Robin Hood
Robin Hood ist der Name einer männlichen Person aus einem englischen Mythos .

Dem Mythos nach war er ein Geächteter, der von den Reichen stahl und den Armen gab. Er wurde auch „Robin von Locksley“ genannt. Seine Braut Lady Marian (engl. Maid Marian) soll ein Mündel des Königs gewesen sein. Mit seinen Gesellen soll er im Sherwood Forest , in der Nähe von Nottingham , gelebt haben.
Weit verbreitet wurden Robin Hoods Legenden durch das Kinder- und Jugendbuch The Merry Adventures of Robin Hood (1883) des amerikanischen Dichters Howard Pyle (1853–1911).
Entstehung der Legende von Robin Hood
Die Legende sagt, dass Robin Hood sich im Sherwood Forest versteckte. Er starb , als er wegen einer schmerzenden Wunde seine Kusine, eine Äbtissin in Kirklees, aufsuchte. Sie behauptete, ihn zur Ader lassen zu wollen, schnitt ihm aber eine Schlagader auf, um ihn zu töten. Mit letzter Kraft blies er in sein Horn. Sein Freund Little John, zu Hilfe eilend, konnte jedoch nichts mehr für ihn tun. Robin Hood schoss einen letzten Pfeil zum Fenster hinaus und wurde an der Stelle begraben, an der der Pfeil auf die Erde fiel.
Die ursprünglichen Balladen sprechen von seinem Aufenthalt in Barnsdale, das etwa fünfzig Meilen nördlich von Sherwood liegt.
In den Balladen werden ursprünglich viele andere „fröhliche Gesellen“ (Merry Men) erwähnt: Bruder Tuck, Will Scarlet oder auch Scathlock, Much der Sohn des Müllers und Little John, eigentlich John Small, ein hünenhafter Geächteter, dessen Nachname dazu führte, dass man ihn später ironisch „little“ (klein) nannte, weil er es eben gerade nicht war. Der Barde Alan-a-Dale ist eine spätere Erfindung zu den Theaterstücken mit dem Robin-Hood-Thema.
Möglicherweise stammen einzelne Motive seines Charakters bzw. seiner Abenteuer aus der Biographie von William Wallace. Das erste Mal wurde er in einem Manuskript , in William Langlands Piers Plowman (1377), erwähnt. Dort behauptete Sloth, der faule Priester : „Ich kenne Reime von Robin Hood“. Drei Jahre später schrieb der schottische Chronist John Fordun, dass Robin Hood „in den Balladen für das größte Entzücken sorgt“.
Gedruckte Versionen von Balladen über Robin Hood erschienen kurz nach der Einführung des Buchdrucks in England im frühen 16. Jahrhundert. In diesen Balladen ist Robin Hood (gelegentlich auch Robyne Hode) ein Freisasse, was zu dieser Zeit gleichbedeutend mit einem unabhängigen Grundbesitzer oder einem Großbauern ist. Erst am Ende des 16. Jahrhunderts wurde er zu einem Edelmann namens Earl of Huntington, Robert von Locksley oder, nochmals später, Robert Fitz Ooth oder auch Robert Fitzood.
Seine romantische Verbindung zu Maid Marian (oder Marion, Marionne, Marianne oder auch Marie-Anne, ursprünglich bekannt als Mathilda) ist ebenso ein Produkt dieser späteren Periode und hat vielleicht mit dem französischen Theaterstück Jeu de Robin et Marion (Adam de la Halle), das etwa 1280 entstand, zu tun. Neben den Namen besteht hier jedoch keine erkennbare Verbindung zu Robin Hood.
Im späten 16. Jahrhundert wurde auch die Geschichte Robin Hoods in die Jahre um 1190 zurück versetzt, als Richard Löwenherz sich auf einem Kreuzzug befand. Eine der originalen Robin-Hood-Balladen bezieht sich auf die Könige Eduard I., Eduard II. und Eduard III., die England von 1272 bis 1377 regierten. Das Bild Robin Hoods, als edelmütiger Sachse, der die Normannen bekämpfte, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Dies wird deutlich, wenn man die Rolle betrachtet, die Robin Hood in Sir Walter Scotts Roman Ivanhoe spielt.
Der bäuerliche Robin Hood wurde vom schurkischen Sheriff von Nottingham um sein Land gebracht und so zum Geächteten. Der Sheriff erscheint in den frühen Balladen (Robin tötet und enthauptet ihn), aber keine Angaben sind so deutlich wie im Zusammenhang mit dem Sheriff. Robins andere Feinde umfassen die reichen Äbte der katholischen Kirche und einen Baron und Kopfgeldjäger namens Guy de Gisbourne. Robin tötet und enthauptet ihn ebenfalls. Die frühen Balladen erwähnen nicht, dass Robin seine Beute an die Armen weitergab, obwohl er einem armen Ritter eine große Summe Geld überlässt.
Lieder, Theaterstücke, Spiele und später auch Romane, Musicals, Filme und Fernsehserien haben Robin Hood und seine Leute je nach den Bedürfnissen der Zeit angepasst, und der Mythos war Mittel ausgiebiger ideologischer Manipulation. Maid Marian beispielsweise, die in der frühen viktorianischen Zeit so etwas wie eine Amazone war, wurde in ihrem Benehmen bis zur völligen Passivität verändert, besonders in der ersten Zeit des Frauenwahlrechts. Als die Emanzipierung an Kraft gewann, machte Marian wieder eine vollständige Wandlung durch und bekam eine aktivere Rolle.
Robin Hood als historische Person
Die Frage, ob Robin Hood eine historische Person war, wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Es gibt mehrere Theorien und Beweisführungen.
Die Pipe-Rolls
In den Pipe Rolls, eine Art mittelalterliches Verwaltungsprotokoll, findet sich während des ersten Drittels des 13. Jahrhunderts eine Eintragung "Rob. Hod Fug." (Robert Hod, flüchtig) mit dem Vermerk, dass 32 Shilling von ihm eingezogen worden waren. Die Eintragung des "Rob Hod" wiederholt sich in den nächsten sieben Jahren. Einige Historiker sehen darin einen Beweis für die historische Person Robin Hood.
Andere Historiker führen als Gegenargument an, dass sich im Laufe des 13. Jahrhunderts rund ein Dutzend solcher Eintragungen mit an Robin Hood erinnernden Namen in den Pipe Rolls in ganz England finden. Als weiteres Argument wird die "Überinterpretation" des Begriffs "fugitive" genannt, da man zu jener Zeit schon ein flüchtiger Gesetzloser war, wenn man nicht zu einem Gerichtstermin erschien. Viele Personen ersparten sich die Kosten und Mühen der Reise, wenn der Ausgang der Verhandlung klar war.
Dieses Argument kann für die einmaligen Eintragungen herangezogen werden, erklärt aber nicht die Tatsache der acht ununterbrochenen Jahreseintragungen.
Eine weitere Gruppe von Historikern führt als Einwand an, dass in England sich die Flüchtigen nicht üblicherweise im Wald zu verstecken brauchten, sondern relativ unbehelligt in der dörflichen Gemeinschaft weiterleben konnten. Der Zugriff seitens der Obrigkeiten war weitaus schwieriger, als es in den Robin-Hood-Legenden dargestellt wird.
Die Pipe Rolls allein können keine klare Antwort geben, ob "Rob. Hod" mit der Person des Mythos Robin Hood identisch ist.
Grab des Robin Hood
Es wird oft die Inschrift auf dem Grabstein Robin Hoods als Beweis angeführt, dass er tatsächlich lebte. Zwischenzeitliche Untersuchungen der inschriftlichen Erwähnung des Sterbedatums von ihm, der 24.Dezember, haben ergeben, dass die verwendete Kalenderbezeichnung erst ca. 300 Jahre später, im 16.Jahrhundert, in Gebrauch war. Damit aber scheidet das Grab, damit verbunden die Inschrift, als Beweis für Robin Hoods historisches Wirken aus.
Filme und Fernsehserien (Auswahl)
- 1912 - Erste Verfilmung als Stummfilm (30 Minuten Länge) mit Robert Frazer .
- 1922 - Weiterer Stummfilm: Robin Hood (Douglas Fairbanks), Regie: Allan Dwan .In dieser Version ist Robin Hood der „All-American-Boy“ der 1920er-Jahre. Sam De Grasse spielte König John. Das Schloss soll die größte je für einen Stummfilm gebaute Dekoration gewesen sein. Alan Hale spielte in diesem Film erstmals den Little John . Fairbanks erhielt 1922 für seine Darstellung die Ehrenmedaille der Photoplay Awards .
- 1938 - Robin Hood, König der Vagabunden (The Adventures of Robin Hood): Errol Flynn . Oscars für beste Ausstattung, bester Schnitt und beste Filmmusik (von Erich Wolfgang Korngold).
- 1948 - The Prince of Thieves (Robin Hoods große Liebe) mit Jon Hall kommt völlig ohne König Richard, Prinz John und den Sheriff von Nottingham aus.
- 1951 - Robin Hood, Rebell des Königs (The Story of Robin Hood), in England hergestellte Walt-Disney-Produktion mit Richard Todd in der Titelrolle.
- 1951 - Tales of Robin Hood mit Robert Clarke, amerikanische Low-Budget-Produktion, in der auch kurz Robins Jugend beleuchtet wird.
- 1955–1960 - Die englische Serie Adventures of Robin Hood (bestehend aus einer wöchentlichen halbstündigen Sendung, die auch in den USA gezeigt wurde) zeigt in der Hauptrolle Richard Greene. Episoden, die von Hollywood-Autoren geschrieben wurden, die auf der schwarzen Liste standen, weisen einen hohen Grad an sozialem Gewissen auf. Einige der Episoden wurden zu längeren Spezialfolgen in Farbe umgewandelt:
- 1964 - in dem Musik-Kriminalfilm „Robin and the 7 Hoods“ (dt. Sieben gegen Chicago) vom US-amerikanischen Regisseur Gordon Douglas persiflieren das Rat Pack Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. und auch Bing Crosby die Robin-Hood-Geschichte, inklusive einem hinterhältigen (amerikanischen) Deputy-Sheriff (Victor Buono).
- 1971 - spielt in L'Arciere di Sherwood (Der feurige Pfeil der Rache) Italo-Western-Star Giuliano Gemma den Robin Hood und Mario Adorf den Bruder Tuck.
- 1973 - Walt Disney produzierte mit Robin Hood die bekannteste animierte Version der Legende, in der die verschiedenen Charaktere als Tiere dargestellt wurden, wie etwa Robin Hood und Maid Marian als Füchse oder Prinz John als Löwe (im Deutschen wie im Original gesprochen von Peter Ustinov).
- 1975 - Mel Brooks produziert die Robin-Hood-Persiflage When Things Were Rotten (Robi Robi Robin Hood) als Fernsehserie. Die Regie führte Marty Feldman.
- 1976 - Sean Connery und Audrey Hepburn spielten das Paar am Ende seines Lebens im Film Robin and Marian.
- 1981 - Time Bandits, mit John Cleese, Sean Connery, Shelley Duvall; Regie und Buch von Terry Gilliam; Die Zeit Robin Hoods (der von John Cleese dargestellt wird) ist dabei eine von mehreren Epochen, in die die Zeit-Banditen reisen.
- 1984 - Der Fernsehklamauk The Zany Adventures of Robin Hood (Die verrückten Abenteuer des Robin Hood) mit George Segal (Robin), Morgan Fairchild (Marian), Roddy McDowall (Prinz John), Janet Suzman (Königin Eleanor von Aquitanien) und Robert Hardy (der sich am Schluss als König Richard entpuppte).
- 1984–1986 - Die britische Fernsehserie Robin of Sherwood (deutscher Titel: Robin Hood), war eine New-Age-Fantasyserie mit Michael Praed als Robin, später ersetzt durch Jason Connery (dem Sohn von Sean Connery) als Robert, genannt Robin. In dieser Version tragen die beiden Robins nur selten Hüte. Die Filmmusik von Clannad gewann 1985 den BAFTA-Fernsehpreis für die beste Original Fernseh-Filmmusik. Autor Richard Carpenter (Catweazle) fügte viele mystische Elemente hinzu, ebenso entstand die Figur des Nasir, eines mit zwei Schwertern kämpfenden Sarazenen. Dieser Begleiter von Robin Hood wurde für die Costner-Verfilmung 1991 für die Rolle von Morgan Freeman übernommen.
- 1991 - Robin Hood: König der Diebe, mit Kevin Costner (Robin Hood), Alan Rickman (Sheriff von Nottingham) und Sean Connery (König Richard), Mary Elizabeth Mastrantonio (Lady Marian). Morgan Freeman (arabischer Begleiter Robin Hoods) und Christian Slater (Robins jüngerer Halbbruder Will). Auszeichnungen für Costners Robin Hood: ASCAP Film- und Fernsehmusikpreis 1992 für den besten Filmsong, Goldene Leinwand 1991 in Deutschland, Grammy 1992 für den besten Filmsong.
- 1991 - Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz, John Irwins Robin Hood, mit Patrick Bergin und Uma Thurman.
- 1993 - Eine weitere Comedy-Version war Mel Brooks' Robin Hood – Helden in Strumpfhosen (Men in Tights), die Teile seiner kurzlebigen Fernsehserie von 1975, When Things Were Rotten, wiederaufbereitete. Cary Elwes spielt in diesem Film Robin, und Patrick Stewart erscheint am Ende, um Sean Connerys Rolle im Film von 1991 als König Richard zu veralbern.
- 2006 - Premiere der britischen Fernsehserie Robin Hood, produziert von der BBC, die einen „modernen“ Robin Hood präsentiert.
Wissenswertes
- Der Name der Umweltschutzorganisation Robin Wood ist angelehnt an die Figur des Robin Hood.
- Einen Treffer beim Bogenschießen, welcher einen bereits in der Scheibe steckenden Pfeil „aufspießt“, nennt man „Robin-Hood-Schuß“.
- Der Comic Robin Ausdemwald ist eine Parodie auf Robin Hood.
- Der „Robin Hood Index“ ist eine der verschiedenen englischen Bezeichnungen für die Hoover-Ungleichverteilung.
Literatur
- Stephanie L.Barczewski: Myth and national identity in nineteenth-century Britain : the legends of King Arthur and Robin Hood, Oxford [u.a.] : Oxford University Press 2000, 274 S., ISBN 0-19-820728-X
- James C. Holt: Robin Hood. Die Legende von Sherwood Forest, Düsseldorf [u.a.] 1991. ISBN 3-430-14771-9 (Sachbuch über die historische Wahrheit hinter dem Mythos)
- Howard Pyle: Robin Hood, Bindlach 2004. ISBN 3-8112-2438-7 (Titel des 1883 zuerst erschienen Romans amerikanischen Original: „The Merry Adventures of Robin Hood“)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Robin Hood, Bold Outlaw of Barnsdale and Sherwood
- Das Robin Hood Project an der University of Rochester
- Aufsatz über die Entwicklung der Legende aus dem Forschungsmagazin der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg
- Einige historische Fakten aus The Textbook Letter Sept.-Okt. 1998.
- Tief im Sherwood Forest