Oswald Wiener
Oswald Wiener (* 5. Oktober 1935 in Wien) ist ein österreichischer Schriststeller, Sprachtheoretiker und Kybernetiker.
Wiener studierte Jura, Musikwissenschaft, afrikanische Sprachen und Mathematik in Wien. Nebenbei spielte er Trompete (Jazztrompete) und lebte nach seiner Flucht aus Wien 1970 als Gastwirt für einige Jahre in Berlin. Heute lebt Wiener in Kanada, wo er sich seit vielen Jahren mit theoretischer Hirnforschung befaßt.
Oswald Wiener hat seine gesamte literarische Arbeit bis 1959 vernichtet. In den 60er Jahren erarbeitete er seinen grundlegenden und folgenreichen Prosatext, den postmodernen Roman "Die Verbesserung von Mitteleuropa,Roman". Erstmals erschienen bei Rowohlt 1969, ein zweites Mal 1985. Dieser basiert auf seiner Beschäftigung mit der theoretischen Kybernetik, besonders der numerischen Methode. Dieser Dekonstruktionsroman imitiert und polemisiert das Genre Roman des 19. Jahrhunderts und transformiert das Konzept "Roman" so durch "Zerstückelung" (im psychoanalytischen Sinn). Aus Ansätzen und Bruchstücken linguistischer (Stichwort "linguistic turn" in den Kulturwissenschaften) und kybernetischer Denkexperimente entwickelt Wiener so ein Modell des durch die Kybernetik bewußtseinsveränderten postmodernen Menschen in einer postmodern veränderten Gesellschaft.
Oswald Wiener war das theoretische Haupt der »Wiener Gruppe« (1954 - 1964), die neben der "Situationistischen Internationale" und der "Independent Group" zu den radikalsten Momenten der Moderne/Postmoderne in Europa seit den 60er Jahren zählt. Er ist Schriftsteller, Sprachtheoretiker und Kybernetiker, ein Visionär des Cyberspace im Zeitalter des Postmodernismus.
Oswald Wiener übte großen Einfluß aus auf viele spätere schreibende und denkende KollegInnen. Zu nennen wären hier: Bodo Hell, Walter Grond, Friederike Mayröcker, Gerhard Anna Concic-Kaucic, Werner Schwab, Günter Brus,
Werke
- "Die Verbesserung von Mitteleuropa,Roman", 1969 u. 1985 (Rowohlt)
- "Poetik im Zeitalter wissenschaftlicher Erkenntnistheorien, Schriften", 1987