Artland (Landschaft)

Landschaft im Landkreis Osnabrück
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Das Artland liegt im Landkreis Osnabrück (Niedersachsen) und umfasst die heutige Samtgemeinde Artland mit den Gemeinden Badbergen, Menslage, (Nortrup)*,Quakenbrück und außerdem die Gemeinde Gehrde.

Nach Ende der Eiszeit war das Gebiet des heutigen Artlandes ein großes Schmelzwasserbecken, das von dem örtlichen Fluss, der Hase bzw. ihrem Vorläufer, langsam mit Schwemmsand verfüllt wurde.

Die so entstandenen Flächen ermöglichen eine ertragreiche Landwirtschaft, welche über Jahrhunderte hinweg die heutige bäuerlich geprägte Landschaft formte. Die dünn besiedelte Region ist heute geprägt von Wiesen, Äckern, Wallhecken, Feldgehölzen und kleinen Wäldchen.

Was ist das Artland? Es ist unklar, in welchem Umfang man von dieser im Jahre 1309 erstmalig auftauchenden Bezeichnung für die Region sprechen kann. Die 1972 gegründete Samtgemeinde Artland umfasst mit Quakenbrück, Menslage und Badbergen einen großen Teil des Kernlandes. Zum Artland zählt auch Gehrde, das wie Menslage, Quakenbrück und Badbergen von der fruchtbaren Haseniederung profitierte. Nortrup gehört nicht zum Artländer Kernland. Es löste sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts politisch und kirchlich von Ankum (Gründung der kath. Pfarrei 1908). Der Begriff Artland wird auch gerne von Ankum verwendet (Artländer Dom), Ankum war jedoch Jahrhunderte lang Mittelpunkt des Farngaues, zu dem auch Nortrup gehörte.


Kulturschatz Artland

Der Kulturschatz Artland ist die allgemeine Bezeichnung für die historische Bauernhofkultur im Artland. Diese Kultur ist geprägt durch eine große Zahl prächtiger, Jahrhunderte alter Fachwerkhöfe - und deren Innenausstattung. Mehr als hundert dieser malerischen Eindachhöfe (Niedersachsenhäuser) stehen unter Denkmalschutz, und die Gesamtzahl der denkmalgeschützten Gebäude liegt bei über 6000. Türen und Tore der Gebäude werden häufig von prächtigen Halbrosetten gekrönt. Rossetten finden sich auch auf den reich verzierten Artländer Möbeln. Auffällig sind die reich gestalteten Schauseiten von Eichenholzmöbeln – mehrheitlich Braut-Truhen – deren kunstreiche handwerkliche Produktion zwischen 1721 und 1856 ihren Höhepunkt hat: Denn ab 1720 breitete sich relativ plötzlich ein charakteristischer „Löninger Zierstil“ heraus, das für die Landschaft charakteristische Motiv des Artländer Drachens. Das sog. "Drachenkopfwellenrankenornament" verknüpft Wellenranken mit Drachenkopfabschluß und Weinreben-Motive – letztere waren eine Anspielung auf das Gleichnis vom wahren Weinstock im Johannes-Evangelium. Um 1770 verschwand der religiöse Rekurs ebenso rasch und wich einem neuen Dekor, in dem Wellenranken mit floralen Ornamenten vorherrschten. Nach dieser Säkularisierung der Formensprache vollzog sich um 1860 ein weiterer Umbruch, der die Löninger Eigenheiten zugunsten großregional orientierter Schmucktechniken abschliff.

Dazu muss man wissen, dass die Artländer Bauern in Deutschland Jahrhunderte lang die einzig freien Bauern waren - zwischen Ostfriesland und dem Alpenraum. Infogedessen hatten die Bewohner dieses außerordentlich ertragreichen Landstrichs weitaus mehr Chancen auf eine breit gefächerte und geradezu weltmännische Bildung. Auch Töchter bekamen eine gute Ausbildung, meist wurden sie Lehrerinnen. Gleichzeitig gelang es den Artländern - im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands - die Geburtenzahl gering zu halten. Anders als in den benachbarten kinderreichen Regionen gab es daher keine Anerben-Regelung und infolgedessen im Erbfall auch keine Teilung von Hof und Ackerland: Der ungeteilte Besitz einer Familie konnte geschlossen weiter vererbt werden. Aus diesen besonderen, günstigen Bedingungen heraus erschloss sich ein ausgeprägtes Bewusstsein für Kunst und Kultur, das in der lokalen Gestaltung des Besitzes seinen Ausdruck fand und dessen Gestaltungsfreude heute noch vor Ort, aber auch im nahe gelegenen Freilichtmuseum in Cloppenburg besichtigt werden kann - insbesondere an den historischen Artländer Gebäuden und Möbeln.

Sport

Aus der charakteristischen - und nur die Artländer Region betreffenden - Tradition des Drachenkopf-Schnitzwerks auf dem Eichenholz von Hausbalken und repräsentativen alten Möbeln leitet sich heute der Name der erfolgreichen Basketballmannschaft der Artland Dragons ab.

Tourismus

Offensichtlich waren sich die Bewohner des Artlandes der Schönheit ihrer eigenen Heimat und Umgebung nicht so recht bewusst. Denn erst seit ungefähr zehn Jahren setzt die Werbung für die Eigenheiten von Landschaft und Kultur des Artlandes langsam ein. Zur Förderung von Wirtschaft und Tourismus der Region wurden die Wirtschaftsagentur Artland (WAAL) und darüber hinaus die ARTour (Artland Touristik) gegründet

Literatur

Dettmer, Hermann: Volkstümliche Möbel aus dem Artland und den angrenzenden Gebieten. 4 Bde. (Textteile, farb. Abbildungen, Skizzen, Karten). Cloppenburg, Museumsdorf, 1982- 1998, Reihe: Materialien zur Volkskultur nordwestliches Niedersachen, hrsg. von Helmut Ottenjann.