Ortsname

Name einer Siedlung
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Ortsname bezeichnet den Namen einer Stadt bzw. einer Ortschaft. Im weiten Sinne könnte mit "Ortsname" auch Gebiete, Flure oder ähnliches gemeint sein.

Ortsschild von Aurich
Ortsschild von Aurich

Bereits in der Antike gab man Siedlungen Namen, doch entwickeln sich die Namen meist im Laufe der Zeit weiter, was man besonders an Ortschaften römischen Ursprungs erkennen kann (Beispiel: Colonia -> Köln).

Bestandteile von Ortsnamen

Endungen

Dass viele Orte das gleiche Suffix besitzen, liegt daran, dass viele (meist germanische) Stämme ihre (typischen) Endungen verwendeten.

Beispiele sind:

In ehemals slawisch besiedelten Gebieten (seit ~ 6. Jahrhundert) treten folgenden Endungen auf:

Präfixe

Sie weisen meist auf bestimmte geographische (Berg-, Wasser-) oder geologische (Erz-, Hal-, Stein-) Gebenheiten hin, verweisen auf Bauten (Burg-, Mühl-), grenzen gegenüber anderen Orten ab (Alt-, Hoch-, Nieder-), weisen auf andere Naturgegebenheiten (Hirsch-, Hase-, Vogel-, Eich-, Berg-) oder Bevölkerungsgruppen (Frank-, Sachsen-, Schiffer-, Graf-) hin.

  • Alt-, Alten-, Hinter-, Hoch-, Klein-, Groß-, Gross-, Nieder-, Ober-, Neu-, Nova-, Unter-, Star- (Alt) usw.
  • Au-, Aue-, Auen-, Feld-, Wald-, Heide- usw.
  • Bach-, Ach-, See- usw.
  • Barg-, Berg-, Stein-, Sand- usw.
  • Ber-, Bär-, Hirsch-, Vogel(s)-, Eber- usw.
  • Brand-
  • Eisen-, Erz-, Kupfer-, Gold-, Zinn- usw.
  • Hal-, Hall-, Salz-, Sol- (meist Orte mit Salzvorkommen, siehe auch Halogene)
  • Kauf-
  • Kirch-, Schloss-, Pfalz- usw.
  • König(s)-, Herzog(en)-, Graf(en)-, Schulz(en)-, Schult(en)- usw.
  • Mark- (als Abgrenzung), Grenz-
  • Mühl-, Markt-, Kirch-, Burg-, Burk- usw.
  • Oder-, Rhein-, Weser-, Saar- usw.
  • Schön-
  • Zwei-, Zwi(e)-, Dri- Fünf-, Neun- usw.

Entstehung von Ortsnamen

Meist sind Ortsnamen geschichtlich entstanden. Viele der Namen stamme bereits aus dem Mittelalter. Sie können aber verschiedenen Ursprung haben:

  • Herrschaftliche Namen: diese Art rühren von ehemaligen Besitztümern von adeligen oder kirchlichen Grundbesitzen her. Diese Namen wurden im Laufe der Zeit meist der jeweiligen Zeit und Aussprache angepasst, so dass sie nur mehr schwer mit den ursprünglichen Namen identifiziert werden können.
  • Der Name bezieht sich auf einen Patron oder Schutzheiligen des Ortes wie Sankt Martin
  • Eine größere Anzahl gleicher Berufsstände oder gleicher Familiennamen waren angesiedelt
  • Bezugnehmend auf die Gegend:
    • Der Ortsname rührt von einem wichtigen Fluss, der den Ort durchfließt her, beispielsweise bei der Mündung, wie Ybbs oder Fischamend (Fischa am Ende)
    • Speziell in der Gegend auftretende Pflanzen oder Bäume. Auch zusammengesetzte Namen können so entstehen, wie Eichberg oder Birkenau.
  • Es gibt aber auch die Enstehung aus einer Umwandlung aus einer fremden Sprache der ursprünglichen Bewohner, wie Leobersdorf aus Ljubac
  • die einfache Ableitung aus einer Erweiterung eines ursprünglichen Namens, wie Neudorf, Neustadt oder Neusiedl die auch mit einem Präfix versehen werden wie Wiener Neudorf.

Beinamen und Zusatzbezeichnungen von Orten

Zusatzbezeichnungen:

  • Sankt, San, Sao, Saint, Sint, Santa, Sta., St.
    • Es gibt amtliche Bezeichnungen mit Sankt oder mit der Abkürzung St.. Umgangssprachlich wird es aber nicht so eng genommen, so gibt es Ortstafeln, die beide Versionen aufweisen.
  • Maria. Speziell in den katholischen Gebieten gibt es Marienwallfahrtsorte, wo dem Ortsnamen Maria vorgesetzt ist.
  • Bad
    • In Deutschland ist der Zusatz Bad gesetzlich geregelt und wird nur an Heilbäder vergeben, wenn bestimmte Mindestvoraussetzungen (Ortsbild, Angebot an Therapiemaßnahmen, Umweltqualität) erfüllt werden. Der Titel kann erteilt und auch wieder versagt werden.
    • In Österreich ist der Zusatz Bad ein Bestandteil des amtlichen Namens, der von der jeweiligen Landesregierung vergeben wird. Er wird vergeben an Heilbäder, Thermalbäder, Luftkurorte etc.

Einige deutsche Städte besitzen neben ihrem Ortsnamen noch ein zusätzlichen, amtlich verwendeten Namen:

Zu unterscheiden ist zwischen offiziell geführten Ortsnamen, wie Lutherstadt Wittenberg oder Hansestadt Hamburg und Beinamen, die nur zur Charakerisierung dienen.

Manche Städte - meist Metropolen - haben auch einen Beinamen oder "Spitznamen":

Darüber hinaus schmücken sich auch kleinere Ortschaften mit klangvollen Beinamen, die meist von regionalen Vorzügen, Wirtschaftsschwerpunkten oder berühmten Persönlichkeiten abgeleitet wurden, z.B. Händelstadt Halle, Spargelstadt Beelitz, Reuterstadt Stavenhagen, Marzipanstadt Lübeck, Eulenspiegelstadt Mölln, Volkswagenstadt Wolfsburg, Hafenstadt Emden, Babenbergerstadt Mödling . Die Beispiele sind unedlich erweiterbar, denn kaum ein Ort versäumt es, seine Besonderheit zu betonen.

Namenslänge und Namenshäufigkeit

Die Länge der Ortsnamen ist unterschiedlich.

Die längste Ortsbezeichnung besitzt eine neuseeländische Stadt namens Taumatawhakatangihangakoauotamateturipukakapikimaungahoro-Nukupokaiwhenuakitanatahu. Europas längsten Ortsnamen trägt die walisische Ortschaft Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Der längste Ortsname der Welt ist eine heute nicht mehr gebräuchliche Sanskrit- Bezeichnung von Bangkok: Krungthepmahanakornamornratanakosinmahintarayutthayamahadilokphopnopparatrajathaniburiromudomrajaniwesmahasatharnamornphimarnavatarnsathitsakkattiyavisanukamprasit

Die kürzesten Ortsbezeichnungen haben nur zwei Buchstaben, z.B. Ur (Stadt), Au (mehrere), As (mehrere) oder Ai. In Frankreich gibt es jedoch ein Dörfchen namens Y

Ein Kuriosum stellen für Deutschsprachige Ortsnamen dar, die keine Vokale enthhalten. z.B. Krk.

Zu den häufigsten Ortsnamen Deutschlands zählen u. a. Neustadt und Mühlhausen.

Zu den häufigsten Ortsnamen in Österreich zählen Berg, Hof, Bach, Sankt Georgen, Sankt Peter und Neusiedl.

Siehe auch

Religiöse Ortsnamenendungen, Liste römischer Orte, Katastralgemeinde