Saudi-Arabien

Staat in Vorderasien
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Das Königreich Saudi-Arabien (arabisch المملكة العربية السعودية) ist eine absolute Monarchie in Vorderasien, die sich auf den Islam als Staatsreligion beruft. Saudi-Arabien liegt auf der Arabischen Halbinsel und grenzt an deren Anrainerstaaten (siehe unten Landesgrenzen), an das Rote Meer und den Persischen Golf. Die beiden heiligsten Stätten des Islam, die Kaaba in Mekka und die Ruhestätte des islamischen Propheten Mohammed in Medina, liegen in Saudi-Arabien. Der Islam wahhabitischer Prägung spielt in Saudi-Arabien eine sehr große Rolle, das Land gilt als besonders strenggläubig und islamisch-konservativ. Der Donnerstag ist teilweise Ruhetag, der Freitag ist ein kompletter Ruhetag. In Saudi-Arabien gilt die islamische Zeitrechnung.

Geographie

Die Arabische Halbinsel besteht größtenteils aus einem ausgedehntem Hochland. Im Westen bildet das Plateau einen steilen Randabbruch, der parallel zur Küste des Roten Meeres verläuft. Im Nordwesten gibt es praktisch keine Küstenebene. Die höchsten Gipfel liegen im Südwesten im Asir-Gebirge. Der höchste Berg ist der Dschabal Sauda mit 3.133 m Höhe.

Östlich des Randabbruchs fällt das unwirtliche Hochland allmählich bis zu den flachen Wassern des Persischen Golfes ab, dessen Küste von Sümpfen und Salzflächen gesäumt ist. Das Hochland besteht überwiegend aus einer weiten Sandwüste und Landstrichen aus nacktem vulkanischen Gestein. Ein breites Wüstenband, „das leere Viertel“ Rub al-Chali, erstreckt sich über den gesamten Süden des Landes.

Landesgrenzen

An Saudi-Arabien grenzen Jordanien (744 km gemeinsame Grenze), Irak (814 km), Kuwait (222 km), Die Vereinigten Arabischen Emirate (457 km), Katar (60 km), Oman (676 km) und Jemen (1.458 km). Saudi-Arabien und Bahrain sind durch den King Fahd Causeway miteinander verbunden. Auffällig am Grenzverlauf ist, dass er besonders im Norden sehr gradlinig ist und keine großen Ausbuchtungen hat, weil er von den Kolonialmächten festgelegt wurde.

Im Norden, Nordosten und Süden grenzt Saudi-Arabien an die Nachbarländer, im Osten und Westen ist es vom Roten Meer und dem Persischen Golf begrenzt. Saudi-Arabien hat insgesamt 4.431 km Landgrenze, der längste Abschnitt ist die Grenze zum Jemen.

Die Grenze zum Jemen wurde in den Jahren 2003 und 2004 durch saudisch-Jemenitische Sperranlagen gesichert, was zu diplomatischen Verstimmungen zwischen den beiden Staaten führte. Auch mit anderen Nachbarstaaten kam es zu Grenzkonflikten, so beispielsweise mit den VAE (1974) und Kuwait (1975). Zwischen 1981 und 1983 wurde die Neutrale Zone zwischen Saudi-Arabien und dem Irak aufgeteilt, 1971 kam es bereits zur Aufteilung des Gebietes um al-Hasa zwischen Saudi-Arabien und Kuwait.

Provinzen

 
Provinzen Saudi-Arabiens

Das Land ist in 13 Provinzen (mintaqat, Singular – mintaqa) unterteilt, dazu kommen noch zwei Regionen, die hoheitsrechtlich neutral, aber dem Königreich zugehörig sind.

  1. Baha
  2. Northern Frontier
  3. Dschauf inklusive Qurayyat
  4. Medina
  5. Qasim
  6. Riad
  7. Eastern Province
  8. Asir
  9. Hail
  10. Dschaizan
  11. Mekka
  12. Nadschran
  13. Tabuk

Die größten Städte

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Die Innenstadt von Riad
 
Stadtviertel in Riad
 
Straße nach Medina in Dschidda
 
Straßenkreuzung in Riad
 
Riad bei Nacht
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Erholungspark in Riad
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Schwimmbad in einem Familien-Freizeitpark in Riad

Die größten Städte Saudi-Arabiens sind Riad, Dschidda, Mekka, Medina, Dammam und Taif. Mekka und Medina sind für Nicht-Muslime völlig gesperrt. Die ersten drei sind Millionenstädte. Saudi-Arabien verfügt als weltweit größter Rohölexporteur über eine florierende Wirtschaftsentwicklung und eine in allen Belangen ausgezeichnete Infrastruktur: Angefangen von einer komplett freien medizinischen Versorgung bis hin zur Verbindung aller wichtigen Städte über ein autobahnähnliches Straßennetz.

Die größte Stadt Saudi-Arabiens ist die Hauptstadt Riad mit rund 4,1 Mio. Einwohnern. Sie liegt ca. 150 km südlich des nördlichen Wendekreises zwischen den beiden größten Wüsten des Landes, relativ zentral im östlichen Teil der Landesmitte. Riad ist seit der Unabhängigkeit Saudi-Arabiens im Jahre 1932 Hauptstadt. Historisch ist Riad ein sehr wichtiger Durchreiseort des arabischen Raums, der Pilgerwege nach Mekka und Medina, der wichtigsten Pilgerstätten des Islam. In Riad befindet sich seit 1824 der Hauptpalast des Königshauses Saud. Riad, manchmal im Deutschen auch Er-Riad geschrieben, war ursprünglich eine Oase, die sich nach und nach zur Metropole entwickelte, besonders nach dem Ölboom in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.

Die nächstgrößere Stadt ist Dschidda am Roten Meer. Dschidda hat 2,8 Millionen Einwohner und ist der wichtigste Exporthafen für Erdölprodukte und Vieh (Ziegen, Schafe und Kamele). Die Stadt ist ca. 300 Jahre alt und hat seit 1947 eine gigantische Entwicklung durchlebt: damals hatte sie ca. 30.000 Einwohner und war auf eine kleine Fläche innerhalb ihrer Stadtmauern begrenzt. Heute kann man die Ausmaße der Stadt am besten an ihrer Prachtstraße „Corniche“ festmachen, die, von Hotels und Palästen gesäumt, 60 km an der Küste des Roten Meeres entlang führt. Die Stadt liegt eingebettet zwischen dem Meer und dem Asir-Gebirge.

Als nächstes ist Mekka zu nennen, die wichtigste Stadt des Islam, im Zentrum der Stadt befindet sich das wichtigste Heiligtum des Islam, die Kaaba, Ziel der islamischen Pilgerreisen (Haddsch). In Mekka leben rund 1,3 Mio. Menschen. Zur Zeit der Haddsch, halten sich mehrere Millionen Pilger in der Stadt auf. Sie werden oft in Zeltstädten untergebracht und von der saudischen Regierung mit Essen und Trinken versorgt. Mekka hat historisch eine große Bedeutung als Handelsstadt und Knotenpunkt vieler Karawanenrouten aus Asien und Afrika nach Europa. Alle Muslime beten in Richtung der Kaaba. Mekka befindet sich im Landesinneren ungefähr 200 km südlich des nördlichen Wendekreises im mittleren Westen des Landes. Wegen ihrer besonderen religiösen Bedeutung wechselte die Herrschaft über die Stadt in der Geschichte oft, je nachdem welche muslimische Macht gerade den größten Einfluss hatte.

Medina hat 919.000 Einwohner und ist die zweitheiligste Stadt der Muslime. Sie liegt in der Mitte des Landes, westlich von Riad. In Medina begann 622 die islamische Zeitrechnung, als der Prophet Mohammed von Mekka in die Oase Yathrib, das heutige Medina, zog (Hidschra). Mohammed ist in Medina begraben, was die Stadt zu einem wichtigen Pilgerort macht. Medina war eine bedeutende Karawanenstadt und ein wichtiges Handelszentrum, 1932 wurde es von den Truppen des saudischen Königs gegen die Armee der Haschimiten erobert und dem Königreich einverleibt. Nicht-Muslimen ist das Betreten der heiligen Städte verboten.

Siehe auch: Liste der Städte in Saudi-Arabien

Klima und Geographie

In Saudi-Arabien herrscht vorwiegend heißes und trockenes Klima. Das kontinentale Klima im Landesinneren weist zum Teil beträchtliche Temperaturunterschiede auf, vor allem zwischen Tag und Nacht. Im Sommer sind tagsüber Maximalwerte von 50 °C möglich, im Winter kann nachts der Gefrierpunkt unterschritten werden. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 28 °C. Der größte Teil der spärlichen Jahresniederschlagsmenge fällt zwischen November und Januar.

Die Versorgung mit Trinkwasser stellt aufgrund des Reichtums des Landes kein Problem dar, obwohl Wasserknappheit ein wachsendes Problem ist, weil sich die Grundwasserreserven langsam erschöpfen. Saudi-Arabien besitzt weder Flüsse noch Seen und begegnet dem Wassermangel mit dem Bau von Tiefbrunnen und Meerwasserentsalzungsanlagen, die einen bedeutenden Teil der Energie verbrauchen. Die Küsten am Persischen Golf und am Roten Meer sind teilweise ölverschmutzt. Die Regierung hat angekündigt, Millionen von Euro in weitere Meerwasserentsalzungsanlagen zu investieren.

Der höchste Berg Saudi-Arabiens ist der Dschabal Sauda mit 3133 m Höhe.

Flora und Fauna

In den meisten Teilen des Landes ist die Vegetation auf niedrige Gräser und kleine Sträucher beschränkt. In verstreuten Oasen wachsen Dattelpalmen. Die arabische Oryxantilope sowie weitere Antilopenarten wurden durch die Jagd ausgerottet, heute leben sie aufgrund von Auswilderungsprogrammen wieder in geringer Zahl in Freiheit. Auch einige Singvögel sind vom Aussterben bedroht.

Verbreitet sind Wildkatzen, in der Wüste lebende Flughühner, höhlenbauende Nagetiere und Wüstenratten sowie diverse Reptilien und Insekten. Die in Syrien vor wenigen Jahren wiederentdeckten Waldrappen ziehen auch nach Saudi-Arabien. Der Halsbandsittich ist als Neozoon in vielen Siedlungen zu finden. In den Küstengewässern des Roten Meeres wimmelt es von Meerestieren, besonders in den Korallenriffen.

Bevölkerung

Saudi-Arabien hat eine Bevölkerungszahl von über 27 Millionen Einwohnern. Davon sind fast 5,6 Millionen Menschen legal im Land lebende Ausländer. Die Bevölkerung Saudi-Arabiens lebt hauptsächlich in den Städten und einigen wenigen Oasen. [1]

Die ursprünglichen Einwohner waren fast ausschließlich Araber. Heute sind 90 % der Bevölkerung arabischer Abstammung, entweder einheimische Saudis oder Menschen aus dem arabischen Raum, vornehmlich Ägypter, Jordanier, Palästinenser, Syrer und Libanesen. Die restlichen 10 % sind zum größten Teil afrikanischer oder asiatischer Abstammung. Nicht-arabischstämmige Ausländer sind meist als Gastarbeiter tätig. Das Land wird von etwa 400 Stämmen bewohnt, über ein Zehntel der Einwohner sind Nomaden oder Halbnomaden. Saudi Arabien gehört zu den Ländern, die eine stabile soziale Absicherung haben, jedoch steht diese nur Staatsangehörigen kostenlos zu.

In Saudi-Arabien sind mehrere Millionen Gastarbeiter beschäftigt. Sie kommen zumeist aus dem asiatischen Raum - Indien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Malediven, Malaysia, den Philippinen, Indonesien, Brunei und dem afrikanischen Raum - Sudan, Äthiopien, Eritrea, Djibouti, Somalia, Kenia, den Komoren, Tschad, Mauretanien u.a. Aber auch sehr viele kommen aus dem Iran, der Türkei und Zentralasien. Sie arbeiten vor allem in Bereichen, in denen Saudis nicht arbeiten wollen.

Die Bevölkerung ist mit 73 % mehrheitlich sunnitisch-wahhabitisch, 5-10 % sind Schiiten. Der Rest gehört zum größten Teil anderen Richtungen des Islam an.

Saudi-Arabien hat eine Bevölkerungsdichte von 12 Einwohnern pro km². 86 % der Menschen leben in den Städten des Landes, der Rest auf dem Land. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 75,7 Jahre, wobei Frauen mit 77,8 Jahren im Durchschnitt etwas älter werden als Männer (73,7 Jahre). Fast zwei Drittel der saudischen Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Das Durchschnittsalter beträgt bei Frauen 19,4 Jahre, bei Männern 22,9 Jahre. Das Gesamtdurchschnittsalter beträgt 21,4 Jahre.

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Das Al Faisaliyah Center in Riad

Pro tausend Geburten gibt es fünfzig Fälle von Kindersterblichkeit, sowie eine Müttersterblichkeit von 23 je 100.000 Geburten. Damit wächst die saudi-arabische Bevölkerung jährlich um 2,2 Prozent. Die Fruchtbarkeitsrate saudischer Frauen ist mit 4 Kindern pro Frau hoch. Die Ansteckung durch HIV ist mit offiziell genannten 0,01% sehr gering.

Der Alphabetisierungsgrad der arabischen Bevölkerung ist mit insgesamt 78,16% ungefähr auf Weltdurchschnittsniveau. Dabei sind 70,8 % der saudi-arabischen Frauen des Lesens und Schreibens mächtig, die Männer haben einen Alphabetisierungsgrad von 84,7 %. In Saudi-Arabien kommen auf 1.000 Einwohner im Durchschnitt 1,7 Ärzte sowie 2,3 Betten in einem staatlichen Krankenhaus. Hocharabisch ist Amtssprache, Englisch gilt als Sprache des Handels, außerdem werden noch einige arabische Dialekte gesprochen, die aber im offiziellen Gebrauch kaum Anwendung finden.

Sehenswürdigkeiten

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Kingdom Centre in Riad

Das Land hat eine einzige antike Stätte: Mada'in Salih, nahe der Provinzstadt al-Ula, auf halbem Weg zwischen Medina und Ha'il im Norden des Landes. Es handelt sich hierbei um eine ca. 2000 Jahre alte Felsengräberstätte. Bemerkenswert daran sind die aufgrund der trockenen Witterung gut erhaltenen Felsinschriften auf Aramäisch und Thamutisch . Sehr außergewöhnlich sind die in dieser Gegend besonders zahlreichen aufgrund von Witterung entstandenen Felsformationen, die dem Betrachter wie Abbildungen von Tier- und Menschengestalten erscheinen. Weitere Sehenswürdigkeit sind das Kingdom Centre und der Al Faisaliyah Center.

Die Flagge Saudi-Arabiens

Hauptartikel: Flagge Saudi-Arabiens

Die Flagge Saudi-Arabiens wurde 1932 eingeführt und in der heutigen Form am 15. März 1973 angenommen. Auf grünem Hintergrund liegt waagrecht ein gerades weißes Schwert, darüber in weißen arabischen Schriftzeichen die Schahada, das Glaubensbekenntnis des Islam. Dieses gebietet es den Saudis, die Flagge mit einem noch größeren Respekt zu behandeln, als dies bei Nationalflaggen ohnehin üblich ist.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Saudi-Arabiens

 
1945: Staatsgründer Abd al-Aziz ibn Saud an Bord der USS Quincy

Seit Beginn der historischen Überlieferung war die Arabische Halbinsel von Semiten bewohnt. Wegen des rauhen Wüstenklimas war das Nomadentum die vorherrschende Wirtschaftsform. Immer wieder stießen Akkader, Amoriter und Aramäer aus der Wüste in die fruchtbaren Gebiete Mesopotamiens und Syriens vor. Die größte dieser Bewegungen entstand im 7. Jahrhundert mit der Verbreitung des Islams durch den Propheten Muhammad. Innerhalb weniger Jahrzehnte eroberten Muslime ein Reich, das sich von Spanien bis Indien erstreckte.

Durch die Verlagerung des Reichszentrums verlor Arabien bald wieder seine politische Bedeutung. Nur die heiligen Stätten Mekka und Medina im Hedschas wurden jährlich von muslimischen Pilgern besucht. Seit dem 18. Jahrhundert verbündete sich die Dynastie der Saud mit der streng gläubigen islamischen Reformbewegung der Wahhabiten, um auf diese Weise die arabischen Beduinenstämme zu einigen und zu unterwerfen.

Ein erster größerer Expansionsversuch unter Emir Saud I. (1803-1814) provozierte jedoch im Auftrag des ohnmächtigen osmanischen Sultans eine vernichtende Militärintervention des osmanischen Vizekönigs von Ägypten, Muhammad Ali, dessen Truppen Sauds Sohn Abdallah I. 1818 vernichtend schlugen. Zweimal - 1818-1822 und nochmals 1838-1843 - wurde das saudische Herrschaftsgebiet im Nedschd von ägyptischen Truppen besetzt. Nach diesen Rückschlägen gerieten die erheblich geschwächten Saudis unter die Oberherrschaft anderer, osmanentreuer arabischer Stammesfürsten. Das Osmanische Reich beobachtete die Lage immer genauestens.

Erst Emir Abd al-Aziz II. ibn Saud (regierend ab 1902), befreite seine Dynastie und deren Stamm von dieser Unterordnung im Osmanischen Reich und nutzte den wahhabbitischen Fundamentalismus erneut für eine siegreiche militärische Expansion in Arabien. Entscheidend war hier der militärische Sieg Ibn-Sauds 1925 über die konkurrierende Dynastie der Haschemiten, die dabei ihr Stammkönigreich Hedschas samt den heiligen Städten Mekka und Medina verloren.

Nach weiteren Eroberungen wurden die unterschiedlichen Gebiete am 23. September 1932 zum neuen Einheitsstaat Saudi-Arabien vereinigt. Deshalb ist der 23. September Nationalfeiertag. Durch die reichen Erdölvorkommen erlangte Saudi-Arabien Wohlstand und eine große Bedeutung für die Wirtschaft der Industrienationen.

Geschichte nach 1945

Saudi-Arabien war 1945 Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. Die arabische Liga versuchte 1948 die Staatsgründung Israels mit dem Palästinakrieg zu verhindern, in dem sich auch Saudi-Arabien engagierte. In den 1950er Jahren ließ der König einen Ministerrat zu, der aber nur eine beratende Funktion besitzt. 1960 war das Königreich ein Gründerstaat der OPEC. Saudi-Arabien unterstützt immer wieder einzelne Parteien in Bürgerkriegstaaten wie dem Jemen und kommt damit in Konflikt mit anderen arabischen Staaten (Da Saudi-Arabien im Jemenitischen Bürgerkrieg die Royalisten unterstützte kam es zu heftigen Spannungen mit Ägypten, dass die Republikaner unterstützte). 1963 wurde die Sklaverei abgeschafft, wobei die Sklaven durch Gastarbeiter aus den arabischen Nachbarstaaten sowie Süd- und Südostasien und Afrika ersetzt wurden. Die Gastarbeiter sind bis heute eine wichtige Stütze der Wirtschaft des Landes. In den 1960er und 1970er Jahren kam es immer wieder zu Grenzkonflikten mit dem Südjemen, die 1976 mit einem Friedensvertrag beigelegt werden konnten. Eine endgültige Festlegung der Grenze erfolgte erst 2000.

Erstarken des Fundamentalismus

Die politische Führung reagierte seit 1992 zunehmend auf den Druck der Opposition (Religionsgelehrte) gegen die absolutistische Herrschaft der Saud-Dynastie. So wurde 1992 die erste schriftliche Verfassung auf der Basis der Scharia erlassen. 1993 wurde ein neues beratendes Gremium eingerichtet, das sich aus islamischen Würdenträgern und Geschäftsleuten zusammensetzt und vier Jahre im Amt ist. Auch wurde das Land in neue Regierungsbezirke aufgeteilt. Die Gouverneure werden aber immer noch direkt vom König ernannt.

In den 1990er Jahren kam es immer wieder zu Unfällen bei der jährlichen Pilgerfahrt, dem Haddsch, zu Anschlägen auf ausländische Truppen und Protesten gegen das Königshaus. Saudi-Arabien gilt heute als weltweites Zentrum des Islamischen Fundamentalismus. Top-Terroristen wie Ibn al-Chattab und Osama bin Laden stammen aus Saudi-Arabien, 15 der 19 Attentäter vom 11. September 2001 stammen ebenfalls aus Saudi-Arabien. Die pro-westliche Außenpolitik und seit einigen Jahren auch Innenpolitik der Königsfamilie trägt wesentlich zur Stärkung des Fundamentalismus bei.

Militär

 
Satellitenfoto vom King-Khalid-Stützpunkt
 
Der RSAFF Fighter, identisch mit dem F-15E der US-Luftwaffe

Das Saudische Militär wurde mit Hilfe von ihrer US-amerikanischen Verbündeten seit dem Beginn des Ölbooms stark ausgebaut. An Kampfeinsätzen im Ausland nahmen saudische Soldaten bislang allerdings nicht Teil. Seit den 1940er Jahren hat der Saudische Staat über 18,5 Billionen US-Dollar in das Militär investiert. Der aktuelle Wehretat beträgt 18,8 Mrd. $ (2004). Wehrpflichtige können mit 17 Jahren eingezogen werden. Saudi-Arabien stellt inzwischen die modernsten und mächtigsten Waffensysteme auf der arabischen Halbinsel und ist mit seinen Nachbarn (Golfstaaten) im Golf-Kooperationsrat verbündet.

Bodenstreitkräfte

Die saudische Armee hält 75.000 Mann an Bodentruppen im aktiven Dienst, die Reservistenzahl beläuft sich auf 20.000. Die Armee verfügt über ca. 4.600 gepanzerte Fahrzeuge, 750 Kampfpanzer und 271 Artillerie-Geschütze.

Marine

Der erste Golfkrieg unter König Fahd war der Anlass dazu die Marine aufzurüsten. Inzwischen verfügt das Land die stärkste Marine der Region, in ihr dienen insgesamt 13.500 Soldaten.

Die Saudi-Arabische Marine besitzt:

  • 3 Fregatten (ähnlich zu Typ franz. F 3000 S II, III: 1-7.6 OTO-Breda)
  • 4 Fregatten (Typ franz. F 2000 S. Modernisierung 1997 - 2000)
  • 4 Korvetten (Typ Masch, Tacoma) bilden die größten Einheiten und erlauben eine weitreichende Einsatzfähigkeit.
  • 9 Lenkflugkörperschnellboote
  • 7 Minenboote
 
Apache-Kampfhubschrauber

Luftwaffe (RSAF)

Die Abkürzung RSAF steht für Royal Saudi Air Force. Arabisch: Al Kuwwat al Jawwiya as Sa'udiya. Nach der israelischen Luftwaffe hat die RSAF die zweitgrößte Luftwaffe im Nahen Osten. Das Rückgrat der RSAF ist heute der F-15 Eagle und der Panavia Tornado. Die Luftwaffe ist dazu in der Lage das eigene Territorium, die angrenzenden Binnenmeere, den arabischen Golf und das Rote Meer vollständig zu überwachen. Die RSAF bestellte verschiedene Waffen in den neunziger Jahren, einschließlich, "Sea Eagle" Defensivraketen, Lasersysteme zur Steuerung von Raketen und Freifallbomben. Insgesamt dienen 24.000 Soldaten in der Luftwaffe. In ihrem Besitz befinden sich insgesamt 570 Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber und 42 Transportflugzeuge.

Am 18. August 2006 hat die Saudische Luftwaffe einen Vorvertrag für den Kauf von 72 Eurofighter Typhoon unterzeichnet.[2]

Nationalgarde

Sie unterstützt im Inland die Polizei und die Religionspolizei, schützt die königliche Familie, wird zum Anti-Terror-Schutz eingesetzt und schützt die heiligen Städte Mekka und Medina. Sie umfasst zur Zeit rund 57.000 Mann.

Politik

Politisches System

Saudi-Arabien ist eine islamische absolute Monarchie. Seit dem 1. August 2005 regiert König Abdullah bin Abd al-Aziz, der gleichzeitig Premierminister ist. Auch der Rest der königlichen Familie hat wichtige Regierungsämter inne. Die 13 Provinzen werden von Prinzen oder engen Verwandten der königlichen Familie regiert. Alle Provinzgouverneure werden vom König ernannt. Die kleinen Städte und Dörfer werden in der Regel von einem Dorf- oder Ältestenrat regiert. Die Verfassung des Landes besteht in schriftlicher Form seit 1993, ein 83 Punkte umfassendes Dokument, das auf der Schari'a, dem Koran und der Sunna basiert. Diese Regeln werden strikt ausgelegt und durchgesetzt. So können etwa Mörder, Drogenhändler, Homosexuelle, Hochverräter, Vergewaltiger, Ehebrecher und Gotteslästerer zum Tode verurteilt und hingerichtet werden.

Staatsoberhaupt

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König Abdullah, mit politischen Vertretern der Vereinigten Staaten

Der Monarch (Malek) ist sowohl Staatsoberhaupt als auch Regierungschef und zugleich Kustos der beiden heiligen Moscheen. Seit dem 1. August 2005 ist dies König Abdullah bin 'Abdul-'Aziz Al Saud. Der König bezeichnet sich seit 1986 als Hüter der heiligen Stätten von Mekka und Medina, was ihn und das Königshaus in der islamischen Welt aufwerten soll. Deshalb legt das Königshaus großen Wert darauf, die Politik nicht von der Religion zu trennen. Insbesondere die langjährige gegenseitige Verbundenheit der Dynastie der Saud mit dem islamischen Klerus trägt zur Verankerung der Monarchie in Saudi-Arabien bei.

Die Machtfülle des Königs wird theoretisch durch die Regeln der Scharia und der saudischen Tradition eingeschränkt. Er muss auch den Konsens zwischen dem königlichen Haus Saud, den religiösen Führern (Ulema) und anderen wichtigen Elementen der saudischen Gesellschaft wahren. Da die Ulema einen sehr großen Einfluss auf die Bevölkerung haben, gilt der Konsens mit ihnen als eine wichtige Machtstütze der Königsfamilie.

Seit der saudischen Staatsgründung 1932 herrschten einschließlich Abdullah sechs Könige über das Reich, alle aus dem Hause der Al Saud. Muss ein neuer König ernannt werden, so tritt der Rat der Ältesten des Königshauses zusammen, um ihn zu ernennen. Die führenden Mitglieder der königlichen Familie wählen im Falle einer Vakanz den neuen König aus ihrer Mitte, mit nachträglicher Zustimmung der Ulema.

Das Königshaus

 
Faisal ibn Abd al-Aziz, König von 1964-1975
 
König Abdullah, derzeitiger König Saudi-Arabiens
 
König Abdullah mit dem US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush
 
Fahd ibn Abd al-Aziz, der 2005 verstorbene König

Seit der Staatsgründung 1932 durch Ibn Saud wurde das Königreich von sechs Monarchen regiert:

  • Abd al-Aziz al Saud, (1932-1953)
  • Saud, (1953-1964), Sohn von König Abd al-Aziz
  • Faisal, (1964-1975), Sohn von Abd al-Aziz
  • Chalid, (1975-1982), Sohn von Abd al-Aziz
  • Fahd, (1982-2005), Sohn von Abd al-Aziz
  • Abdullah, (seit 2005), Sohn von Abd al-Aziz

Ministerrat

Dem König untersteht ein Ministerrat, der 1953 eingerichtet wurde. Er hat 150 Mitglieder, die vier Jahre lang diese Position bekleiden. Die Hälfte der Minister wird vom König ernannt, die andere Hälfte wird von der männlichen Bevölkerung gewählt. Der Ministerrat besteht aus dem Premierminister, dem ersten und dem zweiten Vizepremierminister, 20 weiteren Ministern, von denen der Verteidigungsminister auch das Amt des zweiten Vizepremierministers bekleidet, zwei Staatssekretären, sowie einer kleinen Anzahl von Beratern und Leitern großer autonomer Organisationen. Der Ministerrat hat keine Verfügungsgewalt über den Staatshaushalt oder über Gesetzesbeschlüsse, er berät nur den König.

Gesetze werden durch Beschluss des Ministerrates und nachfolgender Ratifizierung durch königliches Dekret in Kraft gesetzt. Sie müssen mit der Scharia in Einklang stehen. Die Justiz wird von einem System von Religionsgerichten nach den Regeln der Scharia ausgeübt. Die einzelnen Richter werden vom König auf Vorschlag des Hohen Rates in Justizfragen ernannt. Dieser Rat besteht aus zwölf erfahrenen Juristen. Die Unabhängigkeit der Gerichte ist gesetzlich geschützt. Der König ist die höchste Revisionsinstanz und hat das Begnadigungsrecht.

Politische Entwicklung

Im März 1992 erließ König Fahd mehrere Dekrete, in denen die Grundzüge des Regierungssystems geregelt werden. Erstmals wurde bei dieser Gelegenheit das Verfahren bei der Thronfolge kodifiziert. Im Zuge des königlichen Reformprogramms wurde gleichzeitig ein nationales beratendes Gremium geschaffen, dessen vom König ernannte Mitglieder die Regierung in Angelegenheiten mit öffentlichem Interesse beraten. Im Reformprogramm war auch ein Rahmenplan für die Gründung beratender Gremien auf Provinzebene enthalten.

Im September 1993 erließ König Fahd weitere Reformdekrete, mit denen er dem beratenden Gremium eine Geschäftsordnung gab und dessen Mitglieder ernannte. Der König verkündete zudem den Ministerrat betreffende Reformen, die unter anderem eine Beschränkung der Amtszeit auf vier Jahre vorsahen und zudem Regelungen zur Vermeidung von Interessenkonflikten der Minister und anderer hoher Offizieller enthielt. Die Geschäftsordnungen der 13 Provinzräte und ihre Mitglieder wurden gleichfalls 1993 bekanntgegeben.

Im Juli 1997 wurde die Anzahl der Mitglieder des beratenden Gremiums von 60 auf 90 erhöht. Im Mai 2001 erfolgte nochmals eine Erweiterung auf 120 und im Jahre 2005 auf 150 Mitglieder. Da viele der alten Mitglieder bei den Erweiterungen nicht wieder ernannt wurden, hat sich die Zusammensetzung des Gremiums stark verändert. Die Rolle des Rates wird auch in Anbetracht der wachsenden Erfahrung des Gremiums stufenweise erweitert.

Auslandsbeziehungen

 
König Abdullah, mit US-Vizepräsident Dick Cheney am 16. März 2002 in Dschidda

Saudi-Arabien genießt bei den anderen islamischen Ländern einen Sonderstatus, weil sich die zwei heiligsten Städte des Islams in diesem Land befinden.

Trotz der nicht demokratischen Regierungsform und den herben Menschenrechtsverletzungen hat Saudi-Arabien sehr gute diplomatische Beziehungen zu Europa und den USA, auch zu Deutschland. Seit den Mohammed-Karikaturen sind diese allerdings abgekühlt, mit Dänemark gibt es überhaupt keine Beziehungen mehr.

Saudi-Arabien war bislang ein enger Verbündeter der USA. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist das Verhältnis zwischen den beiden Staaten allerdings abgekühlt. 15 der 19 Attentäter waren saudische Staatsangehörige. Eine weitere Belastung der Beziehung zu den USA ist, dass die meisten Insassen des Guantánamo-Gefängnisses saudische Staatsbürger sind.

Saudi-Arabien war 1981 Gründungsmitglied des Golf-Kooperationsrats (Gulf Cooperation Council, GCC).

Das Land befindet sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand mit Israel.

Golfkriege

1. Golfkrieg

Im ersten Golfkrieg (1980-1988) unterstützte Saudi-Arabien den Irak gegen den Iran. Auf Grund der islamischen Revolution im Iran und der sowjetischen Besetzung von Afghanistan erfolgte unter Fahd ibn Abd al-Aziz seit 1982 eine verstärkte Anlehnung an die USA, von denen man sich in der Zwischenzeit etwas distanziert hatte. Damit verbunden ist der Aufbau einer vom Erdöl unabhängigen Industrie sowie großen Investitionen in die Infrastruktur, Straßen und Flughäfen sowie die Festigung der Beziehung zu den Nachbarstaaten durch Grenzabkommen.

2. Golfkrieg

Wie prekär die Sicherheitslage eines so reichen Ölstaates wie Saudi-Arabien ist, wurde mit der Besetzung Kuwaits (1990-1991) durch den Irak deutlich. Saudi-Arabien musste ein Bündnis mit den USA und anderen westlichen Staaten eingehen, um sich selbst zu schützen und die Iraker wieder aus Kuwait zu vertreiben. Saudi-Arabien trug dafür fast 40 % der Kriegskosten. Allerdings führte die Stationierung amerikanischer Truppen im Land zu heftiger Kritik wahhabitischer Geistlicher und islamischer Fundamentalisten, die sich zunehmend gegen das Königshaus richtet und in jüngerer Vergangenheit zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Terroranschlägen auf westliche Einrichtungen führte.

3. Golfkrieg

Seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York im September 2001 sieht sich Saudi-Arabien verstärkt Vorwürfen ausgesetzt, terroristische Gruppierungen zu unterstützen. Von den 19 Attentätern des 11. September stammten 15 aus Saudi-Arabien. Halboffizielle Stiftungen und Mitglieder der königlichen Familie stehen zudem im Verdacht, al-Qaida finanziell gefördert zu haben. Gelder aus Saudi-Arabien fließen auch an extremistische Vereinigungen wie die Hamas-Bewegung in Israel/Palästina.

Während des dritten Golfkrieges (2003) verweigerte Saudi-Arabien den USA die Nutzung ihrer Militärstützpunkte auf saudischem Boden, was zu einer weiteren Abkühlung des Verhältnisses zu den USA geführt hat. Das Hauptquartier der US-Truppen wurde deshalb nach Katar verlegt.

Siehe auch: Dynastie der Saud, Wahhabiten

Staat und Religion

Die Staatsreligion ist der zum sunnitischen Islam gehörende Salafiyya Islam. Diese Strömung des Islam gewinnt durch die finanzielle Hilfe Saudi-Arabiens und des Königs bei der Errichtung von Moscheen und Koranschulen in aller Welt zunehmend an Bedeutung. Saudi-Arabien unterstützt ebenfalls alle Richtungen des sunnitischen Islam, meist fundamentale und militante Gruppen. Großen Einfluss auf das Volk haben die Ulema, die Religionsgelehrten, die in den Moscheen und Fernsehprogrammen des Landes predigen. Religion und Politik werden nicht getrennt.

Bürgerrechte

Es gibt keine politischen Parteien. Gewerkschaften sind vom König offiziell verboten. Traditionellerweise hat jeder Bürger anlässlich öffentlicher Audienzen Zugang zu hohen Offiziellen und das Recht, sich mit Petitionen direkt an sie zu wenden.

Religion

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Riad, oft zu sehen in Saudi-Arabien: Überfüllte Moscheen beim Freitagsgebet
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Masdschid al-Haram, Mekka
 
Pilgerströme in Mekka
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Mekka bei Nacht
Datei:Masjid Nabawi. Medina, Saudi Arabia.jpg
al-Masdschid an-nabawim Medina
 
al-Masdschid an-nabawim Medina

Die Scharia ist die Hauptquelle der Gesetzgebung. Die Haupt- und Staatsreligion ist der zum hanbalitischen sunnitischen Islam gehörende wahhabitische bzw. salafitische Islam , dem 73 % der Bevölkerung, vor allem im Nadschd und im Norden, angehören. Die Hanbaliten bzw. Wahhabiten üben aufgrund des Einflusses von Saudi-Arabien einen überproportionalen Einfluss auf die gesamte sunnitische Gemeinschaft aus.

Andere Sunniten stellen 12 % der Bevölkerung, Schiiten etwa 5-10 %. Die Religionsfreiheit der Schiiten ist beschränkt, daher dürfen Bräuche, die mit dem sunnitischen Islam nicht vereinbar sind, z. B. die Mut'a-Ehe oder das Gedenkfest für Imam Hussain und Imam Ali, nicht ausgeübt werden. 98 % der Bevölkerung sind Muslime, die restlichen 2 % sind Juden und Christen. Das öffentliche Praktizieren anderer Religionen als des Islam ist in Saudi-Arabien verboten. Für Gastarbeiter und Diplomaten ist es demnach bei Strafe verboten, einen Gottesdienst zu feiern, eine Taufe oder eine Krankensalbung zu empfangen. Kirchen, Synagogen oder andere nichtislamische Gebetshäuser gibt es nicht, und die Errichtung dieser ist verboten. Nach der Interpretation der wahhabitischen Geistlichen darf auf dem Land, worauf sich die zwei heiligen Stätten befinden, kein nichtislamisches Gotteshaus stehen. Auf Missionierung zu anderen Bekenntnissen als dem Islam und den Abfall vom Islam steht die Todesstrafe, die auch vollstreckt wird. Allerdings gibt es z. B. zwei deutsche Schulen in Saudi-Arabien, in denen diese Gesetze nicht gelten; innerhalb des Schulgeländes gelten deutsche Gesetze.

Die beiden heiligsten Stätten des Islam, die Kaaba in Mekka und die Ruhestätte des Propheten Mohammed in Medina, liegen in Saudi-Arabien, so dass das Land jährlich das Ziel von mehreren Millionen Pilgern ist, vor allem während des Haddsch. Diebstahl während des Haddsch kann mit Zwangsamputation einer Hand oder mit dem Tode bestraft werden. Auch die heilige Zamzam-Wasserquelle, das Tal Mina und der Berg Arafat, auf dem der Prophet Mohammed seine letzte Predigt abhielt, befinden sich in Saudi-Arabien.

Als Hochburgen der Salafiya in Saudi-Arabien gelten die Städte Riad und Buraida.

Eine Eigenheit des saudischen Systems, die sich aus der Erhebung der wahhabitischen Lehre zur Staatsdoktrin ergibt, sind die mutawwaʿ, die Religionspolizei. Die mutawwaʿīn sind neben der regulären Polizei Wächter, die die Einhaltung sittlicher Normen in der Öffentlichkeit kontrollieren und durchsetzen. Ungewöhnlich ist ferner, dass während des Freitaggebetes die Predigt sehr laut gestellt wird, so dass das gesamte Umfeld der Moschee beschallt wird. Dabei ist antiwestliche Propaganda nicht selten.

Wer sich öffentlich zu einer als „islamische Sekte“ bezeichneten Gruppe wie den Aleviten, Ahmadiyya, Drusen oder Jesiden bekennt, kann bestraft werden. Dies betrifft insbesondere die Zugehörigkeit zur nachislamischen Weltreligion der Bahai.

Die dem Islam widersprechende Lebensweise einer Reihe von Mitgliedern des saudischen Königshauses polarisiert die Gesellschaft. Kommentatoren halten daher eines Tages einen religiös motivierten Staatsstreich durch fundamentalistische Geistliche für denkbar.

Geistliche

Der Einfluss der Geistlichen im Lande ist sehr groß. Geistliche in Saudi-Arabien tragen den Titel "Scheich" bzw. "Ulama". Der Mufti bzw. Großmufti ist der oberste geistige Gelehrte Saudi-Arabiens, zurzeit Schaich Abd al-Aziz bin Abdullah Al al-Schaich. Er erlässt Fatwas und trägt sie der Königsfamilie vor. Der Einfluss des Mufti war in den letzten Jahren gesunken, ist aber seit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen wieder erstarkt. In einer Fatwa vom März 2004 forderte der Mufti ein vollständiges Verbot der Vermischung der Geschlechter im Alltag als Antwort auf eine Konferenz, die saudische Wirtschaftsexpertinnen im Wirtschaftsclub von Dschidda abhielten, bei der Frauen und Männer teils ungetrennt und eine Vorleserin unverschleiert in einem gemeinsamen Raum an der Konferenz teilnahmen.

Immerhin hatte der Ausbruch des Mufti unterschiedliche Reaktionen, vor allem aber Kritik an der Veranstaltung selbst hervorgerufen. Der damalige Kronprinz und derzeitige König Abdullah bin Abdul Aziz war genötigt, sich einzuschalten. Er mäßigte die Erwartungen und versuchte, die konservativen Männer zu beruhigen, dass alles nicht so schnell geschehen werde, gleichwohl: "Die Veränderungen sind unterwegs. Wir gehen mit den Veränderungen voran, aber wir müssen dies Schritt für Schritt tun."

Ein Verbot privater gemischtgeschlechtlicher Konferenzen wurde bislang noch nicht im Gesetz verankert. In kleineren Kreisen lockert sich die Geschlechtertrennung dennoch. Hochzeiten sind zwar private Veranstaltungen, jedoch schickt das Kulturministerium hier manchmal einen männlichen und immer einen weiblichen Aufseher.

Der gegenwärtige Mufti, Scheich Abd al-Aziz bin Abdullah Al asch-Schaich, hat im Jahre 2005 auf der Pilgerfahrt gegen den Terrorismus gepredigt und dessen Taten als "Angriff und Verrufung des Islam" bezeichnet. Bekannte Gelehrte Saudi-Arabiens waren Abd al-Aziz ibn Baz und Muhammad Ibn Uthaymin.

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Park eines Scharia-Gerichtshofes in Riad

Islamische Religionspolizei

siehe Hauptartikel: Islamische Religionspolizei

Die Mutawwaʿīn sind dazu befugt, Männer, die sich mit Frauen unterhalten, mit denen sie nicht verheiratet oder verwandt sind, zu verhaften.

Die Mutawwaʿīn werden vom Staat finanziert wird und unterstehen auch diesem. Zusätzlich haben die Muftis einen Einfluss auf die Mutawwaʿīn, jedoch keine Kontrolle.

Die Macht und der Einfluss der Mutawwaʿīn wurde Anfang der 1990er Jahre vor allem im Vorgehen gegen Frauen stark eingeschränkt.

Es gibt in Saudi-Arabien ca. 3.500 Mitglieder der Mutaween die in der Befehlshierarchie direkt König Abdullah unterstellt sind. Oft ist die Religionspolizei gemeinsam mit der gewöhnlichen Polizei unterwegs, kann aber auch ohne Polizeieskorte patrouillieren.

Menschenrechte

In Saudi-Arabien stehen die Menschenrechte unter dem Vorbehalt der Gesetze der Scharia. Dies führt dazu, dass in Saudi-Arabien die Menschenrechte in starkem Ausmaß missachtet werden.

Der Jahresbericht 2006 der Organisation Amnesty International [3] listet unter anderem die folgenden Tatbestände auf:

Situation der Frau

In Saudi-Arabien sind die Rechte der Frauen sehr stark eingeschränkt, amnesty international verwendet den Begriff Menschen zweiter Klasse. Inzwischen ist es zwar Pflicht, dass jede Frau einen Personalausweis besitzt, das Land darf aber ohne Genehmigung nicht verlassen werden. In Saudi-Arabien ist Frauen das Lenken von Kraftfahrzeugen in der Stadt strikt untersagt. Im Oktober 2005 bestätige König Abdullah, dass sich daran in nächster Zeit nichts ändern werde. Erst seit 1966 dürfen Frauen Schulen besuchen. Inzwischen ist im Bildungssektor die Liberalisierung so weit vorangeschritten, dass die Mehrheit der Studenten Frauen sind. Sie müssen ihre Vorlesungen allerdings am Bildschirm verfolgen, da in der Universität wie im gesamten öffentlichen Raum der Grundsatz gilt, dass Frauen keinerlei Kontakt zu nichtverwandten Männern haben dürfen.

Frauen besitzen derzeit weder das aktive noch das passive Wahlrecht, sie sind also politisch rechtlos. Daher bekleiden sie auch in der Regierung, die mehrheitlich von Mitgliedern des Königshauses gestellt wird, keine Positionen. Viele Berufe waren ihnen nicht zugänglich, heute ist den Frauen fast jeder Beruf zugänglich, allerdings unter der Voraussetzung strikter Geschlechtertrennung am Arbeitsplatz.

Seit einigen Jahren hat die Regierung Maßnahmen ergriffen, die Liberalisierung voranzutreiben. So wurden bei den letzten Wahlen der Handelskammer auch zwei Frauen in den Vorstand gewählt.

Schleierpflicht

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Frau mit „vollem“ Neqab - obwohl keine Gesetzliche Pflicht, weit verbreitet in Saudi-Arabien
 
Frau mit „einfachem“ Neqab - obwohl keine Gesetzliche Pflicht, weit verbreitet in Saudi-Arabien

Siehe auch: Verschleierung im Islam

Der Schleier soll den ganzen Körper mit Ausnahme von Gesicht und Händen bedecken und soll einfach gearbeitet und nicht anziehend sein, so dass Männer davon aufmerksam gemacht würden. Gerne gesehen ist es aber auch, dass Frauen ihr Gesicht und ihre Hände verschleiern, dies wird als besonders anstandsvoll angesehen, ist aber keine Pflicht. Der Gesichtsschleier ist vor allem unter verheirateten Frauen verbreitet. Der Halbgesichts- oder Mundschleier ist ebenfalls oft zu sehen.

Männliche Vormundschaft

Frauen in Saudi-Arabien unterliegen immer einer männlichen Vormundschaft. Der männliche Vormund ist bis zur Ehe in der Regel der Vater, die Brüder oder ggf. ein Onkel. Ab der Ehe ist der Ehemann der männliche Vormund. Der männliche Vormund ist für die Straftaten der Frau mitverantwortlich, bei kleineren Delikten ist es oft der Fall, dass der männliche Vormund sich vor Gericht zu verantworten hat, bei größeren Delikten in der Regel beide. Ab 2004 dürfen Frauen ihre Firmen selber führen d. h. die eigene Verantwortung dafür tragen.

Frauen können sich vor Gericht von ihrem männlichen Vormund entbinden lassen, müssen dafür aber nachweisen können, dass dieser sie misshandelt, vergewaltigt, quält oder zwingt, Dinge zu tun, die nicht mit dem Islam vereinbar sind (z. B. Prostitution oder analer Geschlechtsverkehr). Der männliche Vormund wird für diese Vergehen daraufhin automatisch zur Rechenschaft gezogen, außer es gibt nach der Entbindung eine außergerichtliche Einigung zwischen Mann und Frau (z. B. Entschädigungsgeld, Sorgerecht für Kinder). Nach einer Scheidung hat normalerweise immer der Mann das Sorgerecht für die Kinder, außer die Frau kann nachweisen, dass der Mann "schädliche Neigungen" hat, antireligiös oder einfach nicht in der Lage ist, Kinder großzuziehen. Bei über 70% der Scheidungen behält der Mann das Sorgerecht, außer der Vater ist ein sog. Murtadd. In diesem Fall wird der Mutter das Sorgerecht zugeteilt und der Vater kann sogar zum Tode verurteilt werden. Nach einer Scheidung muss die Frau mindestens vier Monate warten, um erneut zu heiraten. Das Gesetz ist direkt dem Koran entnommen und soll Missverständnisse bei der Vaterschaftsfrage ausschließen.

Homosexualität

 
Länderkarte zum Status von Homosexuellen, Saudi-Arabien hier dunkelrot für die Todesstrafe

Homosexualität ist in Saudi-Arabien ein schweres Verbrechen; so wurden bisher 103 Männer wegen homosexueller Handlungen festgenommen und zu 14.200 Peitschenhieben verurteilt.

Nach offiziellen Zahlen wurden bisher vier Männer wegen Homosexualität hingerichtet, die Anzahl kann jedoch auch höher liegen. Homosexuelle Handlungen stehen unter schwerer Strafe wie Peitschenhiebe und Gefängnis, können aber auch mit dem Tode bestraft werden. Auf homosexuellen Geschlechtsverkehr steht die Todesstrafe. Bisher wurden nur Männer für diese Straftat verurteilt, ein Fall von weiblicher Homosexualität ist bisher in Saudi-Arabien nicht bekannt. Das Verbot der Homosexualität wurde Ende 2005 durch eine Fatwa durch den Rat der Geistlichen weiter verschärft.

Siehe auch: Homosexualität und Religion - Islam

Todesstrafe

 
Weltkarte der Todesstrafe. (Saudi-Arabien rot)Farbschlüssel:
Blau: Für alle Straftaten abgeschafft.
Hellblau: Für gewöhnliche Straftaten abgeschafft (jedoch nicht in Kriegszeiten).
Grün: Seit mindestens 10 Jahren keine Anwendung.
Orange: Anwendung gegen Erwachsene.
Rot: Anwendung auch gegen Jugendliche.

In Saudi-Arabien werden Todesstrafen in der Regel für folgende Straftaten ausgesprochen: Mord, Vergewaltigung von fremden Frauen oder der eigenen Ehefrau, sexueller Missbrauch von Frauen oder Kindern, Drogenhandel und Raubüberfall in Verbindung mit Schwerverletzten oder Toten. Bei Männern kann auch Apostasie (Abfall vom Glauben - Ridda) mit dem Tode bestraft werden, bei Frauen gibt es hierfür eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Folgende Straftaten können ebenfalls mit dem Tode bestraft werden, dies ist aber eher selten: Homosexualität, Prostitution, Genuss und Handel/Schmuggel von Alkohol, unehelicher Geschlechtsverkehr (Unzucht, Ehebruch), Koranschändung, Gotteslästerung, sexuelle Belästigung von Frauen. Eine genaue Liste mit Vergehen, die mit dem Tode bestraft werden können, gibt es nicht.

Im Normalfall werden Todesurteile in Saudi-Arabien durch Enthauptung mit dem Schwert vollstreckt. Die Hinrichtung von Männern ist meist öffentlich, die von Frauen in der Regel nicht. Die Steinigung wurde seit 1983 nicht mehr angewandt.

Seit Anfang 1980 wurden insgesamt 1527 Menschen in Saudi-Arabien hingerichtet, darunter befanden sich 40 Frauen. Fast die Hälfte aller Todeskandidaten (711) besaß eine ausländische Staatsbürgerschaft. Bei ihnen handelt es sich größtenteils um Gastarbeiter aus asiatischen Ländern: 234 aus Pakistan, 89 aus Nigeria, 69 aus dem Jemen, 55 aus Indien und 5 aus der Türkei. 2003 wurden 52 Menschen exekutiert – 17 Saudis und 35 Ausländer. 2004 waren es 35 Menschen, und im Jahre 2005 wurden 82 Menschen hingerichtet, darunter zwei Frauen, die wegen Mordes verurteilt worden waren.

Begnadigungen können nur vom König oder von der Familie der Opfer gewährt werden, von den bisher Begnadigten waren 64% Frauen. Es gibt zusätzlich die Möglichkeit, im Gefängnis den kompletten Koran auswendig zu lernen, das kann eine Umwandlung der Strafe bewirken (bisher 12-mal, 3-mal bei Männern und 9-mal bei Frauen).

Beim größten Teil der hingerichteten Frauen handelt es sich um Frauen, die als Gastarbeiterinnen ins Land geholt wurden. Von den seit 1978 44 hingerichteten Frauen hatten lediglich 22 Frauen die saudische Staatsangehörigkeit. Von den 44 Vollstreckungen waren 10 wegen Drogenhandels, eine wegen Zuhälterei (bzw. Unterstützung der Prostitution) und 33 wegen Mordes.

Bei einer Vergewaltigung steht es allein der Frau zu, den Täter zu begnadigen, bei einer versuchten Vergewaltigung hat auch die Familie das Recht, den Täter zu begnadigen. Das saudische Strafrecht räumt für Vergewaltigung in der Ehe keine mildernden Umstände für den Mann ein, wie dies z. B. im Iran der Fall ist.

Es gibt auch die Möglichkeit, der Familie des Opfers ein "Blutgeld" zu bezahlen und somit begnadigt zu werden. Das Blutgeld kann in der Regel nicht angeboten werden, wenn das Opfer eine Frau oder ein Kind ist oder ein sehr schwerer Fall vorliegt, z. B. Vergewaltigung in Verbindung mit Mord, Raubüberfall in Verbindung mit Mord, sexuelle Straftaten in Verbindung mit Mord oder heimtückischer Mord.

Alkohol und andere Drogen

Harte Strafen bei Einfuhr von natürlichen und künstlichen Drogen aller Art - u. a. auch Captagon-Tabletten - (auch bei geringen Mengen kann die Todesstrafe drohen). Alkohol sowie jegliche Art von anderen Drogen sind verboten. Die Einhaltung der Regeln wird von der Religionspolizei streng kontrolliert. Der Verkauf oder Besitz von Alkohol und anderen Drogen sind verboten. Die Strafen für Übertretungen sind hart. Ertappte Alkoholkonsumenten oder Händler werden öffentlich ausgepeitscht. Der Handel und Schmuggel mit illegalen Drogen wozu auch Alkohol gehört wird mit dem Tod durch das Schwert bestraft. [4]

Tabelle von durchgeführten Todesstrafen ab ca. 1976 (1980) - 2006

Die Tabelle zeigt eine Hinrichtungsstatistik, die ab 1976 ungenau geführt wurde, erst ab 1984 wurden die Statistiken durch die Amnesty-International exakt geführt. Saudi-Arabien selbst macht keine genauen Angaben nach außen, daher ist die tatsächliche Anzahl nicht gesichert.

Delikte Anzahl der Hinrichtungen
Mord 870 (Frauen und Männer)
Drogenschmuggel/Handel 438 (Frauen und Männer)
Vergewaltigung von Frauen 152 (alles Männer)
Schwerer Raub 69 (alles Männer)
Rebellion 63 (alles Männer)
Bombenattentat 16 (alles Männer)
Außerehelicher Geschlechtsverkehr (Unzucht/Ehebruch) 13 (Frauen und Männer)
Bankraub 7 (alles Männer)
Hochverrat 4 (alles Männer)
Alkoholherstellung 4 (alles Männer)
Homosexualität 4 (alles Männer)
Vergewaltigung bzw. sexuelle Misshandlung von Kindern 3 (alles Männer)
Zuhälterei und Prostitution 2 (Frauen und Männer)
Sexuelle Belästigung von Frauen 2 (alles Männer)
Gotteslästerung 2 (unbekannt)

Medien

Ein Teil der Medien in Saudi-Arabien gehört dem Staat, es gibt jedoch auch private Medien. Diese werden jedoch durch das saudische Kulturministerium überwacht. Mit dem Islam nicht vereinbare Inhalte und Inhalte gegen das Königshaus sind verboten. Der Islam ist wie überhaupt in der ganzen Gesellschaft auch in allen saudischen Medien präsent.

Internet

 
Screenshot einer zensierten Seite

In Saudi-Arabien ist das Internet seit 1999 über die staatliche Telekommunikationsbehörde KACST verfügbar, das Internet wird von einer speziellen Abteilung überwacht und ist zensiert. Hauptsächlich sind Seiten, die als unmoralisch oder unislamisch eingestuft werden, zensiert, vor allem pornografische Seiten. Umgehungsversuche werden aufgezeichnet und zur Strafe gebracht, Internetcafés haben alle eine bestimmte Lizenz zu erwerben und werden regelmäßig von der Religionspolizei kontrolliert.

Fernsehen

Das Fernsehen in Saudi-Arabien unterliegt ebenfalls einer Kontrolle durch das Kulturministerium, alle Serien, Filme und Werbespots müssen auf ihre Inhalte geprüft und genehmigt werden. So kommt es oft vor, dass westliche Filme, Serien und Zeichentrickfilme an einigen Stellen zensiert oder geschnitten werden, die als unmoralisch oder unislamisch eingestuft werden. Das Fernsehprogramm aller Sender wird fünfmal am Tag während der Gebetszeiten unterbrochen und schaltet zur großen Moschee nach Mekka. Die größten Sender im Lande sind:

Es werden aber auch viele ausländische Sender, vor allem aus den arabischen Nachbarstaaten, empfangen, der beliebteste unter diesen ist der in Katar ansässige Sender al-Dschazira.

Zeitungen

Zeitungen genießen mehr Freiheiten als die andere Medien, ihre veröffentlichten Texte werden nicht vor dem Erscheinen geprüft, dürfen aber auch nicht unislamisch oder unmoralisch sein, in diesem Falle kann das Kulturministerium das Erscheinen der jeweiligen Zeitung verhindern und die Exemplare zurückrufen lassen. Die Texte werden in der Regel nach dem Erscheinen geprüft.

Die größten Zeitungen im Lande sind:

Kultur

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Gartenanlage in Riad

Mag der Reichtum das Land äußerlich auch völlig verändert haben, an einem jedoch halten die Saudis unbeirrbar fest: am Salafi-Islam, ihrer gestrengen, puritanischen Auslegung des Islam. Lange waren die salafitischen Saudis nicht sehr beliebt. Erst durch ihre Vorherrschaft in der Region wurde diese Glaubensrichtung vom Rest der sunnitischen Welt anerkannt. Das Festhalten am Salafi-Islam gilt als wichtigster Garant für das Überleben der Monarchie.

Die Kultur des Landes ist wesentlich vom Salafi-Islam geprägt. Das Land nimmt in der islamischen Welt eine Sonderstellung ein, da auf dem Staatsgebiet die beiden heiligen Städte Mekka und Medina liegen. Die Kultur und das gesellschaftliche Leben in Saudi-Arabien folgen genau festgelegten Regeln: denen der sunnitischen Konfession der islamischen Religion.

Das ganze Leben scheint sich nach den Regeln der wahhabitischen Machthaber zu bewegen. Alle müssen sich den aufgestellten Regeln unterwerfen, wie zum Beispiel der Arbeitsruhe während der fünf täglichen Gebetszeiten. Männer müssen sofort an Ort und Stelle beten. Frauen ist es gestattet, das Gebet nachzuholen, wenn sie sich an einem geeigneten Ort befinden. Das ganze öffentliche Leben im Land wird durch die Religionspolizei überwacht.

Saudi-Arabien versucht, dem Rest der islamischen Welt ein Vorbild in der Auslegung des Korans und der durch die Schari'a vorgeschriebenen Lebensart zu sein, was auch Erfolg zu haben scheint. Viele Gastarbeiter und Muslime im Ausland betrachten Saudi-Arabien als vorbildlichen islamischen Staat.

Dadurch, dass das Königshaus Al Saud auf seiner Verantwortung gegenüber dem Islam beharrt, ist es verboten, öffentliche Theater, Kinos oder Schauspielhäuser zu betreiben. Kultur findet nur in einem sehr engen Rahmen statt. Sie muss traditionell sein und dem Glauben dienen. Wendet sich das beispielsweise in der Literatur dargestellte Thema der Theologie oder der Darstellung anderer Länder zu, wird es meistens tabuisiert und gilt als verpönt. Versucht man als Mensch aus dem Westen eine kulturelle Veranstaltung durchzuführen, so unterliegt sie immer der strengen Kontrolle und Zensur der Religionsgelehrten.

Das kulturelle Erbe des Landes wird zum Beispiel auf dem alljährlich veranstalteten Dschanadriyya-Kultur-Festival gepflegt. Hier gelangen traditionelle Musik und Tänze zur Aufführung. Das ganze kulturelle Leben im Königreich ist vollkommen auf den Islam ausgelegt.

Die Ehe

Die Personenstandsgesetzgebung Saudi Arabiens basiert auf dem islamischen Gesetz, der Scharia. Dies begünstigt patriarchale Strukturen. Die Ehe wird nicht als Sakrament verstanden, sondern als ziviler Vertrag. Dieser Vertrag soll von Zeugen unterschrieben werden, und legt eine gewisse Geldsumme fest, die von dem Mann an die Frau zu zahlen ist.

Der Ehevertrag kann auch eine bestimmte Summe festlegen, die im Falle einer Scheidung an die Frau zu zahlen ist, oder bestimmte andere Bedingungen festlegen, z. B. der Frau das Recht zusichern, sich scheiden zu lassen in dem Fall, dass der Mann eine zweite Frau heiratet, oder dass in diesem Fall der Frau das Sorgerecht für die Kinder zusteht. Im Scheidungsfall verbleiben Kinder im Normalfall bei ihrem Vater. Nach islamischem Verständnis sind die intimen Lebensbereiche von heiratsfähigen Frauen und Männern grundsätzlich getrennt; die Ehe ist der einzige Ort, in dem diese Trennung legitimerweise aufgehoben ist. Ein Mann hat das Recht bis zu vier Frauen zu heiraten. Männer aus der königlichen Familie können soviele Frauen heiraten, wie sie wollen.

Die Scheidungsrate liegt mit drei von zehn Ehen für ein islamisches Land relativ hoch.

Bildung

 
Hof der König Abdulaziz Universität in Jeddah
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Eingangstor zur König Abdulaziz Universität in Riad

Es besteht eine neunjährige Schulpflicht für beide Geschlechter. Von der Grundschule bis zum Hochschulabschluss übernimmt der Staat die Ausbildungskosten. Die Einschulungsquote liegt bei 91 %. Es gibt acht Universitäten und 65 Colleges, unter anderem in Dammam, Zahran, Dschidda, Medina und Riad. 17 Colleges sind den Frauen vorbehalten. Wie in der ganzen Gesellschaft herrscht Geschlechtertrennung - Bildungseinrichtungen sind entweder nur für Männer oder nur für Frauen. Vorlesungen von männlichen Doktoren, Professoren verfolgen die weiblichen Schüler an einem Bildschirm.

Frauen stellen inzwischen den größten Teil der Lehrer und Professoren. So sind 60 Prozent aller saudischen Professoren weiblich. Von den normalen Lehrern sind 56 Prozent weiblich.

Die Geschlechtertrennung in Schulen ist gleichzeitig die Grundbedingung der sexuellen Aufklärung im Schulunterricht, seit kurzem werden ebenfalls Themen unterrichtet, die den sozialen Kontakt und Umgang mit dem anderen Geschlecht erläutern. Man erhofft sich dadurch zusätzlich die Senkung der Scheidungsrate.

Saudi-Arabien verfügt über ein großes Bildungsangebot in Bezug auf die islamische Religion. Neben den islamischen Wissenschaften liegt ein weiterer Schwerpunkt im Bereich der technischen Wissenschaften. Im Bereich Erdöl und dessen Verarbeitung verfügt das Königreich über renommierte Bildungseinrichtungen.

Die Unterrichtssprache an den Universitäten des Landes ist in der Regel Englisch. Die meiststudierten Sprachen sind Englisch, Deutsch, Französisch und Japanisch.

Ihre "Grundbildung" erhalten die saudischen Kinder in Koranschulen, die es in jedem kleinen Dorf gibt. Obwohl die Rechte der Frauen in Saudi-Arabien eingeschränkt sind, werden Jungen und Mädchen gleichermaßen unterrichtet. Etwas über die Hälfte der Universitätsabsolventen ist weiblich, interne Studien haben ergeben, dass die weiblichen Absolventen besser abschneiden als die männlichen.

Sport

Die beliebteste Sportart ist Fußball, gefolgt von Pferderennen. Sport für Frauen ist erlaubt, jedoch nur in geschlossenen Komplexen, zu denen Männer keinen Zutritt haben.

Die Saudi-arabische Fußballnationalmannschaft nahm an den Fußball-Weltmeisterschaften 1994 in den USA, 1998 in Frankreich, 2002 in Süd-Korea/Japan und 2006 in Deutschland teil.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Menschen mit Behinderung hat die Nationalmannschaft von Saudi-Arabien am 16. September 2006 in der Leverkusener BayArena vor 14.500 Zuschauern das Finale gegen die Mannschaft aus den Niederlanden gewonnen (9:8 n. E.) Nach regulärer Spielzeit hatte es 4:4 gestanden.

Verhalten gegenüber Ausländern

 
Inlands-Ausweis für Ausländer (Jahr 1987) Hier ein Ausweis für einen Muslim, Nicht-Muslime besitzen einen braunen Ausweis

Saudi-Arabien ist kein touristisches Reiseland. Touristenvisa werden nur in sehr geringer Anzahl und unter strengen Auflagen, z. B. nicht an ledige Frauen unter 45 Jahren, für Gruppenreisen vergeben. Ausländer müssen bei ihrer Einreise ihren Reisepass abgeben und bekommen dafür einen Inlandsausweis für Ausländer ausgestellt.

In aller Regel erfordert eine Einreise nach Saudi-Arabien die formale, schriftliche Einladung eines Inlands-Saudis mit Benennung von Interessen und Gründen, die darlegen müssen, warum zur Erledigung bestimmter Aufgaben die Einreise eines Ausländers erforderlich wird. Der einladende Saudi bürgt gegenüber dem Staat für das korrekte Verhalten des Einreisenden, er wird in aller Regel "Sponsor" (arabisch كافل kāfil) - und erwartet manchmal auch Bezahlung dafür.

Zur Arbeitsaufnahme werden den erteilten Visa meist regionale Einschränkungen mitgegeben. Das bedeutet, dass im Visum die Provinz genannt wird, in der sich der Einreisende aufhalten darf. Reisen im ganzen Land werden damit unmöglich gemacht. Diese Auflagen werden im Land aufgrund der sich zunehmend verschärfenden Sicherheitslage (Stand 2004/2005) oftmals mittels Straßensperren kontrolliert.

Aufgrund zunehmender Arbeitslosigkeit unter der saudischen Bevölkerung plant die Regierung den Ausbau des Pilger-Tourismus. Neben den Pilgerstätten Mekka und Medina sollen muslimische Pilger in Zukunft historische und landschaftlich reizvolle Stätten besuchen können.

Besondere Gesetze, Verhaltensregeln und Empfehlungen bei Saudi-Arabien-Reisen

Das saudi-arabische Strafrecht ist eines der exotischsten und despotischsten der Welt, man sollte sich unbedingt vor Reisen genau über seine Besonderheiten informieren.

Saudi-Arabien ist kein Fremdenverkehrsland. Es gibt nur einen sehr eingeschränkten Auslandstourismus vorwiegend aus arabischen Nachbarländern. Seit 1. Januar 1999 sind jedoch pro Jahr einige wenige Gruppenreisen mit Reiseleitung aus westlichen Ländern möglich. Es bestehen strenge Kleidungs- und Verhaltensvorschriften. Bei der Einreise werden alle Arten von religiösen Büchern beschlagnahmt, auch der Koran. Für deutsche Staatsangehörige besteht Visumspflicht. Die Vorlage einer Einladung nach Saudi-Arabien sowie ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepass ist für die Beantragung eines Visums erforderlich. Der deutsche Kinderausweis wird nicht anerkannt, für Kinder ist ein eigener Reisepass empfehlenswert. Des weiteren sollte keine Visa oder ein sonstiger Eintrag (Stempel usw.) von Israel im Reisepass eingetragen sein. Während des Fastenmonates Ramadan ist es verboten, tagsüber in der Öffentlichkeit etwas zu trinken, zu essen oder zu rauchen. Selbst Aprilscherze am 1. April sind verboten, da Muslime nicht lügen dürfen.

Beim Antrag für ein Visum muss als Religion Judentum, Christentum oder der Islam mit der dazugehörigen Richtung angegeben werden, alle anderen Religionen oder Bekenntnislosigkeit werden nicht anerkannt.

Das saudische Strafrecht ist die islamische Scharia und der Sunna mit den bekannten, gegebenenfalls bis hin zu Prügel- und sonstigen Körperstrafen reichenden Strafsanktionen. Drogen- und Alkoholbesitz sowie -konsum sind strafbar. Einfuhr, Besitz und Konsum von Schweinefleisch ist strafbar. Homosexuelle Handlungen werden in Saudi-Arabien nach Ermessen des Richters mit Freiheitsentzug und Peitschenhieben bestraft. Überführter homosexueller Geschlechtsverkehr wird bei Männern mit dem Tode bestraft. Glücksspiele aller Art sowie Karten- und Brettspiele sind verboten.

Uneinheitlich angewandt wird das Fotografierverbot. Wer fotografiert, muss zumindest damit rechnen, dass Kamera und Filme konfisziert werden. Auch mit einer Film- und Fotografiererlaubnis sollte man vor dem Filmen oder Fotografieren von Frauen diese um Erlaubnis bitten.

Saudi-Arabien legt islamische Grundsätze sehr streng aus. Somit gelten im Königreich Einschränkungen selbst für kulturelle Aktivitäten, die in anderen islamischen Ländern längst selbstverständlich sind. Kinos und Theater existieren mit einer Ausnahme in Riad nicht. Kulturveranstaltungen mit westlicher Beteiligung wie etwa Buchlesungen, Filmvorführungen oder Ausstellungen unterliegen behördlicher Genehmigung und Zensur. Die Präsentation von islamabweichender Kunst – insbesondere westlicher – ist unüblich oder tabu.

Verhaltensregeln für Frauen und Männer

 
Oase

Es herrscht - bis auf einige private oder auswärtige Versammlungen (z. B. Botschaften, deutsche Schulen) - in der ganzen Gesellschaft Geschlechtertrennung. Im saudi-arabischen Strafrecht wird zwischen Frauen und Männern ein großer Unterschied gemacht. Die Situation der Frau im Islam und der ihr auferlegte Verhaltenskodex wird in Saudi-Arabien durch die konservative Islam-Auslegung bestimmt. Daher wird insbesondere von saudischen, aber auch anderen muslimischen Frauen eine strikte Befolgung der rigiden Kleidungs- und gesellschaftlichen Umgangsregeln erwartet.

Westliche Frauen genießen einen Sonderstatus, der sie von einigen Regeln entbindet. Um religiöse Gefühle saudischer Bürger nicht zu verletzen, empfiehlt sich das Tragen eines schwarzen, den Körper und die Beine komplett verhüllenden Umhanges, der Abaja.

Außerehelicher Sex kann teilweise, vor allem bei Männern, hart bestraft werden, unabhängig von Religion und Herkunftsland. Das letzte Todesurteil wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr bei Männern wurde 2002 vollstreckt, bei Frauen im Jahre 1977.

Der wesentliche Unterschied zwischen außerehelichem Geschlechtsverkehr und dem Ehebruch besteht darin, dass bei einem Ehebruch zwei nicht miteinander verheiratete Personen den Geschlechtsverkehr vollziehen, obwohl mindestens einer mit einer dritten Person verheiratet ist. Der Ehebruch ist eine der wenigen Straftaten, bei denen zwischen Mann und Frau kein Unterschied gemacht wird, zumindest laut Gesetz. Die Erfahrung zeigt aber, dass hier ebenfalls Männer sehr viel härter bestraft werden. Die Strafen sind härter als bei einfachem außerehelichen Geschlechtsverkehr und reichen von Auspeitschungen, Geldstrafen, Freiheitsentzug bis zur Todesstrafe. Seit 1980 wurde fünfmal die Todesstrafe für Ehebruch ausgesprochen; alle fünf Verurteilten waren Männer. Eine Frau wurde wegen Ehebruchs bisher noch nie zum Tode verurteilt. Es ist zwar bisher kein Vorfall bekannt, bei dem Nicht-Muslime wegen Ehebruchs oder außerehelichem Geschlechtsverkehrs angeklagt wurden, dennoch sollte man den Geschlechtsverkehr aus Sicherheitsgründen mit einem Partner meiden, mit dem man nicht verheiratet ist. Man sollte vor allem keinesfalls öffentlich darüber reden. In das private Geschlechtsleben eines Ehepaares mischt sich das Gesetz nicht ein; es gibt allerdings ein Gesetz, das den analen Geschlechtsverkehr verbietet, da dieser im Islam als Sünde gilt. Er wurde aber noch nie zur Anklage gebracht, da das Gesetz in der Bevölkerung als absolut selbstverständlich gilt.

Das Zusammenleben, aber auch schon das gemeinsame Übernachten in einem Zimmer von unverheirateten Partnern wird strafrechtlich verfolgt und mit Peitschenhieben für den Mann bestraft. Für Nicht-Muslime wird keine Ausnahme gemacht.

Generell empfiehlt es sich für Frauen, in der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft von Männern weite, die Arme und Beine möglichst nicht betonende Kleidung zu tragen.

Als deutscher Mann sollte man, unabhängig von der Religion, den Kontakt zu saudischen Frauen meiden. Gesten und Verhalten gegenüber Frauen, die in westlichen Kulturen als normal gelten, können von saudischen Frauen als sexuelle Belästigung empfunden werden, worauf harte Strafen stehen.

Einem Nicht-Muslim ist es verboten, die beiden Städte Mekka und Medina zu betreten.

In einigen Restaurants, Einkaufszentren, Banken usw. herrscht Geschlechtertrennung. Es gibt allerdings auch gemischte Gebäude, in denen man es vermeiden sollte, mit nicht verwandten/verheirateten Personen des anderen Geschlechtes zu sprechen. Es gibt Restaurants, in denen Frauen und Männer zusammen speisen dürfen. Diese sind mit dem Schild "Family-Section" gekennzeichnet.

Weitere Verhaltensregeln und Empfehlungen:

  • Es ist unüblich, sich nach der Frau eines anderen zu erkundigen und ihr Geschenke zu machen.
  • Gewöhnliche mitteleuropäische Umgangsformen, wie zum Beispiel ein Kompliment an die Frau oder die Tochter des Gesprächspartners, sind nicht üblich und besser zu unterlassen.
  • Ehre und Ansehen sowie der Respekt Älteren gegenüber sind bedeutende Punkte.
  • Die Kleidung sollte westlich konservativ sein.
  • Die Einheimischen sind sehr gastfreundlich, aber immer wieder trifft man auf Intoleranz gegenüber anderen Religionen.
  • Gegessen wird oft erst gegen 22 Uhr. Geschäftliches wird generell vor dem Essen erledigt. Vom Hauptgericht wird eine Portion übrig gelassen. Das symbolisiert, dass man satt ist und überreichlich serviert wurde. Während des Essens wird niemals geraucht.
  • Die Speisen werden mit der rechten Hand zu sich genommen. Die linke Hand gilt als unrein. Benutzt wird diese lediglich zur Hilfe, zum Beispiel um sich abzustützen.
  • Reisen während des Fastenmonats Ramadan sind zu vermeiden, da den ganzen Tag praktisch alles stillsteht; nur wenige Arbeitsplätze, Einkaufszentren und Büros sind geöffnet.
  • Falls man bei einem Einheimischen zum Essen eingeladen ist und Frauen etwas servieren, sollte man möglichst nicht auf sie starren, das gilt als unhöflich.
  • Auch muslimische Ausländer sollten es unterlassen, schlecht über die Salafiyya, die traditionalistische islamistische Bewegung, zu sprechen.
  • Das Rauchen in der Öffentlichkeit ist verpönt und nicht gerne gesehen, besonders bei Frauen.

Empfehlenswert:

 
Stadthäuser in Zahran

Falls man als westlicher Ausländer von der mutawwaʿ (Religionspolizei) aufgehalten wird, sollte man sofort den braunen Ausländer-Inlandsausweis vorzeigen, um Missverständnisse zu vermeiden. Man sollte es vermeiden, öffentlich über Religion zu sprechen oder den Islam zu kritisieren. Der Islam gilt als Staats- und Volksreligion und als heiligstes Gut. Daher werden z. B. Koranschändungen mit dem Tode bestraft.

Alle Geschäfte und Büros sind fünfmal am Tag wegen der Gebetszeiten geschlossen. Empfehlenswert ist es, sich vor der Einreise beim Auswärtigen Amt die aktuellen Informationen und Sicherheitshinweise durchzulesen. Außerdem sollte man alle Bilder auf Kameras und Mobiltelefonen löschen. Bei der Einreise werden alle Arten von religiösen Büchern beschlagnahmt, auch islamische Bücher wie z. B. der Koran.

Pornographie

In Saudi-Arabien ist die Pornographie verboten. Es wird zwar keine direkte Fahndung durchgeführt (z. B. ist das Empfangen von westlichen Porno-Kanälen illegal, es wird aber keine aktive Fahndung deswegen durchgeführt), falls aber bei einer Kontrolle pornografisches Material gefunden wird, werden meist harte Strafen verhängt. Die Einfuhr pornografischen Materials ist verboten und wird hart bestraft. Als pornografisches Material gilt jegliche Darstellung körperlicher Freizügigkeit.

Sexuelle Belästigung

Sexuelle Belästigung ist in Saudi-Arabien ein sehr heikles Thema, da nicht definiert ist, welche Handlungen eine sexuelle Belästigung darstellen. Falls eine Frau sich sexuell belästigt fühlt, liegt automatisch eine Belästigung vor, dabei muss es nicht einmal zu einem körperlichen Kontakt gekommen sein. So ist es vor einiger Zeit bei Jugendlichen zu einer Art „Volkssport“ geworden, Frauen den Schleier vom Kopf zu ziehen und dann wegzurennen. Die überführten Jugendlichen wurden öffentlich ausgepeitscht, um ein Exempel zu statuieren. Seitdem ist die Rate für diese Art von „sexueller Belästigung“ stark gesunken. Daher empfiehlt es sich dringend, den Kontakt zu einheimischen Frauen zu meiden. Auch sollte man es vermeiden, öffentlich über Themen wie Sex oder westliche und jüdische Kultur zu reden. Bisher wurden zwei Männer wegen sexueller Belästigung von Frauen zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Prostitution

Sie ist streng verboten und wird mit dem Tode für alle Beteiligten bestraft. (Siehe: Prostitution im Islam bzw. in islamischen Ländern)

 
Flugzeug der Saudi Arabian Airlines

Wirtschaft

 
Aramco, der nationale Erdölförderkonzern und der größte Erdölkonzern der Welt, Hauptquartier in Zahran
 
Der Zahran-al-Chubar-Highway

Saudi-Arabien ist der größte Produzent von Erdöl weltweit. Das Land ist ein führendes Mitglied der OPEC. Die Erdölförderung wurde 1938 aufgenommen, 1944 der Ölexport. Das staatliche Ölministerium ist die Arabian-American Oil Company die vom saudischen Staat verstaatlicht wurde, sie ist die größte Erdölfördergesellschaft der Welt. Im Jahre 2000 stammten 12,3 % des weltweit geförderten Erdöls aus Saudi-Arabien. Die Vorräte belaufen sich auf 35 bis 36 Milliarden Tonnen bzw. 262,7 Milliarden Barrel. Da Saudi-Arabien 25 % aller bekannten Erdölreserven der Welt besitzt, ist die Wirtschaft des Landes im weitesten Sinne auf alles spezialisiert, was mit Öl zu tun hat. Mit einer Fördermenge von 505,9 Mio. Tonnen Erdöl pro Jahr ist Saudi-Arabien weltweit die Nummer eins. Das Land verfügt über Atomkraftwerke.

Das zweitwichtigste Wirtschaftsgut des Landes ist Erdgas, danach kommt der Dienstleistungssektor, insbesondere der Tourismus (alljährlich mehr als eine Million Pilger). Saudi-Arabien erwirtschaftete im Jahr 2000 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 144,4 Milliarden Euro. Das entspricht 6.967 Euro pro Kopf. Der größte Teil am BIP mit 47,7 % wurde in der Industrie des Landes erwirtschaftet, die zum Großteil in der Förderung von Öl und dessen Derivateverarbeitung besteht. Der Anteil des Dienstleistungssektors war mit 45,2 % fast ebenbürtig. Mit 7 % ist der Anteil der Landwirtschaft am BIP sehr gering. Das soziale Netz in Saudi-Arabien ist sehr gut, steht aber nur saudischen Staatsbürgern und für den saudischen Staat arbeitenden Ausländern zu.

Saudi-Arabien hatte damit ein Wirtschaftswachstum von 4,1 %.

 
Sandsturm über der Wüste

Die Währung im Königreich ist der Riyal mit folgenden Untereinheiten: 1 Saudi-Riyal (SR) = 20 Qirshes = 100 Halala. Der Wechselkurs zum Euro betrug im Oktober 2004: 1 SR = 0,24 € (Stand: 11. Oktober 2004). Saudi-Arabien hat eine Inflationsrate von -1,4 %.

Saudi-Arabiens Handelsbilanz vermeldet einen Überschuss von 36,989 Mrd. Euro (nach Deutschland und Japan der drittgrößte Handelsüberschuss der Welt). Das Land exportierte im Jahr 2002 Waren im Wert von 60,86 Mrd. Euro - davon 88 % Rohöl sowie 5,1 % petrochemische Produkte - in folgende Hauptausfuhrländer: 16,3 % in die USA, 14,9 % nach Japan und 9,6 % nach Südkorea. Weitere wichtige Exportländer sind Singapur und Frankreich.

Importiert wurden Waren und Güter im Wert von 23,871 Mrd. Euro. Die wichtigsten Waren, die ins Land importiert wurden, waren Maschinen, Transportmittel und Chemikalien. Das meistgefahrene Auto ist der Toyota Cressida. Auch auf diesem Sektor der Wirtschaft spielen die Vereinigten Staaten eine herausragende Rolle. Sie exportierten 18,9 % der Güter ins Königreich. Großbritannien, Japan, Deutschland und Frankreich teilen sich hinter den USA zum größten Teil den Exportmarkt für Saudi-Arabien. Der Staat tätigt im Königreich Ausgaben von 45,17 Mrd. Euro.

Die meisten Mittel werden für die Bevölkerung und die Infrastruktur aufgewendet. Wohnung, Wasser, Strom, Inlandstelefon und Internet sind für jeden Saudi kostenlos, das soll sich für die nicht Arbeitenden jedoch ändern. Es werden keine Angaben zur Arbeitslosigkeit und zu den Auslandsschulden gemacht; neuesten Informationen zufolge hat der Staat keine Auslandsschulden mehr. Man muss allerdings von einer Arbeitslosenquote von bis zu 30 % ausgehen. Ein weiteres Problem für die jungen Saudis ist, dass hoch bezahlte Arbeitsplätze vom Staat nicht mehr selbstverständlich an jeden Saudi verteilt werden.

Saudis sehen sich mittlerweile mit der für sie völlig neuen Situation konfrontiert, Arbeiten verrichten zu müssen, die bisher von den ca. 7 Mio. Gastarbeitern ausgeführt wurden. Die meisten dieser Arbeiten liegen nach Meinung der Saudis "unter ihrem Niveau". Die saudische Regierung versucht nun, die ausländischen Arbeitnehmer aus ihren Positionen zu verdrängen und die niedrig bezahlten Arbeitsplätze mit jungen Saudis zu besetzen – bislang werden nur 44 % der Arbeitsplätze von Saudis bekleidet. Ein zusätzliches Problem besteht darin, dass saudische Männer, die "niedrige Arbeiten" machen, fast nur noch die Möglichkeit haben, eine ausländische Frau zu heiraten, da die saudischen Frauen einen solchen Ehemann ebenfalls als unter ihrem eigenen Niveau betrachten. Unter "niedrigen Arbeiten" versteht man in Saudi-Arabien die Arbeit als Taxifahrer, Einzelhandelskaufmann, Kfz-Fachkraft, Maschinenbauer, Montagearbeiter oder als Angestellter im Büro.

Fast alle Führungspositionen sind an Saudis vergeben.

Das Land hält Devisenreserven von 17,373 Mrd. Euro. Anscheinend hat Saudi-Arabien seit dem Beginn des Ölbooms in den 1950er Jahren eine sehr gute wirtschaftliche Position inne und behauptet diese. Reichtum ist im Königreich offensichtlich. Das Pro-Kopf-Einkommen sank von 1980 bis heute um 70 %, was an der Geburtenexplosion liegt.

Infrastruktur

Das Schienennetz ist 1.390 km lang und meist einspurig. Das Straßennetz ist 152.000 km lang, wovon 45.000 km befestigt sind.

Es gibt drei internationale Flughäfen: Dammam, Dschidda und Riad. Die nationale Fluglinie ist Saudi Arabian Airlines. Eine überragende Stellung nehmen die beiden Ölhäfen Ras Tanura bei Dammam am Persischen Golf und Yanbu am Roten Meer ein. Etwa die Hälfte aller Reisenden sind Pilger nach Mekka. Die Küstenschifffahrt ist von großer regionaler Bedeutung für Handel und Verkehr. Eine Ölpipeline führt von den Ölfeldern am Persischen Golf nach Yanbu am Roten Meer. Sie ist 2.200 km lang. Saudi Arabian Airlines ist die nationale Fluggesellschaft Saudi-Arabiens.

Bodenschätze

Die wichtigsten Bodenschätze Saudi-Arabiens sind: Erdöl, Erdgas, Gold, Kalkstein, Gips, Marmor, Ton, Salz, Eisenerz und Phosphor [5]

Industrie

 
Satellitenfoto von der Hafenstadt Yanbu

Der bedeutendste Industriezweig ist die Erdölraffinerie. Außerdem sind Grunderzeugnisse der Petrochemie, Dünger, Zement, Stahl, Textilien wichtige Exportprodukte.

Landwirtschaft

Wassermangel und wenig fruchtbare Böden setzen der landwirtschaftlichen Nutzung natürliche Grenzen. Seit den 70er Jahren wurden in der arabischen Wüste jedoch große Farmen errichtet, in denen bei künstlichem Klima und mit großem finanziellem Aufwand Rinder gezüchtet werden, um das Land unabhängiger von Fleischimporten zu machen ("Al Safi-Danone", größte Kuhfarm der Welt mit 32.000 Rindern). Darüber hinaus wird praktisch alles mit unterschiedlichem Aufwand angebaut. Besonders viel Wasser verbrauchen dabei die Pflanzen mit langen Vegetationsperioden (Mais, Reis) und die Milchwirtschaft. Das Wasser für die Landwirtschaft stammt aus Wadis, Tiefbrunnen, Oasen und Meerwasserentsalzung. Durch den Ölreichtum gibt es kaum finanzielle Grenzen. Die erst seit dem Ölboom bekannten Tiefbrunnen greifen jedoch auf fossile Ressourcen zurück und werden irgendwann erschöpft sein. Die erneuerbaren natürlichen Quellen liegen bei etwa 120   pro Jahr (Deutschland: 2080  /Jahr). Saudi-Arabien vermeidet dadurch jedoch auch politische Abhängigkeiten, welche der Wasserimport von anderen Ländern wie dem Irak bringen würde.

Staatsausgaben

Zwischen 1990 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Nationalfeiertage

Weltliche Feiertage

Datum Name
23. September Nationalfeiertag (Tag der Vereinigung von Hedschas und Nedschd zum Königreich Saudi-Arabien)

Islamische Feiertage

Islamisches Datum Name/Beschreibung Datum (Gregorianischer Kalender)
1 Muharram Islamischer Neujahrstag (Ra's as-sana al-hidschriyya, رأس السنة الهجرية  20. Januar 2007
1 Schawwal 1. Tag nach dem Fastenmonat Ramadan ('Īd al-fitr, عيد الفطر)  24. Oktober 2006
10 Dhū l-Hiddscha 'Īd ul-Adha Opferfest, Höhepunkt der Wallfahrt, عيد الأضحى  31. Dezember 2006

Hinweis: Der tatsächliche Tag im gregorianischen Kalender kann um 1 oder 2 Tage abweichen.

Literatur

Sachbücher

  • Baer, Robert, Sleeping With The Devil: How Washington Sold Our Soul for Saudi Crude, Crown, 2003, ISBN 1-4000-5021-9
  • Gold, Dore, Hatred's Kingdom : How Saudi Arabia Supports the New Global Terrorism, Regnery Publishing, Inc. 2004, ISBN 0-89526-061-1
  • Mackey, Sandra, The Saudis: Inside the Desert Kingdom, Houghton Mifflin, 1987, ISBN 0-395-41165-3
  • Ménoret, Pascal, The Saudi Enigma: A History, Zed Books, 2005, ISBN 1-84277-605-3
  • al-Rasheed, Madawi, A History of Saudi Arabia, Cambridge University Press, 2002, ISBN 0-521-64335-X
  • Simmons, Matthew R., Twilight in the Desert: The Coming Saudi Oil Shock and the World Economy 2005, ISBN 0-471-73876-X
  • Steinberg, Guido: Saudi-Arabien. Politik Geschichte Religion, München: C.H. Beck 2004, ISBN 3-406-51112-0
  • Who's who in the Saudi Arabia 2006, Sydney : Asia Pacific Infoserv 2006

Romane

Commons: Saudi-Arabien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Saudi-Arabien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Saudi Arabia im CIA World Factbook
  2. Handelsblatt.com: Eurofighter bangt um Saudi-Auftrag
  3. 2.amnesty.de: Jahresbericht 2006
  4. Cannabislegal.de: Drogen in Saudi-Arabien
  5. Tabelle zur Geologie Saudi-Arabiens

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