Jan Assmann (eigentlich Johann Chr. Assmann; * 7. Juli 1938 in Langelsheim) ist ein deutscher Ägyptologe, Religionswissenschaftler und Kulturwissenschaftler.

Leben
Assmann wuchs in Lübeck und Heidelberg auf und studierte Ägyptologie, Klassische Archäologie und Gräzistik in München, Heidelberg, Paris und Göttingen.
1966/1967 erhielt er ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts und war von 1967 bis 1971 als freier Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft beschäftigt.
1971 habilitierte er sich und war von 1976 bis zu seiner Emeritierung 2003 Professor für Ägyptologie in Heidelberg, seither ist er Honorarprofessor für allgemeine Kulturwissenschaft an der Universität Konstanz.
Seit 1967 engagierte sich Assmann in Theben-West bei einer epigraphisch-archäologischen Feldarbeit für die Beamtengräber der Saiten- und Ramessidenzeit und leitete ab 1978 ein Forschungsprojekt in Luxor (Oberägypten).
Er absolvierte verschiedene Forschungs- und Auslandsaufenthalte, darunter:
- Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin (1984/1985)
- Scholar am J. P. Getty Center Santa Monica (1994/1995)
- Fellow der C. F. v. Siemens-Stiftung München (1998/1999)
- Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien 2004,
- Gadamer-Stiftungsprofessur (2004)
- Gastprofessuren in Paris (Collège de France und École Pratique des Hautes Études, EHESS)
- Gastprofessur in Jerusalem (Hebräische Universität Jerusalem, Dormitio-Abtei)
- Gastprofessuren in USA (Yale University, Houston).
Assmann ist verheiratet mit der Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, lebt in Heidelberg und Konstanz und hat fünf Kinder.
Wirken
Als Kulturwissenschaftler entwickelte Jan Assmann mit seiner Frau Aleida Assmann zusammen die Theorie des „kulturellen Gedächtnisses“ und wurde international bekannt. Über den engeren ägyptologischen Kreis hinaus bekannt wurde er durch seine Deutung der Entstehung des Monotheismus. Assmann zufolge haben Splitter der gescheiterten religiösen Umwälzung durch den Pharao Echnaton ihren Niederschlag in der religiösen Welt der frühen Juden gefunden und so die heutigen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam vorbereitet. Damit einhergegangen sei die Entwicklung eines absoluten Wahrheitsbegriffes (Die Mosaische Unterscheidung), der langfristig das pluralistische Nebeneinander des antiken Pantheons unmöglich gemacht habe und tief in das kulturelle Gedächtnis des modernen Menschen eingegangen sei. Seither sei für den Monotheismus ein „Preis“ zu zahlen, der u.a. in intensiven religiösen, kulturellen und politischen Auseinandersetzungen bestünde.
siehe auch: Kollektives Gedächtnis, Maurice Halbwachs
Ehrungen und Mitgliedschaften
- Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Academia Europea
- Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI)
- Mitglied des Instituts für Historische Anthropologie
- Mitglied der Egypt Exploration Society
- Mitglied der Société française d'égyptologie (SFE)
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen
- Mitglied des Kuratoriums der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft
- Mitglied des Beirats des Zentrums Kulturwissenschaft Stuttgart
- Mitglied des Kuratoriums des Frobenius-Institut an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Max-Planck-Forschungspreis (1996)
- Preis des Historischen Kollegs (1998)
- Ehrendoktorwürde Dr. theol. h.c. der Ev. Theol. Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (1998)
- Ehrendoktorwürde Doctor of Social Sciences honoris causa der Yale University, New Haven, USA (2004)
- Ehrendoktorwürde Dr. phil. h.c. der Hebräischen Universität Jerusalem (2005)
- Bundesverdienstkreuz Erster Klasse (2006)
- Alfried-Krupp-Wissenschaftspreis (2006)
- Honorarprofessur der Universität Konstanz (Fachbereich Geschichte und Soziologie)
Schriften
- Ägyptische Hymnen und Gebete. Artemis & Winkler Verlag 1975, ISBN 3-7608-3501-5 Ägyptische Hymnen und Gebete (Orbis Biblicus et Orientalis), 1999
- Re und Amun. Die Krise des polytheistischen Weltbilds im Ägypten der 18.-20. Dynastie (Orbis Biblicus et Orientalis 51). Fribourg and Göttingen 1983
- Ägypten. Theologie und Frömmigkeit einer frühen Hochkultur. Stuttgart: Kohlhammer Verlag (Urban-Taschenbücher Band 366), 1984
- Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, C. H. Beck München 1992, ISBN 3-406-36088-2
- Ma'at. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten. C. H. Beck München 1995, ISBN 3-406-39039-0
- Stein und Zeit. Mensch und Gesellschaft im alten Ägypten, Wilhelm Fink Verlag München 1995, 2. Auflage, ISBN 3-7705-2681-3
- Ägypten. Eine Sinngeschichte, Carl Hanser München 1996, ISBN 3-446-18522-4
- Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur. Carl Hanser München 1998, ISBN 3-446-19302-2
- Religion und kulturelles Gedächtnis, C. H. Beck München 2000, ISBN 3-406-45915-3
- Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Ägypten, Israel und Europa. Carl Hanser München 2000, ISBN 3-446-19866-0
- Weisheit und Mysterium. Das Bild der Griechen von Ägypten, C. H. Beck München 2000, ISBN 3-406-45899-8
- Der Tod als Thema der Kulturtheorie, Suhrkamp Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-12157-X
- Die Mosaische Unterscheidung oder Der Preis des Monotheismus, Carl Hanser München 2003, ISBN 3-446-20367-2
- Tod und Jenseits im Alten Ägypten, C. H. Beck München 2003, ISBN 3-406-49707-1
- Religionsphilosophische Schriften von Plutarch., Artemis & Winkler 2003, ISBN 3-7608-1728-9, Hrsg. mit Herwig Görgemanns und Reinhard Feldmeier
- Die Zauberflöte. Oper und Mysterium., Carl Hanser München 2005, ISBN 3-446-20673-6
- Erinnertes Ägypten , Kulturverlag Kadmos Berlin 2006, ISBN 3-931-65990-9
- Thomas Mann und Ägypten. Mythos und Monotheismus in den Josephsromanen , C. H. Beck München 2006, ISBN 3-406-54977-2
- Monotheismus und die Sprache der Gewalt, Picus Verlag Wien 2006, ISBN 3-854-52516-8
- Saeculum. Jahrbuch für Universalgeschichte (begründet von Georg Stadtmüller), erscheint jeweils in zwei Halbbänden 2006 im 57. Jahrgang im Böhlau Verlag Köln, ISSN 0080-5319 (Mitherausgeber 2006)
Literatur
- Mirjam-Kerstin Holl: Semantik und soziales Gedächtnis. Die Systemtheorie Niklas Luhmanns und die Gedächtnistheorie von Aleida und Jan Assmann. Königshausen und Neumann, Würzburg 2003, ISBN 3-8260-2447-8 (zugl. Dissertation, Universität Stuttgart 2002)
- Gerhard Kaiser: War der Exodus der Sündenfall? Fragen an Jan Assmann anläßlich seiner Monographie „Moses der Ägypter“. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 98 (2001), S. 1-24 (Volltext)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:IMDb Name
- Verzeichnis aller Publikationen von Jan Assmann
- Das Leben nach dem Tod im Ägypten (Videodokumentation)
- Offener Brief zur Richtigstellung seiner Thesen in einem umstrittenen Artikel des Spiegels vom 22.12.2006
- Vortrag Die drei monotheistischen Religionen und Gewalt von Jan Assmann im Rahmen der Ringvorlesung 'Wir und die anderen', WiSe 2005/2006 an der LMU München im Quicktime-Format mit Simultananzeige der Powerpoint-Präsentation
Personendaten | |
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NAME | Assmann, Jan |
ALTERNATIVNAMEN | Assmann, Johann Chr. |
KURZBESCHREIBUNG | Ägyptologe |
GEBURTSDATUM | 7. Juli 1938 |
GEBURTSORT | Langelsheim |