Bergbau

Gewinnung von mineralischen Rohstoffen
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Als Bergbau bezeichnet man die Gewinnung von mineralischen Rohstoffen. Die Anlagen zur Förderung der Rohstoffe sind die Bergwerke, Gruben und Tagebaue. Die Förderung geschieht

  • übertage oder
  • untertage.

Der Bergbau baut einen Rohstoff ab, der in einer Lagerstätte vorliegt.

Man unterscheidet den (übertägigen) Tagebau, bei dem der mineralische Rohstoff in offenen Gruben gefördert wird, und den (untertägigen) Tiefbau, bei dem Schächte und Stollen in das Gebirge getrieben werden, um die mineralischen Rohstoffe unterirdisch abzubauen. Den Sonderfall eines Tiefbaus, bei dem das Grundwasser durch Stollen unterhalb des genutzten Grubengebäudes offen abfließen kann, nennt man Stollenbau.

Förderturm des als Weltkulturerbe klassifizierten Salzbergwerkes Wieliczka bei Krakau (Polen)

Die häufigsten mineralischen Rohstoffe, die abgebaut werden, sind: Kohle, Erz, Salz (wird Salz durch Wasser gelöst, nennt man den Vorgang Solen oder aussolen, dabei wird eine so genannte Kaverne geschaffen, die zum Beispiel für die Speicherung von Lacken, Gas oder Öl verwendet wird), Gold (oft auch im Tagebau), Silber und radioaktive Elemente wie Uran.

Geschichte

Frühste archäologische Zeugnisse des Bergbaus weisen in die Jungsteinzeit. Nachgewiesen wurde der Feuersteinabbau z.B. auf dem Lousberg in Aachen. Im Eschweiler Raum wurden insbesondere im 1. bis 3. Jahrhundert Eisen-, Zink- und Bleierze in erheblichem Maße abgebaut und metallurgisch genutzt.

Erste schriftliche Zeugnisse berichten über Bergbau im mittelalterlichen Mitteleuropa aus Böhmen im 8. Jahrhundert, Goslar im 10. Jahrhundert, dem Erzgebirge in Freiberg und Joachimsthal im 12. Jahrhundert und in allen Fällen vorwiegend im Zusammenhang mit Silber und Kupfer. Die erste urkundliche Erwähnung des Eschweiler Kohlbergs stammt aus dem Jahr 1394. Ab dem Mittelalter lassen sich Bergordnungen nachweisen, die den Bergbau umfassend regelten. Mitte des 19. Jahrhunderts traten an ihre Stelle Berggesetze.

Ein für die Entwicklung des Montanwesens bahnbrechender Bergmann war Georgius Agricola. (Siehe auch: Geschichte der Geologie)

Durch die Industrialisierung wurde vor allem der Abbau von Kohle und Eisenerz erheblich gesteigert und sorgte so für die Häufung von Industrie zum Beispiel im Ruhrgebiet und in Oberschlesien. Auch für die Entwicklung des Saarland als Industrieregion war der Bergbau zusammen mit der Eisen-Hüttenindustrie von entscheidender Bedeutung.

Der Steinkohlebergbau ist der größte deutsche Subventionsempfänger. So lagen die Pro-Kopf-Subventionen in 2002 noch immer bei etwa 61.000 Euro (lt. 19. Subventionsbericht), wogegen sie im Jahr 2000 noch bei etwa 70.000 Euro (lt. 18. Subventionsbericht) pro Kopf und Jahr lagen. Derzeit (2004) wird lt. dem Wochenmagazin "Der Spiegel" der Steinkohlebergbau sogar mit über 75.000 Euro pro Bergbaubeschäftigten subventioniert. Insgesamt beziffern sich die Kosten für den Steuerzahler seit Kriegsende auf über 300 Milliarden Euro, davon allein seit den siebziger Jahren 120 Milliarden Euro Subventionen. Im Vergleich hierzu erhält der am nächst besten begünstigte - die Landwirtschaft - eher wenig. Hier lagen die Subventionen bei 1500 Euro (2002) beziehungsweise 1950 Euro (2000) pro Kopf und Jahr.

Zusätzlich zu den Subventionen entstehen durch den Steinkohlebergbau weitere Kosten in Höhe von etwa 500 Millionen Euro pro Jahr, die bei der Bilanzierung häufig vergessen werden: durch Untergrabung absinkendes Gelände verursacht enorme Schäden an Gebäuden und Straßen, durch fortwährendes kostspieliges Trockenpumpen muss die Versumpfung betroffener Gebiete verhindert werden.

Anmerkung: Für diese Kosten werden mittels der bereitgestellten Subventionen Rückstellungen durch den Bergbaubetreibenden gebildet, um für direkt entstehende Schäden Regulierungsleistungen erbringen zu können. Die Rückstellungen können die entstehenden Folgekosten keinesfalls decken, da es sich um so genannte "Ewigkeitskosten" handelt. Das bedeutet, dass Orte durch den Kohleabbau tiefer abgesenkt wurden, als Wasserpegel (Beispiel Walsum/Niederrhein) oder dass der Ort durch die Absenkung tiefer liegt, als die Entwässerungssysteme (Beispiel Reisbach/Saar). In diesen Fällen fallen Pumpkosten an, solange diese Orte existieren.


Aufgrund der Höhe der Subventionen gerät die deutsche Steinkohle zunehmend unter Druck. So stellte der Sachverständigenrat Wirtschaft in seinem Jahresgutachten 2003/2004 fest, dass die Einstellung der Steinkohleförderung in Deutschland die Sicherheit der Energieversorgung nicht gefährdet. Auch das Anpassungsgeld, welches Arbeitnehmer des Steinkohlebergbaus nach dem 50. Lebensjahr erhalten, wird kritisiert. Angesichts der Kürzung von Arbeitslosengeld auf 18 Monate und der Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II auf dem Niveau der Sozialhilfe wird gefordert, dass das Anpassungsgeld nicht über das Jahr 2005 hinaus verlängert wird.

Mittlerweile hat sich die Situation jedoch stark geändert. Aufgrund der rapide steigenden Nachfrage nach Koks für die Stahlherstellung, vorwiedend aus dem aufstrebenden China, hat sich Weltmarktpreis für Koks und Kohle deutlich erhöht, so daß Deutsche Steinkohle wieder ohne Subventionen gefördert werden kann. Die Industrie fordert gar den Aufbau einer neuen Schachtanlage, um sich den in Zukunft weiter steigenden Weltmarktpreis entziehen zu können. Hier erweist sich nun der Verkauf der Kokerei Kaiserstuhl, Dortmund an China als strategischer Fehler, da deren Schließung die Deutsche Koksproduktion entscheident vermindert hat.

Akzeptanz, Zukunftsperspektive

Während der Bergbau in den Kohlerevieren lange Jahre für Wohlstand sorgte, nimmt die Akzeptanz in der Bevölkerung zunehmend ab. Unabschätzbare Risiken durch Kohleabbau unter dem Rhein lassen im Ruhrgebiet zunehmend Proteste aufkommen.

Doch auch im Saarland ist die Zeit des Kohleabbaus so gut wie vorbei. Zunehmender wirtschaftlicher Druck auf das Bergbauunternehmen hatte zur Folge, dass oberflächenschonende Abbaumethoden wie Blas- und Spülversatz nicht mehr zum Einsatz kommen. Der heute praktizierte Bruchbau führt zu größten Schäden an der dicht besiedelten Oberfläche, welche von den Menschen nicht länger hingenommen werden.

So verursachte der Kohleabbau im saarländischen Fürstenhausen zum Beispiel im Jahr 2002 alleine rund 34 Millionen Euro an Bergschäden. Für den ab dem Jahr 2006 geplanten Abbau von Steinkohle im Bereich Primsmulde (Nalbach/Saarland) hat die Deutsche Steinkohle nach eigenen Aussagen rund 30 Millionen Euro zur Schadensregulierung zurückgestellt. Dies, obwohl nach eigenem Bekunden der Steinkohleabbau fast vollständig unter nicht bewohntem Gebiet stattfinden soll.

Die saarländische Landtagswahl 2004 bestätigte den Willen der Bürger von der Kohle schnellstmöglich weg zu kommen. Je eindeutiger die Botschaft der Parteien gegen weiteren Kohleabbau gerichtet waren, desto höher die Wahlstimmen in den Bergschadensgebieten. So konnte etwa die FDP im saarländischen Bilsdorf mit 33,6% den höchsten Stimmenanteil verzeichnen. Die CDU, welche nach der Landtagswahl saarlandweit weiterhin eine absolute Mehrheit hat, verzeichnete in Bilsdorf als zweitstärkste Kraft nur 28,1% der Stimmen. Die Folge der Wahlen (Landtagswahl 1999, Komunalwahlen 2004, Landtagwahl 2004) bestätigt den politischen Willen der Bürger. Stets erhielten diejenigen, welche sich am konsequentesten gegen weiteren Kohleabbau positionierten beeindruckende Wahlergebnisse.

Die saarländische Grube Ensdorf war bislang durch den Kohleabbau Schuld an mehr als 300 bergbauinduzierten Erdbeben, welche die Menschen in Angst und Schrecken versetzen. Nachdem im Juni 2004 durch Anordnung des Sofortvollzug weiterer Kohleabbau in den Erdbebenstreben genehmigt wurde, verzeichnen deutsche und französische Erdbebendienste wieder verstärkt durch den Kohleabbau erzeugte Erdbeben.

Bei dem bislang schwersten Beben im Jahr 2001 wurden die Notrufleitungen im Saarland durch verängstigte Menschen derart überlastet, dass die Leitungen für eine gute Stunde ausfielen.

Von den im Jahr 2003 noch 10 aktiven Steinkohlegruben sollen 2 in den Jahren 2006 und 2007 geschlossen werden. Es handelt sich um die saarländische Grube Warndt/Luisenthal (Schließung Anfang 2006) und um die Zeche Lohberg (Schließung Anfang 2007). Als Grund für die Schließung werden von RAG / DSK rein wirtschaftliche Gründe angegeben.

Am 1. Januar 2004 wurde das Bergwerk Warndt/Luisenthal mit der Grube Ensdorf zum Verbundbergwerk Saar zusammengeschlossen.

Nachdem RAG-Chef Müller im September 2004 den Vorschlag macht, im Raum Hamm ein neues Steinkohlebergwerk zur Förderung von heimischer Kokskohle zu errichten, sind die Reaktionen sehr konträr. Während sich die politische Mehrheit gegen ein neues subventionsgestützes Bergwerk ausspricht, kommen auch kritische Stimmen aus den eigenen Reihen. Schließlich fördern zwei der drei Bergwerke, deren Schließung im Jahr 2003 festgelegt wurde, Kokskohle. Die längerfristige Aufrechterhaltung des Förderbetriebes, etwa im Bergwerk Prosper-Haniel erscheint bereits aus wirtschaftlicher Sichtweise weitaus sinnvoller. Einig ist man sich darüber, dass ein solcher Schritt nur sinnvoll ist, wenn die Finanzierung ohne die Unterstützung des Staates erfolgt. Das bedeutet, die Förderkosten müssen so gering sein, dass das Bergwerk aufgrund der Marktpreise wirtschaftlich arbeiten kann. Gerade hier sehen Skeptiker jedoch das größte Problem. Während Länder wie z.B. Australien die Steinkohle aus sehr geringer Tiefe und damit mit geringen Kosten fördern können, müsste auch ein theoretisches neues heimisches Bergwerk mit Fördertiefen von 800 Metern und mehr rechnen, was weiterhin zu einem nicht vernachlässigbaren Kostennachteil führen dürfte.

Steinkohle-Bergwerke

Bergwerk Schließung
Auguste Victoria/Blumenthal (Marl)  
DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH (Ibbenbüren)  
West (Kamp-Lintfort)  
Lippe (Westerholt/Dorsten) 2009
Lohberg/Osterfeld (Dinslaken) Anfang 2007
Ost (Hamm)  
Prosper-Haniel (Bottrop)  
Saar (Verbundbergwerk)
- Warndt / Luisenthal (Großrosseln) 
- Ensdorf 

Anfang 2006

Walsum (Duisburg) Ende 2008

Rechtliches

  • Grundsätzliches regelt das Bundesberggesetz, es gibt Landesbergbehörden die dann die Aufsicht übernehmen

Siehe auch

Altbergbau, Berechtsame, Bergmannssprache, Bergmännische Kunst, Brauchtum im Bergbau, Christine Englerth, Dieselkatze, Eschweiler Bergbau, Liste von Bergwerken in Deutschland, Saline, Salzbergwerk, Schaubergwerk

Literatur

  • Gertrude und Wilhelm Hermann, Die alten Zechen an der Ruhr, 5. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2003 (mit einem Katalog von 477 Ruhrzechen vom Mittelalter bis 2003), Königstein (Langewiesche) 2003, ISBN 3-7845-6993-5

Protestseiten gegen heimischen Steinkohlebergbau

Sonstige Links