Schriftsteller

Person, die literarische Texte verfasst
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Schriftsteller sind Personen, die das Verfassen literarischer Texte meist als ihren beruflichen Schwerpunkt setzen. Der Begriff entstand durch die Eindeutschungen der Wörter Skribent und Autor und stammt aus dem 18. Jahrhundert, zu dessen Ende der Schriftsteller als Beruf entstand. Er umfasst Verfasser sowohl erzählender Prosa-Texte, als auch von Dramen, Essays oder lyrischen Werken. Mitunter bezeichnet man die, die sich überwiegend einer Textgattung widmen, entsprechend als Romancier, Dramatiker, Essayist oder Dichter.

Definitionsprobleme

Wiewohl sich die eine von der anderen ableitet, wird zuweilen zwischen den Bezeichnungen Schriftsteller und Autor unterschieden. Autor ist jeder, der einen Text gleich welcher Art in welchem Medium auch immer veröffentlicht und dafür Urheberrechte geltend machen kann. Die rechtlich ungeschützte Bezeichnung Schriftsteller sucht hier eine Abgrenzung, die jedoch nach derzeitigem Sprachgebrauch alles andere als eindeutig ist - sie hängt von dem jeweiligen Umfeld ab, in dem diese Bezeichnung genutzt oder sogar eingefordert wird. So ist nicht zuletzt zwischen dem Selbstverständnis unter Autoren und der Bezeichnung durch andere zu unterscheiden.

Selbstverständnis unter Autoren

Autoren, die darauf wert legen, als Schriftsteller bezeichnet zu werden, verbinden dies nicht selten mit einem Leistungsnachweis, der sich nach der Anzahl ihrer nicht im Selbst- oder Zuschussverlag veröffentlichten Bücher, der Höhe der jeweils verkauften Auflagen und der etwaig kritischen Aufnahme durch die Rezensenten bemisst. Unterstrichen wird dies auch noch durch die Option, seinen Lebensunterhalt ausschließlich durch Buchveröffentlichungen zu bestreiten. Dies wird zuweilen auch mit der Selbstbezeichnung Freier Schriftsteller kenntlich gemacht - obgleich, von einigen sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, auch sie nur selten allein von den aus Buchveröffentlichungen erwirtschafteten Tantiemen leben können, sondern sich und ihre weitere Arbeit an den Manuskripten durch Lesungen, Vorträge, Anträge für Stipendien und andere immerhin Literatur nahe Arbeiten finanzieren müssen. ("Frei" meint hier aber auch, als Autor nicht an einen Verlag gebunden zu sein – da dies für die künstlerische Freiheit sehr bedeutsam, für den Lebensunterhalt aber auch von Nachteil sein kann, ist daraus nicht mehr als eine Zustandsbeschreibung abzulesen.) Angesichts des Gefälles zwischen dem hohem Anspruch und der Lebenswirklichkeit dürften sich in Deutschland bestenfalls hundert von mehreren tausend in Schriftstellerverbänden organisierten Autoren als Schriftsteller bezeichnen.

Obschon ein Schriftstellerverband wie der gewerkschaftliche Verband deutscher Schriftsteller Autoren (und Übersetzer!) aller Gattungen und Genres versammelt und sich im DGB daneben lediglich der Journalistenverband dju als eigenständige Organisation etabliert hat, wird mit der Bezeichnung Schriftsteller auch noch zuweilen eine "ehrenvoll" gemeinte Einschränkung auf Autoren der Belletristik verbunden. (Lyriker dagegen nennen sich Dichter, was dann wiederum als eine sich vom Schriftsteller abhebende "Ehrenbezeichnung" gemeint ist.) Nach dieser Lesart wäre aber selbst eine Kinderbuch- und Fantasyautorin wie Joanne K. Rowling keine Schriftstellerin, da Kinderbuch- und Genreliteratur zwar Prosa aber im engeren Sinne keine Belletristik darstellt - von Sachbüchern ganz zu schweigen.

Es ist jedoch zu beobachten, dass Autoren und Autorinnen der jüngeren Generation zu diesem Begriff ein unverkrampfteres Verhältnis haben und als Verfasser von Texten gleich welcher Art schlicht von ihrer Schriftstellerei leben wollen können. Zudem sind nur noch die wenigsten Autoren bzw. Schriftsteller Puristen, was ihr Thema oder die Gattung angeht, sondern sie versuchen ihr Auskommen durch ein Crossover in verschiedenen Genres und Medien zu sichern. So gibt es nicht wenige Romanautoren, die Gedichte und Kinderbücher, aber auch Theaterstücke und Drehbücher zu Filmen verfasst haben.

Bezeichnung durch andere

Je nach Umfang im Umgang mit Literatur gilt für die Öffentlichkeit im Allgemeinen jeder als Schriftsteller, der ein Buch gleich welcher Art veröffentlicht hat.

Bei den Rezensenten des Feuilletons wird ebenfalls kaum noch eine wertend gemeinte Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller getroffen. Nichtsdestotrotz wird die Bezeichnung als Schriftsteller innerhalb einer Rezension von manchen Autoren wie ein Ritterschlag wahrgenommen.

Ausbildung und Training

Die Initiation zum Autor beginnt nicht selten mit einer frühen Karriere als intensiver Leser. Im deutschen Sprachraum vom Leser auch zum Autor bzw. zum Schriftsteller zu werden, geschieht bislang meist noch als Autodidakt, d.h. man sucht eigene Wege, um sich das Schreiben wie auch das Vermarkten von Manuskripten selbst beizubringen. Dabei wird nicht selten das Verfahren von Versuch und Irrtum genutzt, d.h. es werden einige Texte verfasst und einem nach und nach größer werdenden Kreis zum Lesen gegeben oder/und womöglich gleich auf einer Autorenplattform oder einer privaten Homepage ins Internet gesetzt. Desweiteren gibt es neben einer umfänglichen Selbsthilfe-Literatur auch nach wie vor zahlreiche nicht-virtuelle Feedback- bzw. Diskussionsforen, in denen mit Gleichgesinnten und Interessierten handwerkliche Grundkenntnisse ausgetauscht werden können. Lesungen vor einem öffentlichen Publikum bilden nicht selten die nächste Stufe, wenn bereits ein Text Teil einer Literaturzeitschrift oder einer Buch-Anthologie ist, die dann gemeinsam vorgestellt wird. Die nächste Hürde ist schließlich die Zusammenstellung mehrerer Texte oder das Verfassen einer entsprechend umfangreichen Arbeit für die erste eigenständige Buchveröffentlichung. Dieses erste Buch erfährt dann wiederum ein Echo in dafür werbende Lesungen, in Rezensionen und letztendlich durch die Verkaufszahlen - oder auch nicht. Es gibt für diese Aufzählung jedoch keine Gesetzmäßigkeit des Nacheinanders sondern oft genug auch das gleichzeitige und sich stets wiederholende Nebeneinander solcher Aktivitäten. Wie in allen Künsten geht es auch hier nicht ohne die Disziplin des beständigen Übens. Nicht von ungefähr sind Seiteneinsteiger, die z.B. als Werbetexter gearbeitet oder im Rahmen einer akademischen Tätigkeit viel mit der Lektüre und dem Bearbeiten von Texten zu tun haben, auch als Belletristen erfolgreich.

Ob Autodidakt oder (siehe nächsten Absatz) angeleitete Schriftsteller - für alle geht es darum, Erfahrungen zu sammeln, um zuerst sein Thema und die eigene Form zu entwickeln sowie dann andere vom Ergebnis dieser Bemühungen zu überzeugen.

Was in den USA schon lange gang und gebe ist[1], beginnt nun langsam auch in Deutschland Fuss zu fassen. An der Universität Hildesheim und seit 1995 an der Universität Leipzig (Deutsches Literaturinstitut Leipzig) gibt es mittlerweile eine schreibhandwerkliche Ausbildung bzw. einen Studiengang für Schriftsteller mit Prüfung und Diplom - den man aber auch als Gasthörer besuchen kann. Darüber hinaus bieten zahlreiche Schreibwerkstätten und Schreibseminare wie z. B. das Junge Literaturforum Hessen-Thüringen oder die Marburger Sommerakademie angehenden Autoren interaktives Training und auch manchmal ein Coaching durch bereits etablierte Schriftsteller an.

Die Berufsverbände der Autoren bzw. Schriftsteller scheinen derzeit noch wenig daran interessiert, Fortbildungen zur Textentwicklung und Textverarbeitung für ihre Mitglieder zu organisieren. Sie verstehen sich nicht zuletzt als "Standesvertretungen" ihrer bereits durch Buchveröffentlichungen "gerechtfertigten" Mitglieder, und so werden in deren Konferenzen/Mitgliedertreffen in der Hauptsache Rechtsschutzfragen, regionale und internationale Leseveranstaltungen sowie ggf. auch politische Fragen thematisiert.

Angebote auf dem freien Markt wie "In 30 Tagen zum eigenen Buch" gelten als nicht seriös und trotz hoher Kosten als wenig erfolgversprechend.

Während es z. B. in Japan Brauch ist, dass sich Schüler/innen im Haiku-Schreiben üben, wird in den Schulen des deutschen Sprachraums nach wie vor mehr über Literatur geredet als zur eigenen Gestaltung derselben angeregt.

Publizieren

Einigen sich Schriftsteller und Verlag darauf, ein Manuskript als Buch zu publizieren, unterschreiben beide Seiten einen Vertrag. Er regelt den Umgang mit dem publizierten Buch (Übersetzung, Zweitrechte, Verramschen usw.) sowie die Höhe des Honorars.

Schriftsteller können sich in Deutschland zudem kostenlos bei der VG WORT anmelden. Sie registriert und verwaltet die Verwertung von Publikationen und schüttet Anteile (Honorare) an die Autoren aus.

Als nicht bereits arrivierter oder durch andere Umstände medienwirksam bekannter Autor ist es äußerst schwierig, ein Manuskript in einem Verlag unterzubringen - die "großen" Verlage erhalten täglich hunderte solcher Angebote, von denen pro Jahr bestenfalls eines angenommen wird. Daraus schöpfen nicht zuletzt die Zuschussverlage ihren Gewinn, die dem Autor nicht nur sämtliche Herstellungskosten sondern auch noch "Prüfungs- und Betreuungsgebühren" in Rechnung stellen. In der Regel ist zudem der Vertrieb solcher Zuschussverlage kaum ambitioniert und nur wenig leistungsfähig. Sie verdienen daran, dass ein Buch gedruckt - nicht aber dass es verkauft wird. Angesichts der schon s.o. in den Ausführungen zur Definition des Schriftstellers beschriebenen Angebotslage bei den "echten" Verlagen ist also bei Anzeigen à la "Wir suchen einen Autor!" höchste Vorsicht geboten. Aber auch wer bei einem "richtigen" Verlag oder einer Literaturagentur auf Gegenliebe stößt, sollte vor Vertragsabschluss die Beratung durch Autorenverbände (s. u.) nutzen, bringt ein solcher Vertrag doch in der Regel lediglich eine beiderseits Gewinn orientierte Geschäftsbeziehung zum Ausdruck.

Es gelingt nur sehr wenigen Autoren, allein von Buchhonoraren zu leben. Die meisten gehen noch einem anderen Beruf bzw. anderen Tätigkeiten nach - entweder völlig jenseits der Literatur oder in einer immerhin artverwandten Kombination als Übersetzer, Lesereisender oder, wie schon seit lämgerem in den USA, als Dozent für Creative Writing.

Für den Erfolg eines Autors gibt es kein Rezept. Er hängt u.a. von solchen Zufällen ab, wie zum richtigen Zeitpunkt für das richtige Thema den richtigen Ansprechpartner zu finden, der wiederum die richtige Vermarktung mit den richtigen Vertriebsleuten umzusetzen in der Lage ist. Und wenn ein Buch des Autors dann im Handel ist, muss es noch von Kunden gekauft und für lesenswert befunden werden. Erst dann hat der Autor auch die Chance für ein weiteres Buch im selben Verlag, der jedoch mit einem mindestens ebenso hohen Verkaufserfolg wie beim Vorgängertitel rechnet.

Der gängige Verlagsvertrag sieht eine prozentuale Beteiligung des Autors am Ladenpreis abzüglich der Steuern vor. (Das meint ca. zehn Prozent bei Hardcover-Büchern und fünf Prozent bei Taschenbüchern - sind an einem Buch mehrere Autoren oder/und Illustratoren beteiligt, teilen sich besagte Anteile durch die Anzahl der am Buch Mitarbeitenden. Ansonsten gilt: Je erfolgreicher ein Autor ist, umso höher kann er seine vertragsgemäßen Prozentanteile ansetzen.) Üblicherweise entrichtet der Verlag den Autoren auch einen aushandelbaren Vorschuss, der dann mit den tatsächlichen Einnahmen verrechnet wird. Sofern ein Titel weniger als den Anteil für den Vorschuss abwirft, trägt allein der Verlag das Risiko und der Autor muss nichts davon zurückzahlen. Übertreffen die Einnahmen den Anteil des Vorschusses, wird meist einmal jährlich abgerechnet und der Autor erhält nach Abzug des Vorschusses fortlaufend seine Tantiemen. Verträge, die für den Autor lediglich ein pauschales Vorab-Honorar vorsehen, gelten als nicht koscher und werden von den meisten Autoren abgelehnt. (Siehe auch unter Autor: Vergütung und Tantiemen.)

Auftragsarbeiten

Z.B. Biografien...Ghostwirting etc...finden im (bezahlten) Auftrag statt.

Gelegentlich gibt es auch (eher) PR-freie Projekte, wie zur Frankfurter Buchmesse 2007: "Who's on the Line? Call for free" zum Thema Migration. Die "Iniciativas Culturales" (incult) sorgt(e) seit März in sieben deutschen Städten mit hohem Migrantenanteil an jeweils vier Tagen für Wohnwagen mit eingebauten Telefonzellen an einem öffentlichen Platz. Von dort sprechen Migranten kostenlos mit Menschen in ihrer Heimat. Einer von 28 Schriftstellern ist da, interviewt sie nach dem Telefonat. Die Autoren entwickeln Kurzgeschichten. Zur Buchmesse stellt man sie als Buch vor.

Literatur

  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, 3. Aufl., Bern/München 1968ff. (Stand Ende 2006: 26 Bände bis Wagner)
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Ergänzungsbände, Bern 1994ff. (Stand Ende 2006: 6 Bände bis Ryslavy (1999))
  • Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, hg. von Carl Ludwig Lang, Bern/München 2000, ab Bd.2 hg von Konrad Feilchenfeldt, Bern/München 2001 (Stand Ende 2006: 9 Bände bis Fries)
  • Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur - KLG : Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, seit 1978, wird laufend aktualisiert
  • Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur - KLfG : Edition Text und Kritik, Loseblattausgabe, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Loseblattwerk, wird laufend aktualisiert
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Band 1 - 3, Redaktion: Andreas Klimt, K. G. Saur Verlag, München - Leipzig, ISBN 3-598-23581-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)
  • Kürschners Deutscher Sachbuch-Kalender: Band 1-2, Redaktion: Andreas Klimt; K. G. Saur Verlag, München - Leipzig, ISBN 3-598-24181-X (es existieren bereits mehrere Auflagen)
  • Literatur-Atlas NRW - Ein Adressebuch zur Literaturszene, Hg.: Ludwig Janssen, Volksblatt Verlag, Köln 1982, ISBN 3-923243-96-0 (initiiert vom "Litaratur-Rat" NRW)
  • Frank McCourt: Tag und Nacht und auch im Sommer, Erinnerungen Luchterhand, Luchterhand Literatur-Verlag, München 2005, 2. Auflage, ISBN 978-3-630-87239-1
  • Westfälisches Autorenlexikon 1900-1950, Hg.: W. Gödden; I. Nölle-Hornkamp, im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2002, ISBN 3-506-79744-1
  • Wilpert: Lexikon der Weltliteratur

Siehe auch

Wiktionary: Schriftsteller – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Frank McCourt München 2005, 2. Auflage