Paul Rosbaud

österreichischer Chemiker, während des Zweiten Weltkriegs Agent für den britischen Geheimdienst
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Paul Rosbaud (* 18. November 1896 in Graz; † 28. Jänner 1963 in London) war ein österreichischer Chemiker und wissenschaftlicher Berater für den deutschen Springer Verlag. Unter dem Codenamen "Griffin" (Greif) war er während des zweiten Weltkriegs als Agent für den britischen Geheimdienst MI6 tätig. Rosbaud hatte umfangreiche Kontakte in Deutschland und lieferte dem MI6 wichtige Informationen zu Waffensystemen.

Rosbaud diente in der österreichischen Armee im 1. Weltkrieg zwischen 1915 und 1918. Nach dem Krieg befand er sich in britischer Gefangenschaft, wo er seine Liebe zu England entdeckte. An der technischen Hochschule in Darmstadt studierte er ab 1920 Chemie. Seine Studien setzte er am Kaiser Wilhelm Institut in Berlin fort. Seine Doktorarbeit reichte er an der technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg ein. Nach der Machtergreifung Hitlers kündigte er seinen bisherigen Job, da der Besitzer Nazionalsozialist war.

Arbeit während des Nazionalsozialistischen Regimes und des Krieges

Mithilfe des britischen Agenten Frank Foley, MI6 Stationschef in Berlin, schickte er 1938 seine jüdische Frau Hilde und seine einzige Tochter Angela nach Großbritannien. Rosbaud wurde ebenfalls nach England eingeladen. Er lehnte aber ab und versuchte weiterhin vor Ort das Naziregime zu unterminieren. Mit Unterstützung von Foley half Rosbaud einigen anderen Familien vor den Nazis zu fliehen. Darunter war auch die bekannte Physikerin Lise Meitner.

Durch seine Arbeit beim Springer Verlag kannte Rosbaud die meisten Wissenschaftler in Deutschland, und als vermeintlicher Nazionalsozialist konnte er die Alliierten mit wichtigen Geheimdienstinformationen versorgen, ohne Verdacht zu erregen.

Eine seiner ersten Aktionen als Spion war die Veröffentlichung von Otto Hahns Arbeiten im Bereich der Kernspaltung im Physikmagazin "Naturwissenschaften" im Januar 1939. Rosbaud war sich anscheinend der Gefahr bewusst, dass dieses Wissen für den Bau einer Atombombe verwendet werden könnte. Seine Veröffentlichung alarmierte die internationale Physikergemeinschaft und kann in direktem Zusammenhang mit Albert Einsteins Warnung über eine deutsche Atombombe in seinem Brief an Präsident Theodore Roosevelt gesehen werden.

In seinen Berichten informierte er die Briten über die Tatsache, dass Deutschland Raketen produzierte (V2) und das Deutschlands Atombombenprogramm nicht erfolgreich war.

Viele seiner Berichte wurden von Kurieren der Norwegischen Geheimdienstorganisation XU aus Deutschland geschmuggelt. Norwegische Studenten an technischen Schulen in Deutschland nahmen mit Rosbaud Kontakt auf und transportieren die Geheiminformationen ins besetzte Norwegen, von dort gelangten die Berichte über das neutrale Schweden nach England. Eine gewagte Route bezog einen Flug von Berlin nach Oslo mit ein, wobei Flughafentechniker an beiden Enden halfen, die Mikrofilme im Flugzeug zu verstecken.

Weitere Informationen

  • Arnold Kramish (1986) The Griffin: The Greatest Untold Espionage Story of World War II Houghton Mifflin (T) ISBN 0-395-36318-7
  • Michael Smith (1999) "Foley: The Spy Who Saved 10,000 Jews" Hodder & Stoughton. Now republished by Politicos ISBN 1-84275-088-7

Verweise