Erlkönig (Ballade)

Ballade von Johann Wolfgang von Goethe
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Erlkönig ist eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, die er 1782 schrieb. Sie wurde u.a. von Franz Schubert und Carl Loewe vertont.

Im Gedicht ist der Erlkönig ein Todesbote.

Entstehungsgeschichte

Der Stoff der Ballade stammt aus dem Dänischen, dort heißt der Erlkönig Ellerkonge, also Elfenkönig. Die Ballade wurde ursprünglich von Johann Gottfried Herder übersetzt. Dabei entstand das Wort Erlkönig aus der falschen Kombination des Wortes Eller=Erle mit König. Goethe schuf die Ballade als Einlage zu dem Singspiel Die Fischerin. Dabei singt die Darstellerin die Ballade bei der Arbeit, ähnlich wie später im Faust I Gretchen die Ballade vom König in Thule am Spinnrad singt.

Vertonung

Der Text wurde sehr schnell beliebt und häufig vertont. Insbesondere die Vertonung von Franz Schubert wird heute häufig gesungen. Ironischerweise versuchte Schubert diese, heute beliebteste, Vertonung Goethe zu widmen, der sie jedoch unkommentiert zurücksenden ließ. Der Erlkönig ist das erste gedruckte Werk Schuberts und hat daher die Opuszahl 1.

Bekannt ist auch die Vertonung von Carl Loewe. Auch dieser vesuchte, damit Goethes Gunst zu erlangen und beabsichtigte, sie bei einem Besuch persönlich vorzutragen. Da es aber in Goethes Haus kein Klavier gab, scheiterte dieses Vorhaben beim einzigen Zusammentreffen der Beiden.

Auch später war das Gedicht häufig Vorlage für verschiedene Vertonungen bis in die heutige Zeit. So erschien etwa eine Version des Gedichts von Achim Reichel 2002 auf der CD "Wilder Wassermann". Auch die berühmte Heavy-Metal Band Rammstein hat eine Adaption, namens Dalai Lama, zu dem Erlkönig geschrieben. Doch auch satirische Fassungen entstanden im Laufe der Jahre, so etwa eine Biker-Version aus den 1940er Jahren mit dem Titel "Wer knattert so spät durch Nacht und Wind?" oder die Version für Programmierer ("Wer tastet sich nachts die Finger klamm ?") eine Fassung auf Sächsisch ("Ä Babba, der reided mit Kustav sei Sohn") (alle auf [1]) sowie eine SED-Satire mit dem Originaltitel (auf [2]).

Text

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
"Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?"-
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?-
"Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif."
"Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
Manch' bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand".
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?-
"Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind."
"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
Und wiegen und tanzen und singen dich ein."
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?-
"Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau."
"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt:
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt."-
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!-
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Müh' und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.

— Johann Wolfgang von Goethe


Eine satirische Kurzfassung

Wer reitet so spät durch Wind und Nacht ?
Es ist der Vater. Es ist gleich acht.
Im Arm den Knaben er wohl hält,
Er hält ihn warm, denn er ist erkält'.
Halb drei, halb fünf. Es wird schon hell.
Noch immer reitet der Vater schnell.
Erreicht den Hof mit Müh und Not -
Der Knabe lebt, das Pferd ist tot!

(Frei nach Johann Wolfgang von Frankfurt von Heinz Erhardt)

Der Aberglaube

Zerlegen wir den Namen des Erlkönig vorläufig in Erle und König, so findet man viel Interessantes zum Aberglaube an Erlen. Erlen, die ähnlich wie die Weiden in Sumpf- und Moorlandschaften beheimatet sind, haben den Menschen Angst gemacht. In ihnen wurden verschiedene Geister vermutet. Nebelfrauen, Erlenfrauen, Irrlichter, Hexen und Erlkönige ängstigten die Landbevölkerung. Wenn Erlenholz geschlagen wird, läuft es an den Schnittstellen sofort blutrot an, vielleicht hat auch das zu dem unheilvollen Bild der Erle geführt. Goethe hat diese Stimmung eindrucksvoll in seinem Erlkönig dargestellt. Ein Sprichwort sagt: "Erlenholz und rotes Haar, sind auf gutem Grunde rar." Es kommt wie bereits erwähnt aus dem Dänischen und heißt ursprünglich Elfenkönig. Elfen sind wiederum magische Wesen der Mythologie, die eine ganz besondere Anziehungskraft, dem Erlkönig gleich, auf Menschen ausüben sollen. Eine ältere Version des Worts Elfe ist Elbe, welches wiederum von Alb kommt. Dies passt mit dem Wort Albtraum überein. Genauso interpretierte Goethe den Erlkönig: als Resultat eines albtraumartigen Fiebertraumas.

Siehe auch

Dalai Lama