Porzellanfabrik Fraureuth

ehemaliger Porzellanhersteller
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Die Porzellanfabrik Fraureuth AG

1865 / 1866 gründen Georg Bruno Foedisch und Arved von Römer die Porzellanfabrik Römer & Foedisch, später Fraureuth AG in Fraureuth. Eine Erfolgsgeschichte die seinerzeit ihresgleichen suchte. In der nur 60 jährigen Firmengeschichte entstand mit eine der größten und modernsten Porzellanfabriken des deutschen Reiches. Die Palette der Erzeugnisse war so umfangreich, daß keine Wünsche der Käufer offen blieben. Wirtschaftliche Schwierigkeiten der damaligen Zeit hat die Firma unbeschadet überstanden. Die Zeit wärend und nach dem 1. Weltkrieg brachte für die Fraureuth AG in allen Bereichen sogar die Blütezeiten der Firmengeschichte. Letztlich zeichneten die hohen Investitionen in eine zwar zukunftweisende, jedoch noch nicht ausgereifte Technik der Porzellanherstellung und die hieraus resultierenden hohen Produktionsausfällen dafür verantwortlich, daß die Firma binnen weniger Jahre dem Untergang geweiht war. So wurde mit der Eröffnung des Konkurses am 15. Juli 1926 das Ende der Firmengeschichte, welches mit der Löschung am 9. Oktober 1934 aus dem Handelsregister schloß, besiegelt. Obwohl noch bis in die 50´ger von verschiedenen Porzellanfabriken mit Zusätzen wie "Fraureuth" oder "Modell Fraureuth" geworben wurde, geriet die Porzellanfabrik Fraureuth AG in den folgenden Jahrzehnten in Vergessenheit.


Daten der Fraureuth AG

1866 Gründung der Porzellanmanufaktur Römer und Foedisch in einer Wollkämmerei in Fraureuth.

1867 Die Anzahl der Beschäftigten beläuft sich bereits auf 60 Personen. Zwei Rundöfen sind in Betrieb.

1877 Zu der bereits bestehenden werkseigenen Kranken- und Begräbnisskasse wird eine Fabrik-Sparkasse zur Absicherung der Arbeiter gegründet.

1879 In der Manufaktur sind 444 Beschäftigte. Das Porzellan "Kobaltblau mit Gold" erlangt auf der Internationalen Ausstellung in Sydney die Goldmedallie und in Leibzig den ersten Platz.

1880 Es wird nun mit 494 Arbeitern produziert. Eine Unfallversicherung wird eingeführt.

1881 Auszeichnung der Produkte mit einer Goldmedallie in Brasilien.

1882 Die Arbeiteranzahl steigt auf 544.

1883 Auszeichnung der Produkte mit eine Silbermedallie in Amsterdam.

1885 Der Firmengründer Bruno Foedisch stirbt mit 45 Jahren. In der Porzellanfabrik arbeiten nun 600 Leute.

1888 Auszeichnung der Produkte bei der deutsche Kunstgewerbeausstellung in München mit dem ersten Preis.

1891 Umwandlung der Porzellanfabrik Römer & Foedisch in die Porzellanfabrik Fraureuth AG.

1891 Auszeichnung der Produkte in Dresden mit einer Silbermedallie.

1892 Erstmals wird ein Verlust in den Bilanzen verzeichnet. Es wird in neue Geschirrformen investiert.

1895 Der Gewinn kann wieder beträchtlich gesteigert werden.

1896 Die Porzellanfabrik ist eine der größten in Deutschland (8,5 ha Fabrikgelände, 9 Rundöfen mit je 60m³, 18 Muffelöfen und 200 Porzellanmaler)

1899 Ablösung der Alten Marke (lateinisches F im Kreis) gegen das Spiegelmonogramm "PF" im Kreis unter dem Fürstenhut.

1906 Auszeichnung für die Fraureuth AG bei der Kunst- und Gewerbeausstellung in Zwickau mit Gold.

1909 Durch den anhaltenden Preisdruck wird im Thüringer Raum zunehmend minderwertiges Porzellan und Plagiate gefertigt. Der Ruf des Thüringer Porzellan leidet.

1910 Export der Fraureuth AG u.a. nach Frankreich, England, Amerika, Australien, China, Südafrika und Ostindien. Es sind noch 450 Arbeiter beschäftigt.

1914 Schließung eines Vertrages mit der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen.

1915 Gründung der Kunstabteilung.

1916 Höchster Gewinn der Fraureuth AG.

1917 In Dresden wird eine Porzellanmalerei errichtet. Hier wird Porzellan mit Blumen-, Watteau- und Goldmalerei verziert. Ferner wurde dort Rot-, Gelb- sowie Kobaltfond und Emailmalerei aufgetragen.

1917 In Lichte wird eine Porzellanmalerei eingerichtet. Es werden viele der ehemals Beschäftigten der 1915 geschlossenen Porzellanfabrik Wallendorf eingestellt die Galeriebildkopien auf Porzellan übertragen.

1919 Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Fraureuther Porzellan wird die Fabrik Wallendorf erworben. Hier wird die Kunstabteilung eingerichtet.

1920 Eine Zweigniederlassung in Gräfenthal wird errichtet. Es werden nun 1200 Arbeiter und 300 Beamte beschäftigt.

1921 Elektrische Tischlampen und Parfümverdampfer werden in das Programm aufgenommen. Die Malerei in Dresden wird erweitert.

1923 Die Produktion in Fraureuth wird erweitert. Die neuen Tunnelöfen sind jedoch nicht ausgereift und produzieren überwiegend Ausschußware.

1924 Die Bilanz weist 1,55 Millionen Reichsmark Verlust auf.

1925 Pfändung u.a. des Musterlagers in Berlin wegen Steuerschulden.

1926 Konkurs der Porzellanfabrik Fraureuth AG. Die Produktion wird nach 60 Jahren eingestellt. Der Ausverkauf der Fabrik unter Geschäftsaufsicht beginnt.

1927 Neugründung der "Fraureuther Porzellanfabrik Aktiengesellschaft". Eine Produktion findet jedoch nie statt.

1934 Löschung der Gesellschaft.


Die Firmenstruktur

Porzellanfabrik in Fraureuth 1866-1926
Malerei in Lichte 1917-1926
Malerei in Dresden 1917-1926
Kunstabteilung in Wallendorf 1919-1926

In der Porzellanmalerei in Dresden wurde ab ca. 1917 Geschirr von Hand dekoriert. Hier wurden die beliebten Alt-Meißner und Alt-Wiener Blumen, Watteaumalerei sowie Landschaften und Tiermotive aufgetragen. Außerdem wurde hier Gold- und Emailreliefmalerei auf Ziergegenständen wie u.a. Dosen oder Vasen ausgeführt.

In der Porzellanmalerei Lichte wurden ab 1917 Vasen, Dosen und Porzellanplatten mit Galleriekopien verziehrt. Da die Manufaktur Wallendorf 1915 geschlossen wurde, konnte man hier mit die besten Porzellanmaler für diesen Bereich verpflichten.

Die Fraureuth AG reagierte 1919 mit dem Erwerb der 1764 gegründeten traditionsreichen Porzellanfabrik Wallendorf in Thüringen, welche aufgrund des 1. Weltkrieges 1915 unter der Kämpfe & Heubach AG geschlossen wurde, auf die steigende Nachfrage an figürlichem Porzellan und Zierartikeln.


Quellen:

"Wachgeküßt"-Verborgene Schätze der Fraureuther Porzellanfabrik von Dr. S. Fraas

http://www.fraureuth-porzellan.de