'{|beschreibt die Gruppe der Acht. Für weitere Bedeutungen von „G8“ siehe G8 (Begriffsklärung).}}
Mitgliedstaaten der G8 und ihre Vertreter bei den Weltwirtschaftsgipfeln |
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Vorlage:Border Deutschland – Angela Merkel |
Vorlage:Border Frankreich – Nicolas Sarkozy |
Vorlage:Border Italien – Romano Prodi |
Vorlage:Border Japan – Shinzō Abe |
Vorlage:Border Kanada – Stephen Harper |
Vorlage:Border Vereinigte Staaten – George W. Bush |
Vorlage:Border Vereinigtes Königreich – Gordon Brown |
Vorlage:Border Russland (kein Vollmitglied) – Wladimir Putin |
Vorlage:Border Europäische Union (Beobachterstatus) – José Manuel Durão Barroso |
Der Gruppe der Acht (G8) gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Russland, die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich an. Daneben ist in dem Gremium auch die Europäische Kommission mit einem Beobachterstatus vertreten. Den Vorsitz übernimmt jeweils ein Land für die Dauer eines Jahres. Die G8 gilt nicht als internationale Organisation, sondern vielmehr als internationales Netzwerk (welches zwar auch auf Normen und Regeln beruht, allerdings keine inhaltlichen oder substanziellen Vorschriften besitzt). Ihre Treffen sind informell, um in „entspannter Runde“ globale Themen und Probleme zu beraten. Die G8-Länder vereinigen in Kaufkraftparitäten gemessen ca. 50 % und in tatsächlichen Preisen gemessen zwei Drittel des Welthandels und des Weltbruttonationaleinkommens (BNE) in sich. Von der Weltbevölkerung leben zwischen 13 % und 14 % in den G8-Ländern. Auf dem jährlichen Weltwirtschaftsgipfel treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten und anderer Staaten. Kurz zuvor kommen die Außenminister der Staaten zusammen und erörtern speziell außenpolitische Themen. Daneben gibt es im Rahmen des G8-Prozesses ständige Konsultationen unter den Vollmitgliedern.
Entstehung und Aufgabenbereich
Gegründet wurde die Gruppe als G6 (Gruppe der Sechs) 1975 im Rahmen eines Kamingespräches auf Schloss Rambouillet, an dem die Staats- und Regierungschefs der Bundesrepublik Deutschland (vertreten durch Bundeskanzler Helmut Schmidt), Frankreichs (mit Präsident Valéry Giscard d’Estaing als Gastgeber), Italiens, Japans, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten teilnahmen. Die Themen damals waren die Währungspolitik nach dem Zusammenbruch des Wechselkurssystems von Bretton Woods und die Reaktion auf die erste große Ölkrise. Damals war der Gipfel als Forum geplant, um in kleinem Kreis über Finanz- und Währungsfragen zu diskutieren. Ihr Themenbereich hat sich aber erheblich ausgeweitet, wodurch Gesundheits- und Bildungspolitik, Wirtschaft, Bevölkerungsentwicklung, Umwelt, Klimawandel, Außenpolitik, Fragen des internationalen Rechtes, Strafverfolgung, Terrorismus, internationaler Handel und Binnenangelegenheiten (Anbindung an Land-, See- und Luftwege) in den Debatten besprochen werden. Außenpolitische Themen haben sich mittlerweile in den Vordergrund geschoben, da die internationalen Verknüpfungen diese Angelegenheiten vorrangig werden lassen.
Die G8 bezeichnet sich selbst als ein „Abstimmungsforum“, das konstruktiv Fragen bezüglich der Weltpolitik, in gemeinsamer Verantwortung und Konsens bearbeitet. Die Globale-G8-Partnerschaft wurde als eine Initiative gegen Massenvernichtungswaffen von der G8 selber ins Leben gerufen. Transnationale Probleme können „in der globalisierten Welt […] nur im Verbund mit anderen gelöst werden“, lautet die G8-Vorstellung der Bundesregierung.[1]
Aus den jährlichen Treffen in kleiner Runde ist inzwischen eine permanente Kooperation auf der Ebene von Ministern und hohen Regierungsbeamten geworden. Sie bereiten die jährlichen Gipfel vor, stimmen nationale Positionen ab und sorgen bereits im Vorfeld der Gipfel teilweise für eine Klärung unterschiedlicher Positionen. Zu diesem Zweck entsendet jedes Land sogenannte Sherpas und Sous-Sherpas. Der von dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder beauftragte deutsche Sherpa ist Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Deutsche Sherpas von prominenter Reputation waren unter anderem der heutige Bundespräsident Horst Köhler sowie der frühere Präsident der Deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer.
Entwicklung von der G6 zur G8
- 1975: G6 – Bundesrepublik Deutschland, Italien, Frankreich, Japan, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten
- 1976: G7 – Kanada wird Mitglied
- 1998: G8 – Russland wird Teilnehmer
Russland ist zwar inzwischen ebenfalls Mitglied, von den finanz- und währungspolitischen Beratungen jedoch noch ausgeschlossen. Ob es zu einer Vollmitgliedschaft Russlands kommt, bleibt angesichts zahlreicher Vorbehalte dahingestellt. Schon die erstmalige Übernahme des G8-Vorsitzes durch Russland im Jahr 2006 wurde in den USA von manchen heftig kritisiert. Daher ist es immer noch angebracht, zwischen der G7 der Vollmitglieder und der G8 unter Einbeziehung Russlands zu unterscheiden.
Spanien bemüht sich bereits seit längerem um die Aufnahme als Vollmitglied. Laut Weltbank ist sein Bruttonationaleinkommen (2005: 1.100 Mrd. US-Dollar) tatsächlich etwas höher als das von Kanada (2005: 1.052 Mrd. US-Dollar).
Wirtschaftliche Bedeutung
In den Ländern der Gruppe der Acht leben rund 14 % der Weltbevölkerung, dort entstehen aber fast zwei Drittel des Welt-Bruttonationaleinkommens (BNE, in laufenden US-Dollar gerechnet, siehe World Development Report 2006 und 2007 der Weltbank). 1975 und 1976 waren die G6 bzw. die G7 die sechs bzw. sieben größten Volkswirtschaften der Welt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (siehe Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt) oder inzwischen am Bruttonationaleinkommen, in jeweiligen Wechselkursen und Preisen (in US-Dollar). Inzwischen hat aber China Italien und Kanada überholt, und vor Russland käme eine ganze Reihe von Ländern mit größerem BNE wie Mexiko, Indien, Südkorea, Brasilien und Australien. Spanien hat es bis zum achten Platz (in Bezug auf das BIP) geschafft und hat Kanada somit überholt.
2004 | Bevölkerung | BNE | 2005 | Bevölkerung | BNE | ||||
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Mio. | % | Mrd. US-Dollar | % | Mio. | % | Mrd. US-Dollar | % | ||
Welt | 6345,1 | 100,0 | 39833,6 | 100,0 | Welt | 6438 | 100,0 | 44983,3 | 100,0 |
Vereinigte Staaten | 293,5 | 4,6 | 12150,9 | 30,5 | Vereinigte Staaten | 296 | 4,6 | 12969,6 | 28,8 |
Japan | 127,8 | 2,0 | 4749,9 | 11,9 | Japan | 128 | 2,0 | 4988,2 | 11,1 |
Deutschland | 82,6 | 1,3 | 2498,0 | 6,2 | Deutschland | 82 | 1,3 | 3045,0 | 6,5 |
Vereinigtes Königreich | 59,4 | 0,9 | 2016,4 | 5,1 | Vereinigtes Königreich | 60 | 0,9 | 2263,7 | 5,0 |
Frankreich | 60,0 | 0,9 | 1858,7 | 4,7 | Frankreich | 61 | 0,9 | 2177,7 | 4,8 |
Italien | 57,6 | 0,9 | 1503,6 | 3,8 | Italien | 57 | 0,9 | 1724,9 | 3,8 |
Kanada | 31,9 | 0,5 | 905,6 | 2,3 | Kanada | 31,9 | 0,5 | 1051,9 | 2,3 |
Russland | 142,8 | 2,3 | 487,3 | 1,2 | Russland | 143 | 2,2 | 639,1 | 1,4 |
G8 | 855,6 | 13,5 | 26161,4 | 65,7 | G8 | 859 | 13,3 | 28667,4 | 63,7 |
Kritik, Proteste und Alternativen
Genauso wie die Gipfel der Welthandelsorganisation (WTO) wurden auch die G8-Gipfel immer wieder Ziel von Protesten autonomer Gruppen und der globalisierungskritischen Bewegung.
Großes Medienecho löste der Tod von Carlo Giuliani aus, der während der Proteste 2001 von einem Polizisten beim Angriff auf ein Polizeifahrzeug in Genua erschossen wurde. Auch sonst zeichnete sich dieser Gipfel durch zahlreiche gewaltätige Auseinandersetzungen zwischen autonomen Gruppierungen und Polizisten im Umfeld der Demonstranten aus, was zu mehreren Gerichtsverfahren gegen Demonstranten und Polizisten führte. Mehrere zum Teil hochrangige Polizisten wurden wegen Körperverletzung und Folterung von Demonstranten angeklagt. Neben dem Prozess über die Übergriffe während der Stürmung der Diaz-Schule fand der Prozess über Folterung im Gefängnis Bolzaneto (siehe Bolzaneto-Prozess) große Aufmerksamkeit in den Medien (siehe dazu G8-Gipfel in Genua 2001).
Das Weltsozialforum sowie die kontinentalen und regionalen Sozialforen bieten Gegenveranstaltungen zu den Gipfeln der Welthandelsorganisation (WTO), dem Davoser Weltwirtschaftsforum und den jährlichen Weltwirtschaftsgipfeln der Regierungschefs der G8-Staaten. Die Foren sind offene Treffen, um direkte Einflussnahme und Diskussion von Ideen für zivile Personen und Gruppen zu ermöglichen. Inhaltlich richten sie sich gegen eine von Kapital oder jeglicher Form von Imperialismus dominierte Welt und machen sich für die Errichtung einer humanen Gesellschaft auf ihre Weise stark. Nach eigener Charta wird zusammen nachgedacht, über verschiedene Ansichten debattiert, werden Vorschläge formuliert und Erfahrungen frei ausgetauscht, ohne jedoch ihren Vorschlägen durch direkte Handlungsmacht, wie etwa Staatsregierungen sie haben, zur Durchführung verhelfen zu können.
Liste der G6-, G7- und G8-Treffen
Nr. | Jahr | Bezeichnung | Land | Hauptthemen |
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1. | 1975 | G6-Gipfel in Rambouillet 1975 | Frankreich | |
2. | 1976 | G7-Gipfel in San Juan 1976 | Vereinigte Staaten | |
3. | 1977 | G7-Gipfel in London 1977 | Vereinigtes Königreich | |
4. | 1978 | G7-Gipfel in Bonn 1978 | Bundesrepublik Deutschland | Weltkonjunktur, Einsparung von Öl |
5. | 1979 | G7-Gipfel in Tokio 1979 | Japan | Flugzeugentführungen, Indochina-Flüchtlinge |
6. | 1980 | G7-Gipfel in Venedig 1980 | Italien | |
7. | 1981 | G7-Gipfel in Ottawa 1981 | Kanada | |
8. | 1982 | G7-Gipfel in Versailles 1982 | Frankreich | |
9. | 1983 | G7-Gipfel in Williamsburg 1983 | Vereinigte Staaten | |
10. | 1984 | G7-Gipfel in London 1984 | Vereinigtes Königreich | |
11. | 1985 | G7-Gipfel in Bonn 1985 | Bundesrepublik Deutschland | |
12. | 1986 | G7-Gipfel in Tokio 1986 | Japan | |
13. | 1987 | G7-Gipfel in Venedig 1987 | Italien | |
14. | 1988 | G7-Gipfel in Toronto 1988 | Kanada | |
15. | 1989 | G7-Gipfel in Paris 1989 | Frankreich | |
16. | 1990 | G7-Gipfel in Houston 1990 | Vereinigte Staaten | |
17. | 1991 | G7-Gipfel in London 1991 | Vereinigtes Königreich | |
18. | 1992 | G7-Gipfel in München 1992 | Deutschland | |
19. | 1993 | G7-Gipfel in Tokio 1993 | Japan | |
20. | 1994 | G7-Gipfel in Neapel 1994 | Italien | |
21. | 1995 | G7-Gipfel in Halifax 1995 | Kanada | |
22. | 1996 | G7-Gipfel in Lyon 1996 | Frankreich | |
23. | 1997 | G7-Gipfel in Denver 1997 | Vereinigte Staaten | |
24. | 1998 | G8-Gipfel in Birmingham 1998 | Vereinigtes Königreich | |
25. | 1999 | G8-Gipfel in Köln 1999 | Deutschland | |
26. | 2000 | G8-Gipfel in Okinawa 2000 | Japan | |
27. | 2001 | G8-Gipfel in Genua 2001 | Italien | |
28. | 2002 | G8-Gipfel in Kananaskis 2002 | Kanada | |
29. | 2003 | G8-Gipfel in Évian-les-Bains 2004 | Frankreich | |
30. | 2004 | G8-Gipfel in Sea Island 2004 | Vereinigte Staaten | internationaler Terrorismus, Entwicklungshilfe, Naher und Mittlerer Osten |
31. | 2005 | G8-Gipfel in Gleneagles 2005 | Vereinigtes Königreich | globale Klimaveränderung, wirtschaftliche Entwicklung Afrikas, Nichtverbreitung von Atomwaffen |
32. | 2006 | G8-Gipfel in St. Petersburg 2006 | Russland | Nutzung der Atomenergie, Israel-Libanon-Krise |
33. | 2007 | G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 | Deutschland | Energieverbrauch, Klimawandel, Raketenabwehrsysteme, Hilfe für Afrika |
34. | 2008 | G8-Gipfel in Tōyako 2008 | Japan | |
35. | 2009 | G8-Gipfel auf La Maddalena | Italien | |
36. | 2010 | Kanada | ||
37. | 2011 | Frankreich | ||
38. | 2012 | Vereinigte Staaten | ||
39. | 2013 | Vereinigtes Königreich | ||
40. | 2014 | Russland | ||
41. | 2015 | Deutschland |
Quellenangaben
Siehe auch
- Weltsozialforum
- Europäisches Sozialforum
- G8+5, Outreach-Länder/O5-Staaten (größte Schwellenländer)
- G15 (Entwicklungsländer)
- G20 (jeweils eine Gruppe Industrie-/Schwellenländer bzw. Entwicklungsländer)
- G33 (jeweils eine Gruppe Industrie-/Schwellenländer bzw. Entwicklungsländer)
- Triade (Wirtschaft)
- J8