Diskussion:Waldsterben

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Darstellungen aus der Vergangenheit sind als Informationsquelle jedoch ebenfalls umstritten und halten wissenschaftlichen Untersuchungen oft nicht stand (siehe Relief von Dendera).

Naja, ganz so deutungsbedürftig wie das Relief von Dendara sind Landschaftsbilder aus dem nachmittelalterlichen Europa nun doch nicht ;-) -- A0QToF 25.10.2003

Waldsterben ist ein Jahre 1983 aufgekommenes Schlagwort für angeblich großflächige Waldbaumschädigungen durch sauren Regen, Ozon, Schwermetalle, etc.

Von Waldsterben kann heute sicher keine Rede mehr sein. Die in den 1980ern aufgetretenen Schäden - auch abseits der Hauptschadgebiete - waren aber nicht nur angeblich großflächig.
Ozon war nach meiner Erinnerung zu Zeiten des "Waldsterbens" kein Thema. Schwermetalle fliegen nicht weit. Die Mobilisierung der natürlich im Boden vorkommenden Schwermetalle ist eine Folge von überhöhten Säureeinträgen.

Es handelt sich beim "Waldsterben" um ein typisch deutsches Phänomen. Das Ausland hat den Begriff immer für übertrieben gehalten. Wenn die Franzosen von "Le waldsterben" sprechen, spielen sie damit auf die nationalistisch gefärbte, romantische Waldverliebtheit der Deutschen und ihre Neigung zu dramatischen Übertreibungen an. Verwunderlich ist jedenfalls, dass es in Frankreich und Großbritannien oder beim Baumbestand des New Yorker Central Park, der jahrelang stärksten Auto-, Kraftwerk- und Industrieabgasen ausgesetzt war, kein Waldsterben zu geben scheint.

Wo kommt der Regen her, der in Großbritannien und in weiten Teilen Frankreichs niedergeht? Welche Industriegebiete liegen auf diesem Weg? Wieviel Asche ging in New York oder auch dem Ruhrgebiet im Vergleich zum Harz nieder (s.u.)?

Ganz anders in Deutschland:

Eben.

1983 befand man gut ein Drittel des Waldes für krank. Im Jahre 2002 sind nach dem offiziellen Waldschadensbericht nur mehr rund 30% aller Waldbäume als völlig gesund zu bezeichnen. Das in den 80er Jahren befürchtete, sich durch die damalige Entwicklung abzeichnende, großflächige Absterben von Wäldern ist - auch in den damaligen Hauptschadgebieten - aber ausgeblieben.

Viel zu wenig berücksichtigt wurde, dass es offenbar schon lange vor der Industrialisierung und dem damit verbundenen vermehrten Schadstoffausstoß vergleichbare Waldschäden gegeben hat. Dies wird etwa durch einen Blick auf gemalte Landschaftsbilder aus früheren Jahrhunderten deutlich, auf denen dieselben Schäden an Baumwipfeln überdeutlich zu sehen sind, für die man heute den sauren Regen, das Ozon oder Schwermetalle verantwortlich macht.

Rauchschäden in Siedlungsnähe? Wie alt waren die damals außerhalb dargestellten Bäume?

Nur teilweise lässt sich dafür die bereits im Mittelalter begonnene Verhüttung sulfidreicher Erze verantwortlich machen.

Nur teilweise lassen sich die neuartigen Waldschäden mit den altbekannten Rauchschäden vergleichen.

Symptome

Typische Symptome an betroffenen Bäumen sind so genannte Angsttriebe, bei Nadelbäumen auch das Vergilben der Nadeln und das Lamettasyndrom. Bei zu starkem Vitalitätsverlust kommt es zum Absterben des Baumes.

Meistdiskutierte Ursachen

Durch die anthropogen bedingte Versauerung der Böden durch den sauren Regen kommt es zu Schädigungen der Feinwurzeln der Bäume und der mit den Bäumen in Symbiose lebenden Mykorrhiza, die für die Aufnahme von Nährstoffen entscheidend sind. Die Versorgung des Baumes mit Wasser und Nährstoffen wird beeinträchtigt.

Und damit auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber biotischen Schadfaktoren.

Ein Folgeproblem der Versauerung ist die Freisetzung von giftigen Metallionen von Schwermetallen und Aluminium, die stark toxisch wirken.

Zur verminderten Aufnahmemöglichkeit von Nährstoffen wie Calcium, Kalium und Magnesium tritt deren verminderte Verfügbarkeit durch verstärkte Auswaschung.

... und damit deren unwiederbringlicher Verlust für den Boden.

Schädigungen der Stomata der Blätter durch Säure und Ozon nehmen den Bäumen die Möglichkeit, ihre Verdunstung zu kontrollieren. Zu den Problemen bei der Aufnahme von Wasser treten Probleme, die Abgabe zu drosseln.

Das Waldsterben - nur ein Medienklischee?

Tatsache ist, dass die beschriebenen Schäden vermehrt in solchen Gegenden zu beobachten sind, in denen die Schadstoffbelastung, z.B. durch direkte, überhohe Schwefeldioxid-Immissionen, extrem hoch ist, so dass die Blätter und Nadeln der Bäume direkt geschädigt werden. Solche direkten Belastungen sind aber eher selten. In anderen Fällen ist es verwunderlich, dass die beobachteten Schäden in so genannten Reinluftgebieten auftraten, die überhaupt nicht umweltbelastet waren.

Die Gebiete wurden lange als solche betrachtet. Tatsächlich ging dort bis zum Einbau von Filteranlagen in Großfeuerungsanlagen eine extreme - und bis heute weit überhöhte - Säurefracht nieder. Trotzdem blieb die Wäsche an der Leine weiss.

Interessant ist auch, dass aus dramaturgischen Gründen in Fernsehberichten der 80er Jahre - mangels anderer signifikanter Stellen - immer wieder nur einige wenige, stark zerstörte Waldgebiete im Harz oder Erzgebirge gezeigt wurden, die mit ihren abgestorbenen Bäumen stellvertretend für das angeblich großflächige Waldsterben in ganz Deutschland standen.

Das ist weniger interessant denn völlig normal für den Umgang der Medien mit jeweils aktuellen Themen.

Derart gravierende Schäden wurden aber nirgendwo sonst beobachtet.

Die Symptome, mit denen es in den Hauptschadgebieten begann (und dort mit erheblichen Schäden von bis dahin unbekannten Ausmaß), zeigten sich damals weithin über diese Gebiete hinausgehend (und auch dort bis dahin unbekannt) bis in das Flachland.

Rudi Holzberger kommt daher in seiner Dissertation

in welchem Fachgebiet?

Das sogenannte Waldsterben (1995) zu dem Schluss, dass es sich bei dem Phänomen nur um ein Medien-Klischee handelt, das stereotyp verbreitet wird und ein Walduntergangsszenario heraufbeschwört.

  • Da ist sicher was dran, so wie das Thema in den Medien ausgeschlachtet wurde - nur der gegenteilige Schluß, daß da nichts außer Käfer gewesen wäre, ist IMHO sehr fragwürdig. Beschäftigt sich die (journalistische) Arbeit Holzbergers mit Medienkritik oder wird die Ursachenforschung hinsichtlich der neuartigen Waldschäden widerlegt? -- A0QToF
"Waldsterben" war das (1995 schon lange nicht mehr) medienwirksame Schlagwort für eine besonders drastische Form der allgegenwärtigen, unerwarteten Beeinflussung von Ökosystemen durch anthropogene Eingriffe in deren Stoffhaushalt.

Im Gegensatz zu dem Klischee mit den "üblichen Verdächtigen" haben gründlichere und sorgfältigere wissenschaftliche Untersuchungen in jüngerer Zeit gezeigt, dass unter bestimmten Bedingungen für die angeblich nur schädigenden Luftinhaltsstoffe durchaus auch Nutzwirkungen erkennbar sind.

Von Bedeutung - abseits vom "Waldsterben" - für Boden und Grundwasser sind nicht bestimmte Bedingungen für bestimmte "Luftinhaltsstoffe", sondern die tatsächliche Fracht und deren Folgen.
Die weltweit langfristigste wissenschaftliche Untersuchung der Stoffein- und -austräge in Waldböden erfolgt seit Ende der 1960er Jahre im Solling. Die Ergebnisse sind bemerkenswert im Hinblick auf die Veränderung der Gehalte und Flüsse in nur wenigen Jahrzehnten - einem auch nach menschlichem Maßstab erschreckend kurzen Zeitraum.
Nebenbei: die Untersuchung wurde im Rahmen eines UN-Projektes gestartet, bei dem es um die Beobachtung von vom Menschen möglichst unbeeinflussten Ökosystemen ging. Dabei stellte sich unerwartet heraus, daß der Einfluß auch in dem vermeintlichen Reinluftgebiet Solling erheblich ist.


Dies gilt insbesondere für die mineralischen Kohlenaschen und deren chemische Bestandteile.

Das solche Asche basisch ist und düngend wirkt, ist seit altersher bekannt.

Ob Schwefel- oder Stickstoffverbindungen schaden oder nutzen, hängt also von den jeweiligen Umständen ab.

Schwefel ist durch Filteranlagen kein Problem mehr. Der Grund für den Einbau dieser Filteranlagen was das "Waldsterben". Das Ausmaß der Stickstoffeinträge stellt nach wie vor ein erhebliches Problem dar (Nitratauswaschung, Florenveränderung). Aschestäube wirkten dem Sauren Regen entgegen. Die Stäube gelangten im Gegensatz zu den gasförmigen Verbindungen aber nicht in die sog. Reinluftgebiete.

Ob Calcium, Magnesium, Selen, Molybdän, Zink, Fluor und Jod im Überschuss und reichlich vorhanden oder im Mangel sind und fehlen, ist ganz entscheidend dafür, ob der Wald gut gedeiht oder nicht.

Medizin, Gift und die Dosis... Ca/Mg und Zn gehören kaum in einen Satz.

Alternative Ursachen

Wenn aber weniger der saure Regen, die Schwermetallbelastung oder das Ozon für die Baumschäden verantwortlich sind, was dann? Man neigt heute immer mehr zu der Annahme, dass das so genannte Waldsterben weniger auf vom Menschen verursachte Umweltgifte zurückzuführen ist, als vielmehr auf den Einfluss von natürlichen Schädlingen,

"man"?
"Waldsterben" - bzw. die akute Schädigung durch Stoffeinträge - ist Vergangenheit. Die Einträge liegen aber nach wie vor weit über dem, was Waldböden vertragen.

etwa den Befall durch Pilze, durch die Raupen des Schwammspinners und vor allem durch den Borkenkäfer.

...in Abhängigkeit von der betroffenen Baumart.

Bei diesen Schadorganismen kommt es, bedingt durch für sie günstige Witterungsbedingungen - etwa besonders heiße und trockene Sommer - zu bestimmten Zeiten zu Massenvermehrungen, die derart gravierend sein können, dass von den Schädlingen heimgesuchte Waldgebiete stark geschädigt werden.

Unbestritten. Auch wenn heute von Wäldern im eigentlichen Sinne nur noch in seltenen Ausnahmen die Rede sein kann, treten solche Massengradationen auch unter natürlichen Bedingungen auf.
Ist im Falle der Borkenkäfer-Arten, die zur Massenvermehrung neigen, die kritische Masse erreicht, spielt die Widerstandsfähigkeit eines Wirtes keine Rolle mehr. Herabgesetzte Vitalität erleichtert aber zuvor die Überwältigung und damit den Beginn einer Massenvermehrung. Die Vitalität wird entscheidend von der Wasserversorgung beeinflußt. Die Wasserversorgung ist bei gegebener Bodenfeuchte vom Feinwurzelsystem abhängig (s. "meistdiskutierte Ursachen").

Besonders Fichten-Monokulturen sind davon stark betroffen, so dass man z.B. am Westhang des Lusen im Nationalpark Bayerischer Wald dazu übergegangen ist, die ursprüngliche und daher anfällige Monokultur behutsam in Richtung Bergmischwald zu erneuern.

In den Hochlagen des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes ist der Fichtenbergwald die natürliche Waldgesellschaft. Dort ist zwar kein ("klassisches") "Waldsterben" mehr zu beobachten, wohl aber sind umfangreiche Käferkalamitäten die Regel geworden.

In Zeiten, in denen die Schädlinge witterungsbedingt das Nachsehen haben, erholt sich der Wald meistens recht schnell.

Die Fichte ist natürlicherseits dort verbreitet, wo die einschlägigen Borkenkäferarten klimabedingt das Nachsehen haben - oder hatten. Das letzte Jahrzehnt war im genannten Gebiet ungewöhnlich schneearm und warm. Hier sind die häufigen Massenvermehrungen von Buchdrucker und Kupferstecher als Indikator für sich ändernde Umweltbedingungen zu sehen.

"Darstellungen aus der Vergangenheit sind als Informationsquelle jedoch ebenfalls umstritten und halten wissenschaftlichen Untersuchungen oft nicht stand (siehe Relief von Dendera)."

Dieser Satz wurde entfernt, weil derart alte, ungenaue Abbildungen nicht gemeint sein können und die Aussage daher zweifelhaft ist. --Christopher 23:33, 10. Dez 2003 (CET)

Tatsache ist, dass die beschriebenen Schäden vermehrt in solchen Gegenden zu beobachten sind, in denen die Schadstoffbelastung, z.B. durch direkte, überhohe Schwefeldioxid-Immissionen, extrem hoch ist, so dass die Blätter und Nadeln der Bäume direkt geschädigt werden. Solche direkten Belastungen sind aber eher selten.

Auseinandersetzung mit den Folgen im Boden? Die Hypothesen wurden bestätigt. Die Anpassungsfähigkeit unserer Wälder wurde allerdings unterschätzt, die haben nach neuesten Erkenntnissen auf das Prinzip Tropenwald umgestellt - direkte Nährstoffversorgung aus der Streu. Auf Dauer braucht's dazu leider 12 Monate Vegetationszeit...

Und verdammt noch mal: TA Luft hat was gebracht, sonst wäre's weitergegangen.

Interessant ist auch, dass aus dramaturgischen Gründen in Fernsehberichten der 80er Jahre - mangels anderer signifikanter Stellen - immer wieder nur einige wenige, stark zerstörte Waldgebiete im Harz oder Erzgebirge gezeigt wurden, die mit ihren abgestorbenen Bäumen stellvertretend für das angeblich großflächige Waldsterben in ganz Deutschland standen.

Was haben Fensehbilder mit den Ergebnissen der Waldschadensforschung zu tun? Populärmedienzentrierte Wahrnehmung?

Derart gravierende Schäden wurden aber nirgendwo sonst beobachtet.

Mir hat gereicht, was ich auch anderswo gesehen habe. A0QToF 00:58, 28. Dez 2003 (CET)


Zu viele Web-Links, imho. Wikipedia ist kein Portal. --Hinrich 23:29, 12. Sep 2004 (CEST)

Um nochmal nachzuhaken, da sich nichts getan hat: Ich meine auch, dass die Links auf irgendwelche Artikel irgendwelcher Zeitungen/Zeitschriften überflüssig sind. --[[Benutzer:Hinrich|Hinrich ]] 23:32, 8. Dez 2004 (CET)

Neutralität

Der Artikel scheint mir - gestützt auf die Aussage eines einzelnen Journalisten - ein in meinen Augen doch gravierendes Problem massiv zu verharmlosen. Es wäre schön, wenn sich da mal ein paar mehr Leute mit einbringen könnten, um einen neutralen Standpunkt zustande zu bringen. --Hansele 22:46, 8. Dez 2004 (CET)

Zahl der schwer geschädigten Bäume

Der entfernte Satz "Dem steht entgegen, dass die Zahl der schwer geschädigten Bäume zu- und nicht abnimmt." ist sachlich falsch. Die "deutlichen Schäden" lagen 2002 (21%) deutlich unter dem Wert von 1991 (30%) und sind mittelfristig konstant.