Moritz Lazarus

deutscher Psychologe
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Moritz Lazarus (* 15. September 1824 in Filehne (heute Wieleń) in der damalig preussischen Provinz Posen, † 13. April 1903 in Meran) war im 19. Jahrhundert zusammen mit seinem Schwager Heymann Steinthal Mitbegründer des zwischen Völkerkunde, Volkskunde und Psychologie angesiedelten Wissenschaftszweiges der Völkerpsychologie und gab mit ihm seit 1859 die "Zeitschrift für Völkerpsychologie" heraus.

1856 wurde er in Berlin Mitglied des "Neben-Tunnels" (Theodor Fontane) Rütli und 1859 als Honorarprofessor an die Universität Bern berufen, wo er ab 1864 als Rektor und Dekan amtierte. 1867 folgte er einem Ruf an die Kriegsakademie in Berlin. 1872 trat Lazarus der Gesellschaft der Freunde bei, als deren stellvertretender Vorsitzender er 1875-1886 amtierte.

Er gilt als Vorkämpfer für die Rechte des Judentums und als Initiator der Zeitschrift für Völkerpsychologie (ab 1891 Zeitschrift des Vereins für Volkskunde). Der große deutsche Soziologe Georg Simmel hat besonders betont, dass er ein Schüler des Völkerpsychologen sei, der seinen wissenschaftlichen Blick entscheidend beeinflusst habe.

Unter dem Vorsitz von Lazarus wurde die erste Israelitische Synode 1869 in Leipzig abgehalten, die Rabbiner, Wissenschaftler und führende Laien aus sechzig Gemeinden Deutschlands, Österreichs und anderer Länder Europas und Amerikas versammelte. Diese Synode befasste sich mit den Reformbestrebungen im Judentum und billigte erstmals einige neue Formen der jüdischen Religionsausübung wie beispielsweise den Gebrauch der Orgel in der Synagoge.


Literatur

  • Grundzüge der Völkerpsychologie und Kulturwissenschaft. Hrsg. v. Klaus Christian Köhnke. Meiner, Hamburg 2003. ISBN 978-3-7873-1632-8