Neolithische Revolution

Übergang von Jäger-und-Sammler-Gesellschaften zu Sesshaftigkeit, Landwirtschaft und Vorratshaltung
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Die Neolithische Revolution steht seit mehreren Jahrzehnten für den Wandel des (altsteinzeitlichen) Wildbeutertums zu Hirten- und Bauernkulturen, oder (spezifischer, vor allem bei angelsächsischen Historikern) für den Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen, vor 20.000 bis 10.000 Jahren.

Zum Streit um den Begriff

Der Begriff wurde von dem Briten Vere Gordon Childe 1936 geprägt, in Analogie zum bereits etablierten Terminus "Industrielle Revolution". Gemeint ist damit nicht nur die Sesshaftigkeit, sondern auch das 'plötzliche' Auftreten von Keramik, geschliffenen Steingeräten sowie domestizierten Tieren und Pflanzen. Weil jedoch zwischen dem Auftreten der postulierten Merkmale zum Teil Jahrtausende lagen, und es dieser 'Revolution' somit an Rapidität mangelt, betont man heute (2004) in der Forschung den evolutionären Charakter der Veränderungen und meidet das Wort "Revolution" eher.

Charakterisierung

Der welthistorisch einzigartige Wandel von der aneignenden Jäger- und Sammlergesellschaften zur produzierenden Lebensweise mit Ackerbau und Viehzucht war eng mit dem Übergang zu neuen Institutionen sowie zu komplexeren Organisationsformen der Gesellschaft verknüpft.

Soziale Vor- und Nachteile

Gewöhnlich wird der Wandel der Wirtschafts- und Lebensweise zu Beginn der agrarischen Ära als großer Fortschritt betrachtet, schließlich wurden die Menschen durch die landwirtschaftliche Produktion allmählich unabhängiger von den Schwankungen im natürlichen Angebot der gesammelten und erjagten Nahrung. Auch wird auf die Steigerung des Angebots durch die selbstbestimmte Produktion hingewiesen. Das Beispiel des Hirten, der statt auf die Jagd mit ungewissem Ausgang in seine Herde tritt, um eines der Tiere zur Schlachtung auszuwählen, wirkt überzeugend. Die Umstellung erhöhte offenbar die Sicherheit und Bequemlichkeit der Selbstversorgung.

Dem steht die paradox klingende These der neueren Forschung gegenüber: "Unsere Vorfahren gaben ihre paläolithische Existenz nicht bereitwillig auf." (J.E. McClellan und H. Dorn) Es setzt sich die Einsicht durch, dass die 'Urgesellschaft' nur in bestimmten Regionen durch die Not der knapper werdenden Ressourcen gezwungen wurde, sich auf neue Wege des Wirtschaftens einzulassen. Außerdem lag mit der Bevorratung von Saatgut und Zuchtvieh eine volkswirtschaftliche Kapitalbildung vor, die ihrerseits den Raub lukrativer machen konnte und jedenfalls Vorkehr dagegen erzwang.

Dass die Menschen Jahrtausende später noch den Bruch mit der drei (bis fünf) Millionen Jahre dauernden Wildbeuterzeit sehr intensiv empfanden, zeigt die Stilisierung des Naturmenschen Enkidu im sumerischen Gilgamesch-Epos (im heutigen Irak).

Siehe auch: Neolithisierung, Revolution