Jarosław Kaczyński

polnischer Politiker
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Jarosław Kaczyński (Aussprache/? [jaˈrɔswaf kaˈtʃɨɲski]; * 18. Juni 1949 in Warschau) ist ein polnischer Politiker und seit 2006 Ministerpräsident von Polen. Er ist Vorsitzender der rechtskonservativen Partei Prawo i Sprawiedliwość (PiS). Sein Zwillingsbruder Lech Kaczyński ist Präsident des Landes.

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Jarosław Kaczyński
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Autogramm
Ministerpräsident Jarosław Kaczyński (links), Präsident Lech Kaczyński (mitte) und Papst Benedikt XVI.
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Leben

1971 schloss Jarosław Kaczyński sein Studium an der Universität Warschau im Fach Recht und Verwaltung mit dem Magisterexamen ab. Anschließend arbeitete er bis 1976 als Assistent am Institut für Wissenschafts- und Hochschulpolitik. Von 1976 bis 1981 war er Adjunkt an einer Außenstelle der Warschauer Universität in Białystok. Während dieser Zeit arbeitete er aktiv im Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (KOR). 1980 war er Sekretär des nationalen Büros der Solidarność. Während sein Bruder 1981 wegen seiner politischen Aktivitäten inhaftiert wurde, entging Jarosław dem Gefängnis, da es die Polizei angeblich für einen Fehler hielt, dass es zwei Kaczyńskis mit dem selben Geburtsdatum geben sollte.[1] 1982 bis 1983 arbeitete er als Bibliothekar an der Universität Warschau. Die Zeitschrift Tygodnika Solidarność beschäftigte ihn von 1989 bis 1990 als Chefredakteur. Zugleich saß er in der Zeit im polnischen Senat für die Partei Obywatelski Klub Parlamentarny. Im Anschluss musste er als Chef der Kanzlei von Lech Wałęsa diese Position nach Meinungsverschiedenheiten mit Wałęsa bereits 1991 wieder verlassen.

Mit ihm als Spitzenkandidat wurde die PiS bei den Parlamentswahlen im September 2005 stärkste Partei. Um die guten Wahlchancen seines Zwillingsbruders Lech bei der Volkswahl des neuen polnischen Staatsoberhaupts am 9. Oktober 2005 nicht zu gefährden, verzichtete Jarosław Kaczyński darauf, Ministerpräsident zu werden und schlug stattdessen den PiS-Finanzfachmann Kazimierz Marcinkiewicz für diesen Posten vor. Nachdem Marcinkiewicz wenige Monate später jedoch in die innerparteiliche Schusslinie geriet und in der Folge seinen Rücktritt ankündigte, schlug das politische Komitee der PiS am 7. Juli 2006 dann doch seinen Vorsitzenden Kaczyński als neuen Ministerpräsidenten vor. Am 14. Juli 2006 wurde er zum Ministerpräsidenten vereidigt.

Wie sein Bruder vertritt er ein rechtskonservativ katholisch-national geprägtes Weltbild und steht engeren Beziehungen zu Russland und Deutschland skeptisch gegenüber.

Am 22. Juni 2007 erntete er angesichts seiner Aufrechnung, dass Polen aufgrund seiner Opfer während des Zweiten Weltkrieges innerhalb der Europäischen Union als Wiedergutmachung eine besondere Stimmengewichtung erhalten müsse, deutliche Kritik. Hätte es die Zeit von 1939 bis 1945 nicht gegeben, so hätte Polen seiner Auffassung nach heute 66 Millionen Einwohner und müsste daher ein stärkeres Stimmengewicht erhalten. Dessen ungeachtet ging die polnische Presse kaum auf den Inhalt von Kaczyńskis Argumentation ein.[2]

Bereits vor der Einigung auf einen Kompromiss sah man die polnische Regierung isoliert.[3] Von Seiten der polnischen Medien und Presse wurde Jarosław Kaczyński in diesem Zusammenhang dafür kritisiert, dass er an den Verhandlungen nicht persönlich teilgenommen und diese nur per Telefon über seinen Bruder Lech gesteuert habe.[4]

Anfang August 2007 kündigte Kaczyński das Ende seiner Regierung und Neuwahlen für den 21. Oktober 2007 an.[5]

Privates

Die Kaczyński-Brüder sind Söhne von Rajmund Kaczyński, einem Ingenieur und Teilnehmer des Warschauer Aufstandes, und Jadwiga Kaczyńska, einer Mitarbeiterin der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Als Zwölfjähriger spielte er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Lech in dem polnischen Kinderfilm O dwóch takich, co ukradli księżyc (Über zwei, die den Mond gestohlen haben) mit, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kornel Makuszyński. Der Katzenliebhaber und Junggeselle Jarosław Kaczyński lebt zusammen mit seiner Mutter im nördlichen Warschauer Bezirk Żoliborz. Über die sexuelle Orientierung von Kaczyński wird in den polnischen Medien und der Gesellschaft spekuliert.Regierungs interne Kreise sprechen von einer Bisexuellen Neigung der Kaczyńskis.[6]

Literatur

  • Peter Oliver Loew: Zwillinge zwischen Endecja und Sanacja. Die neue polnische Rechtsregierung und ihre historischen Wurzeln. In: Osteuropa 55 (2005), H. 11, S. 9–20.

Einzelnachweise

  1. spiegel.de: Populisten im Doppelpack, 5. Oktober 2005
  2. www.ftd.de - „"Kopfschütteln" nach Kaczynski-Rechnung“
  3. www.merkur-online.de - „Die unberechenbaren Zwillinge“, www.wienerzeitung.at - „Gusenbauer gegen Zeit schinden“
  4. www.sueddeutsche.de - „Reaktionen. Gutes Signal für Europa“
  5. n-tv:Nationalistisch gefärbte Rhetorik:Kaczynski spürt die Niederlage
  6. Ftd:Schlammschlacht in Warschau
Commons: Jarosław Kaczyński – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien