MILAN

leichte Panzerabwehrrakete
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Die MILAN (Franz. Missile d'Infanterie léger antichar) ist eine leichte Boden-Boden-Panzerabwehrlenkwaffe, die in den 1970er Jahren in deutsch-französischer Kooperation entwickelt wurde. Sie wurde 1984 bei der Bundeswehr in Dienst gestellt und ist bis heute im Einsatz.

Milan Flugkörper.

Technik

 
Milan und WBG MIRA montiert auf einem kurzen Dreibein.

Der Flugkörper hat bei einer Länge von 1,37 m und einem Gewicht von 9,4 kg eine Reichweite von ca. 1.975 m. Die gesamte Waffenanlage bestehend aus Startschiene, Lenkelektronik, MIRAhalter, Tragegriff, kurzem Dreibein, Optik und kann zusätzlich mit dem kleinen Dreibein auf einem langen Dreibein montiert werden. Die Gesamthöhe beträgt dann 1,20 m und ermöglicht den Einsatz auch aus höheren Deckungen.

Das System hat eine Feuerleistung von bis zu 3 Schuss pro Minute. Die Kampfentfernung beginnt, bedingt durch eine Sicherheitseinrichtung, bei mehr als 75 m und endet bei 1.975 m, wobei (in der ersten Version) bis zu 45 cm Panzerung mittels des Hohlladungs-Gefechtskopfes durchschlagen werden können. Mit dem 1980 eingeführten aufsetzbaren Wärmebildgerät (WBG) MIRA (Milan Infra-Rot Adapter) ist die MILAN voll nacht- und eingeschränkt allwetterkampffähig. Während die Bundeswehr die Sensorik der MIRA mit einem elektrisch betriebenen Kompressor kühlt, verwenden andere Nationen, darunter die britischen und französischen Streitkräfte Ein-Weg-Kühlpatronen, gefüllt mit Stickstoff. Im Gegensatz zum Kompressor sinkt der Geräuschpegel enorm und erschwert somit die Aufklärung des MILAN-Trupps.

Der drahtgelenkte Lenk-Flugkörper (LFK) hat eine Geschwindigkeit von 200 m/s, wobei sich der Schütze am Ziel und Visier orientiert, die Beobachtung des LFKs bzw. des Raketenmotors entfällt.

Dank seines vergleichsweise geringen Gewichtes kann der Abschuss vom Boden mit dem Dreibein oder von einem Fahrzeug wie Fuchs oder Marder aus erfolgen. Der Lenkflugkörper verbleibt bis zum Abschuss im weitgehend wartungsfreien und geschützten Abschussrohr, er hat damit Munitionscharakter.

MILAN bekämpft nicht nur Kampfpanzer, sondern ist auch gegen Gebäude wie Bunker wirksam. Die aktuelle Version von MILAN verfügt - neben der Tandemhohlladung zur Bekämpfung von reaktiven Zielen durch die Drahtlenkung - auch über eine passive Lenklage, die ihn weitgehend resistent gegen natürliche und künstliche Störungen wie ECM oder Abwehrmittel macht.

Steuerung

 
Sicht durch die Optik der Milan.
 
Sicht bei Nacht mit Wärmebildgerät MIRA.
 
MILAN (ER)

Als Lenkflugkörper (LFK) der zweiten Generation sollte Milan beim Start mit leichter Steigung starten, dann aber direkt und für den Richtschützen verfolgbar das Ziel im Bereich der Visierlinie anfliegen. So konnte dieser erstmals das Ziel dynamisch verfolgen und auch ein fahrendes Ziel treffen, wenn er es schaffte, das Fadenkreuz auf dem Ziel zu halten.

Stand der Technik war die Lenkung des Lenkflugkörpers über einen nachgezogenen Lenkdraht, der Impulse an das einzelne Strahlruder sendet, das dann in berechneter Winkelposition in den Strahl des Feststofftriebwerks eintaucht und die Lenkbewegung ausführt.

Ein gesonderter Lenkvorgang - etwa über ein Steuergerät mit Joystick wie bei den LFK der ersten Generation - entfällt damit. Mit der winkelbasierten Strahlrudersteuerung und dem rotierenden Flugkörper sind die bisher genutzten, für die X-Y-Achsen gesonderten Rudermechanismen nicht mehr notwendig.

Nach einer maximalen Flugstrecke von 2.000 m, wenn der Lenkdraht abgerollt ist oder der Kontakt vorzeitig abreißt, wird aus Sicherheitsgründen der Lenkflugkörper zerstört.

Entwicklung

Das MILAN-System wurde in den 1970er Jahren in deutsch-französischer Kooperation entwickelt. Nachdem die USA bereits die TOW-Panzerabwehrlenkflugkörper entwickelt hatten, setzte die europäische Waffenschmiede Euromissile auf ein eigenes System, das auf das europäische Gelände und die zu erwartenden Sichtstrecken ausgelegt sein sollte.

Ab 2006 wird die neueste Version MILAN ADT verfügbar sein. In diesem System wird MILAN 3 um ein leistungsfähiges Wärmebildgerät erweitert. Der reichweitengesteigerte Flugkörper MILAN ER wird dann Ziele in bis zu 3 km Entfernung bekämpfen können. Zurzeit wird von dem paneuropäischen MBDA Unternehmen eine kampfwertgesteigerte Variante des MILAN (MILAN ER) erarbeitet, die über einen verbesserten Gefechtskopf neuester Technologie verfügt.

Einsatz

Die gute Trefferquote der MILAN und die leichte Schulung der Richtschützen machte sie über Deutschland und Europa hinaus zu einem der weitverbreitetsten LFKs weltweit. Eigentlich nur als Boden-Boden-Panzerabwehrwaffe konzipiert, ist die MILAN begrenzt auch gegen in Bodennähe langsam fliegende Helikopter einsetzbar, etwa beim Beobachten, Zielen oder Absetzen von Truppen im Schwebflug. Darüber hinaus wird die Waffenanlage mit dem Wärmebildgerät auch als Aufklärung bzw. Gefechtsfeldüberwachung eingesetzt.

Schützen der Bundeswehr müssen eine MILAN-ATN innehaben. Die Jägertruppe u.a. haben in ihren Bataillonen eigene MILAN-Züge.

Die MILAN-Rakete wird neben Deutschland und Frankreich auch in Lizenz in Großbritannien, Spanien sowie Indien gefertigt. In Europa löste der Flugkörper frühere Systeme wie etwa Aérospatiale SS.11 und MBB COBRA ab. In Osteuropa fand eine vergleichbare Entwicklung zu Panzerabwehrflugkörpern der zweiten Generation statt.

MILAN ist in mehr als 40 Ländern im Einsatz und wurde gemäß einer israelischen Quelle auch von der libanesischen Hisbollah im Kampf gegen Israel im Libanonkrieg 2006 eingesetzt.

Eine Tochtergesellschaft der EADS hat einen Vertrag mit Libyen über die Lieferung von MILAN Raketen im Wert von 168 Millionen Euro geschlossen, Frankreich und dessen Präsident wurden daraufhin kritsiert. [1]

Eigenschaften des neuen Waffensystems MILAN ADT-ER

Kenngröße Daten
Hersteller MBDA (Deutschland/Frankreich)
Startplattform Dreibein, Trägerfahrzeug, Schiffe, Boote
Integration in SPz Puma möglich
Zielszenarien stehende u. bewegte Ziele, gestreckte Flugbahn, Reaktivpanzerung, Verbundpanzerung, Bunker, Feldbefestigungen, Gebäude usw.
Durchschlag (MILAN ER) > 1.000 mm nach modernster Reaktivpanzerung / 2.000 mm Stahlbeton
Reichweite (MILAN ER) 3.000 m
Digitalisierung Lenkelektronik und Ortungsanlage
Lenkung halbautomatisch über Infrarotsender am Heck des LFK, drahtgelenkt, SACLOS-System, Aufklären-Zielen-Feuern-Halten (Fire and Control), Man in the Loop Prinzip, LOAL
Videoschnittstelle In & Out
Remote Observation über externes Display
Remote Control die Funktionalität der Fernsteuerung ist durch die Digitalisierung der Waffenanlage prinzipiell gegeben und technisch realisierbar
GPS-Daten Positions- und Richtungsangaben im Display
NetOpFü Anbindung möglich
Flugkörper rollt um die Längsachse, Kreise, Decoder, Doppelruder, Blitzlampe (Störhärtung), keine Abkühlung LFK (Vorteil in Duellsituationen), benötigt keine IR-Signatur
Entdecken/Erkennen/Identifizieren 12.000 / 5.000 / 3.000 m (mit Wärmebildgerät)
Antrieb 2-stufiger Hauptmotor, raucharm
Marschgeschwindigkeit ca. 150 m/s
Gefechtskopf Tandemhohlladung mit nichtdetonativer Vorhohlladung
Länge des LFK 120 cm
Gewichte ADT-ER Systemgewicht ca. 45 kg, Gewicht LFK ca. 13,5 kg
Kompatibilität mit der gesamten MILAN LFK-Familie (MILAN 1 bis ER)
Systemzeit < 1 sec
Ersttrefferwahrscheinlichkeit > 93% bei über 100.000 durchgeführten Schüssen
Fehlerkennung Built-In-Test Equipment
Einsatzerprobt ja
Qualifizierung in WaSys ER in II/2008
Versorgungssicherheit Versorgbarkeit für 10 Jahre vertraglich garantiert (100% europäisch)
Life Cycle Cost wartungsfreie Munition, nur Sichtprüfung
Lebensdauer spezifiziert 20 Jahre
Wertschöpfung in Deutschland Waffenanlage ADT zu 100 %, LFK ER zu 10 %
Höhenrichtbereich von -10° bis +10°
Seitenrichtbereich 360°
Rückstrahlzone 5-8m
Feuerhöhe (auf langem Dreibein) 75-95 cm
Feuerhöhe (Bodeneinsatz) 30-55 cm
Zünder Aufschlagzünder


Commons: Panzerabwehrlenkflugkörper MILAN – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien