Giuseppe Mazzini

italienischer Jurist, Demokrat und Freiheitskämpfer im Rahmen des Risorgimento
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Giuseppe Mazzini (* 22. Juni 1805 in Genua, † 10. März 1872 in Pisa) war Jurist, italienischer Demokrat und Freiheitskämpfer im Rahmen des Risorgimento.

Mazzinis politisches Ziel war die Selbstbestimmung der Europäischen Völker und insbesondere die Unabhängigkeit und Einigung der italienischen Staaten, die damals in spanisch-bourbonische (Neapel-Sizilien, vgl. Königreich beider Sizilien) und österreichische Provinzen (Lombardei und Venetien) sowie Gebiete in päpstlichem Besitz (Kirchenstaat) und unabhängige Gebiete (Piemont, Sardinien, vgl. Sardinien-Piemont) geteilt waren. Mazzini strebte diese italienische Einigung in einer Republik an, die er nur durch die Vertreibung der fremden Besatzungsmächte als möglich erachtete.

Er schloss sich 1828/29 der Carboneria, einem politischen Geheimbund, an, wurde verraten und 1830 verhaftet. Im Exil in Marseille schuf er 1830 eine neue Bewegung, genannt Giovine Italia (Junges Italien). Deren gleichnamige Zeitung, in der eine gesamtitalienische republikanische Erheung gefordert wurde, wurde illegal in allen italienischen Fürstentümern verbreitet. Mazzini forderte König Karl Albert von Sardinien-Piemont zur Befreiung Italiens auf.

Am 15. April 1834 schlossen sich in Bern die drei von Mazzini initiierten Verbindungen Junges Italien, Junges Deutschland und Junges Polen unter dem Motto "Freiheit - Gleichheit - Humanität" zu dem Geheimbund Junges Europa zusammen, der anstelle des Europas der Fürsten und Könige ein "Europa der Völker" anstrebte.

Nach zwei gescheiterten Umsturzversuchen in Genua und Savoyen, die er von Genf aus leitete, wurde Mazzini in Sardinien in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

1836 wurde Mazzini aus der Schweiz ausgewiesen. In London organisierte er die italienischen Arbeiter und agitierte gegen die Fremdherrschaft in Italien. Seine Anhänger formierten sich in der Partito d’Azione (deutsch: Partei der Aktion).

In der Revolution 1848 (siehe auch Märzrevolution, Unterüberschrift Italienische Staaten) scheiterte er mit seinen Ideen in Mailand. Mazzini leitete führend als einer der Triumviren 1849 die kurzlebige Römische Republik, nachdem der Papst in Folge der revolutionären Ereignisse aus dem Kirchenstaat geflohen war. Nach deren gewaltsamer Niederschlagung durch französisches Militär ging er erneut nach London. Er befasste sich im Exil mit der Theorie der Befreiung und Einigung anderer europäischer Staaten und gründete mit Kossuth, Ledru-Rollin und Ruge den Comitato europeo, der die Errichtung einer europäischen Republik zum Ziel hatte.

Beim Beginn des italienischen Krieges im Mai 1859 zwischen Sardinien-Piemont und Frankreich einerseits und Österreich andererseits erklärte er sich gegen das Bündnis Sardiniens mit Frankreich, weil König Viktor Emmanuel II. Frankreich für seine Unterstützung die Abtretung Savoyens und Nizzas zugesagt hatte.

Mazzini unterstützte im Mai 1860 Garibaldis Expedition zur Befreiung Siziliens mit dem so genannten "Zug der Tausend" und feuerte ihn an, auch Rom und Venedig zu befreien. Die vom Ministerpräsidenten Sardinien-Piemonts Camillo Cavour geführte Einigung Italiens nach 1859, die sich auf die Zusammenarbeit des piemontesischen Königshauses, Nationalbewegung und das Bündnis mit Frankreich stützte, lehnte er jedoch ab. Er wollte die nationale Frage auf demokratischem Wege lösen. Letztlich setzte sich die Einigung Italiens unter sardinisch-piemontesischer Führung 1861 als konstitutionelle Monarchie mit einem stark eingeschränkten Zensuswahlrecht durch, und wurde 1870 mit der Einnahme des Kirchenstaats vollendet.

1870 kehrte Mazzini unter falschem Namen nach Pisa zurück, wo er bis zu seinem Tod (1872) lebte. Obwohl, bezogen auf seine politischen (demokratischen) Ziele, in seiner Zeit am Ende erfolglos, trugen Mazzinis Ideen und Aktivitäten, mit denen er relativ große Teile des Kleinbürgertums, der Handwerker und Arbeiter als revolutionäre Kraft mobilisieren konnte, wesentlich zur Einigung der italienischen Nation bei.

Siehe auch: Risorgimento, Märzrevolution