Die Philipps-Universität (auch: Alma Mater Philippina) in Marburg (Lahn) wurde im Jahre 1527 von Landgraf Philipp dem Großmütigen, als erste protestantische Hochschule der Welt gegründet. Mit 19.000 Studenten und 7500 Mitarbeitern ist sie eine der mittelgroßen deutschen Universitäten. Unter dem Einfluss des StuGuG sinkt die Zahl der Studenten momentan.
Geschichte der Universität und ihrer Studenten
Die historische Universität
- 1. Juli 1527 Gründung mit 11 Professoren und 84 Studenten
- 1529 Marburger Religionsgespräche mit Martin Luther, Ulrich Zwingli und Melanchthon
- seit 1580 bis 1628 war der für seine Zeit äußerst bekannte Rudolf Goclenius der Ältere (1547 - 1628) Professor für Physik, Logik, Ethik, Medizin und Philosophie an der Philipps-Universität. Er versuchte, wie zahlreiche Professoren damals die Philosophie des Melanchthon mit der von Petrus Ramus zu verbinden.
- 1605 wird Johannes Hartmann zum Professor für Chymiatrie berufen, den weltweit ersten pharmazeutisch-medizinisch orientierten Chemie-Lehrstuhl
- 1650 das Land Hessen-Kassel gibt den Hochschulstandort Marburg auf
- 24. Juni 1653 Wiedereröffnung der Universität
- 1866 die Philipps-Universität wird mit der Annexion Hessens durch Preußen königlich preußische Universität. Innerhalb von 20 Jahren vervierfacht sich die Studentenzahl.
- 1887 erstmals 1000 Studenten
- 1908 die ersten Frauen werden zum Studium zugelassen
- 1909 erstmals 2000 Studenten
Die Philipps-Universität in der Weimarer Zeit
- 1920 Marburger Freikorps sind maßgeblich an den Mechterstädter Vorkommnissen beteiligt
- 1929 der weltweit bekannte Marburger Professor Wilhelm Röpke übernimmt das Ordinariat für Politische Ökonomik
Die Philipps-Universität während des Nationalsozialismus
- 1933 Amtsenthebung und Emigration des Volkswirtschafters Prof. Wilhelm Röpke in die Türkei, Freitod des Professors für indogermanische Sprachen, Hermann Jacobsohn (27. April)
- bis 1936 erfolgt die weitgehende Selbstauflösung der Marburger Studentenverbindungen, Gleichschaltung in Form so genannter Kameradschaften im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund.
Die Philipps-Universität nach 1945
- ab 1960 Ausbau und Erweiterung der Universität
- Heutzutage kommt schätzungsweise nur noch ein Drittel der Studenten aus Hessen, der Großteil aus dem Rest Deutschlands (vor allem NRW und Baden-Württemberg).
Berühmte Studenten
- Boris Pasternak
- Die Brüder Grimm
- Gottfried Benn
- Otto Hahn
- Wilhelm Liebknecht
- Rudolf Breitscheid
- Hans-Jochen Vogel
- Heinrich Schütz
- Hans Eichel
- Hannah Arendt
- Karl Barth
- Michail Wassiljewitsch Lomonossow
- Ferdinand Sauerbruch
- Friedrich Bohl
- Ortega y Gasset
- Konrad Duden
- Manfred Kanther
- Hans-Georg Gadamer
- Gustav Heinemann
- Wilhelm Pfeffer - Botanik
- Alfred Dregger
- Hans Friderichs
- Burkhard Hirsch
- Robert Lehr
- Walter Wallmann
Berühmte Lehrer
Fächerangebot
An der Philipps-Universität können u.a. folgende Diplomstudiengänge studiert werden: Chemie, Geographie, Informatik, Mathematik, Pädagogik, Physik, Politikwissenschaft, Soziologie, Evangelische Theologie, Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsmathematik, Betriebswirtschaftslehre, Biologie, Psychologie, Humanbiologie.
Angebotene Fächer, deren Abschluß das Staatsexamen ist, sind Pharmazie, Medizin und Rechtswissenschaften. Daneben gibt es zahlreiche Studiengänge mit Abschluss Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien.
Weiterhin gibt es u.a folgende Magister-Studiengänge: Amerikanistik, Europäische Ethnologie, Evang. Theologie, Geographie, Geschichte, Keltologie, Medienwissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft, Religionswissenschaft, Romanische Philologie, Semitistik, Sinologie, Vergleichende Sprachwissenschaft, Völkerkunde.
Im Zuge des Bologna-Prozesses führt die Marburger Universität zur Zeit eine große Zahl neuer Bachelor- und Master-Studiengänge ein.
... und einige Aufbau- und Ergänzungsstudiengänge ..
Hervorzuheben z. B. ist die bundesweit einzige Qualifikationsmöglichkeit im Bereich des Pharmarechts ([1]).
Fachbereiche
- Rechtswissenschaften
- Wirtschaftswissenschaften
- Gesellschaftswissenschaften und Philosophie
- Psychologie
- Evangelische Theologie
- Geschichte und Kulturwissenschaften
- Germanistik und Kunstwissenschaften
- Fremdsprachliche Philologien
- Mathematik und Informatik
- Physik
- Chemie
- Pharmazie
- Biologie
- Geowissenschaften
- Geographie
- Medizin
- Erziehungswissenschaften
Vertretung der Studenten
Die Marburger Studenten werden durch den Allgemeinen Studenten Ausschuss (AStA) vertreten. In fast allen Fachbereichen gibt es einzelne Fachschaften, die in der Fachschaftenkonferenz zusammengeschlossen sind.
Studentenwohnheime
Das Christian-Wolff-Haus (CWH-Marburg) ist ein Studentenwohnheim. Es wurde nach dem Universalgelehrten Christian Wolff (1679 - 1754) benannt und ist bei vielen ehemaligen Marburger Studenten bekannt. Das Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße 111 wurde 1962 als Wohnheim für ca. 100 Promotionsstudenten erbaut und in den Jahren 1990 und 1992 zu einem Wohnheimkomplex mit 5 Gebäuden und insgesamt 258 Wohnheimplätzen erweitert (Friedrich-Ebert-Str. 113, 115, 117 und 119). Es ist inzwischen für Studenten jeder Art geöffnet und gehört zum Eigentum das Studentenwerks Marburg. Der Gebäudekomplex liegt in der Nähe des Marburger Waldes und der Universitätsgebäude der naturwissenschaftlichen Fachbereiche auf den Lahnbergen.
Literatur
- Hans Günter Bickert, Norbert Nail: Marburger Karzerbuch. 2. Auflage, 1995
- Holger Zinn: Zwischen Republik und Diktatur. Die Studentenschaft der Philipps-Universität Marburg in den Jahren von 1925 bis 1945
- Anne Chr. Nagel (Hg.): Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus, Stuttgart 2001.
- Konvent der Philipps-Universität Marburg (Hg.): Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus. Veranstaltungen der Universität zum 50. Jahrestag des Kriegsendes 8. Mai 1995, Marburg 1996. ISBN 3-8185-0217-X