Vilhelm Moberg

schwedischer Schriftsteller
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Vilhelm Moberg (* 20. August 1898 in Algutsboda; † 8. August 1973) ist ein schwedischer Schriftsteller.

Vilhelm Moberg wurde in Algutsboda in der Provinz Småland geboren, wo er auch aufwuchs. Sein Vater war eingeteilter Soldat und später Kleinbauer. Moberg begann schon als Kind zu arbeiten, u.a. als elfjähriger in einer Glasfabrik, wo er auch in Kontakt mit der Arbeiterbewegung und dem Sozialismus kam, denen er sein ganzes Leben treu blieb. Die neuen Bildungswege, die die Arbeiterbewegung schuf, ermöglichten es ihm, sich weiterzubilden, und schließlich wurde er Journalist und arbeitete in den folgenden Jahren bei mehreren Lokalzeitungen. Er begann auch, Volksstücke zu schreiben.

Der literarische Durchbruch kam 1927 mit dem Roman Raskens, in dem das Leben einer Soldatenfamilie auf dem Lande zwischen 1870 und kurz nach 1900 geschildert wird. Er verarbeitete dabei die Erzählungen seines Großvaters und dessen Kameraden und schilderte ein Milieu, das er aus eigener Anschauung kannte. Auch die nächsten Romane Långt från landsvägen (1929) und De knutna händerna (1930) spielen im bäuerlichen Milieu und schildern den Kampf zwischen Tradition und Veränderung.

Die zweite Hälfte der 30er Jahre dominierte eine Romantrilogie mit autobiographischem Einschlag. Sänkt sedebetyg 1935, Sömnlös 1937 und Giv oss jorden! 1939 schildern den Lebensweg Knut Torings, der als Bauernsohn in die Stadt kommt, um als Journalist zu arbeiten, aber schließlich enttäuscht und desillusioniert wieder auf das Land zurückkehrt, um einen Bauernhof zu bewirtschaften. Der größte Erfolg der 40er Jahre wurde der historische Roman Rid i natt! 1941, die Schilderung des Kampfes småländischer Bauern gegen die Unterdrückung durch einen deutschen Adeligen, die deutlich zeitbezogene Züge aufweist und zum Widerstand gegenüber dem Nationalsozialismus aufruft. Mobergs Bücher wurden daraufhin auch im Deutschen Reich verboten.

Am Beginn der 50er Jahre erschien Mobergs Hauptwerk, ein Epos über die Emigration in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als ein Viertel der Bevölkerung Schwedens in die USA auswanderte. In dieser Tetralogie, die aus den Romanen Utvandrarna (1949), Invandrarna (1952), Nybyggarna (1956) und Sista brevet till Sverige (1959) besteht, schilderte er nach einem umfassenden Quellenstudium das Schicksal einiger Emigranten, die um 1850 Schweden verlassen und sich schließlich in Minnesota niederlassen. Der Erfolg war enorm, nicht nur was die Auflageziffern und Übersetzungen betrifft, das Epos wurde auch von Jan Troell verfilmt, und in den 90er Jahren zu einem Musical verarbeitet.

In den 50er Jahren trat Moberg auch als scharfer Gesellschaftskritiker in der öffentlichen Debatte auf. Das Drama Domaren (Der Richter) von 1957 griff einen zeitgenössischen Rechtsfall auf. In seinem letzten Projekt versuchte Moberg die schwedische Geschichte aus der Sicht von unten zu beschreiben. Min svenska historia (Meine schwedische Geschichte), dessen erste zwei Bände 1970 und 1971 erschienen, nimmt bewußt eine oppositionelle Haltung zur akademischen Geschichtsschreibung ein. Doch überstieg dieses Projekt Mobergs Kräfte, und es folgten keine weiteren Bände.

1973 beging Moberg Selbstmord.

Werke (Auswahl)

  • 1925 Kassabrist
  • 1927 Raskens
  • 1929 Långt från landsvägen
  • 1929 Marknadsafton
  • 1930 De knutna händerna
  • 1933 Mans kvinna
  • 1935 Sänkt sedebetyg
  • 1937 Sömnlös
  • 1939 Giv oss jorden!
  • 1941 Rid i natt! (dt. Reit heut nacht!)
  • 1944 Soldat med brutet gevär
  • 1945 Vår ofödde son
  • 1949 Utvandrarna (dt. Die Auswanderer)
  • 1952 Invandrarna (dt. In der neuen Welt)
  • 1956 Nybyggarna (dt. Die Siedler)
  • 1957 Domaren
  • 1959 Sista brevet till Sverige (dt. Der letzte Brief nach Schweden)
  • 1963 Din stund på jorden (dt. Dein Augenblick)
  • 1970-71 Min svenska historia 1, 2