Der Schwarze Falke

Film von John Ford (1956)
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Film
Titel Der Schwarze Falke
Originaltitel The Searchers
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1956
Länge 114 Minuten
Stab
Regie John Ford
Drehbuch Frank S. Nugent
Produktion C.V. Whitney/Warner Bros.
Musik Max Steiner
Kamera Winton C. Hoch
Schnitt Jack Murray
Besetzung

Der Schwarze Falke ist ein US-amerikanischer Western von 1956. Die Hauptrollen in John Fords Epos spielten John Wayne und Jeffrey Hunter, wichtige Nebenrollen übernahmen Vera Miles und Natalie Wood sowie Ward Bond und Hank Worden.

Handlung

Der ehemalige Südstaaten-Soldat Ethan Edwards, der noch die Uniform trägt, kehrt lange Zeit nach Kriegsende auf die Ranch des Bruders in Texas zurück. Drei Jahre sind seit Ende des Bürgerkrieges vergangen, einige Steckbriefe könnten auf Ethan passen. Ethan erkennt die Kinder nicht wieder, die lange Zeit der Trennung - aber wohl auch ihre unterschiedliche Lebensweise - hat die Brüder einander entfremdet. Bald darauf wird die Ranch von Comanchen unter Führung von Chief Scar (Häuptling Schwarzer Falke in der deutschen Synchronfassung) überfallen, die beiden Eltern und der Sohn getötet, die Töchter Lucy und die kleine Debbie entführt. Ethan hatte sich, in Fehleinschätzung der Lage, einem Suchtrupp angeschlossen, der vermeintliche Viehdiebe stellen wollte. Er konnte so seinen Verwandten, insbesondere der von ihm geliebten Schwägerin nicht beistehen.

Ethan beginnt daraufhin mit Martin Pawley, dem Ziehsohn seines Bruders, und Brad Jorgensen, dem Verlobten von Lucy, die Suche nach den beiden Mädchen. Ethan findet Lucys Leiche, ihr Verlobter läuft Amok und wird erschossen. Nachdem die Suchenden wiederholt die Spur der Gesuchten verloren, wurden sie jeweils durch das Faktotum Mose Harper, den viele für verrückt halten, wieder auf die Spur gewiesen. Nach fünf Jahren gelang es ihnen schließlich, die mittlerweile bei den Indianern herangewachsene Debbie zu finden...

Charaktere

John Wayne spielte mit Ethan den vielleicht komplexesten Charakter seiner Karriere. Der Cowboy, der zu Beginn als selbstgerecht, einsam, spröde auftritt, offenbart im Laufe der Zeit, dass sein Verhalten das eines Mannes ist, der sich lange nur auf sich selbst verlassen konnte und der sich jegliche Gefühle nicht eingestehen kann, die seine Autonomie in Frage stellen. Er war heimlich in seine Schwägerin verliebt, viele seiner Erfahrungen im Krieg und danach sind für seine Verwandten und Freunde nicht nachvollziehbar.

Die Suche nach Debbie symbolisiert sein Streben nach der Familie, nach Menschen, die ihm Nähe und Geborgenheit, vielleicht Liebe geben können. Er ist innerlich zerrissen und bereit zu bedingungslosen Hass auf die Indianer. Ihnen gegenüber tritt er gewalttätig und unnachgiebig auf. Er schießt ihren Leichen in die Augen, damit sie ihrem Glauben nach für immer zwischen den Welten gefangen sind. Als die beiden schließlich Debbie finden, die sich aber längst an das Leben der Indianer gewöhnt hat, ist Ethan darüber so entsetzt, dass er sie töten will.

Auch fällt es ihm schwer, sich die Freundschaft mit dem Halbblut Martin einzugestehen. Erst am Ende ihrer Reise ist er bereit anzuerkennen, dass sein junger Begleiter erwachsen wurde und sich vom Anhängsel zum Freund entwickelte. Für Martin ist die Suche nicht mit dieser elementaren Furcht und Verzweiflung verbunden. Er hat in Laurie eine Frau, die er liebte und die ihm eine Zukunft bietet. Martin ist sich seiner Gefühle sicher, aber aus Ungeschicklichkeit nicht in der Lage diese auszudrücken, sodass er Laurie beinahe verliert.

Auch wenn Ethan sich am Ende endlich das anbietet, was er suchte, ein Freund und eine Familie, die ihm die Liebe und Geborgenheit bietet, nach der er sich solange sehnte, macht er sich dennoch wieder auf die Suche.

Beschreibung

Das Epos, das als eines der bedeutendsten Werke des Western-Genres gilt, wartet mit großartigen Farbbildern auf, die die Gefühle der Hauptpersonen in der kargen, von Bergen durchzogenen Landschaft spiegeln. John Wayne trägt seine Gefühle in sich verschlossen mit sich herum und schafft es dennoch, den wenigen Gefühlsausbrüchen Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Die Comanchen erscheinen über weite Strecken des Filmes als die gesichtslosen Bösewichter, was aber daran liegt, dass sie aus der Sicht des Indianerhassers Ethan geschildert werden. Am Ende stellt sich heraus, dass der Schwarze Falke (im Original: Chief Scar) lediglich auf Provokationen der Weißen reagiert. Als er und Ethan aufeinander treffen, wird deutlich, wie ähnlich sich die Beiden sind.

Martin dagegen ist bereit, seine Schwester bei den Indianern zu lassen, wenn es ihr eigener Wunsch ist. Er verzichtet auch auf seine Rache an dem Schwarzen Falken für die Ermordung seiner Mutter. Für ihn zählt die Möglichkeit, unter den gegebenen Umständen das Leben weiterzuführen, ohne ständig den gleichen Kreislauf der Gewalt zu durchlaufen. Ihm und Laurie, die lesen kann und sich für den Mann entscheidet, den sie liebt, gehört die Zukunft des Landes, Ethan, der nicht zur Ruhe kommen kann, ist ein Relikt der überholten Zeit.

Hintergründe

  • Da eine direkte Übersetzung des Originaltitels (The searchers = Die Suchenden) für das deutsche Kinopublikum wohl nicht aufregend genug erschien, entschieden sich die Verleiher bei der deutschen Bearbeitung für den Titel Der schwarze Falke. Dieser Name kommt in der Originalfassung nicht vor. Bezogen ist er auf den in der deutschen Kinofassung, nicht zu Unrecht, in den Mittelpunkt gerückten Comanchenhäuptling. Der trägt in der Originalfassung den Namen Chief Scar (Häuptling Narbe[ngesicht]). Der Name wird auch in der deutschsynchronisierten Fassung von der Indianerin Look (Mrs. Pawley) gebraucht. Er spielt für die Motivation Scars, wie auch Ethan Edwards eine zentrale Rolle. Zudem ist der erste Dialog Ethan-Scar nur wirklich zu verstehen, wenn man sich den originalen Namen vor Augen hält („man sieht, woher du deinen Namen hast“).
  • The Searchers ist neben Three Godfathers der zweite von John Ford gedrehte Western, der als Hommage an seinen Freund (und alter Ego) Harry Carey angesehen wird, den Hauptdarsteller seiner frühen Stummfilmwestern. Careys Witwe Olive und sein Sohn Harry Carey jr. spielen auch im Film Mutter und Sohn (Jorgensen). Hauptdarsteller John Wayne knüpft hier in besonderem Maße an Gesten und Ausdrucksweisen an, die Carey als einer der legendären Stummfilmcowboys geprägt hatte. So enthält zum Beispiel die berühmte Abschiedszene des Films, als Ethan die zurückgeholte Debbie an Mrs. Jorgensen übergibt und sich dann wieder von der Heimat, symbolisiert durch die offene Tür, entfernt, eine eindeutige Reminiszenz an Harry Carey. (Olive Carey hat später die Cowboy-Reliquien ihres verstorbenen Mannes an John Wayne überreicht, den sie als dessen legitimen Nachfolger ansah.)
  • Ken Curtis spielt im Film die Rolle des Charley McCorry, des (Beinahe-)Schwiegersohns zweiter Wahl. Er war im wirklichen Leben der Schwiegersohn des Regisseurs John Ford, der ihn angeblich nicht besonders mochte und als zweite Wahl ansah. Curtis wurde in den 1960er Jahren einem weltweiten Fernsehpublikum als kautziger Hilfssheriff Festus in der TV-Western-Serie Rauchende Colts bekannt.
  • Ward Bond spielt mit dem Pastor Clayton die neben dem Häuptling Scar zweite Filmfigur, die auf Augenhöhe mit der Hauptfigur Ethan agiert. Er hatte auch ein enges Verhältnis zu Regisseur Ford, der als Liberalkonservativer allerdings ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Bond hatte, insbesondere in Hinsicht auf dessen ultrakonservative bis reaktionäre politischen Ansichten. Bond war häufiges Opfer der bei vielen Schauspielern gefürchteten Neckereien und Beschimpfungen Fords während der Dreharbeiten. Insbesondere Bonds üppiges Gesäß war regelmäßiges Zielobjekt für Fords Spott. In wohl allen Ford-Filmen mit Beteiligung Bonds findet sich eine Anspielung darauf, durch Kameraeinstellung oder Filmhandlung. Dass Bond alias Clayton beim Schlussangriff auf die Comanchensiedlung ausgerechnet am Gesäß verwundet wird, ist in diesem Zusammenhang zu bewerten. Nach dem zuvor erwähnten, auch dass Curtis/McCorry ihn dort behandeln muss.
  • Auch auf die populäre Musik nahm der Film damals seinen Einfluß. Der Rock'n Roll-Musiker Buddy Holly, der den Film wie viele junge Leute seinerzeit mit Begeisterung sah, nahm den von John Wayne mehrmals in der Handlung wiederholten Ausspruch "That'll be the day" (deutsche Fassung: "Der Tag wird kommen") 1957 als Titel für seinen ersten großen Erfolg. Die 1960 gegründete britische Pop-Band The searchers gab sich ihren Namen nach dem Film.

Kritiken

  • Wenn dieser Film von mir wäre, hätte ich nichts mehr zu sagen.“ (Herbert Achternbusch, hier zitiert nach Hembus, 542)
  • Der Moby Dick des Western, ein revidierter Lederstrumpf... Die Tür zu einem neuen Land hat sich geöffnet. Die Tür zu einem neuen Land hat sich geschlossen. Das Land ist besiegt. Der eingeborene Amerikaner ist tot und skalpiert... Der weiße Amerikaner, der sich der Herausforderung der Wildnis stellt, Ethan Edwards, der zu den Wilden geht, wie Lederstrumpf zu den Wilden ging und wie John Ford mit diesem Film zu den Wilden geht, ist verdammt, zwischen den Winden zu wandern, wie ein toter Krieger, dem man die Augen ausgeschossen hat. Ahab hat das Meer der Wüsten, der Prärien, der Felsengebirge durchquert, seinen weißen Wal erlegt und geht mit ihm unter. Er versinkt in dem Land, dessen Büffel er geschossen, dessen Menschen er massakriert, dessen Erde er mit Messern, Kugeln und mit seinen Fäusten bearbeitet hat.“(Hembus, 539)
  • Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997: „Epischer Western um einen spröden, einsamen Westerner (...) Die fünfjährige Suche entwickelt sich zu einer Reise in die Seelenlandschaft einer der vielschichtigsten Figuren der Western-Geschichte. Hinter der Oberfläche des starrköpfigen Einzelgängers werden Sensibilität und Verzweiflung sichtbar. (...) Ein Meisterwerk des Genres, bis ins Detail stimmig und vorzüglich komponiert.“
  • Filmstarts.de: „Summa a summarum ist ‚Der Schwarze Falke‘ nicht nur ein qualitativ hochwertiger, ausgezeichnet gespielter, erzählter und inszenierter Western, sondern eben auch ein kritischer, einer der nachdenklich stimmen kann und über den bloßen romantisierten Unterhaltungswert hinaus den Betrachter lange nach Genuss noch nicht loslässt. Wahrlich ein Meisterwerk.“
  • Prisma Online: "Ein Western-Klassiker von Meisterregisseur John Ford. Die Suche des Ethan Edwards ist nicht durch die Beschreibung einer endlosen Odyssee, sondern gleichzeitig eine differenzierte Reise in die Seelenwelt des einsamen Helden. Spannendes und von Oscar-Preisträger Winton C. Hoch absolut brillant fotografiertes Meisterwerk."

Medien

DVD-Veröffentlichung

  • Der Schwarze Falke. Special Edition. Warner Home Video 2006 (2-DVD-Edition)
  • Der Schwarze Falke. Special Edition. Warner Home Video 2007 (Blue-ray, Auflösung 1080p)

Soundtrack

  • Max Steiner: The Searchers. Original Motion Picture Soundtrack. Brigham Young University/Film Music Archives/Screen Archives Entertainment 1996. Tonträger-Nr. FMA/MS101 – Originalaufnahme der Filmmusik, eingespielt unter der Leitung des Komponisten
  • ders.: The Searchers. Suite, auf: True Grit. Music From the Classic Films of John Wayne. Silva Screen Records, London 1994, Tonträger-Nr. FILM CD 153 – digitale Neueinspielung der The City of Prague Philharmonic unter der Leitung von Paul Bateman

Literatur

  • Alan Le May: Der schwarze Falke (OT: The Searchers). Heyne, München 1988, ISBN 3-453-00676-3
  • Janey A. Place: Die Western von John Ford (OT: The Western Films of John Ford). Goldmann, München 1984, ISBN 3-442-10221-9
  • Mark Ricci, Joe Hembus (Hrsg.): John Wayne und seine Filme (OT: The Films of John Wayne). Citadel-Filmbücher. Goldmann, München 1980, ISBN 3-442-10202-2
  • Scott Eyman: Print the legend : the life and times of John Ford. - New York: Simon and Schuster, 1999. - ISBN 0-684-81161-8
  • Joe Hembus: Western-Lexikon. - Gen., üb.arb.Tb.ausg. - München: Heyne, 1978 (Heyne-Buch; 7048) - ISBN 3-453-00767-0
Commons: Der Schwarze Falke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien