Umschulung
Eine Umschulung ist die Erlernung eines neuen Berufs oder einer neuen Qualifikation. Sie ist also eine Möglichkeit, einen neuen Beruf zu erlernen, wenn es mit dem alten Beruf nicht mehr klappt.
Eine Umschulung wird dem Bereich der beruflichen Weiterbildung zugeordnet, damit also der Erwachsenen- und Weiterbildung
In Deutschland werden Umschulungen häufig von der öffentlichen Hand, meist Arbeitsamt, manchmal sogar der Bundeswehr, oder als Reha-Leistung finanziert.
Umschüler fließen während der Dauer ihrer Maßnahme nicht in die offizielle Arbeitslosenstatistik des Staates ein. Für viele der Teilnehmer ergibt sich danach auch tatsächlich die Reintegration ins Berufsleben. So ergeben sich für beide Seiten Vorteile.
Warum?
Das kann verschiedene Gründe haben: Man war sehr lange krank oder aus anderen Gründen lange arbeitslos und ist aus dem Beruf draußen. Vielleicht gibt es für den alten Beruf nicht mehr genügend Nachfrage oder der alte Beruf lag einem auch einfach nicht mehr.
Da gibt es auch die Studierenden, bei denen es im Studium nicht geklappt hat, oder die Frauen, die aufgrund ihrer Kinder eine Ausbildung abgebrochen haben. In diesen Fällen, in denen jemand vorher noch keinen Beruf erlernt hat, spricht man nicht von Umschulung, sondern ggf. von einer Ausbildung (so wird dies auch im Lebenslauf und bei den Bewerbungen bezeichnet).
Ziel der Teilnahme an einer Weiterbildungsmaßnahme ist die Möglichkeit, im Erwerbsleben dauerhaft und qualifiziert tätig sein zu können.
Wo?
In der Zeitung finden sich an jedem Wochenende Angebote von zahllosen Bildungsinstituten, die Kurse für Umschüler anbieten. Als Beispiel seien die bundesweit 27 Berufsförderungswerke (BFW) mit 15.000 Ausbildungsplätzen genannt. Beim örtlichen Arbeitsamt gibt es auch Listen von diesen Instituten. Diese Institute leben hauptsächlich vom Haushalt der Bundesagentur für Arbeit und anderen Töpfen der öffentlichen Hand - ein Milliardenbudget.
Was?
Das Angebot umfasst (vom Bedarf bestimmter Branchen abhängig) Kurse wie zum Beispiel Werbekaufmann, Fachinformatiker, Krankenpfleger, Datenbankentwickler oder Landschaftsgärtner.
Umschulungen dauern 9 Monate bis 2 Jahre in Kursen von 15 bis 20 Teilnehmern und umfassen in der Regel auch ein Praktikum von einigen Monaten Länge. Über den Bildungsgutschein sind demnächst auch kürzere Maßnahmen geplant.
Dabei muss man unterscheiden: zu einer Berufsausbildung gehören eine gesetzliche Definition des Berufsbildes, eine Dauer von 2 Jahren und eine IHK-Abschlussprüfung; bei kürzeren Lehrgängen handelt es sich lediglich um einen fachlichen Schwerpunkt, den man erlernt.
Ein kürzerer Lehrgang kann Vorteile haben, aber mindestens einen ersten Berufsabschluss sollte man im Leben besser haben.
Geld
Der Bildungsträger (gemeint ist das Institut) und die entsprechende "Maßnahme" (so heißt der Lehrgang) müssen vom Arbeitsamt als förderungswürdig anerkannt sein.
Der Teilnehmer muss ebenfalls förderwürdig sein. Früher richtete sich das zum Teil auch nach Region und Stadtteil des Wohnsitzes. Heute ist ein Wohnsitzwechsel nur noch ratsam, wenn das Budget des örtlichen Arbeitsamtes definitiv verbraucht ist.
Die Kosten des Kurses übernimmt dann gegebenenfalls das Arbeitsamt. Diese Kosten betragen in der Regel 10.000 bis 20.000 Euro. Diese Kosten wirken hoch - sind aber gering im Vergleich zu den staatlichen Unterhaltskosten für einen jahrelang nicht erwerbstätigen Arbeitnehmer!
Die Fragen Unterhalt, Krankenversicherung, Fahrtkosten und gegebenenfalls Unterbringungskosten (wenn Schulungsort oder Praktikumsstelle weit auswärts liegen) des Teilnehmers laufen über Arbeitsamt (z.B. Europäischer Sozialfonds, kurz ESF) oder über das Sozialamt. Diese Kosten sind ähnlich hoch wie die des Kurses.
Eine Teilnahme am Kurs macht eigentlich nur dann Sinn, wenn die Finanzierungen sowohl für den Kurs als auch für den Unterhalt stehen.
Tipps
Nach außen
Man sollte ich das Institut vorher sehr gut anschauen (wie kompetent und qualifiziert wirken die Mitarbeiter des Institutes, wie glücklich sind die Teilnehmer, wie sehen die Räume aus, welche Hardware und Ausstattung gibt es, können zusätzliche Zertifikate erworben werden (MCSE, LCCI usw.).
Gegenüber dem Arbeitsamt muss man sehr beharrlich sein. Zusagen entpuppen sich als Absagen, aus Absagen werden plötzlich Zusagen. Und bewilligte Mittel (gleich Gelder) für den Lebensunterhalt kommen monatelang nicht an, wenn man nicht nachhakt.
In der Maßnahme muss man schon 6 Monate vor Praktikumsbeginn mit den Bewerbungen um einen Praktikumsplatz beginnen. An seinen Bewerbungsmappen sollte man hart arbeiten.
Vorteilhaft sind namhafte Firmen sowie Unternehmen, die auch verantwortungsvollere Tätigkeiten zu bieten haben. Die Möglichkeit, Gelerntes umsetzen zu können, ist sehr wichtig.
Nach innen
Man sollte sich auf seine Fähigkeiten und Neigungenbesinnen und sich überlegen, in welchen Branchen man sein Glück suchen möchte.
Man sollte wieder Freude am Lernen entwickeln und Prüfungen auch als einen Anreiz und Herausforderung sehen (das Heimspiel des Lieblingsvereins findet man ja auch spannend).
Umschulungen sind eine Chance, aber man muss was aus ihnen machen. Ein positives Gefühl kommt nicht sofort und ist verletzlich.
Weblinks
Rechtsgrundlagen
- Sozialgesetzbuch III (SGB III) (Arbeitsförderungsreformgesetz)
- Berufsbildungsgesetz (BBIG)
- ESF-Verordnung