Dorama

Fernsehserie japanischer Produktion
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Dorama (japanisch ドラマ) von griechisch "Drama" = "Handlung" sind japanische Fernsehserien, die in der Regel aus 10 bis 14 Folgen à 45 Minuten bestehen. Ihr Charakter ähnelt eher der ursprünglichen griechischen weitgefassten Bedeutung, die Freud und Leid, Spannung und Schicksal abdeckt, als der deutschen negativen Bedeutung von Drama.

Nicht nur japanische Fernsehserien sind in Japan ein "Drama"

Japanische Fernsehserien sind in Konzept, Inhalt, Ausstrahlungsmodus und Status den lateinamerikanischen Telenovelas ähnlich, ohne dass beide Genres direkt voneinander beeinflusst wurden. Die US-amerikanischen Seifenopern dagegen sind lange nicht so populär in den USA wie Dorama in Japan.

Populär wurden Dorama in Japan in den späten 1980er bis frühen 1990er Jahren. Sie existieren allerdings schon seit Einführung der Fernsehens in Japan 1954.

Merkmale

In der Handlung werden nahezu alle Genres abgedeckt, der Großteil ist jedoch eher romantisch geprägt. Bei einem Dorama stehen vor allem die Dialoge der Darsteller im Vordergrund. Sie haben immer einen abgeschlossenen Handlungsbogen und sind somit schwer vergleichbar mit dem westlichen Serienformat.

Der Realismus ist oftmals gar nicht sehr weit von der Realität entfernt. An Details jedoch erkennt man schon deutlich Übertreibungen, wie sie auch in amerikanischen oder deutschen Serien vorkommen. Beispielsweise spielt die Handlung in Wohnungen, die sich in der Größe und luxoriösen Ausstattung normale Japaner nicht leisten können. Oftmals werden Dorama gedreht, die sich an Manga oder Anime anlehnen.

Ausstrahlungsmodus

Das japanische Fernsehen ist relativ strikt in vier, den Jahreszeiten entsprechenden Abschnitten pro Jahr eingeteilt. Pro Saison wird dabei eine Serie vollständig abgeschlossen, mit einer Folge pro Woche im Abendprogramm (in der Prime Time, in der Regel von 21.00 bis 22.00 Uhr). Die Einteilung ermöglichst es viele berühmte Doramastars in jeder Saison verschiedene Rollen spielen können. Es ist nicht unüblich, dass ein einzelner Schauspieler in über 20 verschiedenen Serien mitgespielt hat. Jede Saison gibt es völlig neue Doramas, im Gegensatz zu Deutschland werden so Wiederholungen weitgehend vermieden. Wenn überhaupt, dann laufen diese Wiederholungen tagsüber. Wenn eine Serie besonders erfolgreich ist, werden in den Wochen zwischen zwei Saisons Spezialfolgen gezeigt, eine Art Spin-Off, die in der Regel eine Doppelepisode lang sind. Zusätzlich gibt es noch verschiedene Serien die morgens oder späten Nachmittag gesendet werden, diese haben jedoch oftmals mit unbegrenztem Ende und ähneln daher eher deutschen Seifenopern.

Die Qualität der Doramas variiert stark; von aufwändigen bis low-budget Produktionen. Im Laufe der 1990er Jahre hat sich die Vermarktung von DVDs, die direkt nach der Ausstrahlung verkauft werden, immer mehr durchgesetzt.

Die bekanntesten Dorama Fernsehsender sind Fuji TV, TBS und NTV sowie Tokai TV und TV Asahi.

Die meisten Dorama werden zwischen 20.00 Uhr und 23.00 Uhr, in der so genannten Golden Time, im Fernsehen gesendet. In der Zeit machen sich die Fernsehsendern am meisten Konkurrenz, um Zuschauer zu bekommen. Die Hauptzielgruppe dieser Programme sind junge, unverheiratete Frauen zwischen 22 und 35 Jahren, die in Japan die aktivsten Konsumenten sind. Aber auch Männer und Frauen anderen Alters schauen Dorama.

Die wichtigste Stunde der Woche überhaupt ist die Stunde nach 21.00 Uhr am Montag, die sogar einen eigenen Namen trägt, Getsuku (jap. 月9), wörtlich Montag neun. Wer in einem Getsuku-Drama auftritt, ist entweder einer der Top-Drama-Darsteller oder wird durch die Teilnahme am Getsuku-Drama zu einem Top-Darsteller geadelt.

Aus einigen Dorama wie zum Beispiel Odoru-daisosasen (Police investigation headquarters) oder Great Teacher Onizuka (beide Fuji-TV) wurden Kinofilme gedreht.

Es gibt auch Dorama die circa 2 Stunden am Abend dauern, 30 Minuten Dorama (die über ein viertel oder halbes Jahr gesendet werden) am Nachmittag, 15 Minuten Dorama von NHK (die ein Jahr lang gesendet werden) am Morgen und auch 45 Minuten historische Dorama, vom öffentlich-rechtlichen Fernsehsender NHK, genannt Taiga-Dorama (大河ドラマ), das über ein ganzes Jahr ausgestrahlt wird. Historische Doramas und Filme werden allgemein als Jidai-Geki (時代劇) bezeichnet.

Darsteller

Bei der Auswahl der Darsteller ist der Bekanntheitsgrad wichtiger als die schauspielerische Qualität. Dabei ist von geringem Interesse, aus welchem Grund sie bekannt sind. Häufig stammen die Schauspieler aus der japanischen Musikszene. Dieser Trend setzte sich Ende der 1980er Jahre durch und ist mitverantwortlich für die heutige Popularität der Dorama. Bestes Beispiel dafür ist Kimura Takuya, Mitglied der J-Pop-Band SMAP, Anfang der 1990er erste Auftritte in Doramas und mehrfach zum "Sexiest Man" von Japan (und anderen asiatischen Ländern) gewählt. Diese Multi-Stars sind häufig und man kann davon ausgehen, das nahezu jeder Hauptdarsteller noch in vielen anderen Bereichen tätig ist.

Kommerz

Die japanischen Fernsehserien sind so geplant, dass Synergieeffekte den maximalen wirtschaftlichen Gewinn garantieren. Jede Serie hat ein Titellied, das auch während der Handlung vor allem bei Höhepunkten immer wieder als Hintergrundmusik eingespielt wird. Die Titellieder der bekannteren Serien sind praktisch immer auf Platz eins der japanischen Musikcharts zu finden. Sie werden in japanischer Sprache von japanischen Sängern gesungen. Nicht selten werden sie von einem der Darsteller interpretiert, so dass sie auch in den Karaoke-Boxen schnell zu Hits werden.

In einer Sendung gibt es ca. vier Werbepausen, die je ziemlich genau zwei Minuten dauern (Werbespots werden in Vielfachen von 15 Sekunden verkauft). In den Werbespots treten oft die Darsteller der Serie auf, um Reiswein anzupreisen oder eine Kreditfirma zu empfehlen.

Dorama außerhalb Japans

Neben den Telenovelas in Lateinamerika werden vergleichbare Fernsehserien auch in Ostasien, also in Korea und China sowie in Hongkong und Taiwan gedreht. Die Fernsehserien dort unterscheiden sich allerdings erheblich in Episodenlänge und Anzahl. Chinesische Fernsehserien haben oftmals mehrere Dutzend Episoden, was die Handlung sehr in die Länge zieht.

In den USA werden japanische Fernsehserien mit englischem Untertitel und in Gebieten ausgestrahlt, in denen viele japanische Emigranten leben, beispielsweise Hawaii.

Zudem existiert eine Gemeinde von Fans, die Serien als Fansub in englischer Sprache im Internet verbreiten. Dies wird von den Produktionsfirmen der japanischen Fernsehsender geduldet, wenn auch nicht immer ohne Kritik.

Ausländische Serien

Es liegt wohl weniger am mangelnden Interesse, sondern vielmehr an den kommerziellen Interessen der Fernsehstationen, dass zur Primetime praktisch ausschließlich in Japan produzierte Serien und Sendungen laufen. In den letzten zehn Jahren liefen zu dieser Zeit auf den terrestrischen Sendern insgesamt nur drei ausländische Serien: Akte X und Chicago Hope (schnell wieder abgesetzt) aus den USA, sowie 2003 die viel erfolgreichere koreanische Fernsehserie Wintersonate (kor. 겨울연가; 冬演歌 Kyŏulyŏn'ga jap. 冬のソナタ Fuyu no sonata), die wie eine Bombe einschlug, den Hauptdarsteller Yong Joon Bae in Japan zum Superstar machte und zu einem extremen Interesse an Koreanisch-Kursen bei jüngeren Frauen führte.

Wer ausländische Serien sehen will, muss sich an die relativ wenig verbreiteten Kabel- oder Satellitensender halten.

Auswahl an bekannten Künstlern und Serien

Literatur

  • Jonathan Clements, Motoko Tamamuro: The Dorama Encyclopedia, Stone Bridge Press, 2003, 448 S., ISBN 1-8806-5681-7