Der Martinet ist eine mehrriemige, kleine Peitsche, die in Frankreich traditionell vor allem zur körperlichen Züchtigung von Kindern und Jugendlichen und zur Erziehung von Haustieren benutzt wird. Er besteht aus einem Holzstiel und bis zu 20, in der Regel aber 9 dünnen Lederriemen (in der Regel aus Produktionsabfällen der lederverarbeitenden Industrie) und wurde bisher traditionell in Zoohandlungen verkauft. Früher war der Martinet auch in Farben- und Haushaltswarengeschäften sowie Drogerien erhältlich. In französischen Familien gehörte der Martinet in der Vergangenheit zum festen Haushaltsinventar und war oft für alle sichtbar in der Küche an einem Haken aufgehängt. Oft war der Martinet ein Geschenk vom Weihnachtsmann, ob Kinder das als ein Weihnachtsgeschenk betrachtet haben, ist ein anderes Kapitel. Der Name stammt von dem für seine strenge Disziplin berüchtigten ersten französischen Generalinspekteur der Armee (intendant de l´armée). Dieses Amt wurde unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. (1643-1715) geschaffen. Andere Quellen behaupten jedoch, dass der Begriff Martinet vom französischen Wort für Hammer (marteau) abgeleitet sei. Da in Frankreich die elterliche Züchtigung nach wie vor legal ist, wird auch der Martinet noch benutzt, wenngleich Behörden einen maßvollen Umgang mit „die körperliche Strafe verschärfenden Mitteln“ empfohlen hatten. Seit 1984 ist die Anwendung des Martinets zur Bestrafung von Kindern, jedoch nicht von Jugendlichen verboten; gleichwohl gab es den Martinet seitdem nur noch in Zoofachgeschäften und den entsprechenden Abteilungen der Supermärkte und Warenhäuser zu kaufen, oft mit dem Hinweis auf der Klarsichtverpackung oder als Aufkleber, dass der Martinet nur für Hunde (und Katzen) bestimmt sei. Ein maßvoller Umgang, mehr als Drohinstrument, wurde aber auch für die Tiere angeraten. In den letzten Jahren ist der Martinet inzwischen auch aus den zoologischen Fachgeschäften -und abteilungen der Selbstbedienungsläden verschwunden, selbst die traditionellen Zoogeschäfte in der Nähe von Notre Dame in Paris führen keine Martinets mehr. Verfügbar sind Martinets im Internethandel und gelegentlich noch in den sogenannten Hypermarchés, werden aber vielfach nach dem Abverkauf nicht mehr aufgefüllt.

Der Martinet gilt als schmerzhafter als der, insbesondere früher in Deutschland, weiter verbreitete Rohrstock oder als das in 23 Bundesstaaten der USA weiterhin zur körperlichen Züchtigung in den Schulen verwandte Paddle, zumal der Martinet fast ausschließlich auf dem nackten Rücken und Gesäß, aber auch auf den Oberschenkeln eingesetzt wird, während mit Rohrstock und Paddle nur das Gesäß gezüchtigt wird. Gegner der elterlichen Züchtigung verweisen auch auf die Demütigung, die durch die Züchtigung hervorgerufen wird und kämpfen seit langem für entsprechende Änderungen der Gesetze. Jedoch wird vor allem in den ländlichen Regionen Frankreichs der Martinet auch heute noch in der Erziehung von Haustieren, Kindern und Jugendlichen benutzt, wie regelmäßige Umfragen belegen.
In Deutschland bekannte Formen des Martinets sind die Klopfpeitsche und der Westfälische Siebenstriemer. Klopfpeitschen mit bis zu 12 Riemen wurden in Deutschland noch bis in die 1970er-Jahre hinein für die Züchtigung von Kindern und Jugendlichen benutzt.