Friedrich II. (* 26. Dezember 1194, Iesi bei Ancona - † 13. Dezember 1250, Fiorentino bei Lucera), Rex Romanorum (1211 in Abwesenheit von deutschen Fürsten in Nürnberg zum König gewählt; 1212 und noch einmal 1215 als Gegenkönig gekrönt, seit dem Tode Kaiser Ottos IV. Welf im Jahre 1218 unangefochten, seit 1219 auch von den Welfen durch Übergabe der Reichsinsignien offiziell anerkannt) und Römisch-deutscher Kaiser (seit 1220) aus dem Haus der Staufer.

Friedrich II. (oft auch stupor mundi – das Staunen (besser: Erstaunen) der Welt genannt) war hochgebildet und sprach mehrere Sprachen. Er gilt allgemein als das "Wunderwesen" unter den deutschen Herrschern des Mittelalters, gar als "erste moderne Mensch auf dem Thron" (J. Burckhardt), wobei er mit modern anmutenden Mitteln versuchte, das universale Kaisertum zu behaupten. Mit seinem Tod wird in der modernen Forschung der Beginn des so genannten Interregnums angesetzt (1250–1273).
Leben
Kindheit und Jugend
Friedrich II. wurde als Sohn von Kaiser Heinrich VI. bereits 1196 im Alter von zwei Jahren in Frankfurt am Main zum deutschen König gewählt, jedoch, als sein Vater im darauf folgenden Jahr starb, nicht im Reich anerkannt. Stattdessen kam es zur Doppelwahl Philipps von Schwaben und Ottos IV. von Braunschweig. In Sizilien übernahm zunächst seine Mutter Konstanze die Regentschaft, die auch die Verbindung des Regnums zum Imperium löste. Friedrich wurde in Rom erzogen und erhielt unter der Vormundschaft von Papst Innozenz III. 1197 die Krone von Sizilien.
Das Kind aus Apulien – der Weg Friedrichs zum Kaisertum
Nachdem Philipp IV. von Schwaben tot und Otto IV. gebannt war, wurde Friedrich II. 1211 auf Betreiben des Papstes von einem anti-welfisch gesinnten Kreis von Fürsten gewählt. Friedrich gelangte auf Umwegen nach Deutschland, wo der staufisch gesinnte Süden ihn begrüsste. Am 9. Dezember 1212 wurde er in Mainz zum König gekrönt – allerdings mit den falschen Insignien. In der Folgezeit wurde Friedrich teils vorgeworfen, er sein bloß ein Pfaffenkönig, sei also ein vom Papst abhängiger Monarch, zumal er dem Papst die Rechte der Kirche zugesichert hatte (zuletzt sollte dies kurz vor der Kaiserkrönung 1220 der Fall sein). Doch zeigte die nachfolgende Entwicklung, dass Friedrich alles andere als leicht beeinflußbar war.
Der Machtkampf zwischen dem Staufer und dem Welfen wurde 1214 durch die Schlacht von Bouvines entschieden, in der ein welfisch-englisches Heer den Franzosen unterlag. Daraufhin wurde Friedrich zunächst am 23. Juli 1215 in Aachen zum römisch-deutschen König und am 22. November 1220 durch Papst Honorius III. zum Kaiser gekrönt. Im selben Jahr ließ er seinen ältesten Sohn Heinrich (VII.) zum König wählen. Im Gegenzug musste er den deutschen Bischöfen eine Reihe von Regalien zugestehen; diese wurde in der Confoederatio cum principibus ecclesiasticis festgelegt.
Trotz seiner Titel als rex Romanorum und als römisch-deutscher Kaiser hielt sich Friedrich die meiste Zeit seines Lebens in Apulien auf (1221-1235, 1237-1250) und ließ sich währenddessen in Deutschland durch seinen Sohn vertreten. In Sizilien/Apulien organisierte er den ersten modernen Beamtenstaat, baute in Nordapulien das Castel del Monte, gründete 1224 die Universität in Neapel (die heutige Università Federico II), die nur die Aufgabe hatte, beamte für den Staat auszubilden. 1246 schrieb er „Über die Kunst mit Vögeln zu jagen“, ein Buch über die Falkenjagd, und führte das Rechnen mit der Null ein.
Die Rolle des Rechts in der Regierungszeit Friedrichs II.
Das Rechtssystem erfuhr durch ihn entscheidende reformerische Impulse, die in die neuzeitliche Zukunft verwiesen, aber ganz der idee des mittelalterlichen Universalherrschers verpflichtet waren: Die Assisen von Capua von 1220 (aufbauend auf die unter seinem Großvater Roger II. begonnene Rechtsreform (Assisen von Ariano 1146)) und die Constitutionen von Melfi aus dem Jahr 1231 trugen entscheidend zur normativen Positivierung von Recht und Staatsordnung bei und wirkten im europäischen Vergleich beispielgebend; in Sizilien hatten ihre Vorschriften unter dem Vorbehalt akzidenteller Modifikationen bis 1819 Geltung. Ihre volle Wirkung konnten diese Neuerungen jedoch nur auf sizilianischem Territorium entfalten: Nur dort stand dem Kaiser durch die Kreation eines eigenen Beamtenstandes die Möglichkeit offen, seine Reformtätigkeit ohne Rücksichtnahme auf die Interessen einer alteingesessenen Aristokratie auszuüben.
Insgesamt kann die Rolle des römischen Rechts im Rahmen der Politik Friedrichs II. nicht genug betont werden: Friedrich fügte neue Gesetze in den spätantiken Corpus iuris civilis ein und machte so deutliche, dass sich seine Vorstellungen vom Kaisertum ganz den alten Idealen verpflichtet sah.
1241 folgte das „Edikt von Salerno“ (auch „Constitutiones“ geannt): die erste gesetzlich fixierte Trennung der Berufe Arzt und Apotheker. Ärzte durften keine Apotheke besitzen oder daran beteiligt sein. Arzneimittelpreise wurden gesetzlich festgeschrieben um Preistreiberei zu verhindern. Das Edikt von Salerno wurde Vorbild der Apothekengesetzgebung in ganz Europa.
Der gebannte Kreuzfahrer
In Deutschland ermächtigte er 1226 den Deutschen Orden unter dessen Hochmeister, Hermann von Salza, mit der Goldenen Bulle von Rimini zur Eroberung des Landes der Pruzzen. Friedrich hatte sich gegenüber dem Papst zum Kreuzzug in das Heilige Land verpflichtet. Als er den 5. Kreuzzug wegen einer Seuche 1227 abermals verschieben musste, wurde er vom Papst Gregor IX. gebannt. Dessen ungeachtet zog er 1228 nach Jerusalem. Statt durch Waffengewalt erreichte er mittels Verhandlungen den Zugang für christliche Pilger, gewann Jerusalem, Betlehem und Nazaret.
Am 18. März 1229 krönte er sich selbst, obwohl gebannt, zum König von Jerusalem, was von den einheimischen Baronen aber nicht anerkannt wurde, da er aus ihrer Sicht höchstens als Regent für seinen Sohn Konrad hätte tätig werden dürfen. So waren denn auch Friedrichs Maßnahmen im heiligen Land nicht von Dauer. Nach seiner Rückkehr aus Palästina bekämpfte er die päpstlichen Truppen, die in das Regnum eingefallen waren. 1230 kam es zum Vertrag von San Germano, in dem Kaiser und Papst sich vorläufig verständigten. Der Bann wurde schließlich 1231 aufgehoben.
Konflikte in Deutschland und mit dem Papst
Im selben Jahr überwarf sich Friedrich mit seinem Sohn Heinrich (VII.), der in Deutschland eine eigene Politik betrieb und sich damit auf einem Konfrontationskurs mit den Reichsfürsten befand, auf deren Einvernehmen Friedrichs Politik in Deutschland aber baute. Heinrich hatte ihnen schließlich 1231 weitreichende Rechte verbriefen müssen, die Friedrich notgedrungen bestätigte (so genanntes Statutum in favorem principium). Damit gingen dem Königtum in Deutschland nun aber auch formal die meisten der alten Rechte verloren.
Nun aber wollte der Kaiser Heinrich zur Verantwortung ziehen und trieb den jungen König in die Rebellion. Heinrich verbündetet sich schließlich sogar mit den lombardischen Städten. Der Aufstand scheiterte, Heinrich wurde 1235 abgesetzt und der Lombardenbund 1237 bei Cortenuova besiegt. Friedrich II. ließ schließlich seinen Sohn Konrad IV. 1237 in Wien zum neuen deutschen König wählen. Friedrich verkündete auf dem Reichstag von Mainz 1235 einen Landfrieden und versöhnte sich endgültig mit den Welfen.
Der Anspruch Friedrichs auf die Lombardei und Mailand leutete auch die letzte heiße Phase im Konflikt zwischen dem Kaiser und der Kurie ein, die stark eschatologische Züge trug. Durch einen Brief Friedrichs an das Kardinalskollegium (vom 10. März 1239), musste sich der Papst in seiner Autorität ernsthaft bedroht fühlen. Ganz unverblümt sprach Friedrich von dem ungerechten Schlag, den der Papst gegen ihn, den Kaiser, zugunsten der rebellischen Lombarden plane. Der Papst veröffentlichte darauf eine Bannbulle, diese wurde (wohl um ein gegenteiliges Urteil der Kardinäle zu verhindern, schon kurz nach dem Erhalt des Briefs Friedrichs) bereits am Palmsonntag, dem 20. März 1239, und nicht wie üblich erst am Gründonnerstag veröffentlicht. Das Anathema bringt unter vielen Vorwürfen auch den besonders schweren der Ketzerei, nennt aber nicht den wahren Grund, nämlich die Italienpolitik Friedrichs.
Der Endkampf zwischen Kaiser und Papst
Friedrich ließ nach der Bannung den nationalen Klerus von Sizilien unter Kontrolle stellen. Die Wirtschaft wurde scharf kontrolliert, ebenso das Regnum mit einem (modern ausgedrückt) Geheimdienst überzogen. Die Bettelorden wurden ausgewiesen und Oberitalien ebenfalls einer stärker zentralisierten Verwaltung unterstellt.
Die kaiserliche Kanzlei entwickelte nun auch eine außergewöhnliche Aktivität. Nicht nur an die Kardinäle, sondern auch die Bürger Roms und vor allem an die Fürsten der Christenheit gingen pathetische Aufrufe in großer Zahl hinaus. Friedrich konnte dabei immer wieder deutlich machen, dass er der eigentlich friedliebende war. Nach einer, an verschiedene Stellen des alten Testaments, angelegten Einleitung und der sehr ausführlichen und tatsachenbezogenen Darstellung der Dinge aus Friedrichs II. Sicht, heißt es in einem Brief an die Hohen des Reiches vom 20. April:
- „Du also, geliebter Fürst, und mit Dir alle Fürsten des Erdkreises, beklage nicht nur Uns, sondern die Kirche, die die Gemeinschaft aller Gläubigen ist! Ihr schlaffes Haupt, ihr Fürst, steht wie ein brüllender Löwe da, ihr Prophet ist rasend (Off. 19,20), ein ungetreuer Mann, ein Priester, der sein Heiligtum besudelt, der ohne Gerechtigkeit gegen das Gesetz handelt“
Hierauf antwortete der Papst mit einem berühmtgewordenen Rundschreiben an alle Könige, Fürsten und Bischöfe der Christenheit. Dieser Brief vom 21. Mai 1239), der sicherlich in keiner Darstellung der Propaganda gegen Friedrich fehlen darf, bedient sich der farbigsten Bilder der Apokalypse des Johannes und bezeichnet Friedrich als den wahrhaftigen Antichrist:
- "Es steigt aus dem Meere die Bestie voller Namen der Lästerung, die mit den Tatzen des Bären und dem Rachen des Löwen wütet und mit den übrigen Gliedern wie ein Leopard ihren Mund zu Lästerungen des göttlichen Namens öffnet, die nicht aufhört, auf Gottes Zelt und die Heiligen, die in den Himmeln wohnen, die gleichen Speere zu schleudern.".
Erklären kann man den Einfluss solcher Briefe nur durch die damaligen chiliastischen Vorstellungen. Joachim von Floris (Joachim von Fiore) – eine charismatische Gestalt, die auch als indirekter Ordensgründer mit fundamentalistischen Reformforderungen großen Einfluss auf ihre Zeit hatte sagte für die Jahre vor 1260 Vorläufer des Antichrists und schließlich diesen selbst voraus. Von der einen Seite wird nun Friedrich als der Messiaskaiser der Papst hingegen als die große Hure Babylon dargestellt. Die Andere Seite meinte den Kampf zwischen Antichrist und Engelpapst mitzuverfolgen.
Nach der Niederlage des Lombardenbundes 1237 bei [bei Cortenuova hatte sich die Lage in Oberitalien jedoch keineswegs entspannt – im Gegenteil. 1238 scheiterte Friedrich vor Brescia, im September 1239 vor den Mauern Mailands. Er versuchte daraufhin die mittelitalienischen Städte, besonders im Herzogtum Spoleto und der Mark Ancona für sich zu gewinnen. Seit Sommer 1239 marschierte in Friedrichs II. Auftrag sein, als „Spiegel Unserer Macht“ bezeichneter Sohn, König Enzo in die beiden Provinzen ein. Die Eroberung Jesis (in der Mark Ancona liegend), als des Geburtsort des Kaisers, war nicht nur von symbolischer Bedeutung sondern auch, weil es im strategisch wichtigen Raum an der nördlichen Grenze des Königreichs Sizilien lag. Bald darauf erschien Friedrich II. selbst, aber nicht als Eroberer, sondern als Befreier und ließ sich als Heiland darstellen. Es folgte die Eroberung Viteas im Jahre 1240 und ein gescheiterter Versuch Rom einzunehmen.
1241 vereitelte Friedrich ein von Papst Gregor IX. einberufenes Konzil. Der Tod Gregors schien denn auch den Weg freizumachen für eine Lösung des Konfliktes, denn sein Nachfolger, Innozenz IV., galt als kaiserfreundlich. Friedrichs Hoffnungen wurden jedoch bitter enttäuscht: Der Kaiser wurde schließlich 1245 auf dem Konzil von Lyon von Papst Innozenz IV. für abgesetzt erklärt.
Die letzten Jahre – Rückschläge und Erfolge
Nach der Absetzung des Kaisers (die keineswegs ein positives Echo in Europa fand) wurden in Deutschland mehrere Gegenkönige gewählt (Heinrich Raspe, Wilhelm von Holland), doch konnte sich Konrad IV. in Süddeutschland behaupten.
In Italien ging der Kaiser (der die Absetzung nicht anerkannte) gegen die aufständischen Städte militärisch vor. Vor den Mauern von Parma erlitt der Kaiser 1248 eine vernichtende Niederlage, dennoch konnte sich Friedrich behaupten und bald schon einige Erfolge verbuchen. Eines wurde immer deutlicher: militärisch war der Kaiser, anders als sein Großvater Barbarossa, nicht zu schlagen, zumal er noch immer auf die Einkünfte seines zentralisierten Königreiches Sizilien zählen konnte und es in den Kommunen zur Spaltung in kaisertreue (Ghibellinen) und kaiserfeindliche (Guelfen) Fraktionen kam. Dieser Lage hatten auch seine Gegner Rechnung getragen und 1246 ein Attentat versucht, das aber scheiterte. Mehrere Vertraute des Kaisers, darunter auch Petrus de Vinea, wurden daraufhin brutal hingerichtet. 1249 wurde auch Enzio von den Bolognesen gefangengenommen, doch konnte die militärische Ausgangslage dem Kaiser Mut machen.
Kurz bevor Friedrich auf die Residenz Papst Innozenz IV. in Lyon marschieren wollte, starb der Kaiser, in eine Zisterzienserkutte gekleidet, am 13. Dezember 1250 auf Castel Fiorentino (Gargano/Apulien). Sein Sarkophag (aus rotem Porphyr) steht im Dom von Palermo. Dort ruht er neben seinen Eltern (Heinrich VI. und Konstanze sowie seinem Großvater, dem Normannenkönig Roger II., König von Sizilien).
Friedrich II. konnte zwar bis zu seinem Tod 1250 unangefochten seine Position in Sizilien und Süditalien verteidigen, in Deutschland gelang dies seinem Sohn Konrad gegen die genannten Gegenkönige jedoch immer weniger, obwohl bis zum Tod Friedrichs Süddeutschland von den Staufern gehalten wurde. Mit dem Tode seines Sohnes Konrad vier Jahre später in Süditalien war die Zeit der Staufer in Deutschland endgültig vorbei, in Sizilien hingegen hielten sich seine Enkel noch bis 1268.
Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II. begann das so genannte Interregnum, in welchem das Königtum noch mehr an Macht einbüsste. In dieser Zeit entstand in Deutschland die Legende vom Kaiser Friedrich, der im Kyffhäuser-Gebirge schlafe, in Sizilien schlief er allerdings im Ätna, und nach seinem Aufwachen das Reich zur Größe zurückführen werde, die erst viel später auf seinen Großvater Friedrich I. übertragen wurde.
Zu Ehren Friedrich des II. wurde eine Büste in der Walhalla aufgestellt.
Nachkommen
Heinrich (VII.) – nicht zu verwechseln mit dem Luxemburger Heinrich VII., dem späteren Kaiser –, geboren 1211 in Sizilien, aus der Ehe mit Konstanze von Aragon. Römisch-deutscher König, König von Sizilien, Mitkönig Kaiser Friedrichs II. Nach Streitigkeiten mit seinem Vater und einem Bündnis mit dem lombardischen Städtebund, entthronte ihn dieser und hielt ihn ab 1236 in Haft, in der er wahrscheinlich an den Folgen eines Selbstmordversuchs 1242 in Martirano verstarb.
Friedrichs Sohn Konrad IV. – aus der Ehe mit Isabella von Brienne von Jerusalem – geboren am 25. April 1228 in Andria, Apulien wurde 1237 in Wien zum deutschen König und künftigen Kaiser gewählt, die Krönung fand jedoch nie statt. Konrad starb am 21. Mai 1254 an Malaria in einem Heerlager in Lavello.
Sein Sohn Manfred, König von Sizilien, geb. 1231, von Bianka, der Tochter des Grafen Bonifacio Lancia, mit der sich der Kaiser noch auf seinem Sterbebett trauen ließ, um Manfreds Geburt für legitim zu erklären, setzte nach anfänglichen Versuchen, sich mit dem Papst auszusöhnen, die Auseinandersetzungen mit dem Papst fort und sah sich dem Interdikt ausgesetzt. Manfred starb am 26. Februar 1266 in der Schlacht bei Benevent. Mit dem Bann belegt, wurde er in ungeweihtem Boden, im Felsental des Verde begraben. Seine Witwe Helena, sowie seine männlichen Nachkommen Friedrich, Heinrich und Enzio starben in Gefangenschaft, in der sie in lebenslanger Einzelhaft, wie Tiere, unfähig, sich menschlich zu artikulieren, gehalten wurden.
Letzter legitimer männlicher Erbe des Kaiserhauses der Staufer war Friedrichs Enkel Konradin von Hohenstaufen, Sohn Konrads IV., Herzog von Schwaben, König von Jerusalem und Sizilien, geboren am 25. März 1252 auf Burg Wolfstein bei Landshut, öffentlich auf Befehl Karls von Anjou hingerichtet am 29. Oktober 1268 in Neapel.
Persönlichkeit
Mit Friedrich II. trat eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten der Weltgeschichte in das Licht. Seine Zeitgenossen nannten ihn "stupor mundi", d.h. Staunen der Welt, worin insbesondere die Verblüffung - nicht selten auch das Befremden - der großenteils im mittelalterlichen gottbezogenen Universalismus befangenen Beobachter über das hoch entwickelte Individualitätsbewusstsein des Staufers, seinen temperamentvollen Eigensinn und seine unorthodoxe, schier nicht zu bremsende Wissbegierde zum Ausdruck kam.
Bemerkenswert war schon seine Geburt. Nach zehnjähriger kinderloser Ehe galt es als ausgemacht, dass Kaiser Heinrich VI. – der als einziger Stauferkaiser auch keine unehelichen Kinder hatte – zeugungsunfähig war. (Denkbar ist auch, dass er passiver Homosexueller war. Sein in der Manesse'schen Liederhandschrift festgehaltenes Gedicht „Ritest du nu hinnen“ ist eine im hochmittelalterlichen Minnesang wohl einmalige Liebeserklärung an einen Mann aus der Sicht einer Frau.)
Schließlich hieß es, die bereits 40-jährige Kaiserin könne gar nicht mehr schwanger geworden sein, sondern wollte Heinrich das Kind eines Metzgers unterschieben. Diesen Verdacht konnte Konstanze indes ausräumen, indem sie sich öffentlich auf einem Marktplatz entbinden ließ. Nach einigem Zögern erkannte Heinrich VI. das Kind als seinen Sohn an und ließ ihn nachträglich auf die Namen Friedrich Roger taufen (er sollte zuerst Konstantin heißen). Als Heinrich VI. mit 31 Jahren starb, kam Friedrich II. in die Obhut des Papstes, der ihn aus machtpolitischen Gründen vernachlässigt haben soll.
In Palermo, wohin der Junge als Dreijähriger nach dem Tod seiner Mutter gebracht worden war, wuchs er angeblich wie ein Gassenjunge auf, was aber historisch völlig falsch ist. Innozenz III. vermittelte dem 14-Jährigen Staufer eine 25-jährige Witwe namens Konstanze, die Tochter des spanischen Königs von Aragon. Interessanterweise schien diese Verbindung zu beiderseitigem Gefallen zu sein und Konstanze gebar schon bald seinen Sohn Heinrich [VII].
Nachdem es dem Papst opportun erschien, Friedrich II. wieder als rechtmäßigen römisch-deutschen König zu unterstützen gegen den bisher vom Papst gestützten Kaiser Otto, holte er ihn nach Rom und schickte ihn, versehen mit einer Bannbulle gegen den Welfen Otto in Richtung Deutschland. Nachdem er mühselig den Alpenübergang geschafft hatte, da der Brenner von feindlichen Truppen besetzt war, kam er in Konstanz an. Die Stadt bereitete sich gerade auf den Empfang von Otto vor und wollte den jungen Staufer nicht in die Stadt einlassen. Nach feierlichem Verlesen der Bannbulle des Papstes jedoch wurden ihm die Tore geöffnet. Otto, der mittlerweile in Überlingen auf die Fähre gewartet hatte, kam drei Stunden später vor die Stadttore und wurde zurückgewiesen. Mit großzügigen Versprechungen und Schenkungen eroberte Friedrich den Süden des Reiches, der ohnehin staufisch gesinnt war, auch wenn die Entscheidung erst mit der Schlacht von Bouvines 1214 fiel.
Otto starb einige Jahre später auf der Harzburg, während Friedrich II. sich in Rom vom Papst zum Kaiser krönen ließ. Bei der Krönung trug er einen roten Krönungsmantel mit einer seltsamen Verzierung am Rande. Der Mantel stammte aus der Zeit seines Großvaters Roger II. und zeigte einen Dattelbaum und je zwei Kamele, die von den Pranken von Tigern niedergehalten wurden: Zeichen des Sieges des Christentums über den Islam. Darüber hinaus war ein arabischer Segensspruch zu lesen der lautete: „Möge sich der Kaiser guter Aufnahme, herrlichen Gedeihens, großer Freigiebigkeit und hohen Glanzes, Ruhmes und prächtiger Ausstattung und der Erfüllung seiner Wünsche und Hoffnungen erfreuen. Mögen seine Tage und Nächte im Vergnügen dahin gehen, ohne Ende und Veränderung“. Der Krönungsmantel befindet sich heute in der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien.
In den Jahren nach der Kaiserkrönung hatte Friedrich die Sarazenen auf Sizilien nicht vernichtet, sondern ließ sie lediglich auf das Festland umsiedeln und gestattet ihnen sogar, Moscheen zu bauen. Nicht zuletzt nahm er sie in sein - christliches - Heer auf und setzte sie sogar als persönliche Leibwache ein. Da es sich hierbei um moslemische Soldaten handelte, waren diese zudem immun gegen päpstlichen Bann.
Ein weiteres Beispiel, wie sehr er sich von seinen Zeitgenossen unterschied, war sein Kreuzzug in das heilige Land. Anstatt Jerusalem mit Gewalt einzunehmen, verhandelte er mit dem ägyptischen Sultan al-Kamil fünf Monate lang um die Übergabe der Stadt. Der Sultan lud ihn nach Jerusalem ein. Als der Muezzin aus Rücksicht auf Friedrich II. seinen morgendlichen Ruf zum Gebet nicht erschallen ließ, stellte ihn der Kaiser angeblich mit den Worten zur Rede: Ich habe in Jerusalem übernachtet, um dem Gebetsruf der Moslems und ihrem Lobe Gottes zu lauschen. Die Stadt wurde, allerdings nicht in ihrer Gesamtheit, per Vertrag den Christen übergeben, die auch einen Korridor zur Küste erhielten. Dass dies sowohl in der arabischen als auch in der christlichen Welt als Hochverrat betrachtet wurde, war ihm allerdings völlig gleichgültig. Als der Patriarch von Jerusalem sich weigerte, ihn zum König zu krönen, setzte er sich die Krone selbst auf.
Seither betonte Friedrich auch den messianischen Charakter seines Kaisertums, was im Kampf mit dem Papsttum dahingehend umgedeutet wurde, Friedrich sei der Kaiser der Endzeit, der Friedenskaiser.
Friedrich stellte die Juden unter kaiserlichen Schutz, wobei sie aber als Kammerknechte bezeichnet wurden und dem Kaiser hohe Abgaben leisten mussten. Neben seiner großen Toleranz (die jedoch nicht christlichen Häretikern galt, die er erbittert bekämpfte und verfolgte) war Friedrich II. auch von unbändiger Neugier und Wissensdrang erfüllt. Dinge, die sich nicht mit Vernunft erklären ließen, glaubte er zum Entsetzen seiner Zeitgenossen einfach nicht. So verbot er alle Gottesurteile, weil er der festen Überzeugung war, dass in einem Zweikampf immer der Stärkere gewinnen werde, ob er schuldig sei oder nicht. Am Hof des Kaisers wirkten zahlreiche Dichter, Wissenschaftler und Künstler, so dass durchaus mit Recht von einem Musenhof gesprochen werden kann.
Auch vergisst man über die Begeisterung, welches sein Falkenbuch auslöst häufig, dass Friedrich II. auch ein wissenschaftliches Werk über Vögel geschrieben hat oder dass verschiedene Gesetze bis heute in unser Leben reichen, wie z. B. das Verbot, dass Ärzte Arzneimittel verkaufen dürfen. Damit wollte er Abhilfe schaffen, dass manche der umherziehenden Ärzte dubiose Krankheiten diagnostizierten und auch gleich das passende (natürlich wirkungslose, wenn nicht gefährliche) Heilmittel dazu verkauften. Sein Wissensdrang wurde von Zeitgenossen jedoch zum Teil negativ beurteilt und so wurde ihm auch einige Horrorgeschichte angedichtet, um ihn zu verleumden.
Trotz seiner modern anmutenden Persönlichkeit blieb Friedrich immer seiner Zeit verbunden. Gerade sein Kaisertum, welches seit dem Kreuzzug stark messianische Züge trug, war immer christlich geprägt. Friedrich ließ sich als Vicarius Dei bezeichnen und betonte damit die Tradition des christlichen Kaisertums, welches bis in die Spätantike zurückreichte.
Forschungsmeinung
Friedrich II. gilt als „Wunderwesen“ unter den europäisch-christlichen Monarchen des Mittelalters. Bereits seine Zeitgenossen sahen dies so. Allerdings erblickten viele in ihm auch den "Hammer der Christenheit" und verstanden an seinem Interesse am Islam, mit dem er sein Leben lang in Verbindung stand, eine Aufgabe des Christentums. So führte seine tolerante Einstellung gegenüber der Religion später zu der Behauptung, Friedrich habe die Religionsgründer Jesus, Moses und Mohammed als „drei Betrüger“ bezeichnet. Friedrich war, soweit ist sich die moderne Mediävistik einig, allerdings kein Ungläubiger. Friedrich verstand sich als christlicher Monarch, allerdings im Sinne eines byzantinischen Kaisers, also als Gottes Stellvertreter auf Erden. Eine Unterordnung unter den Papst kam für ihn nicht in Frage. Seine „Kaiseridee“ war universal und stand ganz in der staufischen Tradition. So ließ Friedrich auch Gold-Augustalen nach antiken Vorbild prägen, auf diesen war er mit Tunika und Lorbeerkranz, ganz dem römischen Kaisern nachgebildet, dargestellt.
In der modernen Forschung schwankt man teils immer noch zwischen nüchterner Beurteilung (Stürner) und Heldenverehrung (siehe das Buch von Ernst Kantorowicz). Insgesamt herrscht jedoch Einigkeit über die besondere Bedeutung Friedrichs II. als römisch-deutscher Kaiser, auch wenn manche seiner Handlungen recht fragwürdig erscheinen (wie seine Politik in Deutschland).
Literatur
- Klaus van Eickels: Friedrich II., in: Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters, Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I., München 2003, S. 293–314 und S. 585 (Bibliographie). Hervorragende Kurzbiographie. Van Eickels hat ebenfalls ein Quellenband zu Friedrich II. herausgegeben.
- Ernst Kantorowicz: Kaiser Friedrich II., 2. Bde., Stuttgart 1985-86 (Nachdruck der Ausgabe aus den 20er Jahren), Sehr romantisierend, daher mit Vorsicht zu lesen. Dabei ist es jedoch in einer wunderbaren Sprache verfasst. Der Autor, ein später emigrierter Jude, stand dem Kreis Stefan Georges nahe.
- Wolfgang Stürner: Friedrich II. (Gestalten des Mittelalters und der Renaissance), 2 Bde., Darmstadt 1992–2000. Beste und aktuellste Biographie über Friedrich II. Dabei nüchtern und objektiv. Es finden sich hier auch zahlreiche weitere Literaturangaben.
- Gunther Wolf (Hrsg).: Stupor mundi. Zur Geschichte Friedrichs II. von Hohenstaufen (Wege der Forschung 101), 2. veränderte Aufl., Darmstadt 1982. Wichtige Sammlung von Aufsätzen zum Thema Friedrich II.
Siehe auch: Liste der Herrscher namens Friedrich
Weblinks
- Bibliographie mit neueren Angaben
- http://www.stupormundi.it/ (teilweise in dt. Sprache)
Vorgänger und Nachfolger
Vorgänger: Otto IV. |
Herrscher des Heiligen Römischen Reichs | Nachfolger: Konrad IV. |
Vorgänger: Heinrich VI. |
Herrscher von Sizilien | Nachfolger: Konrad IV. |