Osthannoversche Eisenbahnen

Eisenbahnunternehmen mit Sitz in Celle
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. September 2007 um 14:07 Uhr durch Köhl1 (Diskussion | Beiträge) (Die Strecken der OHE). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) ist ein in Celle ansässiges Eisenbahnunternehmen mit eigenem Streckennetz im nordöstlichen Niedersachsen.

Osthannoversche Eisenbahnen Aktiengesellschaft
Rechtsform Aktiengesellschaft
Sitz Celle
Leitung Dr. Jens Jahnke, Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiterzahl 233 (Stand: 2005)
Branche Transport & Logistik
Website www.ohe-transport.de
Eine OHE Lokomotive der Baureihe 185 auf dem Güterverkehrszentrum Ingolstadt

Die OHE führt heute hauptsächlich Gütertransporte durch, sowohl auf eigenen Strecken als auch im Netz der Deutschen Bahn AG. Der schienengebundene Personenverkehr auf dem eigenen Netz ruht seit 1977 vollständig, nachdem es vorher bereits Teilstilllegungen gegeben hatte. Im Zuge der marktwirtschaftlichen Öffnung des Eisenbahnverkehrs in Deutschland hat die OHE mit der Beteiligung an der metronom Eisenbahngesellschaft wieder ein Standbein in der schienengebundenen Personenbeförderung.

Geschichte

Die OHE entstanden 1944 durch den Zusammenschluss mehrerer Kleinbahngesellschaften im Raum Nordostniedersachsen. Die Gründung einer einzigen Bahngesellschaft war nicht nur wirtschaftlich motiviert, sondern auch stark politisch gefordert. Im nationalsozialistischen Deutschland war das Netz der zukünftigen OHE im Regierungsbezirk Lüneburg gelegen, der dem Gau Osthannover angehörte und auch namensgebend für die Gesellschaft wurde.

Die Osthannoverschen Eisenbahnen AG (OHE) in Celle sind aus der am 21. Juni 1902 gegründeten Kleinbahn Celle–Wittingen hervorgegangen, die sich ab 23. Februar 1940 Eisenbahn Celle-Wittingen AG nannte. Diese übernahm am 27. März 1944 die Kleinbahn Celle-Soltau, Celle-Munster GmbH, mit der sie in der „Betriebsgemeinschaft der Celler Kleinbahnen“ verbunden war, und führte fortan die Firma Celler Eisenbahnen AG.

Am 10. Juli 1944 wurden noch die folgenden Bahngesellschaften eingegliedert, für die seit den frühen zwanziger Jahren – bei den beiden Winsener Bahnen seit 1933 – das Landeskleinbahnamt der Provinz Hannover (LKA) den Betrieb geführt hatte:

Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch die

Mit dieser Fusion sollte – vor allem angesichts der schwierigen Kriegslage – durch eine einheitliche Leitung und gemeinsame Betriebsmittel die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der beteiligten Kleinbahnen gesteigert werden.

Das neue Unternehmen Osthannoversche Eisenbahnen AG besaß 1944 ein vollspuriges Streckennetz von fast 340 Kilometern Länge. Es war jahrzehntelang das umfangreichste aller nichtbundeseigenen Eisenbahnen.

Die Strecken der OHE

Das zusammenhängende Hauptnetz bilden folgende Strecken:

Strecke Länge Name Kategorie Anmerkung
Celle–Wietzenbruch 4,3 km 1998 von der DB übernommen, 2005 stillgelegt, 2006 abgebaut
Celle–Soltau 58,9 km Falkenbergbahn F1
BeckedorfMunster 23,9 km Örtzetalbahn Z2
Soltau–Neuenkirchen 12,0 km 1996 stillgelegt, 2006 komplett abgebaut
Lüneburg Süd–Soltau 57,1 km Gebirgsbahn Z1
Lüneburg Nord–Bleckede 23,8 km Geestrandbahn Z2 durch die Gleise der DB vom übrigen Netz der OHE abgetrennt
Winsen (Luhe)Hützel 41,1 km Luhebahn Z1
Winsen (Luhe)–Niedermarschacht 18,2 km Elbmarschbahn Z2
Celle–Wittingen 35,1 km Lachtetalbahn Z1
BeedenbostelMariaglück 5,6 km Salzbahn 2005 stillgelegt
Wittingen–Rühen 34,7 km Ohretalbahn Z2 gesperrt; der weiterführende Abschnitt nach Oebisfelde bereits 1945 stillgelegt

seit 2000, ohne Verbindung zum Stammnetz

Strecke Länge Name Kategorie Anmerkung
WunstorfBokeloh 5,9 km Z3 ehemalig Steinhuder Meer-Bahn StMB
gesamt 320,6 km

Im November 2005 wurde der OHE durch das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr die dauerhafte Einstellung des Verkehrs auf der Ohretalbahn ab Streckenkilometer 14,2 (Radenbeck) erteilt. Der verbleibende Streckenabschnitt ist weiterhin gesperrt. Abzüglich der weiteren stillgelegten Strecken beträgt die Länge der OHE-Strecken im Jahr 2006 zusammen 278,2 km.

Die Kategorisierung folgt dem Trassenpreissystem 2005 der OHE, die damit interessierten EVU den Zugang zu ihrem Netz gewährt. Die Kategorie F1 steht für Fernsteuerstrecke, Z1 für Strecken im Zugleitverfahren, Z2 für Randstrecken, die im vereinfachten Zugleitverfahren betrieben werden und Z3 für Inselstrecken im vereinfachten Zugleitverfahren.

Auf folgenden Strecken ist die OHE als Betriebsführungsbahn tätig:

historischer Verkehr

Mit Unterstützung durch einen Lüneburger Verein von Eisenbahnfreunden werden im Netz der OHE Fahrten mit historischen Fahrzeugen angeboten.

Die weitere Entwicklung

Güterverkehr

Der Güterverkehr hat stets eine bedeutende Rolle gespielt, und noch heute steht ihm ein Netz von 292 km Länge zur Verfügung, auf dem im Jahr 2005 1,5 Millionen Tonnen an Baustoffen, chemischen Produkten, Düngemitteln, Holz aber auch militärisches Gerät für Truppenübungsplätze befördert werden.

Außerdem bedient die OHE auch auf Strecken der Deutschen Bahn von rund 100 km Länge Güterverkehrstellen im Einzelwagenverkehr:

Strecke Länge
Munster – Uelzen 34 km
Celle – Uelzen 53 km
Soltau – Visselhövede (- Langwedel) 18 (45) km
gesamt 105 (132) km

Diese Strecken grenzen an das Streckennetz der OHE und werden meist in der Funktion als regionaler Partner der DB bedient. In der Vergangenheit wurden auch andere Strecken befahren, deren Bedienung heute unrentabel ist oder wieder durch die DB selbst erfolgt.

Personenverkehr

Der Personenverkehr nahm vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und in den folgenden Jahren einen vorher nie gekannten Umfang an. Er behielt auf einigen Strecken auch noch bis in die 1970er Jahre seine Bedeutung. Das zeigt sich an den Eilzugverbindungen, die u. a. dem sonntäglichen Ausflugsverkehr dienten. Doch im Sommer 1977 waren im Kursbuch keine Personenzüge der OHE mehr zu finden.

Die Stilllegungsdaten des Personenverkehrs:

1. Juli 1945 Rühen – Oebisfelde
22. Mai1955 Beedenbostel – Mariaglück (Werksverkehr verblieb noch bis 1958)
28. Mai 1961 Soltau – Neuenkirchen
22. Mai 1966 Winsen – Niedermarschacht
31. Mai 1970 Hermannsburg – Munster (Lager) und Salzhausen – Hützel
3. Juni 1973 Bleckede – Alt Garge
26. Mai 1974 Steinhorst – Wittingen und Wittingen – Rühen
5. Juli 1974 Winsen – Salzhausen
1. Juni 1975 Bergen – Soltau
26. Juni 1975 Soltau – Hützel – Schwindebeck
30. Mai 1976 Celle Nord – Bergen und Beckedorf – Hermannsburg
23. Juni 1976 Celle Nord – Steinhorst
22. Mai 1977 Lüneburg – Bleckede und Lüneburg – Schwindebeck

Als Ersatz für den Schienenverkehr richtete die OHE Omnibuslinien ein. Schon 1927/28 hatte die Direktion der Celler Kleinbahnen die Geschäftsführung des Kraftverkehrs Celle-Stadt und Land GmbH (KVC) übernommen; dieser betrieb damals vier Omnibuslinien von insgesamt 87 km Länge mit sechs KOM. Heute gehören der OHE 61 % der Anteile. Dazu kamen im Laufe der Jahre bei der OHE noch der Verkehrsbetrieb Osthannover GmbH (VOG) als hundertprozentige Tochter, die Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn (VLG) (25 %) und die 50 %-Beteiligung an der Kraftverkehr GmbH (KVG) in Stade, die u. a. im Raum Lüneburg Stadt- und Überlandverkehr bedient.

Über die Tochtergesellschaft NiedersachsenBahn GmbH ist die OHE an der metronom Eisenbahngesellschaft beteiligt und betreibt so seit 2003 SPNV in Norddeutschland auf den Gleisen der Deutschen Bahn.

Aktien und Betriebsführung

Bei der Gründung im Jahre 1944 waren als Hauptaktionäre der preußische Staat und die Provinz Hannover mit zusammen 53 % beteiligt. Die Landkreise Celle, Fallingbostel, Gifhorn, Harburg (in Winsen) und Lüneburg besaßen Aktien in unterschiedlichem Maße entsprechend den dortigen Streckenabschnitten. Mit ganz geringen Quoten sind zu nennen das Land Braunschweig und die Provinz Sachsen sowie die Städte Celle und Lüneburg nebst einigen kleineren Gemeinden und wenigen Privatpersonen.

Die Aktien verteilten sich seit 2007 auf folgende Eigentümer:

82,9 % Arriva-Bachstein GmbH, in der sich die britische Arriva-Gruppe und die Verkehrsbetriebe Bachstein zusammengeschlossen haben.[1]
17,1 % Kreise und Gemeinden

Die OHE führten ab 1959, nachdem das Niedersächsische Landeseisenbahnamt aufgelöst worden war, jahrzehntelang den Betrieb einer Reihe von Eisenbahnunternehmungen im Lande Niedersachsen, nämlich der:

Derzeit führt die OHE den Betrieb ihrer Tochtergesellschaft, der RStVG – Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH in Obernkirchen, an der sie – neben dem Kreis Schaumburg und Kommunen – zu 74 % beteiligt ist.

Ferner führt sie den Betrieb der 15 km langen Bahnstrecke Bomlitz–Walsrode für die Werksbahn von Dow Wolff Cellulosics.

Fahrzeuge

 
DE-AC33C – Blue Tiger der OHE.

Die OHE betreibt einen Fuhrpark von über 30 Diesellokomotiven verschiedener Leistungsstufen, sodass man von der Rangierlok bis zur Großdiesellok für Fahrten auf dem DB Netz über alle Größen verfügt. In den letzten Jahren hat eine Vereinheitlichung der eingesetzten Loktypen stattgefunden, trotzdem verfügt man immer noch über eine Vielfalt verschiedener Lokomotiven. Während früher die so genannten MaK-Stangenlokomotiven das Rückgrat des Fuhrparks bildeten, findet man heute überwiegend modernere Varianten der MaK-Standardbaureihe (G 1202, G 1204 und G 1205) im Dienst bei der OHE. Weiterhin im Einsatz sind die drei ursprünglich 1600 PS starken G 1600, eine Weiterentwicklung auf Basis der DB Baureihe 290, sowie weitere zwei Loks dieser Bauart mit geringerer Leistung. Die ursprünglich drei zweimotorigen Deutz-Großdiesellokomotiven vom Typ DG2000CCM befinden sich heute nicht mehr bei der OHE, ihre Nachfolge traten die Lokomotiven vom Typ „Blue Tiger“ an. Viele der eingesetzten Lokomotiven wurden umfassend modernisiert und mit neuen Motoren, Funkfernsteuerung und teilweise Einrichtungen zur Mehrfachtraktion ergänzt.

Für den schweren Streckendienst setzt die OHE mittlerweile drei Lokomotiven des Typs DH 1504 (2000 PS), drei Lokomotiven des Typs Siemens ER 20 (2700 PS) und fünf Bombardier DE-AC33C (Blue Tiger, hier Red Tiger genannt) mit 3300 PS ein. Ergänzt werden die eigenen Fahrzeuge durch Lokomotiven verschiedener Leasinggesellschaften, über die längerfristig vier Loks der Baureihe G 2000 (3000 PS) und eine Lok der Baureihe G1700-2 (2300 PS) angemietet wurden. Weiterhin werden mehrere E-Loks vom Typ Bombardier Traxx F140AC betrieben.

Literatur

  • Hütter, Bretschneider, Uhl, Kasper: Vom Kleinbahnnetz zu den Osthannoverschen Eisenbahnen. Verlag Kenning, Nordhorn 1997, ISBN 3-927587-71-0
  • H.W. Rogl: Die Osthannoverschen Eisenbahnen. Alba, Düsseldorf 1996, ISBN 3-87094-232-0

Einzelnachweise

  1. OHE geht an Arriva-Bachstein. In: eisenbahn magazin Nr. 2/2007, Düsseldorf, Februar 2007, S. 17