember, dem von den Vereinten Nationen proklamierten Internationalen Tag der Menschenrechte, den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar an Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen, die sich mit ihrem Wirken für mehr Menschlichkeit und Toleranz zwischen den Menschen und Völkern einsetzen.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Weimar arbeiten 11,2% der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe und 87,7% im Dienstleistungssektor. Davon entfallen allein 37,6% auf Gastronomie und Handel. 2002 gab es in Weimar 3.344 Betten in 37 Hotels mit insgesamt 435.677 Übernachtungen bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 1,9 Tagen.

Verkehr

 
Bahnhof Weimar

In Weimar treffen die Thüringer Bahn, die Ilmbahn und die Holzlandbahn aufeinander.

Der Bahnhof Weimar ist ein wichtiger Bahnhof in Thüringen und ICE-Systemhalt der Linie 50 (Abschnitt Frankfurt am MainErfurtLeipzig) und der zumeist von IC-, teilweise aber auch von ICE-Zügen bedienten Linie 51 (DüsseldorfKasselErfurtLeipzigBerlin (IC)/Dresden (ICE)). Weiterhin halten in Weimar einzelne ICE der Verbindung EisenachBerlinHamburg

Die Anbindung ans Nachtzugnetz besteht mit dem CNL Semper von/nach Frankfurt am MainZürich.

Im Nahverkehr in Weimar sind der Regionalexpress GöttingenErfurt–Weimar–JenaChemnitz/Zwickau, die Regionalbahn EisenachErfurt–Weimar–NaumburgHalle und die Regionalbahn Weimar–Kranichfeld von Bedeutung.

Im Stadtgebiet befinden sich zwei Bahnhöfe (Weimar und Weimar Berkaer Bahnhof) sowie vier Haltepunkte (Oberweimar, Weimar West, Nohra (b Weimar), Legefeld). Der Bahnhof Weimar wurde 2005 von der Allianz pro Schiene als kundenfreundlichster Bahnhof Deutschlands in der Kategorie Klein- und Mittelstädte ausgezeichnet.

Der öffentlichen Personennahverkehr wird von der Stadtwirtschaft Weimar GmbH mit einem Stadtbusnetz durchgeführt. Die zentrale Umsteigehaltestelle am Goetheplatz wird von allen acht Stadtbuslinien bedient. Weitere wichtige - jedoch nicht von allen Linien angefahrene - Umsteigehaltestellen befinden sich am Hauptbahnhof, in der Gropiusstraße und am Wielandplatz. In der umliegenden Region, also im nordwestlichen Weimarer Land und im Landkreis Sömmerda, wird der ÖPNV von der Verwaltungsgesellschaft des ÖPNV Sömmerda und Weimar mbH betrieben.

Zwischen 1899 und 1937 besaß Weimar ein Straßenbahnnetz mit 1000 Millimetern Spurweite, welches zu Gunsten von Bus und Oberleitungsbus stillgelegt wurde. Am 1. April 2006 wurde in den Städten Erfurt, Jena, Weimar, Apolda und im nördlichen Landkreis Weimarer Land der einheitliche Verbundtarif Mittelthüringen eingeführt. Alle öffentlichen Verkehrsmittel der Region können seitdem zum einheitlichen Tarif benutzt werden.

Weimar hat an den zwei Anschlussstellen Weimar-West und Weimar Anschluss an die A 4. Zudem kreuzen sich in der Stadt die Bundesstraßen B 7 (West-Ost-Richtung von Erfurt nach Jena) und die B 85 (Nord-Süd-Richtung von Bad Frankenhausen nach Rudolstadt), wobei die B 7 von Erfurt kommend die Stadt in west-nördlicher Richtung auf einer teilweise zweispurig ausgebauten Umgehungsstraße umgeht. Der Bau einer weiteren Ortsumgehung in nord-östlicher Richtung nach Jena durch das Ilmtal bei Taubach ist immer wieder Gegenstand örtlicher Diskussionen.

Medien

Weimar ist ein Medienstandort:

Bildung

Schulen

  • Freie Waldorfschule Weimar
  • Friedrich-Schiller-Gymnasium
  • Goethegymnasium
  • Humboldt-Gymnasium
  • C. A. Musäus Regelschule
  • Wieland Schule Weimar (Mit Jena-Plan Profil)
  • Spezialgymnasium für Musik Schloss Belvedere
  • Staatliche Berufsbildende Schule für Wirtschaft, Verwaltung und Ernährung
  • Staatliche Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales
  • Thuringia International School
  • Johannes-Landenberger-Schule

Universitäten/Hochschulen

  • Bauhaus-Universität (ehemalige Kunstakademie Weimar) mit derzeit etwa 4700 Studenten in vier Fakultäten (Bauingenieurwesen, Architektur, Kunst und Medien). Die Tradition der Universität geht auf die Gründung im Jahr 1860 als „Großherzoglich-Sächsische Kunstschule“ zurück. 1907 kam die von Henry van de Velde gegründete Kunstgewerbeschule hinzu. 1919 fusionierte Walter Gropius beide Schulen und gründete das „Staatliche Bauhaus Weimar“. Die historischen Gebäude sind seit 1996 Bestandteil der UNESCO-Kulturerbeliste.
  • Hochschule für Musik Franz Liszt (mit dem darin integrierten und mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena kooperierenden Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena) mit derzeit etwa 850 Studenten

Archive

  • Thüringisches Hauptstaatsarchiv
  • Stadtarchiv

Büchereien

  • Stadtbücherei
  • Herzogin Anna Amalia Bibliothek
  • Bibliothek der Bauhaus-Universität
  • Bibliothek der Hochschule für Musik
  • DDR-Bücherstube Taubach

Freizeit

Durch seine zahlreichen Klassikerstätten, durch weitere Museen, Galerien und Baudenkmale sowie Kulturstätten (Theater, Studenten- und Alternativ-Kultur) ist Weimar das bedeutendste Ziel für Städtetourismus in Thüringen. Weimar liegt am 124 km langen Ilmtal-Radwanderweg und ist gut in das in Thüringen bestehende Netz aus Wanderwegen eingebunden. Das kleinste Museum Weimars ist Marie Seebach in der Tiefurter Allee gewidmet. Immerhin Vorbild für Giuseppe Verdis Casa Verdi in Mailand.

Persönlichkeiten

Siehe: Liste Weimarer Persönlichkeiten

Sonstiges

Die Einwohner Weimars werden als Weimarer bezeichnet. Weimaraner sind eine Hunderasse, die im 19. Jahrhundert hier gezüchtet wurde.

Anmerkungen und Quellen

  1. Jens Schley, Nachbar Buchenwald, a.a.O., S.12
  2. Wahlergebnisse von der Wahlergebnisse der Oberbürgermeisterwahl 2006

Literatur

  • Annette Seemann: Weimar - ein Reisebegleiter, Insel Verlag, ISBN 3-458-34766-6
  • Alberto Schwarz: Weimar, E.A. Seemann, Leipzig 1993, ISBN 3-363-00582-2
  • Peter Merseburger: Mythos Weimar - Zwischen Geist und Macht, dtv, ISBN 3-423-30787-0
  • Merian - Weimar, Jahreszeiten Verlag, ISBN 3-7742-9901-3
  • Angela Pfotenhauer , Elmar Lixenfeld: Weimar – Welterbe, Monumente-Edition. Monumente-Publikation der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2006, ISBN 3-936942-65-X oder ISBN 3-936942-66-8
  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Das klassische Weimar - Texte und Zeugnisse, Lizenzausgabe für Komet Verlag, vom Deutschen Taschenbuch Verlag, Köln 1983, ISBN 3-89836-517-4
  • Justus H. Ulbricht: Klassikerstadt und Nationalsozialismus, Kultur und Politik in Weimar 1933 bis 1945, Weimar 2000, ISBN 3-931743-55-1
  • Jens Schley: Nachbar Buchenwald. Die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937-1945, Köln, Weimar, Wien (Böhlau) 1999, ISBN 3-412-15298-6
  • Andrea Dietrich, Jörg Sauerbier: Weimar. Ansichten und Einblicke, Militzke Verlag, Leipzig 1996, ISBN 3-86189-082-8
  • Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte, Weimar 1998, ISBN 3-7400-0807-5
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