Ernst Bloch (* 8. Juli 1885 in Ludwigshafen, † 4. August 1977 in Tübingen) war ein deutscher Philosoph.
Leben
Ernst Bloch entstammte einer jüdischen Familie aus der Pfalz. Nach dem Abitur studiert Ernst Bloch ab 1905 im Hauptfach Philosophie und im Nebenfach Physik und Musik in Würzburg und München. 1908 promoviert er mit einer Dissertation über "Kritische Erörterungen über Rickert und das Problem der modernen Erkenntnistheorie".
1913 heiratet er die Bildhauerin Else von Stritzky (sie stirbt 1921). Nach einer Italienreise lernt er in Heidelberg Max Weber kennen. Aufgrund des, seiner Meinung nach, Eroberungskrieges Deutschlands geht er von 1917 bis 1919 mit seiner Frau ins Schweizer Exil. In den 1920er Jahren lebt er in Berlin und arbeitet als Journalist. Er pflegt dabei freundschaftliche Kontakte (u.a.) zu Bertolt Brecht, Kurt Weill und Theodor W. Adorno. 1922 heiratet er die Malerin Linda Oppenheimer. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Mirijam (* 1928). 1928 wird diese Ehe geschieden.
1933 emigriert er erneut in die Schweiz. Nachdem er dort ausgewiesen wird, geht Bloch, über Italien, zunächst nach Wien. Dort heiratet er erneut: Karola Bloch, geb. Piotrowska, eine polnische Architektin, mit der er bis zu seinem Tod zusammenbleibt. 1937 wird der Sohn Jan Robert geboren.
Die Jahre 1936 bis 38 verbringt Bloch in Prag, wo er Mitarbeiter bei der neuen Weltbühne ist. Kurz vor dem Einmarsch der Nazis flieht er in die USA.
Im amerikanischen Exil verfasst er einige seiner Werke, u.a. Das Prinzip Hoffnung und Subjekt - Objekt. 1948 wird ihm der Lehrstuhl für Philosophie in Leipzig angeboten. Im Jahr darauf übersiedelt er dorthin. Im Jahr 1955 wird ihm der Nationalpreis der DDR verliehen. Zudem wird er Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften. Doch der ungarischer Volksaufstand 1956 bringt den überzeugten Marxisten auf Gegenkurs zum SED-Regime: Nachdem er seine eigenen Freiheitsideale lehrt, wird er 1957 zwangsemeritiert. 1961 (nach dem Bau der Mauer) kehrt er von einer Reise in den Westen nicht mehr in die DDR zurück.
Bloch nimmt eine Gastprofessur an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen an. 1967 erhält er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. 1972 wird ihm die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Ludwigshafen zuteil. Ehrendoktorwürden der Universität Zagreb, der Sorbonne und seiner Universität Tübingen folgen.
Die Studentenbewegung in den späten 1960er Jahren begleitet er mit kritischem Wohlwollen. Er gilt als einer ihrer geistigen Wegbereiter. So hält bis heute die Fachschaftsräte-Vollversammlung, die unabhängige Studierendenvertretung an der Universität Tübingen, Ernst Bloch in Erinnerung. Deutlich wird dies beispielsweise in ihrer Forderung nach der Umbenennung der Universität in "Ernst Bloch Universität Tübingen". Zwischen Bloch und einem der profiliertesten Führer der Studentenbewegung, Rudi Dutschke, entwickelt sich in den 70-er Jahren ein Verhältnis väterlicher Freundschaft.
Am 4. August 1977 stirbt Ernst Bloch an den Folgen einer Herzschwäche.
Bloch'sche Philosophie
Ernst Bloch ist der Philosoph der konkreten Utopien, der Tagträume, der Hoffnungen. Im Zentrum seines Denkens steht der über sich hinausdenkende Mensch. Das Bewußtsein des Menschen ist nicht nur das Produkt seines Seins, es ist vielmehr mit "Überschuss" ausgestattet. Dieser "Überschuss" findet seinen Ausdruck in den sozialen, ökonomischen und religiösen Utopien, in der bildenden Kunst, in der Musik.
Als Marxist sieht Bloch im Sozialismus und Kommunismus die Instrumente, diesen "Überschuss" in die Tat umzusetzen. Untypisch für einen Marxisten ist seine starke Hinwendung zur Metaphysik. Im Zentrum seiner Überlegungen steht dabei das "Noch-Nicht-Sein", das für unser Jetzt kennzeichnend ist. Der Mensch, die Gesellschaft hat noch kein wahres Sein, weil wir noch Mangel fühlen, unser Nicht-Haben spüren. Alles Seiende umgibt jedoch ein "Bedeutungshof" seiner unrealisierten Möglichkeiten, der uns "auf den Weg bringen", das Nicht-Haben in ein Haben umzuwandeln.
Bedeutung hat auch seine Theorie der Stadialität der Zeit: in der modernen Welt prallen verschiedene Formen der Zeitwahrnehmung aufeinander. Der Buschmann im australischen Outback verfügt über ein anderes Empfinden von Zeit als der Mensch der Industrienationen - ihre "Gleichzeitigkeit" ist nur scheinbar, und jedes Bemühen, diese zu erzwingen, muß in Gewalt enden.
Siehe auch: Utopischer Sozialismus
Werke
- 1909 Dissertation Kritische Erörterungen über Rickert und das Problem der Erkenntnistheorie
- 1918 Geist der Utopie, München
- 1921 Thomas Münzer als Theologe der Revolution, München
- 1930 Spuren, Berlin
- 1935 Erbschaft der Zeit, Zürich
- 1949 Subjekt - Objekt, Christian Thomasius, Das Prinzip Hoffnung, Avicenna und die aristotelische Linke, Leipzig
- 1959 Spuren und Das Prinzip Hoffnung, Suhrkamp Verlag
Weblinks
==siehe auch:== Liste verbotener Autoren 1933 - 1945