Karl Wienand

deutscher Politiker (SPD), MdB und DDR-Spion
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Karl Wienand (* 15. Dezember 1926) war SPD-Politiker und Spion der DDR, wohnhaft in Windeck/Sieg. 1943 trat er als 16jähriger in die Armee ein. Er wurde schwerverwundet (80 % kriegsbeschädigt, Amputation eines Beines). Nach Kriegsende heiratete er und wurde Vater von 2 Kindern. Er war zwei mal verheiratet.

Politischer Lebenslauf

Karl Wienand trat 1947 in die SPD ein und wurde 1952 Bürgermeister der Gemeinde Rosbach/Sieg. 1953, mit 26 Jahren, wurde er jüngster Abgeordneter im Bundestag. 1967 wurde er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Sein Bundestagsmandat legte er 1974 nieder und wurde 1975 Geschäftsführer der Bonner Gesellschaft für kosmetische plastische Chirurgie und Ästhetik mbH Klinik International.

1980 wandte er sich wieder der Politik zu und ließ sich in den Unterbezirksvorstand der SPD im Rhein-Sieg-Kreis wählen. Bereits 1981 wurde er in den Vorstand des SPD-Bezirks Mittelrhein gewählt und wurde 1985 Mitglied des SPD-Parteirats. 1990 zog er sich aus der Politik zurück und 2002 trat er aus der SPD aus, um einem Parteiausschlussverfahren zuvorzukommen.

Laut Herbert Wehner galt Wienand als "Mann für heikle Fälle". Und nach Auffassung des Historikers Arnulf Baring gehörte er "zum sozialliberalen Kernbereich, zur Handvoll ihrer wichtigsten Figuren".

Skandale

Wienand war in eine Reihe von Skandalen verwickelt:

  • 1971 Verstrickung in die Affäre um die Charterfluggesellschaft »Paninternational«. Bei einer Notlandung eines Flugzeugs auf der Autobahn bei Hamburg starben 22 Menschen. Wienand, der Beraterhonorare erhielt, wurde vorgeworfen, die Fluggesellschaft vor einer Prüfung durch die Luftfahrtbehörde geschützt zu haben. Ein Bundestagsuntersuchungsausschuss befasste sich mit diesem Thema, kam jedoch im Parteienstreit zu keiner abschließenden Bewertung, jedoch der Verdacht von Zahlungen in Höhe von 162.500 DM an Wienand konnte nicht ausgeräumt werden.
  • 1972 flog Karl Wienand nach Moskau, um mit dem Sekretariat des ZK der Kommunisten darüber zu verhandeln, dass in 15 Wahlkreisen der BRD möglichst keine Kommunisten zur Bundestagswahl antreten. Dies hätte möglicherweise SPD-Kandidaten um ihr Mandat gebracht. Kurze Zeit später zogen sich die DKP-Kandidaten auf Weisung von DKP-Chef Herbert Mies zurück.
  • 1972, beim Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt, soll Wienand dem CDU-Bundestagsabgeordneten Julius Steiner 50.000 Mark dafür geboten haben, für Brandt zu stimmen.
  • 1973 gibt der inzwischen aus dem Bundestag ausgeschiedene CDU-Abgeordnete Julius Steiner auf einer Pressekonferenz zu, mit "Enthaltung" gestimmt zu haben. Dafür seien ihm vom Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Karl Wienand anschließend 50.000 DM gezahlt worden. Später kam heraus, dass das Geld vom DDR-Geheimdienst stammte.
  • 1973 hob der Bundestag Wienands Immunität als Bundestagsabgeordneter wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung auf.
  • 1975 wurde Wienand wegen Steuerhinterziehung - auch für die Bezüge von Paninternational - zu insgesamt 102.000 Mark Geldstrafe verurteilt.
  • 1990 wegen Autofahrens im angetrunkenen Zustand zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
  • 1996 Verurteilung wegen Spionage zugunsten der DDR zu zweieinhalb Jahren Haft und eine Million DM Geldstrafe. Wienand bestreitet bis heute die Vorwürfe. Nach den Erinnerungen des ehemaligen DDR-Geheimdienstchefs Markus Wolf stand Wienand seit Ende der sechziger Jahre in Kontakt zur DDR-Auslandsspionage.
  • 1997 Der Bundesgerichtshof bestätigt das Urteil und lehnt eine Wiederaufnahme des Verfahrens ab (AZ 3 StR 114/97).
  • 1999 Begnadigung durch Bundespräsident Roman Herzog wegen einer Herzerkrankung, die Haftstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.
  • 2002 dreimonatige Untersuchungshaft. Wienand soll in den 90er Jahren bei Planung und Bau der Kölner Müllverbrennungsanlage (MVA) Schmiergelder in Millionenhöhe angenommen haben. Ihm wird neben Beihilfe zur Bestechlichkeit auch Bestechung und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Haftverschonung gegen Auflagen (Reisepass und Personalausweis abgeben, darüber hinaus dreimal wöchentlich bei der örtlichen Polizeidienststelle melden), wegen des angegriffenen Gesundheitszustandes durch das OLG Köln (Az: 2 Ws 409/02).
  • 2003 Die Auflagen zur Haftverschonung wurden im August vom Landgericht Köln aufgehoben. Der Prozess konnte wegen des Gesundheitszustandes von Wienand bisher nicht eröffnet werden.
  • Mit Urteil vom 14. 12. 2004 verurteilte das Kölner Landgericht den früheren SPD-Spitzenpolitiker Karl Wienand zu einer Haftstrafe von zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt werden. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der 77Jährige sich der "Beihilfe zur Untreue" schuldig gemacht hat. Karl Wienands Anwalt hatte am ersten Verhandlungstag eingeräumt, Karl Wienand habe allenfalls eine Schwarzgeldzahlung in Höhe von nur einer Million Euro im Zusammenhang mit der Kölner MVA angenommen, nicht 2,1 Millionen Euro, wie die Staatsanwaltschaft ihm vorwarf, "ohne jeden moralischen Skrupel" vorgegangen zu sein.

Adresse

Auf der Teichhardt 4, 51570 Windeck