Nives Meroi

italienische Bergsteigerin
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Nives Meroi (* 17. September 1961 in Bonate Sotto, Provinz Bergamo) ist Italienerin, von Beruf Bergführerin und mittlerweile eine der besten und erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen der Welt. Seit 1989 ist sie mit ihrem ständigen Seil-Partner und ausgebildetem Bergführer Romano Benet verheiratet. Als Team entwickelten sie sich allmählich zu Extrembergsteigern und sind auch an den Achttausendern des Himalaya ausnahmslos zusammen unterwegs. Wenn sie nicht gerade Berge besteigen, wohnen sie in Fusine Laghi bei Udine (Region Friaul-Julisch Venezien).


Stil und Art der Expeditionen

Alle Unternehmungen zu den Himalaya-Riesen sind als Kleinexpeditionen ausgelegt. Beschränkung auf minimale Ausrüstung und einen engen befreundeten Teilnehmerkreis, darunter vor allem Luca Vuerich, ermöglicht das bisweilen erforderliche Auslangen mit geringer Sponsorunterstützung und verschafft die zum Erfolg notwendige Flexibilität.

Alle von Nives Meroi erstiegenen 8000er wurden ohne zusätzlichen Sauerstoff und im Alpinstil, also ohne Hochträger, Fixseile und vorbereitete Hochlager erreicht.


Erste Frau auf alle 8000ern

Mit ihrem Gipfelsieg am Mount Everest im Jahre 2007 hat sie ihren zehnten der vierzehn Achttausender erklommen und damit gleich viele Gipfelerfolge, wie die österreichische Profibergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner geschafft. Sie führen damit gemeinsam die Statistik der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen an.[1]

Um als erste Frau alle Achttausender bestiegen zu haben, fehlen Nives Meroi nur mehr Makalu, Manaslu, Kangchenjunga und Annapurna.

Nachdem die Gipfel der 8000er erstbestiegen waren, begann das Ringen um die Anzahl der erreichten Gipfel. Mittlerweile haben 13 Männer alle 8000er-Gipfel überlebt und vor allem unbestritten erreicht. Nur 6 davon ohne zusätzlichen künstlichen Sauerstoff, der vor allem am Mount Everest eingesetzt wird.

Nach der inzwischen legendären Polin Wanda Rutkiewicz, welche 1992 im Gipfelbereich des Kangchenjunga nach acht erfolgreichen 8000er-Besteigungen verschollen ist (vermutlich in einer Schneehöhle biwakierend erfroren), hat es lange gedauert, bis sich nun wieder eine Frau an die "magische 14-8000er-Grenze" annähert. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass nun die bloß nach Sensationen geifernden Medien, das finale 8000er-Sammeln der drei Bergsteigerinnen, der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner (10 8000er), der Spanierin Edurne Pasaban (9 8000er) und eben der Italienerin Nives Meroi (10 8000er), zum "Wettkampf" aufgebauschen. Nives Meroi bekräftigt stets, dass es ihr nicht wichtig ist die Erste zu sein. Sie will nur alle 8000er erreicht wissen, für sich allein. Der Anreiz einer besseren Vermarktung ihrer selbst mit dem Stempel als Erste alle 8000er erklommen zu haben, ist für sie als Motivation zu gering.

Freunden und anderen startenden Expeditionen gibt Nives Meroi meist ein fürsorgliches "Non andate nei pericoli!" mit auf den Weg, was sinngemäß mit "Setzt euch keine Gefahren aus!" gedeutet werden kann.


Anerkennung eines Gipfelerfolges

Wenn es um Ruhm und Ehre geht, ist jedes Mittel recht. So auch beim Bergsteigen. Negative Beispiele gibt es genug. Nives Meroi hat sich aber immer als fair und ehrlich erwiesen. Jede 8000er-Besteigung muss eindeutig mit Fotos und Wegbeschreibungen bewiesen werden. Erst dann kann sie in anerkannte Statistiken, wie Himalayan Database der famosen Elizabeth Hawley und in weiterer Folge in die AdventureStats aufgenommen werden. Unter den 8000ern sind es vor allem der Broad Peak, der Cho Oyu, der Shisha Pangma und wie bei Nives Meroi der Dhaulagiri, welche zu Unklarheiten und Verwirrung in der Anerkennung führen können.

Der Broad Peak besteht aus zwei Gipfeln. Zwischen Hauptgipfel und Vorgipfel liegen jedoch Stunden anstrengenden Steigens in über 8000 Metern Höhe. Wird nur der Vorgipfel selbst erreicht, wenn auch nur unwesentlich niedriger als der Hauptgipfel, zählt die Besteigung nicht als erfolgreich. Gerlinde Kaltenbrunner musste deshalb den Broad Peak zwei mal angehen.

Am Cho Oyu ist der Gipfelbereich sehr flach und weit. Deshalb ist der Brite Alan Hinkes bei schlechter Sicht auf sämtlichen Anhöhen herumgeirrt, ohne sich dennoch sicher zu sein, auch den höchsten Punkt erreicht zu haben. So hätte auch er schon seit 2006 alle 8000er bestiegen.

Der Shisha Pangma besteht ebenfalls aus mehreren Gipfeln. Der höchste Punkt wird erst über einen Vorgipfel und einen daran anschließenden langen Grat erreicht. Das wurde Hans Kammerlander (siehe AdventureStats) bei seinem von ihm reklamierten dreizehnten 8000er zum Verhängnis. Auch Nives Meroi wurde der Erfolg der Besteigung von 1999 immer wieder abgesprochen. Es herrschte damals Nebel, als sie und Romano Benet den Gipfelgrat erreichten. Zwei Stunden kletterten sie zum Vorgipfel, anschließend weiter bis zum vermeintlichen Hauptgipfel, wo der Grat weiter in den Nebel hinein nur mehr abfallend zu verlaufen schien. Am Gipfelfoto ist außer einem Stück Grat, den Siegerposen und Nebel nichts Eindeutiges zu erkennen. Niemand anderer war an diesem Tag am Gipfel. Luca Vuerich war schon lange vorher umgekehrt. Aber auf Grund von schriftlichen Beschreibungen, genauen Zeitangaben und klärenden Gesprächen mit anderen Bergsteigern, wie dem Südtiroler Hans Kammerlander und dem Italiener Sergio Martini (14 8000er seit dem Jahre 2000), wurde die Besteigung von Elizabeth Hawley eindeutig als gültig klassifiziert und in ihre Listen aufgenommen. Letztere glaubt Nives Meroi, dass sie den Hauptgipfel des Shisha Pangma erreicht hat.

Am Dhaulagiri gibt es normalerweise keine Schwierigkeiten den Gipfel eindeutig zu bestimmen. Bei der Besteigung von 2005 waren Nives Meroi und ihr Mann bis auf 10 Meter unter den vermeintlichen Gipfel vorgedrungen. Auch hier war Luca Vuerich nicht dabei. Alle Versuche die Schneewächten, welche die letzten Schritte zum Gipfel versperrten, zu überwinden, waren vergeblich. Zu stark waren die Vormonsun-Niederschläge gewesen und witterungsbedingt zu schlecht die Sicht am Gipfeltag. Nachfolgend kursierten, vor allem von anderen Bergsteigern verbreitete, verwirrende Berichte in diversen Medien. Es wurde behauptet, dass der erreichte Punkt nicht der Hauptgipfel sein kann, sondern nur ein Vorgipfel. Ein Jahr später machten sich Nives Meroi und Romano Benet wieder auf zum Dhaulagiri. Vor allem um auch noch die letzten 10 Meter zu "erobern". Dabei stellte sich heraus, dass sie im Jahr zuvor sehr wohl am Hauptgipfel waren. Diesmal waren jedoch keine Wächten mehr im Wege. Zudem wurde der gesamte Gipfelgrat mit sämtlichen, vermeintlich gleich hohen Gipfeln abgegangen, dass endgültig keine weitere Besteigung mehr nötig sein sollte.

Die faire und uneigennützige Art des Bergsteigens und die an anderen 8000er-Gipfeln eindeutig unter Beweis gestellte Leistungsfähigkeit von Nives Meroi & Co., lassen keine Zweifel an der Richtigkeit ihrer Angaben offen. Jeder Wettkampf unterliegt Regeln. Da Nives Meroi im 8000er-Bergsteigen aber keinen Wettkampf sieht, darf sich jeder selbst seine Regeln auferlegen. Und darin ist sie sicherlich ein großes Vorbild.


Chronologie der Expeditionen und Erfolge

  • 1994 K2 als erster 8000er, es bleibt jedoch bei einem Versuch als erste Frau die NW-Wand auf teilweise neuer Route zu durchsteigen, 8450 m werden erreicht.
  • 1995 Bhagirathi II (6450 m), Neuroute an der Nord-Wand, Neuroute im Abstieg über die Südwand, anschließende Besteigung über den Normalweg.
  • 1996 Mount Everest, auf 8000 m wegen der schlechten Wetterbedingungen gescheitert.
  • 1998 erster Achttausender-Gipfel, der Nanga Parbat, erste Italienerin und neunte Frau der Welt am Gipfel, in herrausragender Geschwindigkeit und auf schwieriger Route.
  • 1999 Gipfel des Shisha Pangma, nur 10 Tage später Gipfel des Cho Oyu.
  • 2000 die bisher undurchstiegene Nordseite des Gasherbrum II, eines der letzten "Probleme" des Himalaya, schlechte Witterung verhindert einen Erfolg, fünf schwierigere Sechstausender können dennoch erstmals erstiegen werden.
  • 2001 Mazeno Peak (7120 m), die politische Situation nach den Ereignissen des 9/11 führt zum frühzeitigen Abbruch der "Dreier"-Expedition und verhindert so eine erfolgreiche Erstdurchsteigung der schwierigen kombinierten 3000 Meter hohen Nordwand im Alpinstil.
  • 2003 erste Frau und erst zweite Seilschaft insgesamt, welche eine 8000er-Dreier-Traverse über die Gipfel des Gasherbrum I, Gasherbrum II und Broad Peak ausführt, die drei 8000er werden in 20 Tagen überwunden, 1983 brauchten Erhard Loretan, Marcel Ruedi und Jean-Claude Sonnenwyl dafür 15 bzw. letzterer 17 Tage.
  • 2004 Gipfel des Lhotse und Versuch des K2 über die Nordseite zum 50-Jahre-Jubiläum seiner Erstbesteigung, Abbruch wegen schlechter Wetterbedingungen.
  • 2005 unüberwindbare Schneewächten verhindern nur 10 Meter unter dem vermeintlichen Gipfel eine erfolgreiche Besteigung des Dhaulagiri.
  • 2006 Gipfel des Dhaulagiri, um alle Erfolgszweifel zu beseitigen wird der ganze Gipfelgrat abgegangen, ein Versuch an der Annapurna wird wegen ständig abgehender Eislawinen abgebrochen, Gipfel des K2 über drei Biwaks, erste Italienerin und bis dahin siebente Frau der Welt.
  • 2007 Gipfel des Mount Everest, erster Gipfelerfolg einer Italienerin ohne Flaschen-Sauerstoff.


geplante Expeditionen

Die ursprünglich im Herbst 2007 ins Auge gefasste Besteigung des Kangchenjunga hat sie vorerst abgesagt, da bisherige Expeditionskameraden nicht teilnehmen können und für eine Zweipersonen-, sprich Frau+Mann-Expedition die Gebühren und Kosten unvernünftig hoch sind. Statt dessen will sie als nächstes versuchen, den Gipfel des ökonomischeren und noch dazu weniger komplizierten Makalu zu erreichen. Zu zweit natürlich.


Quellen

  1. Liste der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen