SS-Junkerschulen

Militärschule der SS
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SS-Junkerschulen waren die 1934 eingeführten SS-interne Einrichtung an der aktive SS-Männer für SS-Funktionen, besonders im Bereich der Waffen-SS ausgebildet wurden. Neben technischen Anleitungen wurde an ihnen auch weltanschaulich geschult. Nach Vorstellung der Führung der späteren Waffen-SS handelt es sich dabei um ein Äquivalent für die Offizierschulen des Heeres.

Geschichte

1934 nahm die SS-Junkerschule in Bad Tölz den Lehrgangsbetrieb auf; in Braunschweig ein Jahr später. Der spätere SS-Oberstgruppenführer Hausser richtete die erste Schule ein und wurde auch ihr erster Kommandeur. Ab dem Sommer bekleidete er zusätzlich die Dienststellung eines »Inspekteurs der Junkerschulen«. Die zunächst »SS-Führerschulen« genannten Einrichtungen in Tölz und Braunschweig wurden im August 1937 in »SS-Junkerschulen« umbenannt. Die Junkerschulen waren Kriegsschulen des Heeres vergleichbare Ausbildungseinrichtungen für den Führernachwuchs der Waffen-SS.

An einer Junkerschule konnte 1934 angenommen werden, wer höchstens 23 Jahre alt, mindestens 1.74 m groß und kein Brillenträger war. Ein Nachweis "rassischer Tauglichkeit" sowie ein ärztliches Gesundheitszeugnis mussten vorgelegt werden. Zumindest bis 1936 (spätere Angaben fehlen noch) war der Besuch einer Junkerschule kein Wehrdienst, er wurde weder auf Wehrdienstzeiten angerechnet, noch schützte er vor der Einberufung durch die Wehrmacht. Ab 1938 besagten Anweisungen des SS-Führungshauptamtes, das der SS-Junker zwei Jahre in seiner Einheit gedient haben mußte und erst bei einer Beurteilung durch den unmittelbaren Vorgesetzten die Schule besuchen durfte. Ab 1938 galt der Besuch der Junkerschule als Ableistung des Wehrdienstes. (Diese Order wurde dem SS-Freiwilligen im "Merkblatt für den Eintritt als Freiwilliger in die SS-Verfügungstruppe" schriftlich mitgeteilt.)

Hausser begründete deren Ruf als ebenso moderne wie effiziente Ausbildungsstätten. Während des Krieges kamen als weitere Schulen Klagenfurt und Prag hinzu.

Wegen der in sozialer Hinsicht sehr heterogenen Zusammensetzung der Führeranwärter und deren höchst unterschiedlicher formaler Bildung wie auch militärischer Qualifikation war es die Aufgabe dieser Institution, Einheitlichkeit des Ausbildungsniveaus und Sozialverhaltens erst herzustellen.

Das eigentliche Ziel war »die theoretische Ausbildung der Führerbewerber zu Zugführern im Bataillonsrahmen und die praktische Vertiefung und Vervollkommnung der Kenntnisse in ihrer eigenen Waffe«.

Selbstverständlich waren SS-Junkerschulen auch ein Ort der politischen Indoktrination. Lehrgangsteilnehmer wurden z.B. auch massiv zu Kirchenaustritten gedrängt, da christliche Religion und Mitgliedschaft in einer ideologisch an Neuheidentum orientierten Gemeinschaft nach Meinung der SS-Führung nicht zusammen passen würden.

Der Bericht eines Tölzer Kommandeurs fasste die wesentlichen Mängel der zur Führerausbildung Abkommandierten 1940 zusammen:

  • Lücken in der Allgemeinbildung und militärischen Vorbildung
  • fehlende vorausgegangene Unterführerausbildung
  • zu hohes Lebensalter
  • fehlende Absicht, aktiver Führer der Waffen-SS zu werden
  • fehlende infanteristische Grundausbildung
  • charakterliche Nichteignung (Unaufrichtigkeit, Schwerfälligkeit und sog. "Willensschwäche")
In etwa 22 Kriegsjunkerlehrgängen absolvierten etwa 15.000 angehende Führer diese Ausbildung.

Lehrstoffeinteilung:

  • Taktik
  • Gelände- und Kartenkunde
  • Gefechtsausbildung und Ausbildung an der eigenen Waffe
  • Allgemeiner praktischer Truppendienst (Waffentechnik, Schießausbildung, Exerzieren)
  • Weltanschauliche Erziehung
  • Heerwesen
  • SS- und Polizeiwesen
  • Verwaltungswesen
  • Leibesübungen
  • Waffenlehre
  • Pionierlehre
  • Nachrichenlehre
  • Panzerlehre
  • Kfz-Wesen
  • Sanitätswesen
  • Luftwaffenlehre
  • Arbeitsstunden
  • Deutschunterricht

Taktik, Geländekunde und die gefechtsmäßige Ausbildung machten allein die Hälfte der Ausbildung aus. Die weltanschauliche Ausbildung trat in den Hintergrund. Die Junker erhielten eine ganz und gar militärische, auf praktische Frontverwendung abgestellte Ausbildung.

Der Sport hatte sehr große Bedeutung, man wollte den vielseitig trainierten Mehrkämpfer heranbilden.

Dies hat nicht nur eine praktische, sondern auch eine ideologische Seite: Sport ist ein typisches Mittel der NS-Erziehung, das gegen "Verweichlichung" und die Ausbildung von Intelekt und Kritikfähigkeit eingesetzt wurde.

Lendorfer Kaserne/SS-Junkerschule (Klagenfurt)]

Literatur

Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945 5.erw.Aufl.,Paderborn: Schöningh, 1997 ISBN 3-506-77502-2