Olympische Sommerspiele 1960

Sommerspiele der XVII. Olympiade, in Rom, Italien
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XVII. Olympische Sommerspiele
Olympische Ringe
Teilnehmende Nationen 83
Teilnehmende Athleten 5.352 (4.741 Männer, 611 Frauen)
Wettbewerbe 150 in 17 Sportarten
Eröffnung 25. August 1960
Schlussfeier 11. September 1960
Eröffnet durch Giovanni Gronchi
Präsident
Olympischer Eid Adolfo Consolini (Sportler)
erst ab 1972 (Kampfrichter)
Olympische Fackel Giancarlo Peris

 

Medaillenspiegel
Platz Land G S B Total
1 Sowjetunion Sowjetunion 43 29 31 103
2 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 34 21 16 71
3 Italien Italien 13 10 13 36
4 Deutschland EUA 12 19 11 42
5 Australien Australien 8 8 6 22
6 Turkei Türkei 7 2 - 9
7 Ungarn Ungarn 6 8 7 21
8 Japan Japan 4 7 7 18
9 Polen Polen 4 6 11 21
10 Tschechoslowakei Tschechoslowakei 3 2 3 8
18 Osterreich Österreich 1 1 - 2
24 Schweiz Schweiz - 3 3 6
Vollständiger Medaillenspiegel

Die XVII. Olympischen Sommerspiele fanden in Rom statt. In die Organisation flossen die Erfahrungen ein, die die italienischen Veranstalter vier Jahre zuvor bei der Durchführung der Olympischen Winterspiele in Cortina d'Ampezzo gesammelt hatten. Die Spiele standen im Zeichen des Gegensatzes von alt und neu. Außer in Athen 1896, 1906 und 2004 wurden nie antike Sportstätten mit moderner Sportarchitektur so eng verbunden wie bei diesen Spielen. Die Caracalla-Thermen und die Ruinen der Maxentius-Basilika standen den von Pier Luigi Nervi neu errichteten Bauten gegenüber, wobei das Olympiastadion als modernes Stadion mit antiken Elementen ausgestattet wurde.

Der dänische Segler Paul Elvstrøm konnte als erster Sportler der Neuzeit seine vierte Goldmedaille in einem Einzelwettbewerb bei vier aufeinanderfolgenden Spielen gewinnen, zumindest wenn man Raymond Ewrys Erfolg bei den Zwischenspielen 1906 außer acht lässt. Noch länger erfolgreich war der ungarische Säbelfechter Aladár Gerevich, der bei seinen sechsten Olympischen Spielen seine sechste Goldmedaille mit der Mannschaft gewinnen konnte. Mit dem äthiopischen Marathonläufer Abebe Bikila gewann erstmals ein Schwarzafrikaner Olympisches Gold.

Wahl des Austragungsortes

Rom war bereits für die Austragung der Olympischen Spiele 1908 vorgesehen. Nach dem Ausbruch des Vesuvs im April 1906 gaben die Italiener die Spiele an das Internationale Olympische Komitee (IOC) zurück, weil sie die Finanzmittel für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete benötigten. Die Olympischen Spiele 1908 wurden dann in London ausgetragen. Rom bewarb sich danach erfolglos um die Spiele 1924, 1936, 1940 und 1944.

Die Entscheidung für Rom wurde auf der IOC-Sitzung am 16. Juni 1955 in Paris getroffen. Insgesamt sieben Städte hatten sich beworben. In der ersten Runde schieden Brüssel, Tokio und Mexiko-Stadt aus. In der zweiten Runde schieden Budapest und Detroit aus und in der dritten Runde konnte sich Rom gegenüber Lausanne durchsetzen. Die beiden Städte, die nach Rom die nächsten Ausrichter werden sollten, fielen 1955 in der ersten Runde heraus; die anderen Gegenkandidaten werden zumindest bis 2012 nicht Ausrichter von Olympischen Spielen sein. Der engste Mitbewerber Lausanne bewarb sich 1960 zum sechsten und letzten Mal, Lausanne ist der Sitz des IOC.

Organisation

Das Nationale Olympische Komitee Italiens CONI (Comitato Olimpico Nazionale Italiano) wurde seit 1946 von Giulio Onesti geleitet, der die treibende Kraft hinter den Olympiabewerbungen für Cortina 1956 und Rom 1960 war. Nach der erfolgreichen Wahl 1955 wurde eine Kommission eingesetzt, der die beiden italienischen IOC-Mitglieder Paolo di Revel und Giorgio de Stefani und vom CONI Mario Saini angehörten. Diese Kommission klärte insbesondere, dass die Verantwortlichkeit für den Sportstättenbau beim Ministerium für öffentliche Arbeit lag. Das eigentliche Veranstalterkomitee wurde im November 1958 gegründet. Präsident war der damalige Verteidigungsminister Giulio Andreotti. Das Exekutivkomitee des Veranstalters leitete Giulio Onesti, sein Stellvertreter war Bruno Zauli. Marcello Garroni war Generalsekretär und Mario Saini Technischer Direktor.

Exakte Aufzeichnungen über die Gesamtausgaben und -einnahmen liegen nicht vor. Die meisten Kosten übernahm der italienische Staat, insbesondere die Kosten im Bereich der Infrastruktur. Größte Einzelposition auf der Kostenseite war der Ausbau des Flughafens Fiumicino. Die Gesamteinnahmen werden auf 7,2 Millionen US-Dollar geschätzt, davon machten die Fernsehrechte 394.000 US-Dollar aus. Die größte Erlösposition waren die Zuschauereinnahmen mit 2,6 Milliarden Lire. Daneben wurden Erträge aus Sonderbriefmarken und Sondermünzen erzielt. Die staatlichen Gelder des Fußball-Totos wurden zwei Jahre lang weitgehend in den Sportstättenbau geleitet.

Fackellauf

 
Olympische Fackel von 1960

Die Flamme wurde am 12. August um 9.30 Uhr in Olympia entzündet. Der erste Läufer war der griechische Zehnkämpfer Penaghoitis Epitropoulos, der dann bei den Spielen in Rom den 23. Platz belegen sollte. Bis zum nächsten Tag wurde die Flamme 330 Kilometer über Pyrgos, Patras, Korinth, Megara, Eleusis und Athen nach Piräus getragen. Dort wurde die Flamme am 13. August um 23.00 Uhr von einem Ruderboot auf den Großsegler Amerigo Vespucci gebracht. Nach rund 900 Kilometern Seereise kam die Flamme am 18. August um 21.00 in Syracus an. Von dort wurde sie über Catania nach Messina getragen. Die Überfahrt über die Straße von Messina erfolgte in einem Ruderboot. Dann begann in Reggio di Calabria der Lauf über Cosenza, Matera, Avellino, Salerno, Neapel und Caserta nach Rom. Insgesamt wurden in Italien 1532,8 Kilometer gelaufen; am 24. August erreichte die Flamme Rom. 330 Läufer beteiligten sich in Griechenland und 1199 Läufer in Italien am Fackellauf. Am 25. August entzündete der Leichtathlet Giancarlo Peris, ein achtzehnjähriger Schüler mit griechischen Vorfahren, das Olympische Feuer im Olympiastadion.

Die Fackel war von Amadeo Maiuri nach einer in Tarquinia gefundenen etruskischen Fackel entworfen worden. Bei einer Länge von 40 Zentimetern wog die Fackel 580 Gramm.

Wettkampfstätten

 
Das Foro Italico und der Tiber im Jahr 2007

Die Sportanlagen waren auf zwei Hauptstandorte verteilt. Das Foro Italico befindet sich im Norden der Stadt zwischen dem Monte Mario und dem Tiber. Hier befinden sich das Olympiastadion, das Schwimmstadion (Stadio del Nuoto) und das Marmorstadion (Stadio dei Marmi). Im Olympiastadion wurden Eröffnungs- und Schlussfeier ausgetragen sowie die Leichtathletik-Wettbewerbe. Im Marmorstadion fand ein Teil des Hockeyturnieres statt. Auf der anderen Tiberseite befinden sich der Palazzetto dello Sport, in dem die Wettbewerbe im Gewichtheben und das Basketballturnier ausgetragen wurden. Im gleichen Viertel liegt das Stadio Flaminio, wo ein Teil des Fußballturniers stattfand.

Im Süden der Stadt liegt das Stadtviertel E. U. R., das für die Weltausstellung 1942 (Esposizione Universale di Roma) konzipiert worden war. Hier fand im Palazzo dello Sport das Boxturnier statt. Im Kongresspalast (Palazzo dei Congressi) traten die Fechter an. Außerdem war hier das Radstadion (Velodromo) für die Bahnradwettbewerbe errichtet worden. Teile des Wasserballturniers wurden im Piscina delle Rose ausgetragen und auf Sportplätzen in E. U. R. fanden weitere Hockeyspiele statt. Der Architekt Pier Luigi Nervi war verantwortlich für den Ausbau des Olympiastadions sowie den Neubau des Palazzo dello Sport und des Palazetto dello Sport. Das Velodromo wurde nach Plänen des deutschen Architekten Herbert Schürmann gebaut.

Auch in anderen Stadtteilen Roms fanden Olympische Wettbewerbe statt, so auf dem Forum Romanum. Dort wurden in der Maxentiusbasilika die Ringerwettbewerbe ausgetragen. Für die Wettbewerbe im Turnen wurden die Caracalla-Thermen hergerichtet und mit einem Segeltuchdach gegen die Sonneneinstrahlung versehen. Der Marathonlauf wurde am Campidoglio gestartet. Über den Viale Cristofero Colombo ging es in den Süden nach Citinia und von dort zur Via Appia Antica, auf der stadteinwärts die letzten Kilometer gelaufen wurden, das Ziel war am Konstantinsbogen.

Außerhalb Roms auf dem Albaner See (Lago Albano) bei Castel Gandolfo wurde die Regattastrecke für Ruderer und Kanuten eingerichtet. Die Olympischen Segelwettbewerbe fanden vor Neapel statt. Neapel war auch eine der Gastgeberstädte für das Olympische Fußballturnier, außerdem wurde auch in Florenz, Grosseto, L'Aquila, Livorno und Pescara gespielt. Das Stadio San Paolo in Neapel war mit einem angegebenen Fassungsvermögen von 90.000 Zuschauern die größte Sportstätte, das Olympiastadion in Rom fasste 80.000 Zuschauer.

Unterkünfte

Das Olympische Dorf (Villagio Olympico) für die Teilnehmer der Olympischen Spiele und für die Teilnehmer der Sommer-Paralympics 1960 wurde auf dem Campo Parioli errichtet. Der Campo Parioli liegt neben dem Viertel Acqua Acetosa gegenüber des Foro Italico auf der anderen Seite des Tibers. In unmittelbarer Nähe des Olympischen Dorfs befindet sich der Palazetto dello Sport und das Flaminio-Stadion. Der Ausbau des Olympiadorfes kostete zusammen mit der notwendigen Infrastruktur rund 13,5 Milliarden Lire. Die Wohnanlagen wurden nach den Paralympics als Wohnungen für italienische Staatsbeamte verwendet.

Teilnehmer

 
Teilnehmende Nationen 1960 in Rom. Grün markiert sind die Nationen, die schon einmal an Olympischen Spielen teilgenommen hatten, blau sind diejenigen, die 1960 zum ersten Mal teilnahmen

Insgesamt nahmen 5352 Sportler aus 83 Ländern an den Olympischen Spielen teil, darunter 611 Frauen. Die Mannschaft Chiles wurde vom Veranstalter finanziell besonders unterstützt, nachdem im Mai ein schweres Erdbeben in Südchile eine Million Menschen obdachlos gemacht hatte. Erstmals dabei waren Marokko, Sudan und Tunesien, sowie San Marino. Ghana hatte schon vor der Unabhängigkeit 1952 als Goldküste teilgenommen.

1958 hatten sich Jamaika, Barbados sowie Trinidad und Tobago zusammengeschlossen. Sie traten gemeinsam als Westindische Föderation an. Die Mannschaft bestand aus acht Jamaikanern und sechs Athleten aus Trinidad und Tobago, Barbados entsandte erst 1968 erstmals Sportler zu den Olympischen Spielen.

Ebenfalls 1958 hatten sich Ägypten und Syrien zur Vereinigten Arabischen Republik zusammengeschlossen und traten auch zusammen unter diesem Namen an.

Europa (3447)
Amerika (828)
Asien (529)
Afrika (320)
Ozeanien (228)
(In Klammern: Zahl der teilnehmenden Athleten)

Vier Fälle erwiesen sich im Vorfeld als besonders problematisch.

Problemfall Deutschand

Wie schon 1956 traten die BRD und die DDR mit einer gemeinsamen Mannschaft an. Ein neues Problem war die Flagge, nachdem die DDR 1959 als Emblem Hammer und Zirkel in die Flagge aufgenommen hatte. Die Olympiamannschaft trat als Kompromiss mit der deutschen Fahne an und hatte als Emblem im roten Feld die Olympischen Ringe in weißer Farbe. Gegen diesen Vorschlag wurde von der Regierung der BRD protestiert, aber letztlich setzte sich die Kompromissformel auf Druck des IOC durch. In den meisten Sportarten fanden Qualifikationswettbewerbe zwischen den Athleten aus der DDR und aus der BRD statt. In der gemeinsamen Mannschaft standen letztlich 206 Sportler aus der BRD und 139 aus der DDR. Gegenüber Melbourne hatte sich die Mannschaftsstärke damit mehr als verdoppelt. Während für Melbourne nur Sportler aufgestellt wurden, die eine Endkampfchance hatten, wurden nach Rom alle Athleten geschickt, die sich bei den innerdeutschen Wettkämpfen durchsetzen konnten. Gemeinsame Mannschaften in Mannschaftssportarten wurden nicht gemeldet. Ausnahmen von dieser Regel gab es in Sportarten wie Turnen, wo zum Mannschaftsergebnis Einzelleistungen addiert werden. Die Kanustaffel, bestehend aus zwei BRD-Kanuten und zwei DDR-Kanuten, gewann sogar Olympisches Gold, beide Damenstaffeln im Schwimmen erreichten als gemischte Teams Medaillen. Als Delegationschef der Deutschen Mannschaft fungierte Gerhard Stöck (West), sein Stellvertreter war Manfred Ewald (Ost).

Problemfall China

Für das IOC als besonders knifflig und langwierig erwies sich die Frage, ob die Volksrepublik China oder Taiwan oder beide oder sogar beide in einer gemeinsamen Mannschaft antreten dürfen. Nachdem die Volksrepublik China 1952 an den Spielen in Helsinki teilnehmen wollte, Gedankenstrich wegen Visumproblemen trat dann nur ein Schwimmer an, hatte Taiwan seine Sportler zurückgezogen. 1956 in Melbourne hatte die Volksrepublik für einen Start verlangt, dass Taiwan von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden müsse, was das IOC abgelehnt hatte. In Melbourne waren dann 21 Sportler aus Taiwan am Start. Im Vorfeld der Spiele von Rom hatte sich der Konflikt etwas entschärft, nachdem die Volksrepublik China am 25. August 1958 aus dem IOC und aus allen Einzelverbänden ausgetreten war. Trotzdem gab es im Vorfeld der Spiele in Rom Streit: Sollte Taiwan unter dem Namen Republik China antreten dürfen oder nicht. IOC-Präsident Avery Brundage legte sich recht früh darauf fest, dass der Name China nur mit der Ergänzung Taiwan erwähnt werden dürfe, da die Republik China eben nicht ganz China vertrete. Letztlich traten dann die Taiwanesen ohne Embleme an.

Problemfall Korea

Im IOC versuchten die Vertreter Bulgariens und der Sowjetunion die Aufnahme Nordkoreas durchzusetzen, was auf den erbitterten Widerstand Südkoreas stieß. Auch der Kompromissvorschlag einer gemeinsamen Mannschaft wurde von Südkorea kategorisch abgelehnt, da wegen der geschlossenen Grenze kein innerkoreanischer Sportverkehr möglich sei. Das IOC vertagte schließlich die Frage der Aufnahme Nordkoreas, Nordkorea nahm nicht an den Spielen in Rom teil.

Problemfall Apartheid

1955 hatte der Amateurboxverband AIBA als erster die Tatsache aufgegriffen, dass in einigen Ländern sportlicher Kontakt zwischen schwarzen und weißen Sportlern verboten war. Avery Brundage hatte dies als unvereinbar mit dem Olympischen Geist bezeichnet. Auf der IOC-Tagung 1959 wurde das Thema ausführlich besprochen, der Vertreter Südafrikas erklärte, dass sein Land keinen schwarzen Sportler an der Reise zu den Olympischen Spielen hindern werde. An den Olympischen Spielen in Rom nahmen 55 Sportler aus Südafrika teil, es handelte sich ausnahmslos um weiße Athleten. Vor den Olympischen Sommerspielen 1964 wurde Südafrika dann aus der Olympischen Bewegung ausgeschlossen und kehrte erst nach dem Ende der Apartheid 1992 zurück.

Medaillen und Auszeichnungen

1957 wurde auf der 54. Session des IOC der Antrag abgelehnt, die Sieger mit einem Olivenkranz auszuzeichnen. Trotzdem gab es eine Neuerung bei den Siegerehrungen: Die Medaillen wurden nicht mehr in einer Schatulle überreicht, sonden waren an einer Bronzekette befestigt, die den Athleten um den Hals gelegt wurde. Die Kette bestand aus stilisierten Olivenblättern. Bei unechten Mannschaftswettbewerben erhielt die siegreiche Mannschaft nur eine Medaille, jedes Team-Mitglieder erhielt aber das Olympische Diplom. Als unechte Mannschaftswettbewerbe wurden Entscheidungen wie der Mannschaftswettbewerb der Military-Reiter oder der Modernen Fünfkämpfer betrachtet, die sich aus der Addition der Einzelleistungen ergaben, ohne dass über den Einzelwettbewerb hinausgehende Leistungen zu erbringen waren.

Die Medaillen wurden von der Werkstatt Aristici Florentini in Florenz hergestellt. Sie hatten einen Durchmesser von 68 mm, waren 3,6 mm dick und wogen 102 Gramm. Die Vorderseite zeigte einen siegreichen Athleten und als Inschrift die italienische Bezeichnung der Sportart, die Rückseite zeigte die Siegesgöttin und die Inschrift Olympische Spiele Rom 1960. Das Siegerdiplom für die sechs Besten jeder Sportart zeigte das von Armando Testa entworfene Logo der Spiele, eine Wölfin, die Romulus und Remus säugt. Jedes Diplom enthielt den Namen des Sportlers, das NOK des Sportlers sowie Platzierung und Disziplin.

Sportarten, Zeitplan, Besucherzahlen

Nach Übereinkunft mit der katholischen Kirche wurde der Zeitplan so aufgestellt, dass die ersten beiden Sonntage veranstaltungsfrei waren. Am zweiten Sonntag fand allerdings im Feldhockey ein Entscheidungsspiel statt, da die Niederlande und Neuseeland nach der Vorrunde punktgleich waren. Am dritten Sonntag wurde der Preis der Nationen und die Abschlussfeier ausgetragen.

Zeitplan der Olympischen Sommerspiele 1960
August und September 25 26 27 28 29 30 31 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 Zuschauer
Eröffnung 57.382
Basketball 1 76.310
Boxen 10 83.529
Fechten 1 1 1 1 1 1 1 1 20.939
Feldhockey 1 23.604
Fußball 1 252.759
Gewichtheben 2 2 2 1 8.008
Kanu 7 5.366
Leichtathletik 2 4 7 3 3 4 4 6 1 448.338
Moderner Fünfkampf 2 3.765
Radsport 2 1 2 1 31.022
Reiten 1 1 2 1 64.465 *
Ringen 8 8 26.729
Rudern 7 18.434
Schießen 1 1 2 1 1 3.718
Schwimmen 3 2 3 2 3 3 4 181.432
Segeln 5 3.233
Turnen 2 2 4 6 44.443
Ausstellungen 15.586
Training 12.430
Abschluss 54.599
August und September 25 26 27 28 29 30 31 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 Zuschauer

(* Besucherzahl beim Reiten wurde als Differenz zur Gesamtzuschauerzahl errechnet.)

Insgesamt wurden 150 Disziplinen ausgetragen, eine weniger als vier Jahre zuvor. Sechs Disziplinen kamen neu oder wieder ins Programm, sieben Disziplinen wurden gestrichen, zwei Disziplinen wurden ausgetauscht. Gänzlich neu waren die Lagenstaffeln für Männer und Frauen beim Schwimmen und der Mannschaftswettbewerb im Florettfechten der Frauen. Ebenfalls neu waren der Zweierkajak der Frauen und die 4x500-Meter-Staffel der Männer im Kajak, wobei die Staffel ab 1964 durch den Viererkajak ersetzt wurde. Der 800-Meter-Lauf der Frauen wurde nach 1928 zum zweitenmal ausgetragen. Im Radsport wurde die Mannschaftswertung beim Straßenrennen durch das 100-km-Mannschaftsfahren abgelöst. Im Segeln wurde der Sharpie durch den Flying Dutchman ersetzt.

Gestrichen wurden alle vier Wettbewerbe der Kanuten über 10.000 Meter. Die Gruppengymnastik mit Handgeräten der Frauen stand in veränderter Form 1996 in der Rhythmischen Sportgymnastik wieder auf dem Programm. Der Schießwettbewerb auf den laufenden Hirsch lebte 1972 als Schießen auf die laufende Scheibe wieder auf. Schließlich wurde im Dressurreiten kein Mannschaftswettbewerb ausgetragen, zum einzigen Mal seit 1928.

Als Demonstrationssportarten wurden fünf historische Spiele vorgeführt.[1] Im heutigen Sprachgebrauch dürfte es sich dabei aber eher um einen Teil des Rahmenprogramms gehandelt haben.

Zeremonien

Am Tage vor der Eröffnung fand auf dem Petersplatz ein Gottesdienst statt, an dem 100.000 Zuschauer teilnahmen, darunter Sportler aller Mannschaften außer der Sowjetunion. Papst Johannes XXIII. erteilte allen Teilnehmern der Olympischen Spiele seinen Segen.

Die Eröffnungsfeier am 25. August im vollbesetzten Olympiastadion begann mit dem Einmarsch der Nationen. Die Mannschaft Nationalchinas/Taiwans folgte einem Schild mit der Aufschrift Taiwan, ein Taiwaner marschierte mit einem weiteren Schild mit der Aufschrift „under Protest“ vorne weg. Fahnenträger der Mannschaft aus den Vereinigten Staaten war zum ersten Mal ein Farbiger, der Zehnkämpfer Rafer Johnson. Der Fahnenträger der sowjetischen Mannschaft, der Gewichtheber Juri Wlassow, demonstrierte seine Stärke und trug die Fahne mit einem ausgestreckten Arm. Die Fahne der gesamtdeutschen Manschaft trug der westdeutsche Reiter Fritz Thiedemann. Der Olympische Eid wurde von dem Diskuswurf-Olympiasieger von 1948 Adolfo Consolini gesprochen. Unmut erregte die Rede von Giulio Andreotti, des Präsidenten des Organisationskomitees, da er ein umfangreiches Manuskript vorbereitet hatte, welches er in voller Länge vorlas. Nach ihm sprach IOC-Präsident Avery Brundage, der auf dem Weg zum Rednerpult demonstrativ sein Manuskript in eine Anzugtasche steckte.[2] Brundage dankte dem Veranstalter nur kurz für die Vorbereitungen und bat dann Staatspräsident Giovanni Gronchi, die Spiele zu eröffnen.

Der Zeitplan für die Schlussfeier am 11. September baute darauf auf, dass vorher der zweite Umlauf im Mannschaftswettbewerb der Springreiter stattfinden sollte. Nachdem im ersten Umlauf einige Mannschaften durch das Ausscheiden des dritten Reiters geplatzt waren, wurden kurzerhand die Regeln geändert. Im zweiten Umlauf durften dann auch Reiter antreten, deren Mannschaft bereits ausgeschieden war, sonst wäre der zweite Umlauf zu schnell vorbei gewesen.[3] Die eigentliche Schlussfeier fand dann im Anschluss statt, Hauptredner war Avery Brundage.

Wettbewerbe

Basketball

siehe auch Basketball

Boxen

siehe auch Boxen

Fechten

siehe auch Fechten

Feldhockey

siehe auch Feldhockey

Fußball

siehe auch Fußball

Gewichtheben

siehe auch Gewichtheben

Kanu

 
Ruder- und Kanuregatten fanden auf dem Albaner See statt

siehe auch Kanu

Leichtathletik

  • Erklärter Star der Spiele war die US-amerikanische Leichtathletin Wilma Rudolph, die auf den Kurzstreckendisziplinen (100 m, 200 m, 4 x 100 m Staffel) jeweils Gold gewinnen konnte.
  • Der Äthiopier Abebe Bikila war beim Gewinn des Marathonlaufes der erste schwarzafrikanische Golmedaillengewinner in der Geschichte der Olympischen Spiele. Er lief barfuß.
  • Der deutsche Leichtathlet Armin Hary gewann Gold über 100 m und über 4 x 100 m.

siehe auch Leichtathletik

Moderner Fünfkampf

siehe auch Moderner Fünfkampf

Radsport

siehe auch Radsport

Reiten

siehe auch Reiten

Ringen

 
In den Bögen der Maxentiusbasilika waren die Ringermatten ausgelegt. Auf dem Platz davor standen die Zuschauertribünen.

siehe auch Ringen

Rudern

siehe auch Rudern

Schießen

siehe auch Schießen

Schwimmen

siehe auch Schwimmen

Wasserspringen

siehe auch Wasserspringen

Wasserball

siehe auch Wasserball

Segeln

siehe auch Segeln

Turnen

siehe auch Turnen

Herausragende Sportler und Leistungen

Datei:Wilma rudolph.jpg
Wilma Rudolph
Die erfolgreichsten Teilnehmer
Rang Sportler Land Sportart       Gesamt
1 Boris Schachlin Sowjetunion  Sowjetunion Turnen 4 2 1 7
2 Larissa Latynina Sowjetunion  Sowjetunion Turnen 3 2 1 6
3 Takashi Ono Japan  Japan Turnen 3 1 2 6
4 Christina von Saltza Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Schwimmen 3 1 - 4
5 Wilma Rudolph Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Leichtathletik 3 - 3

Bis 1960 hatten bei den Olympischen Spielen der Neuzeit sechs Athleten sechs und mehr Goldmedaillen gewonnen: die Leichtathleten Paavo Nurmi (9) und Raymond Ewry (8, mit den Olympischen Zwischenspielen 1906 wären es 10), der Turner Wiktor Tschukarin (7), die Fechter Nedo Nadi (6) und Aladár Gerevich (6) sowie der Bogenschütze Hubert van Innis (6). In Rom gewannen Aladár Gerevich und Larissa Latynina ihre siebte Goldmedaille. Ihre jeweils sechste Goldmedaille gewannen der Turner Boris Schachlin, der Kanute Gert Fredriksson sowie die Fechter Pál Kovács, Rudolf Kárpáti und Edoardo Mangiarotti. Von diesen zwölf bis dahin größten Olympioniken der Neuzeit konnten Hubert van Innis 1920 in Antwerpen und Edoardo Mangiarotti 1960 in Rom ihren letzten Olympiasieg vor heimischem Publikum erringen.

Berichterstattung

1960 wurden erstmals Fernsehrechte für die Olympischen Spiele vergeben. Nachdem der US-Sender ABC die Rechte an den Winterspielen in Squaw Valley für 50.000 US-Dollar erworben hatte, wollte auch das römische Organisationskomitee für einen ähnlichen Preis abschließen. Nach Intervention des IOC wurden die Rechte ausgeschrieben. Der US-Sender CBS erwarb für 394.000 US-Dollar die Exklusivrechte. Die Filmaufnahmen von Rom wurden mit dem Flugzeug in die USA gebracht, wo sie am nächsten Tag ausgestrahlt wurden. Insgesamt sendete die CBS 16 Stunden und vierzehn Minuten, also weniger, als in neueren Zeiten pro Tag gesendet wird.

Für 274.000 US-Dollar erwarben die europäischen Sender von der CBS Übertragungsrechte. Die BBC sendete 24 Stunden und 57 Minuten, davon über 18 Stunden direkt. Der DFF (DDR) sendete insgesamt 4:41 Stunden, die ARD (BRD) 3:51 Stunden. Insgesamt wurden in 38 Ländern Sendungen von den Olympischen Spielen ausgestrahlt.

Akkreditiert waren insgesamt 2194 Journalisten, davon 943 von der Presse aus 64 Staaten und vom Rundfunk 153 aus 60 Staaten.

Siehe auch

Quellen

  1. Lennartz, Borgers, Höfer, Seite 304
  2. Hagelstange, Seite 36-38
  3. Meisel, Grampp, Seite 335

Literatur