Mohammad Reza Schah Pahlavi (persisch محمد رضا شاه پهلوی [ ]; * 26. Oktober 1919 in Teheran; † 27. Juli 1980 in Kairo) war als Sohn von Reza Schah Pahlavi Schah von Persien (Iran) und letzter Herrscher auf dem Pfauenthron.
Anfänge
Schon seit frühester Kindheit wurde Mohammad Reza auf seine zukünftige Rolle als König vorbereitet. Bereits mit 7 Jahren wird er pro forma Oberst der persischen Armee. [1] Als 12-Jähriger wurde er im Mai 1931 zusammen mit seinem Bruder Ali zur weiteren Schulbildung in das Schweizer Internat Le Rosey verbracht. Im Mai 1936, 3 Wochen vor seiner Abschlussprüfung [2], kehrte er nach Persien zurück. Mit 18 Jahren wird er zum Leutnant befördert und übernimmt das Amt des Heeresinspekteurs. Ein Jahr danach plant sein Vater die Hochzeit mit der ägyptischen Prinzessin Fausia, auch eine politische Heirat.
Nach der erzwungenen Abdankung seines Vaters Reza Schah wurde Mohammad Reza am 17. September 1941 zum Schah von Persien, dem zweiten Kaiser der Pahlavi-Dynastie, ernannt. In der Anfangszeit seiner Regentschaft gewann der junge Schah eine große Popularität durch die erfolgreiche Zurückdrängung der Sowjets aus den Nordprovinzen des Iran (Aserbaidschan) und der Zerschlagung der kurdischen Republik Mahabad. Mohammad Reza Schah versuchte im Gegensatz zu seinem Vater einen Kompromisskurs mit den Geistlichen des Landes zu fahren, zum Beispiel, indem er das von seinem Vater erlassene Schleierverbot abmilderte und den Schleier tolerierte, obwohl er sehr westlich orientiert war.
Erste Konflikte
Die zunehmende Öffnung des Landes führte zu der Entstehung einer nationalen Bewegung, die in die Regierung Mohammad Mossadegh 1951 bis 1953 mündete. Sie zwang den Schah ins erste Exil, nachdem dieser versucht hatte, Dr. Mossadegh als Ministerpräsidenten zu entlassen. Nach zahlreichen Protesten und Demonstrationen im ganzen Land musste der Schah fliehen. Mossadegh gefährdete aufgrund seiner Unterstützung in der kommunistischen Tudeh Partei und der Verstaatlichung der nationalen Erdölindustrie die Interessen internationaler Konsortien und wurde daher in der Operation Ajax, ausgeführt durch die CIA im Auftrag der damaligen US-Regierung unter Eisenhower, gestürzt. Die Royalisten unter dem Militär wurden gezielt unterstützt und eine Woche nach dem Exil des Schahs in Italien war das Ende der Regierung Mossadegh besiegelt. Mossadegh wurde verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Reza Schah konnte wieder zurückkehren.
In der nachfolgenden Zeit war Schah Reza Pahlewi einer der berühmtesten Diktatoren der Nachkriegszeit – und zugleich Amerikas Partner im Nahen Osten. Der Schah herrschte mit Sondergesetzen und unterdrückte Parteien und Bewegungen – 1953 bis 1957. In dieser Zeit wurden Anhänger der neuen nationalen Bewegung und Parteien wie die Tudeh Partei verhaftet und eher selten hingerichtet. Die Geheimpolizei SAVAK, 1957 mit Hilfe der USA aufgebaut, wurde zum berüchtigten Instrument eines Regimes, das Widerstand oft unterdrückte. Auf den Schah wurden mehrere Attentate verübt. Die Attentäter ließ er nicht hinrichten, sondern begnadigte sie.
Wirtschaftsprogramme
Der Schah wollte den Iran zu einer Großmacht formen und konnte dabei auf die Wirtschafts- und Militärhilfe der USA bauen – besonders nach dem Umsturz im Irak am 14. Juli 1958, als Oberst Abdel Karim Kassem König Feisal II stürzte und sich Moskau gegenüber offen zeigte. Dennoch zeitigte das autokratische und korrupte Regime kaum Erfolge: Es herrschten Elend, Hungerlöhne und soziale Verwahrlosung. Die Hilfsgelder aus Washington dienten nur der Bereicherung der Elite. Der Großteil der Bevölkerung lebte unter erbärmlichen Bedingungen auf dem Land und in den wachsenden Slums der Vorstädte. Die westliche Öffentlichkeit zeigte sich je nach politischer Denkrichtung fasziniert vom Prunk eines märchenhaften Königshauses oder abgestoßen vom Regime eines Tyrannen. In Teherans Presse hingegen tauchten erstmals wieder Bilder des gestürzten Premiers Mossadegh auf. Das Regime reagierte mit Härte und schlug jeden Widerstand nieder.
1963 setzte der Schah aufgrund des wachsenden Drucks ein Programm, die Weiße Revolution, zur Umverteilung des Landes der Großgrundbesitzer mittels eines Referendums durch. Dieses Programm muss differenziert betrachtet werden. Zwar entstand durch das Programm eine breitere Mittelschicht, jedoch konnte es die Extreme von Reich und Arm nicht ausgleichen. Die unter Mossadegh erfolgte Verstaatlichung der Ölindustrie wurde nach der Rückkehr aus dem ersten Exil aufgehoben. Als „Gegenleistung“ für die Operation Ajax übernahm Großbritannien (British Petroleum) die komplette Erdöl-Förderung des Irans. So beteiligte sich der Iran 1973 auch nicht am Embargo der OPEC und konnte dadurch dessen Folgen für den Westen auch durchaus abmildern.
Militärische Aufrüstung
Der Schah hatte die Vorstellung, Iran zur vorherrschenden Militärmacht in Vorderasien aufzubauen und setzte die Gelder aus dem Ölhandel verstärkt für dieses Ziel ein. Dadurch wurden die Bindungen an die Vereinigten Staaten enger. So wurde beispielsweise der Aufbau der Streitkräfte größtenteils durch amerikanische Militärberater durchgeführt, deren Zahl in den 1970er Jahren auf 25.000 geschätzt wurde. John F. Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson unterstützte vor dem Hintergrund des Kalten Krieges die Aufrüstung von Persien mit allen Mitteln. Richard Nixon und sein Sicherheitsberater Henry Kissinger reisten im Mai 1972 auf dem Rückweg vom Moskauer Gipfel nach Teheran. Die totale Loyalität des Schahs veranlasste Kissinger, Reza Pahlewi als „Säule der Stabilität in dieser unruhigen und wichtigen Region“ zu loben. Exorbitante Militärausgaben ruinierten allerdings die Staatsfinanzen und die Inflationsrate schnellte nach oben.[3]
Innere Widerstände
Im Inneren wurde die Politik des Vaters – Säkularisierung des Rechts (zum Beispiel gleiche Rechte für Frauen und Männer) und die Trennung von Staat und Religion – in den wesentlichsten Grundzügen weitergeführt. Die demonstrative Nähe zur USA, mit deren Unterstützung der Schah aus seinem ersten Exil überhaupt erst wieder zurückkehren konnte, und der damit verbundene militante Antikommunismus seines Regimes führte zu einer zumindest vordergründig westorientierten Haltung in gesellschaftlichen Fragen. Der Schah versuchte eine weitreichende Trennung von Staat und Religion durch die Einführung des neuen Kalenders (1976), der als Anfangspunkt der Zeitrechnung nicht die Hidschra Muhammads, sondern die Krönung des persischen Königs Kyros hatte.
Zu den dauerhaften Leistungen des Schahs zählen die Stärkung der Zentralregierung, die Ansiedlung von Industrie, die Schaffung einer modernen Infrastruktur sowie eine relativ liberale Gesellschaftspolitik und eine großangelegte Modernisierung des Landes. Für die breite Bevölkerung bot diese westliche Haltung allerdings kaum Vorteile, sie diente vielmehr der Unterstützung der Pläne des Schah, eine militärische Großmacht zu werden und den Reichtum der persischen Eliten zu erweitern. Eine wichtige und unumstrittene Rolle spielte dabei auch der Geheimdienst SAVAK, der aber, wenn man es genauer betrachtet, dem amerikanischen FBI glich. Zudem erlebte auch die Korruption eine Blütezeit, aber sie war noch lange nicht so hoch wie nach der Revolution.
Der amerikanische Diplomat George Ball berichtete am 11. Dezember 1978 über den Schah an den damaligen US-Präsidenten Carter: „Wir haben den Schah zu dem gemacht, was er nun ist. Wir haben seine Vorliebe für grandiose weltpolitische Entwürfe genährt, wir haben seine Fantasien beflügelt. Wir haben ihn so sehr zum Pfeiler unserer Interessen im Nahen Osten gemacht, dass wir von ihm abhängig sind. Jetzt zerfällt sein Regime unter dem Druck der aufgezwungenen Modernisierung, und wir haben keinerlei Alternative.“[4]
Ende
Carter begann im Zuge seiner Menschenrechtspolitik, sich allmählich von dem bedrängten iranischen Potentaten abzuwenden.
Zugleich gewann eine vor allem stark (islamistisch) religiös geprägte Bewegung gegen die Monarchie zunehmend schnell an Unterstützung im iranischen Volk, aber auch in vielen wichtigen Institutionen wie den Streitkräften. Die Leitfigur war hierbei der im Laufe der Revolutionswirren aus dem langjährigen irakischen Exil in die Nähe von Paris übergesiedelte Ajatollah Ruhollah Chomeini (1900–1989). Chomeini war nicht vom Schah nach Frankreich exiliert worden, sondern durch den Irak (Saddam Hussein), wo er sich viele Jahre in den höchsten schiitischen Heiligtümern in Nadjaf und Kerbela aufgehalten hatte.
Konzessionen an die Opposition in letzter Stunde nützten nichts mehr: Der Schah versuchte im letzten Jahr seiner Regentschaft 1978, durch Auswechseln der Premierminister und zum Schluss durch die Einsetzung des Sozialdemokraten Schapur Bachtiar seine Regentschaft noch zu retten. Die Pahlawi-Dynastie war am Ende. Mit den Worten „Ich bin müde und brauche eine Pause“ verließ Reza Pahlawi am Mittag des 16. Januar 1979 über den Teheraner Flughafen das Land für immer und ließ der Islamischen Revolution ihren Lauf.
Nur zwei Wochen später kam am 1. Februar 1979 der Ajatollah Chomeini triumphal aus dem Exil zurück. Er war fortan der gefeierte „Revolutionsführer“.
Nach einer Odyssee über Ägypten, Marokko, die Bahamas und Mexiko kam der krebskranke Schah im Oktober 1979 in New York an, um sich im Cornell Medical Center des New York Hospital behandeln zu lassen. Als dies im Iran bekannt wurde, wurde die Propaganda laut, die USA gewährten dem »kriminellen Schah« Zuflucht. Am 4. November 1979 kam es daraufhin zur Erstürmung der US-amerikanischen Botschaft in Teheran durch iranische Studenten und zur Geiselnahme der Botschaftsangehörigen (Geiselnahme von Teheran). Zum Ende seiner Behandlung in den Vereinigten Staaten musste der Schah auf Druck der US-Regierung, die weitere Provokationen vermeiden wollte, das Land verlassen.
Eine gewisse tragische Ironie liegt darin, dass der Schah sich in der Zeit in den USA auch eine Weile ausgerechnet auf der Lackland Air Force Base (bei San Antonio, Texas) aufhielt, was natürlich an den englischen König John Lackland (Johann Ohneland, 1167–1216) erinnern musste.
Nach dem Verlassen der USA lebte der Schah noch für eine kurze Zeit mit seiner Familie in Panama und kehrte letztendlich wieder nach Ägypten zurück.
Moahmmed Reza Pahlewi starb am 27. Juli 1980 im Kairoer Militärhospital Maad an den Folgen einer Krebserkrankung. Der ägyptische Präsident Mohammed Anwar as-Sadat erklärte den Tag zum nationalen Trauertag und ordnete ein Staatsbegräbnis an. Der Schah wurde in der ar-Rifai-Moschee beigesetzt, wo er neben dem vorletzten ägyptischen König Faruq I. seine letzte Ruhe fand.
Das Verhalten der USA im Zusammenhang mit den Ereignissen, die zur Revolution und zum Sturz des Schahs führten, kommentierte der ehemalige US-Präsident Richard Nixon in seinem Buch „The Real War“ (New York, 1980) folgendermaßen: „Im Hinblick darauf, was durch uns dem Schah des Irans widerfuhr, werden die Führer jener Staaten, deren freundschaftliche bilaterale Beziehungen mit uns im Interesse unseres Landes liegen, heute mit Recht sich die Frage stellen, ob im Falle, dass auch sie in einer ähnlichen Situation wären, d. h., seitens einer Revolution attackiert würden, welche vom Ausland unterstützt würde, unsererseits ihnen nicht ein ähnliches Schicksal zuteilwürde.“ Ein Eingeständnis des äußerst ungerechten Verhaltens der USA gegenüber Pahlavi.
Ehen
Seine erste Ehe wurde aufgrund politischer Erwägungen mit der ägyptischen Prinzessin Fausia (* 5. November 1921) am 16. März 1939 geschlossen. Dieser Ehe entsprang die Tochter Shahnaz (* 27. Oktober 1940), jedoch kein männlicher Thronfolger. Daher wurde die Ehe am 19. November 1948 wieder aufgelöst. Shahnaz' Tochter, seine Enkelin Schahanez, wurde am 2. Dezember 1958 geboren.
Auch die zweite Ehe, geschlossen am 12. Februar 1951 mit Soraya Esfandiary Bakhtiari (* 22. Juni 1932; † 25. Oktober 2001), wurde am 6. April März 1958 wegen Kinderlosigkeit aufgelöst. Gerade diese Ehe mit der - von Mutterseite deutschstämmigen - Soraya hat seinerzeit immer wieder reichlich Stoff für die deutsche Boulevardpresse geliefert; daher auch der Begriff „Soraya-Presse“.
Der dritten Ehe mit Farah Diba (* 14. Oktober 1938), Hochzeit am 21. Dezember 1959, entstammen die Kinder:
- Cyrus Reza Pahlavi (* 31. Oktober 1960)
- Farahnaz Pahlavi (* 12. März 1963)
- Ali Reza Pahlavi (* 28. April 1966)
- Leila Pahlavi (* 27. März 1970; † 10. Juni 2001 in London – Selbsttötung durch Tabletten)
Sonstiges
An seinem 48. Geburtstag am 26. Oktober 1967 krönt er sich selbst zum Kaiser. Diese im damaligen, noch ärmlichen, Iran als aufwendig empfundene Kaiserkrönung erregte weltweit Aufsehen. Die Krönung stellte nach europäischen Standards eigentlich eine mittelmäßige bis einfach gehaltene Inszenierung dar. Allerdings die eher marxistisch bzw. islamisch-utopistisch orientierte studentische Oppositionsbewegung nutzte solche Ereignisse gekonnt, um den Shah in der öffentlichen Meinung als einen selbstherrlichen und realitätsvergessenen Despoten darzustellen.
Mit dem Besuch des Schahs in West-Berlin und der Tötung des Studenten Benno Ohnesorg bei der Demonstration gegen den Besuch des Schahs setzt eine Intensivierung der Studentenbewegung (APO) ein. Der Persische Kaiser wohnte damals im Berliner HILTON-Hotel (Hotel Intercontinental) an der Budapester Straße. (Siehe auch: Der Polizeistaatsbesuch)
Siehe auch
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 81
- ↑ Gérard de Villiers: Der Schah. Seite 84
- ↑ Jürgen Martschukat: Ein Kaiser gibt auf; In: Die Zeit vom 8. Januar 2004
- ↑ Ebd.
Literatur
- Iman Ansari, Patrick Germain : „Mon père, mon frère, les Shahs d'Iran“, Entretiens avec le prince Gholam-Reza Pahlavi. Editions Normant 2004. ISBN 2-915685-06-1
- Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung (Hrsg.): Religion und Politik im Iran. (Mardom nãmeh. Jahrbuch zur Geschichte und Gesellschaft des Mittleren Orients.) Frankfurt a.M. 1981, ISBN 3-8108-0175-5
- Richard Blank: Schah Reza, der letzte deutsche Kaiser. Dokumente aus der Regenbogenpresse. Reinbek 1979 ISBN 3-499-14376-3
- Franz Burda (Hrsg.): Krönung in Teheran. Ein Bildband über Persiens Kaiserpaar. Burda, Offenburg 1967 (Sonderdruck der BUNTEN Illustrierten)
- Ryszard Kapuściński: Schah-in Schah. Eichborn. Frankfurt am Main 1997.
- Bahmãn Nirumand: Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder Die Diktatur der Freien Welt. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1967 (rororo, 945)
- Mohammed Reza Pahlavi: Im Dienst meines Landes. Dt. Verl.-Anst., Stuttgart 1961
- Mahmoud Rashad: Iran. 1. Aufl. DuMont Buchverlag, Köln 1998, ISBN 3-7701-3385-4
- Claudia Stodte: Iran. Edition Temmen, 1999, ISBN 3-86108-860-6
Weblinks
- Vorlage:PND
- History of Iran: Mohammad Reza Shah Pahlavi (englisch)
- Story of Mohammad Reza Shah (englisch)
- Große Auswahl an relevantem Bildmaterial
Personendaten | |
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NAME | Pahlavi, Mohammad Reza |
KURZBESCHREIBUNG | Schah von Persien |
GEBURTSDATUM | 26. Oktober 1919 |
GEBURTSORT | Teheran |
STERBEDATUM | 27. Juli 1980 |
STERBEORT | Kairo |