Haiangriffe an der Küste von New Jersey 1916
Während der Haiangriffe an der Küste von New Jersey (1916) wurden zwischen dem 1. Juli und dem 12. Juli 1916 vier Personen durch Haie getötet und eine weitere verletzt. Die Attacken ereigneten sich zu einem Zeitpunkt, an dem sich wegen einer Hitzewelle und einer Polio-Epidemie Tausende von Badegästen sich in den Küstenorten an der Atlantik-Küste von New Jersey aufhielten. Angriffe von Haien auf Menschen an der Atlantikküste nördlich von North Carolina stellen bis heute eine Ausnahme dar. Seit 1916 diskutieren Wissenschaftler, welche Haiart für die Angriffe verantwortlich war, ob die Angriffe von mehr als nur einem Tier ausgingen und welche Faktoren zu dieser Massierung von Attacken geführt haben.

Die Haiattacken an New Jerseys Küste beeinflussten sowohl unmittelbar als auch langfristig die us-amerikanische Populärkultur: Haie, von deren charakteristischen Gestalt bis zu diesem Zeitpunkt nur wenige eine Vorstellung hatten, wurden sehr schnell zu einem weit verstanden Symbol für Gefahr. Im Jahre 1974 verarbeitete der Schriftsteller Peter Benchley die Vorfälle in seinem Roman „Der weiße Hai“. Dieser Roman wurde unter dem Titel „Der weiße Hai“ 1975 von Steven Spielberg verfilmt und gilt als ein Filmklassiker der Action- und Horrorfilme. Gemeinsam mit dem Film Der Krieg der Sterne leitete er die Blockbuster-Ära in Hollywood ein. Die Haiattacken waren auch das Thema mehrerer Dokumentarfilme auf History Channel, Discovery Channel und National Geographic Channel.
Historischer Hintergrund
Die Strandgäste an den Küsten New Jerseys und New Yorks waren von den miltärischen Auseinandersetzungen in Europa weitgehend unberührt. Im Sommer 1916 war die USA noch kein aktiver Teilnehmer des Ersten Weltkriegs, allerdings hielten einige der Strandbesucher nach deutschen U-Booten Ausschau: Am 7. Mai 1915 hatte das deutsche U-Boot U 20 ohne Vorwarnung den mit 10 Tonnen Waffen beladenen britischen Passagierdampfer RMS Lusitania angegriffen hatte. Unter den 1198 Opfern dieses U-Bootangriffs befanden sich auch 120 US-Amerikaner und die USA drohte seitdem mit Kriegseintritt. Ein Auftauchen eines deutschen U-Bootes an der Ostküste der USA, das beispielsweise deutsche Spione absetzte oder in irgendeiner Weise amerikanische Einrichtungen sabotierte, gehörte zu den der Öffentlichkeit diskutierten Möglichkeiten.[1]. Zwei Jahre später, auf dem Höhepunkt der Spanischen Grippe erwogen us-amerikanische Zeitungen auch ernsthaft, ob der Erreger der Krankheit durch Angehörige eines deutschen U-Boots freigesetzt worden sei.
Der Aufenthalt an der Küste galt im Sommer 1916 als gesund. Eine in den Städten grassierende Polio-Epidemie sowie eine Hitzewelle war für viele Familien der Anlass, sich in die Badeorte der Ostküste zurückzuziehen. Es waren dabei nicht nur mehr die wohlhabenden Schichten, die sich einen Aufenthalt in den Badeorten an der Küste leisten konnten. Seit 1880 hatte sich der Lebensstandard der Arbeiterschicht deutlich verbessert. Nach wie vor musste der größte Teil des Haushaltseinkommens einer typischen Arbeiterfamilie dafür verwendet werden, die Ausgaben für Lebensmittel, Miete, Heizkosten und Kleidung zu decken und nur ein geringer Teil des Einkommens stand für Dinge zur Verfügung, die nicht dem unmittelbaren Lebensunterhalt dientem. Die Historikerin Kathy Peiss beschreibt die typische Arbeiterfamilie dieser Zeit als eine „Einheit, die sich nur die billigsten Vergnügungen leisten konnte“ [2]. Frauen und Männer der Arbeiterschicht suchten Ablenkung in Nickelodeons, Bars, Kneipen und Tanzhallen. Die verbesserten Eisenbahnanbindungen ermöglichte aber auch ihnen Tagesausflüge zu den nahe gelegenen Vergnügungsparks und Stränden auf Coney Island und an der Küste New Jerseys. Tausende reisten aus den großen Städten an der Ostküste zu Badeorten wie Long Branch, Asbury Park, Ocean Grove und Atlantic City.[3].
Wohlhabendere Familien hielten sich dagegen häufig mehrere Wochen an der Küste auf. Nicht selten blieben Ehefrauen und Kinder während des gesamten Sommers in den Badeorten an der Atlantikküste, um so der drückenden Sommerhitze in Philadelphia und New York zu entgehen. Die Ehemänner gingen während der Woche ihrer Arbeit nach und schlossen sich ihren Familien nur am Wochenende an. Elegante Hotels wie etwa das Engleside Hotel in Beach Haven boten ihnen adäquate Unterkunft. [4][5]. Im offenen Ozean zu baden oder zu schwimmen galt im Jahre 1916 bereits weiten Kreisen als sozial akzeptierte Freizeitbeschäftigung. Viele derjenigen, die sich an den Stränden aufhielten, konnten allerdings nicht schwimmen. Badeabschnitte an den Stränden waren häufig dadurch gekennzeichnet, dass Stangen ins flache Wasser gerammt waren, an denen lose Seile befestigt waren. Die Badenden konnten sich daran festhalten und von den Wellen mittragen lassen konnten. Als „Fanny-dunking“ oder Hinterntauchen bezeichnete man diese spezielle Form des Badens [6].
Kritisch diskutiert wurde, welche Badebekleidung angemessen schamhaft war. 1880 hatte sich für Frauen die ersten „Badekleider“ aus Perkal, Flanell oder Serge etabliert und seit Beginn des 20sten Jahrhunderts waren diese Badekleider kürzer geworden. Frauen trugen dazu üblicherweise Strümpfe. 1903 führte die us-amerikanische Schwimmerin Annette Kellermann die ersten einteiligen Badeanzüge aus Woll- und Baumwolltrikot ein, die sich jedoch erst in den 1920er Jahren als übliche Badebekleidung durchsetzen konnten. Frauen, die mutig genug waren, ihn bereits in 1916 zu tragen, kombinierten ihn mit einem Rock, damit nicht zuviel Bein zu sehen war und rollten ihre Strümpfe zu den Fussfesseln herunter. Männer trugen Badeanzüge, die aus einer Hose und einem ärmellosen Hemd bestanden oder Einteiler, der die Brust bedeckte. Die typische Badebekleidung war von schwarzer Farbe.
Während weite Teile der us-amerikanischen Bevölkerung das Auftauchen eines deutschen U-Bootes an der Ostküste nicht ausschlossen, hielten die wenigstens der Badenden Haie für eine ernstzunehmende Bedrohung. Die meisten der US-Amerikaner hatten allerdings eine unzureichende Vorstellung davon, wie ein Hai aussah. Gelegentlich tauchte eine Abbildung in einer Zeitung auf oder Erzählungen und Romane wie Herman Melvilles Moby-Dick oder Jules Vernes 20.000 Meilen unter dem Meer waren mit Haizeichnungen illustriert [7] Vor dem Jahre 1916 bezweifelten amerikanische Wissenschaftler außerdem, dass in den Küstengewässern der gemäßigten Klimazonen Haie ohne Provokation einen lebendigen Menschen angreifen würde. Das in den tropischen Küstengewässern Westindiens, Bombays, der Hawaii Inseln sowie der Fijis Menschen Haiangriffen zwar zum Opfer gefallen war, wusste man zwar; sie wurden jedoch als Anomalien abgetan. Die Haiattacken während der zwölf Julitage im Sommer 1916 überraschten und schockierten Touristen und Wissenschaftler daher gleichermaßen.[8].
Die einzelnen Haiattacken
Zwischen dem 1. und dem 12. Juli 1916 wurden entlang der Küste New Jerseys fünf Personen von Haien attackiert. Nur eine der angegriffenen Personen überlebte die Attacke.
Der Angriff auf Charles Vansant
Der erste Vorfall ereignete sich am Samstag, dem 1. Juli 1916 am Strand des kleinen Badeorts Beach Haven auf der vor der Südküste New Jersey liegenden Insel Long Beach Island. Opfer des Angriffs war der fünfundzwanzigjährige Charles Epting Vansant aus Philadelphie, der gemeinsam mit seinen Eltern und seinen drei Schwestern den Urlaub im Engleside Hotel verbrachte. Charles Vansant wollte noch vor dem Abendessen eine Runde im Meer schwimmen. Ein Chesapeake Bay Retriever, mit dem Charles Vansant zuvor am Strand gespielt hatte, begleitete den jungen Mann ins Wasser und beide schwammen weiter ins Meer hinaus als die übrigen Badenden. Als Charles Vansant umkehrte und in Richtung Strand zurückschwamm, begann er plötzlich laut zu schreien. Mitbadende waren zunächst überzeugt, dass seine Rufe sich an den Hund richteten; sie eilten ihm erst zur Hilfe, als sich das Wasser um ihn herum rot zu färben begann. Als erster erreichte Alexander Ott den jungen Mann, der sich zu dem Zeitpunkt in einer Gewässertiefe von etwas mehr als einem Meter befand und sich verzweifelt gegen den Hai wehrte. Als Alexander Ott begann, den schwer verletzten Charles Vansant in Richtung Strand zu ziehen, attackierte der Hai erneut, verbiss sich in die Hüfte von Vansant und versuchte, ihn in Richtung Meer zu zerren. Mit Hilfe mehrerer anderer Männer gelang es Alexander Ott den Schwerverletzten jedoch bis ans Ufer zu zerren. Der Hai folgte ihnen, bis er mit der Körperunterseite den Sand berührte. Alexander Ott beschrieb den Hai später als dunkel und etwa drei Meter lang und schätzte ihn auf ein Gewicht von 500 Pfund. Charles Vansant überlebte die Haiattacke nicht; wegen des schweren Blutverlustes starb er eine Stunde, nachdem er aus dem Wasser gezogen worden war [9].
Trotz des Vorfalls blieben die Badestrände an der Küste New Jerseys zunächst weiterhin offen. Dazu hatte beigetragen, dass die Presse teilweise erst zwei Tage später und in zurückhaltender Weise von dem Vorfall berichteten. Zwar nannte erstmals in der Geschichte der USA eine Sterbeurkunde Haibiss als Todesursache; es bestand jedoch keineswegs Einigkeit, dass Charles Vansant tatsächlich das Opfer eines Haiangriffs geworden war. Verdächtigt wurden auch ein Thunfisch oder eine große Meeresschildkröte, deren Kiefer nach Ansicht der lokalen Fischer kräftig genug war, um einen Menschen mit ihrem Biss zu zerteilen [10].
Der Angriff auf Charles Bruder
Die zweite Haiattacke ereignete sich am Donnerstag, dem 6. Juli 1916 72 Kilometer weiter nördlich am Strand des Badortes Spring Lake, New Jersey. Das Opfer war der achtundzanzigjährige Charles Bruder, ein Angestellter des Essex & Sussex Hotels. Der ehemalige Soldat der Schweizer Armee war ein geübter Schwimmer, der im Jahr zuvor in einem Hotel an der kalifornischen Küste gearbeitet hatte und dort regelmäßig zwischen Haien geschwommen war. Dabei dürfte es sich jedoch um Engelshaie und kleinbleibende Glatthaie gehandelt haben, die allesamt für Menschen weitgehend ungefährlich sind. Noch am Strand wiesen die beiden Rettungsschwimmer Christopher Anderson und George White Charles Bruder auf die Attacke am Strand vor Beach Haven hin. Charles Bruder erwiderte auf ihre Warnung, dass nach seiner Erfahrung Haie vor Schwimmern flöhen [11].
Die Haiattacke erfolgte, als sich Charles Bruder 120 Meter vom Strand befand. Die Verletzungen, die er dabei erlitt, waren schwerwiegend. Der Hai riss ihm ein Stück Fleisch aus der rechten Seite seines Unterleibs und trennte beide Beine in Kniehöhe ab. Von einer Frau alarmiert, eilten ihm die beiden Rettungsschwimmer in einem Boot zur Hilfe und konnten ihm aus dem Wasser ziehen. Charles Bruder war jedoch bereits verblutet, bevor sie mit ihm den Strand erreichten. Nach einem Bericht der The New York Times am 07. Juli 1916 reagierten die Menschen am Ufer panisch. Frauen fielen angesichts des verstümmelten Körpers in Ohnmacht. Erstmals wurde entlang der Küste Haialarm gegeben. Der Ichthyologe John Nichols, der Charles Bruders Leichnam untersuchte, schloss allerdings aus, dass ein Hai in der Lage sei, die Beine eines ausgewachsenen und lebenden Menschen durch einen Biss abzutrennen. Er vermutete, dass Charles Bruder von einem Orca angegriffen worden sei [12].
Die Angriffe im Matawan Creek
Die letzten drei Haiangriffe ereigneten sich am 12. Juli im Matawan Creek in der Nähe der Stadt Matawan in New Jersey. 48 Kilometer nördlich von Spring Lake und 16 Kilometer landeinwärts gelegen glich dieser Stadt weniger einem Badeort an der atlantischem Küste als einem Ort des Mittleren Westens [13]. Matawans geographische Lage ließ eine Haiattacke auch äußerst unwahrscheinlich erscheinen. Tatsächlich sind die drei Vorfälle im Matawan Creek bis heute die Angriffe, die sich am weitesten landeinwärts ereigneten.
Der erste, der einen Hai in dem Wasserlauf sah, war der Kapitän im Ruhestand Thomas Cottrell. Er schätzte ihn auf eine Körperlänge von etwa 2,4 Meter. Bei den Stadteinwohnern, die er davor warnte, im Matawan Creek zu baden, fand er allerdings keinen Glauben [14]. Der Angriff erfolgte um zwei Uhr nachmittags. Eine Gruppe von sechs Jungen schwammen im Wasserlauf des Matawan Creeks, als sie plötzlich etwas Großes auf sich zuschwimmen sahen. Einer von ihnen verglich die Farbe des Hais später mit der eines alten Holzbrettes, das lange im Wasser gelegen habe. Die Jungen flohen panikartig aus dem Wasser. Der Hai konnte jedoch den zwölfjährigen Lester Stillwell fassen und ihn unter Wasser ziehen, bevor er es ganz ans Ufer schaffte[15].
Die Jungen, die sich ans Ufer retten konnten, holten sofort in die Stadt Hilfe. Mehrere Männer suchten zunächst von Booten aus eine Stunde lang nach dem Körper von Lester Stillwell. Trotz der Warnungen der am Ufer versammelten begannen schließlich zwei der Männer, George Burley und der vierundzwanzigjährige Stanley Fisher, im Wasserlauf zu tauchen, um den Leichnam zu finden. Nach einer weiteren halben Stunde hatte Stanley Fisher den Körper von Lester Stillwell gefunden. Als er jedoch mit dem verstümmelten Leichnam auftauchte, wurde auch er vom Hai attackiert. Bis ihm die anderen Männer zur Hilfe eilen konnten, hatte der Hai ihm an der rechten Hüfte und am rechten Oberschenkel schwer verletzt. Der Hai ließ erst von dem sich heftig wehrenden Stanley Fisher ab, als er den Leichnam von Lester Stillwell zu fassen bekam. Obwohl Stanley Fisher noch in ein Krankenhaus gebracht werden konnte, verblutete er im Laufe des Spätnachmittags. Die Überreste von Lester Stillwell fand man später 46 Meter weiter stromaufwärts [16].
Das fünfte Opfer war der je nach Quellen zwölf- bis vierzehnjährige Joseph Dunn, der eine halbe Stunde nach dem Angriff aus Stanley Fisher von dem Hai attackiert wurde. Obwohl nur knapp einen Kilometer vom Ort der beiden vorherigen Attacken entfernt, hatten er und seine Mitbadenden noch nichts von den Vorfällen weiter oberhalb im Matawan Creek gehört. Joseph Dunn hatte das Glück, das in dem Moment, als der Hai ihn angriff, Männer an der Badestelle eintrafen, die die Anwohner davor warnen wollten, im Wasser baden zu gehen. Sie konnten ihn aus dem Wasser auf die Bootsanlagestelle zerren, so dass er mit schweren Fleischwunden am linken Bein davon kam, die nur einen zweimonatigen Krankenhausenthalt notwendig machten [17]
Reaktionen
Die umfangreiche Berichterstattung der us-amerikanischen Medien lösten entlang der Ostküste panikartige Reaktionen aus [18].
Nach der ersten Attacke hatten Wissenschaftler und die Presse noch zurückhaltend reagiert und den Tod von Charles Vansant nur zögernd einem Hai zugeschrieben [19]. Die New York Times hatte über den Tod von Vansant geschrieben, dass er in der Brandung ernsthafte Bissverletzungen durch einen Fisch, möglicherweise einen Hai erlitten habe. Die Überschrift lautete „Tod nach Fischattacke“ [20] Der zuständige State Fish Commissioner von Pennsylvania und frühere Leiter des Philadelphia Aquariums James M. Meehan versicherte in der Zeitung Philadelphia Public Ledger, dass der Hai Charles Vansant nur versehentlich attackiert habe. Ziel seines Angriffs sei eigentlich der Hund gewesen, der Charles Vansant beim Schwimmen begleitete [21]. James M. Meehan betonte ausdrücklich, dass Haie keine Bedrohung für Menschen darstelle:
- Trotz des Todes von Charles Vansant und dem Bericht, dass zwei Haie in der Nähe des Unglücksortes gefangen wurde, bin ich der Überzeugung, dass es keinerlei Anlass dafür gibt, dass Personen aus Furcht vor Menschenfressern nicht am Strand schwimmen gehen sollten. Die Informationen über Haie sind sehr umfangreich und ich glaube nicht, dass Vansant von einem Menschenfresser attackiert wurde. Vansant spielte in der Brandung mit einem Hund und es war vermutlich so, dass während der Flut ein kleinerer Hai in diesen Bereich gelangte und es ihm nicht gelang, vor dem Einsetzen der Ebbe wieder ins offene Meer hinauszuschwimmen. In seinen Bewegungsfreiheit eingeschränkt und hungrig griff der Hai den Hund an und erwischte den Mann nur versehentlich [22].
Die Pressereaktionen auf den zweiten Angriff waren weit reißerischer. Große us-amerikanische Zeitungen wie der Boston Herald, die Chicago Sun-Times, Philadelphia Inquirer, Washington Post und der San Francisco Chronicle berichteten auf der ersten Seite über Angriffe. Der Bericht in der New York Times war diesmal mit den Worten "Hai killt Badenden am Strand von New Jersey" überschrieben. [23]. Für die Badeorte an den Küsten hatten diese Nachrichten weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen. Ende Juni 1916 waren die Hotels noch ausgebucht gewesen; nach dem zweiten Angriff begannen die Gäste frühzeitig abzureisen und ihre Buchungen zu stornieren. Der Umsatz in einigen der Badeorte ging um 75 Prozent zurück [24]. Auf einer Pressekonferenz, die am 8. Juli im American Museum of Natural History einberufen wurde, stellten sich die drei Wissenschaftler Frederic Augustus Lucas, John Nichols und Robert Cushman Murphy den Fragen der Presse. Um der aufkommenden Panik zu begegnen hoben die drei Wissenschaftler hervor, wie unwahrscheinlich ein dritter Angriff sei. Sie drückten auch ihre Verwunderung darüber aus, dass Haie überhaupt angegriffen hatten. John Nichols, der einzige Ichthyologe unter den drei Wissenschaftlern, riet Schwimmern jedoch, sich in Ufernähe aufzuhalten und sich beim Schwimmen auf die Badezonen zu beschränken, bei denen Netze vor einem Angriff durch Haie schützten.
Nach den ersten Angriffen wurden Haisichtungen entlang der gesamten Küstenabschnitts von Rocky Point im us-amerikanischen Bundesstaat New York bis nach Jacksonville in Florida gemeldet. Am 8. Juli patrollierten Männer mit Motorbooten entlang des Ufers von Spring Creek und berichteten später, sie hätten erfolgreich ein Tier vertrieben, das sie für einen Hai hielten. Der Strand von Asbury Park wurde geschlossen, nachdem der Rettungsschwimmer Benjamin Everingham behauptete, er hätte einen 3,5 Meter langen Hai mit einem Ruder abwehren müssen. [25][26]. Die Schauspielerin Gertrude Hoffman schwamm kurz nach den Vorfällen im Matawan Creek am Strand von Coney Island als nach ihrer Aussage ein Hai auf sie zuschwamm. Die New York Times schrieb später, dass Gertrude Hoffmann geistesgegenwärtig genug gewesen sei, sich an die zuvor veröffentlichten Ratschläge zu erinnern. Diese behaupteten, dass ein Schwimmer einen Hai vertreiben könne, wenn er laut genug auf das Wasser schlage. Später gab sie zu, dass sie nicht sicher sei, ob es sich wirklich um einen ernstzunehmenden Haiangriff gehandelt habe [27][28].
Die einzelnen Gemeinden entlang der Küste leiteten eine Reihe von Maßnahmen ein, um gleichzeitig die Badegäste und ihre lokale tourismusabhängige Wirtschaft zu schützen. [29]. In Asbury Park wurde ein Badebereich mit Stahlnetzen gegen eindringende Haie gesichert. Dieser Strandabschnitt blieb der einzige, der nicht für Schwimmer geschlossen wurde, nachdem der Rettungsschwimmer Everingham seine Begegnung mit dem Hai hatte. Außerhalb dieser abgetrennten Areale patrollierten Motorboote mit einer bewaffneten Besatzung. Im Matawan Creek versuchte man unterdessen, mit Hilfe von Netzen und Dynamit die möglicherweise im Creek vorkommenden Haie zu fangen und zu töten. Der Bürgermeister von Matawan hatte dazu eine Belohnung von 100 USD für jeden im Matawan Creek getöteten Hai ausgesetzt. Trotz dieser Belohnung blieben die Fänger erfolglos[30]. Das House of Representatives gewährte den betroffenen Gemeinden Unterstützungszahlungen in Höhe von insgesamt 5.000 USD, um die eingeleiteten Maßnahmen zur Risikoreduzierung zu unterstützen. US-Präsident Woodrow Wilson machte die Haiattacken sogar zum Thema einer Kabinettssitzung. William Gibbs McAdoo, der zu dem Zeitpunkt das Amt des Finanzministers ausübte, schlug sogar vor, die United States Coast Guard einzusetzen, damit sie entlang der New Jersey-Küste Badende vor Haien schütze [31]. Entlang der Küste von New York und New Jersey wurden Haijagten organisiert "[32]. Ähnlich wie der Bürgermeister von Matawan setzten auch andere Bürgermeister sowie der Gouvernor von New Jersey Belohnungen für die Erjagung von Haien aus. In der Folge wurden hunderte von Haien an der Küste gefangen. Richard Fernicola nennt in seiner Beschreibung der Ereignisse des Sommers 1916 die Haijagd an der Ostküste der USA eine der größräumigsten Tierjagden der Geschichte [33].
Haiarten, die für die Angriffe im Jahre 1916 in Frage kommen
Die Diskussion im Sommer 1916
Nach der zweiten Attacke begannen sowohl die Öffentlichkeit als auch Wissenschaftler zu diskutieren, welche Haiart für die Attacken an der Küste von New Jersey verantwortlich sei und ob es sich dabei um ein einzelnes Tier oder mehrere Haie handelte, die möglicherweise auch noch verschiedenen Arten angehörten.
Frederic Lucas und John Nichols vermuteten hinter den Attacken einen einzelnen, in Richtung Norden schwimmenden Hai mit anormalen und aggressiven Verhalten. Sie gingen davon aus, dass er weiter Richtung Norden wandern würde und dafür kamen zwei unterschiedliche Wege in Frage. Entweder würde der Hai den New York Harbor durchqueren und dann nördlich Richtung Long Island Sound weiterwandern oder er würde an der Südküste von Long Island entlangschwimmen und bis zur Jamaica Bay vordringen[34]
Zeugen des Angriff am Strand von Beach Haven hatten den Hai auf knapp 3 Meter geschätzt. Ein Seekapitän, der Zeuge des Angriffs war, hielt ihn für einen Spanish shark, der vor einigen Jahrzehnten durch die Seeschlachten im Rahmen des Spanisch-Amerikanischen Krieges von der Karibik an die us-amerikanische Küste vertrieben worden sei. [35]. Mehrere Fischer fingen in den Tagen nach den Angriffen Haie und erklärten ihren jeweiligen Fang für den Hai, der für die Angriffe verantwortlich sei. Ein blue shark wurde am 14. Juli 1916 in der Nähe von Long Branch gefangen und vier Tage später fing Thomas Cottrell, der den Hai im Matawan Creek als erstes bemerkt hatte, einsandbar shark nahe der Flussmündung [36]
Am 14. Juli fing der Taxidermist und Tierbändiger Michael Schleisser während eines Angelausflugs in der Raritan Bay nur wenige Meilen von der Flussmündung des Matawan Creeks einen 147 Kilogramm schweren und 2,3 Meter langen Hai. Michael Schleisser und der ihn begleitende John Murphy hatten zu dem Zeitpunkt ein Fischernetz hinter ihrem Motorboot hergezogen, um auf diese Weise Köderfische zu fangen. Der im Netz verfangene Hai leistete heftigen Widerstand und zog erst das kleine Motorboot fast unter Wasser und griff dann die Männer im Boot an. Michael Schleisser konnte ihn mit einem gebrochenen Ruder erschlagen [37]. Als Michael Schleisser in seiner Werkstatt den Hai aufschnitt, um ihn auszustopfen, fand er im Magen Fleisch und Knochen, die zunächst Frederic Lucas und spätere weitere Wissenschaftler als unzweifelhaft menschlichen Ursprungs identifizierte. Einige Ärzte erklärten, dass sich unter den Knochen der Teil eines Schienbeins eines Kindes sowie eine Rippe eines jungen Mannes befänden. Dieser Ansicht widersprach allerdings Frederic Lucas. Nach seiner Ansicht handelte es sich um Teile des linken Unterarms und der unteren Rippen eines kräftig gebauten Mannes [38]. Der Ichthyologe John Nichols identifizierte den Hai eindeutig als einen noch nicht ausgewachsenen und weiblichen Weißen Hai. Schon vor dem Fang hatte John Nichols zunehmend diese Art verdächtigt, für die Angriffe verantwortlich zu sein. Er hatte Unterlagen aus dem 19ten Jahrhundert gesichtet und unter anderem einen Bericht darüber gefunden, dass ein großer Weißer Hai in den 1880er Jahren vor der Küste Massachusetts ein Fischerboot attackierte und mehrere Fischer tötete. Der Vorfall ereignete sich zwar auf Hoher See, belegte aber für John Nichols hinreichend, dass Weiße Haie gelegentlich auch in den Meeresgewässern der gemäßigten Klimazone vorkamen [39].
Michael Schleisser stellte den ausgestopften Hai für einige Tage im Schaufenster eines Ladens am Broadway in New York aus. Über den Verbleib dieser Trophäe ist aber nichts bekannt. Das einzig erhalten gebliebene Foto erschien in der Bronx Home News.[40]
Nach dem Fang von Michael Schleisser wurden von keinem weiteren Haiangriffe entlang der Küste von New Jersey berichtet. In den Leserbriefen der Zeitungen wurden eine Reihe anderer Alternativen diskutiert. In einem Leserbrief an die New York Times schrieb ein Barrett P. Smith:
- Mit Interesse habe ich von dem Vorfall [Charles Bruder] in der Nähe von Spring Lake N.J. gehört. Ich möchte allerdings eine Erklärung vorschlagen, die etwas von der Haithese abweicht. Nach meiner Meinung ist es nicht glaubwürdig, dass ein Hai dies verursachte. Ich halte es für sehr viel wahrscheinlicher, dass eine Meeresschildkröte für die Angriffe verantwortlich ist. Ich habe lange Jahre auf See und entlang der Küste verbracht und verschiedene Male Meeresschildkröten gesehen, die groß genug waren, solche Verletzungen zuzufügen. Diese Kreaturen haben einen bösartigen Charakter und sind extrem gefährlich, wenn man sie reizt. Ich könnte mir vorstellen, dass [Charles] Bruder eine aufgeschreckt hat als sie schlief oder knapp unterhalb der Wasseroberfläche schwamm [41]}}.
In einem anderen Leserbrief an die New York Times wurde die Präsenz deutscher U-Boote für das Auftreten von Haien vor der us-amerikanischen Küste verantwortlich gemacht. Der anonym gebliebene Verfasser schrieb:
- Diese Haie fraßen vermutlich menschliche Kadaver in den Gewässern des deutschen Kriegsgebietes und folgten Ozeankreuzern bis an dieser Küste. Vielleicht folgten sie gar [..dem U-Boot] Deutschland selbst in Erwartung des üblichen Zolls an ertrinkenden Männern, Frauen und Kindern. Das würde ihre Dreistigkeit und ihr Verlangen nach menschlichem Fleisch erklären [42].
In Frage kommende Haiarten nach heutigem Wissensstand
Bis heute besteht kein Konsens, ob die Schlüsse, die Frederic Lucas und John Nichols zogen, zutreffend sind. Richard Fernicola publizierte zwei Untersuchungen über die Vorfälle des Sommer 1916 und kam zu dem Schluss, dass es mehrere Erklärungsansätze gäbe, die aber alle Angriffspunkte aufwiesen [43]. Zu den Personen, die sich intensiver mit den Vorfällen beschäftigen, gehören unter anderem Thomas Helm, Harold W. McCormick, Thomas B. Allen, William Young, Jean Campbell Butler und Michael Capuzzo, die alle der Erklärung von John Nichols und Frederic Lucas für am schlüssigsten halten, die einen einzelnen, noch nicht augewachsenen Weißen Hai für die Angriffe verantwortlich machen [44]. Die National Geographic Society berichtete jedoch im Jahre 2002, das eine Reihe von Experten der Überzeugung seien, dass Weiße Haie regelmäßig zu Unrecht für Haiattacken verantwortlich gemacht würden. In vielen Fällen, darunter auch die berüchtigten Haiattacken des Sommers 1916, könnte es sich auch um Bullenhaie gehandelt haben [45]. Auch die Biologen George A. Llano und Richard Ellis halten Bullenhaie für die Angriffe an der Küste New Jerseys verantwortlich. Bullenhaie dringen häufiger in das Brackwasser im Mündungsbereich von Flussläufen ein und haben Personen weltweit angegriffen. In seinem Buch „Sharks: Attacks on Man“ aus dem Jahre 1975 schreibt George Llano, dass die Distanz zum Meer der überraschendste Aspekt der Übergriffe im Matawan Creek wäre[46]}}. Richard Ellis dagegen betont, dass es sich beim Weißen Hai um eine Haiart handelt, die sich normalerweise auf dem offenen Meer aufhält. Tatsächlich fing Michael Schleisser seinen Hai auch im Ozean. Für diese Haiart sei es äußerst ungewöhnlich, wenn nicht sogar unmöglich, in die brackwasserhaltige Flussmündung einzudringen. Bullenhaie dagegen seien berüchtigt für ihr Vordringen in Süßwasserzonen und ihr kampflustiges und aggressives Verhalten. Sie seien zwar in den Gewässern vor New Jersey Küste keine häufige Art, kämen aber deutlich häufiger vor als Weiße Haie[47].
In einem Interview mit Michael Capuzzo argumentierte der Ichthyologe George H. Burgess, dass man seiner Ansicht nach den Weißen Hai nicht von den Angriffen freisprechen kann:
- Die Bullenhaitheorie wird von vielen unterstützt, weil die Bezeichnung Matawan Creek an brackiges oder Süßwasser denken lassen. Das ist ein Lebensraum, in dem Bullenhaie durchaus vorkommen, Weiße Haie aber meiden. Unsere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass dieser Wasserlauf bezüglich Gewässertiefe und und Salinität durchaus einem marinen Lebensraum ähnlich ist und seine Größe so ist, dass ein kleinerer Weißer Hai durchaus in diesen Wasserlauf wandern könnte. Da kurz nach den Angriffen in der Nähe [dieses Wasserlaufs] ein entsprechend großer Weißer Hai mit menschlichen Überresten im Magen gefangen wurde und es anschließend zu keinen weiteren Angriffen kam, scheint es wahrscheinlich, dass dieser Hai zumindest in die Angriffe im Mattawan Creek involviert war. Die zeitliche und örtliche Reihenfolge der Angriffe legen auch nahe, dass in den zuvor stattgefundenen der selbe Hai involviert war [48] In der International Shark Attack File – die von Geroge Burgess geführt wird - werden die Opfer gleichfalls einem Weißen Hai zugeschrieben [49].
Einige Wissenschaftler hinterfragen darüber hinaus, ob die Angriffe nur einem einzigen Hai zuzuschreiben sind. Richard Fernicola weist darauf hin, dass 1916 ein „Haijahr“ war, während der Fischer und Seefahrer wiederholt große Ansammlungen von Haien in den atlantischen Gewässern der USA beobachteten [50] Richard Ellis hält es dagegen für unglaubwürdig und Sensationsmache, die Angriffe einem „Monsterhai“ zuzuordnen. Er weist allerdings auch darauf hin, dass wegen mangelnder Beweislage keine der Theorien beweisbar ist [51].
Die Haiangriffe von 1916 und die wissenschaftliche Forschung
Vor dem Jahr 1916 bezweifelte die Mehrheit der amerikanischen Wissenschaftler, dass in den Meeresgewässern der gemäßigten Klimazone ein Hai ohne vorherige Provokation eine lebende Person angreifen würde. Frederic Lucas schrieb dazu, dass es ein großer Unterschied sei, ob man von einem Hai angegriffen oder gebissen würde. Haie würden Menschen dann beißen, wenn sie in einem Fischernetz verfangen sein oder wenn sie über Bord geworfene Abfälle fräßen und dabei zufällig einem Menschen zu Nahe kämen. Er war der Überzeugung, dass ein in einem Netz verfangenen Hai oder ein Hai, der die über Bord geworfenen Abfälle fraß, versehentlich einen Menschen [52]. 1891 hatte der wohlhabende Bankier und Abenteurer Hermann Oelrichs sogar einen Preis von 500 USD ausgesetzt, wenn jemand belege könne, dass ein Mensch in Meeresgewässern der gemäßigten Klimazone von einem Hai angegriffen worden sei [53]. Die Belohnung wurde allerdings niemals eingefordert. Wissenschaftler waren auch deshalb davon überzeugt, dass an Nordamerikas nördlicher Ostküste nur harmlose Haie vorkämen [54].
Wissenschaftler bezweifelten auch, ob ein Hai überhaupt über die notwendige Beisskraft entwickeln konnten, um einem Menschen eine tödliche Bisswunde zuzufügen. Der Ichthyologe Henry Weed Fowler und der Kurator Henry Skinner des Academy of Natural Sciences in Philadelphia bezweifelten, ob ein Hai in der Lage sei, mit einem Biss ein menschliches Bein abtrennen zu können [55]. Diese Ansicht wurde bis zu den Angriffen auch von Frederic Lucas vertreten, der zu dem Zeitpunkt der Direktor des American Museum of Natural History in New York City war.
Die Angriffe an der Küste von New Jersey zwangen Wissenschaftler ihre Ansichten über Haie als leicht einzuschüchternde und wenig kraftvolle Tiere zu revidieren. Bereits im Juli 1916 publizierte der Ichthyologe Hugh McCormick Smith einen Artikel, in dem er ein differenzierteres Bild von Haien zeichnete: Einige seien harmlos wie Tauben, andere die Inkarnation von Wildheit. Als eine besonders beeindruckende Haiart nannte er den seltenen Weißen Hai [56]. Nach den Angriffen im Matawan Creek gab auch Frederic Lucas auf der Titelseite der New York Times zu, dass er Haie bislang unterschätzt habe. Die Zeitung berichtete, dass der führende US-Wissenschaftler auf dem Gebiet der Haiforschung bislang bezweifelt habe, dass Haie jemals einen Menschen angriffen und diese Ansicht auch in verschiedenen Veröffentlichungen vertreten habe. Die jüngsten Ereignisse hätten aber dazu geführt, dass Lucas seine Meinung nun geändert habe. [57]. Robert Murphy veröffentlichte im Juli 1916 einen Artikel in Scientific American, indem er gleichfalls betonte, über welch außergewöhnliche Kraft Weiße Haie verfügen. Man sage ihnen nach, dass sie unter anderem große Meeresschildkröten fräßen. Allein aufgrund ihrer Körperkraft würden sie vermutlich nicht zögern, einen Menschen im offenen Wasser anzugreifen. Er führte weiter aus, dass es nahe läge, dass auch ein kleinerer weißer Hai, der nur zwei- oder dreihundert Pfund wiege, sehr leicht auch den stärksten menschlichen Knochen brechen könne, wenn er erst einmal zugebissen habe. [58]
Im Oktober 1916 veröffentlichten Robert Murphy and John Nichols einen weiteren Artikel, der auf eine deutlich gewandelte Einstellung gegenüber Haien hinweist:
- Das Erscheinungsbild eines Haies hat etwas seltsam Unheimliches an sich. Der Anblick einer dunklen, schmalen Rückenflosse, die träge in einem Zick-Zack die Oberfläche einer ruhigen, glitzernden See durchschneidet und wieder verschwindet ohne an anderer Stelle erneut aufzutauchen, erinnert an einen bösen Geist. Das grinsende, kinnloses Gesicht, das große Maul mit seinen Reihen von messergleichen Zähnen, […] die erbarmungslose Wut, mit der er an Deck eines Schiffes um sich schnappt, wenn seine letzte Stunde gekommen ist, seine Zähigkeit und Widerstandkraft, seine brutale und kaltblütige Vitalität und seine Unempfindlichkeit gegenüber Verletzungen sorgen dafür, dass man ihm nicht die Bewunderung entgegenbringen kann, wie man sie gegenüber den schneidigen und funkelnden Bluefish, Thunfische oder Lachse empfindet[59].
Auswirkung auf die Populärkultur
Vorlage:Double image stack Nachdem Haie von einem großen Teil der Öffentlichkeit so lange als überwiegend harmlose und wenig ernstzunehmende Tiere eingeordnet worden waren, änderte sich die öffentliche Wahrnehmung in den Wochen nach den Haiangriffen von 1916 in ein anderes Extrem. Haie galten jetzt als Fressmaschinen, als furchtlose und rücksichtslose Killer. Diese Ansicht hat in Teilen bis heute Bestand.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, p. 15.
- ↑ Kathy Peiss; Cheap Amusements: Working Women and Leisure in Turn-of-the-Century New York, Temple University Press, Philadelphia 1986, ISBN 0-87722-500-1, S. 12. Wörtlich schreibt Kathy Peiss "the working-class family as a unit could afford only the cheapest of amusements."
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, pp. xxxii, xxxvii.
- ↑ Peiss, Cheap Amusements, chap. 5.
- ↑ Gary S. Cross and John K. Walton, The Playful Crowd: Pleasure Places in the Twentieth Century (New York: Columbia University Press, 2005), chap. 1, ISBN 0-231-12724-3.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, pp. xxxiv–xxxv.
- ↑ Michael Capuzzo, Close to Shore: A True Story of Terror in an Age of Innocence (New York: Broadway Books, 2001), pp. 17, 27, ISBN 0-7679-0413-3.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, S. xxvi.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, pp. 1–9; Capuzzo, Close to Shore, pp. 88–103; Thomas B. Allen, Shadows in the Sea: The Sharks, Skates, and Rays, (1963; Guilford, Conn.: The Lyons Press, 1996), pp. 3–4, ISBN 1-55821-518-2.
- ↑ Capuzzo, S. 102f
- ↑ Capuzzo, S. 139f.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite. 13–21 und Seite 29; Capuzzo, Close to Shore, Seite 136–146 und Seite157 -159; Allen, Shadows in the Sea, Seite 4–6
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, pp. 33–34.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, p. 45.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 45–50
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 45 – 56 und 83–84; Capuzzo, Close to Shore, pp. 205–248; Allen, Shadows in the Sea, Seite 8–12
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 56–57, 158, 176; Allen, Shadows in the Sea, Seite 12
- ↑ Capuzzo, Close to Shore, Seite 269
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, p. 9.
- ↑ "Dies After Attack By Fish," The New York Times, July 3, 1916, Seite 18.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, pp. 7–11.
- ↑ "Bathers Need Have No Fear of Sharks: Fish Expert Declares One That Killed Swimmer May Have Sought To Attack Dog," Philadelphia Public Ledger, zitiert in Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 9–10. Der Zitat lautet in Englisch Despite the death of Charles Vansant and the report that two sharks having been caught in that vicinity recently, I do not believe there is any reason why people should hesitate to go in swimming at the beaches for fear of man-eaters. The information in regard to the sharks is indefinite and I hardly believe that Vansant was attacked by a man-eater. Vansant was in the surf playing with a dog and it may be that a small shark had drifted in at high water, and was marooned by the tide. Being unable to move quickly and without food, he had come in to attack the dog and snapped at the man in passing
- ↑ New York Times, 07. Juli 1916, S. 1
- ↑ Allen, Shadows in the Sea, p. 7.
- ↑ "Motor Boats Hunt Man-Eating Sharks Off Jersey Coast," Atlanta Constitution, 14. Juli, 1916, Seite 3.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 26–27.
- ↑ Capuzzo, Close to Shore, p. 267–269.
- ↑ "Many See Sharks, But All Get Away," The New York Times, July 14, 1916, pp. 1, 3.
- ↑ "Shark Guards Out At Beach Resorts; Wire Nets Set Against Supposed Man-Eater That Killed Spring Lake Bather," The New York Times, July 8, 1916, p. 18.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 67
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 67–70
- ↑ "Motor Boats Hunt Man-Eating Sharks Off Jersey Coast" Atlanta Constitution vom 14. Juli 1916: "Motor Boats Hunt Man-Eating Sharks Off Jersey Coast" Seite 1.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, p. 72
- ↑ Nichols in the New York American, zitiert in Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 151.
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 7 bis 8
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 144–145.
- ↑ Capuzzo, Close to shore, S. 280 – 283
- ↑ Capuzzo, Close to shore, S. 295
- ↑ Capuzzo, Close to shore, S. 287
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 163–164.
- ↑ Barrett P. Smith: "Perhaps It Was a Turtle", The New York Times, 14. Juli 1916, Seite 10
- ↑ A. M. E.: "Sharks and Submarines", The New York Times, 15. Juli, 1916, Seite 8
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 184
- ↑ Thomas Helm, Shark!: Unpredictable Killer of the Sea (New York: Dodd, Mead, 1962), OCLC 1521199; Harold W. McCormick, Thomas B. Allen und William Young, Shadows in the Sea: The Sharks, Skates, and Rays (Philadelphia: Chilton Books, 1963), OCLC 965044; Jean Campbell Butler, Danger, Shark! (Boston: Little, Brown, 1964), OCLC 1392203; für eine Zusammenfassung ihrer Untersuchungsergebnisse siehe Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 179–180.
- ↑ Brian Handwerk, "Great Whites May Be Taking the Rap for Bull Shark Attacks," August 2, 2002, National Geographic News; last accessed July 29 2007.
- ↑ George A. Llano, Sharks: Attacks on Man (New York: Tempo Books, 1975), pp. 57–58, ISBN 0-448-12217-0.
- ↑ Richard Ellis, The Book of Sharks, Harcourt Brace Jovanovich, San Diego1983, Seite 186, ISBN 0-15-613552-3
- ↑ George H. Burgess, in einem undatierten Interview mit Michael Capuzzo, nachlesbar in Random House.com; letzter Zugriff 28. Juli 2007.
- ↑ International Shark Attack File; letzter Zugriff 28. Juli 2007
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, pp. 229–231.
- ↑ Ellis, Book of Sharks, Seite 187
- ↑ zitiert in Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite xxix.
- ↑ Capuzzo, Close to Shore, Seite 22
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite xxv und Capuzzo, Close to Shore, Seite 26
- ↑ Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite xxvi–xxviii.
- ↑ Hugh M. Smith: "Great Shark May Have Swallowed Jonah: Scientist Shows Biblical 'Great Fish' Has Counterpart in Present-Day Monster," veröffentlicht in Newark Star-Eagle, zitiert in Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 160.
- ↑ Many See Sharks, But All Get Away. Matawan's Population, With Weapons And Dynamite, Seek Man-Eater That Killed Two. Science Admits Its Error. No Longer Doubted That Big Fish Attack Men. New Theories As To Why Coast Is Now Infested., New York Times, July 14, 1916, Friday. Abgerufen am 21. August 2007 „Matawan Creek, the little stream in which two swimmers were killed by a shark and another severely bitten on Wednesday, was alive with sharks yesterday, according to the scores of men who went out to hunt them with rifles, shotguns, boat hooks, harpoons, pikes, and dynamite.“
- ↑ Robert Murphy, Scientific American, Juli 1916, zitiert in Fernicola, Twelve Days of Terror, Seite 171
- ↑ Murphy und Nichols, Brooklyn Museum Science Bulletin, zitiert nach Capuzzo, Close to Shore, Seite 285