Benutzer:Wolja/Bordun

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Der Ausdruck Bordun (v. französ.: bourdon, ital.:bordone) bezeichnet

  1. einen tiefen Dauerton zur Begleitung einer Melodie.
  2. ein Orgelregister.
  3. die tontiefste Glocke eines großen Geläuts (häufig bei französischen Kathedralgeläuten, z.B. „Le Bourdon" im Straßburger Münster).


Musikalische Eigenschaft

Mit Bordun bezeichnet man einen tiefen Dauerton, der zurBegleitung einer Melodie erklingt. Diese sehr einfache Art der Mehrstimmigkeit ist von mittelalterlicher Musizierpraxis her überliefert.

Zwischen den Melodietönen und dem Bordun - zumeist dem Grundton der jeweiligen Tonart - ergibt sich dabei ein ständiges Wechselspiel von dissonanten Reibungen und konsonantem Wohlklang, wodurch eine besonders ausgeprägte musikalische Farbigkeit entsteht.

Die Bordunpfeifen des Dudelsacks und die Bordunsaiten der Drehleier sind häufig in Bordunquinten (Grundton plus Quinte) gestimmt und stellen ein typisches Element ihres Klangbildes dar.

Bekannte Melodien, die sich für eine Bordunbegleitung eignen sind z. B. das Lied "So treiben wir den Winter aus" (dorisch) und der Marsch "Scotland the brave" (Dur).


Verbreitung

Die musikalische Praxis des Borduns ist auch heute noch weltweit verbreitet. Sie findet sich in vielen europäischen Musiktraditionen, so in der Bretagne, in Schottland oder in den osteuropäischen Ländern.

Aber auch in außereuropäischen Kulturen, wie z. B. in der indischen Musik, wird mit Bordun gespielt. Dort ist er jedoch eher ein Liegeton, zu dem die Melodie ein Distanzempfinden ohne harmonische Bedeutung erzeugt.

In der Klassischen Musik ist der Bordun ein nur zurückhaltend eingesetztes Element. Beispielsweise erklingt in dem Satz "Das alte Schloss" aus den Bildern einer Ausstellung von Modest Mussorgski eine Bordunquinte zur Hauptmelodie, um so eine mittelalterliche Atmosphäre zu erzeugen.

Bei Johann Sebastian Bachs Fuge in c-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier dient ein sogenannter Orgelpunkt in den letzten zweieinhalb Takten zur Schlusssteigerung.

Seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts findet sich der Bordun mit zunehmender Häufigkeit als charakteristisches oder gar dominantes Element in manchen experimentellen Genres der populären Musik. Dies hat zur Entstehung mehrerer Subgenres geführt, in denen Bordune/Drones unverzichtbar sind (z. B. im Ambient) oder gar das einzige bzw. hauptsächliche musikalische Element darstellen, wie im Drone Doom Metal, einer Unterform des Doom Metal oder der Drone Music (auch Dronology), einem Nischengenre zwischen Ambient, Indierock und elektronischer Musik.

In der Popularmusik wird auch der Begriff Drone, das englische Wort für Brummer bzw. Bordun, verwendet.


Besondere Charakteristika des Musizierens mit Bordun

Im Zusammenklang mit einem Bordun führen Modulationen, also Wechsel des tonalen Zentrums, unter Umständen zu allzu starken Dissonanzen. In den meisten Musikkulturen und musikalischen Genres bleiben Modulationen über einem Bordun abgesehen von sehr kurzen Ausweichungen daher so beschränkt, dass der Bordun im Wesentlichen dem tonalen Zentrum entspricht oder dessen Quinte ist. Ein Wechsel in gleichnamige Tonarten und Modi ist jedoch möglich, da sich das tonale Zentrum dabei nicht ändert.

Siehe auch Bordunmusik.


Instrumente mit integriertem Bordun

Bei verschiedenen Musikinstrumenten, beispielsweise

findet man Saiten oder Pfeifen, deren alleinige Funktion die Erzeugung eines Borduns ist. Auch diese Saiten und Pfeifen werden umgangssprachlich als Bordun bezeichnet, genauer sind die Bezeichnungen Bordunsaite und Bordunpfeife. Bordunpfeifen werden auch Brummer genannt.

Irische Dudelsäcke, die "Uilleann Pipes", besitzen außer den "Drones" noch "Regulators", mit deren Hilfe man die harmonische Grundierung der Musik auch während des Spiels verändern kann.


In einem erweiterten Sinn basieren auch

auf Bordunen. Hier wird über dem unveränderten Grundton (Bordun) die Melodie in den Obertönen erzeugt.

Beim fünfsaitigen Banjo wird die hohe Chanterelle meist bordunähnlich gebraucht.

Siehe auch