Fertagus

Eisenbahnverkehrunternehmen aus Portugal
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Fertagus ist ein portugiesisches Verkehrsunternehmen, das als bisher einziges privates Verkehrsunternehmen Zugverkehr im portugiesischen Eisenbahnnetz neben der staatlichen Eisenbahngesellschaft CP betreibt. Zusätzlich zu den Nahverkehrszügen betreibt Fertagus außerdem zahlreiche Buslinien. Fertagus ist Teil der Firmengruppe Barraqueiro und hat seinen Sitz in Lissabon. Der Firmenname Fertagus ist eine Kofferwort aus der Verkürzung des portugiesischen Wortes für Eisenbahn, caminhos-de-ferro, und dem lateinischen Namen des Flusses Tejo, tagus.

Logo der Fertagus
Logo der Fertagus

Geschichte

 
Fertagus-Doppelstockzug am Bahnhof Corroios
 
Innenraum eines Fertagus-Doppelstockzuges

Nachdem die portugiesische Regierung 1997 beschlossen hatte, die Funktionen der portugiesischen Staatsbahn zu beschneiden, waren zahlreiche Veränderungen im portugiesischen Eisenbahnsystem vonnöten. Die Staatsbahn CP behielt von da an nur noch den Zugbetrieb, das Schienennetz selbst übertrug die Regierung der neugegründeten staatlichen Betreibergesellschaft REFER, die Werkstätten und Zuginstandhaltungen ging auf die EMEF über, die Kontroll- und Regulierungsfunktion des Eisenbahnnetzes übertrug die Regierung per Reform auf das Nationale Institut für Eisenbahnverkehr. Im Zuge dieser Öffnung des Eisenbahnnetzes war es nun auch privaten Verkehrsunternehmen möglich, sich im Eisenbahnnetz Portugals zu betätigen.

Zwischen 1996 und 1999 ließ das portugiesische Verkehrsministerium die Brücke des 25. April mit einem Eisenbahndeck ausbauen, um so mehr Pendler von der Straße zur Schiene zu bringen. 1998 wurde erstmals der Verkehr auf der sogenannten Neubaustrecke Eixo Norte/Sul, der neuen Verbindungsstrecke zwischen Lissabon über die Brücke des 25. April und den Vororten auf der anderen Seite des Tejo, ausgeschrieben. Die Ausschreibung für einen 30-jährigen Verkehrsvertrag gewann die neugründete Gesellschaft Fertagus, eine Tochtergesellschaft des Lissaboner Verkehrsunternehmens Barraqueiro, die den Verkehr zwischen Lissabon-Entrecampos und Fogueteiro ab dem 30. Juli 1999 übernahm.

Ab September 2003 verlängerte Fertagus den Zugverkehr im Raum Lissabon um eine Station zum umgebauten Bahnhof Lissabon-Roma/Areeiro, damit erhielten die Fertagusvorortzüge eine weitere Umsteigemöglichkeit zur Lissabonner Metro. Seit Oktober 2004 fuhren die Fertagus-Züge im Süden über Pinhal Novo nun bis zur Distrikthauptstadt Setúbal, zuvor war das Verbindungsstück zwischen der Eisenbahnstrecke Eixo Norte/Sul und der Linha do Sado zwischen Barreiro und Setúbal fertiggestellt worden. Die Verlängerung der Strecke bis Setúbal führte zu einem starken Fahrgastanstieg auf der Strecke nach Lissabon, allein im ersten Fahrplanjahr fuhren zwei Millionen zusätzliche Fahrgäste mit den Zügen des privaten Bahnbetreibers.[1] Da Fertagus jedoch nicht genügend Fahrzeuge besaß, um einen durchgehenden 15-Minuten-Takt bis Setúbal durchzuführen und die prognostizierten Fahrgastzahlen dies auch nicht rechtfertigen, fährt seitdem nur jeder dritte Zug bis nach Setúbal, die anderen Züge enden vorher am Bahnhof Coina. 2005 erfogte eine Novellierung des Konzessionsvertrages mit Fertagus, die Regierung kürzte den Verkehrsvertrag nachträglich auf insgesamt 15 Jahre mit der Möglichkeit einer Verlängerung ab 2019; für sieben Jahre, von 2004 bis 2010, erhält Fertagus insgesamt 57,6 Millionen Euro als Ausgleichzahlung, zwischen 2010 und 2019 wird Fertagus auf eigene Rechnung und ohne Ausgleich fahren müssen.[2] Möglich war diese Novelleriung des Vertrages durch eine Schutzklausel, die eine Revision erlaubt, falls weniger Fahrgäste als geplant mit den Zügen fahren sollten. Da 30 Prozent weniger Fahrgäste mit den Zügen fuhren als geplant, trat dieser Fall ein.[3]

Mit Fertagus fährt somit der erste und bisher einzige private Zugbetreiber im portugiesischen Eisenbahnnetz, und erstmals muss eine Verkehrsgesellschaft auch direkt Gebühren für die Benutzung der Bahnhöfe auf der Strecke zwischen Lissabon und Setúbal an den staatlichen Schienennetzbetreiber REFER bezahlen. Teilweise betreibt Fertagus zusätzlich Zubringerbusse, die die umliegenden Dörfer und Städte mit den Bahnhöfen verbinden, diese firmieren unter dem Namen SulFertagus.

Fahrzeuge

Fertagus betreibt die Strecke zwischen Lissabon-Roma/Areeiro und Setúbal mit 18 Doppelstockzügen des Typs X'TRAPOLIS Tagus, die GEC Alstom in den Jahren 1999 und 2000 herstellte und jeweils aus vier Wagen bestehen. Die nach Vorbild der spanischen Renfe-Züge gebauten Wagen bieten in einem Waggon 1210 Fahrgästen Platz, davon sind 476 Sitzplätze. Die Züge sind außerdem mit Klimaanlagen und Fahrgastinformationssystemen ausgestattet. Die Züge halten an 14 Stationen, für die gesamte Strecke brauchen sie 57 Minuten.

Quellen

  1. Setúbal dá dois milhões de passageiros, [Setúbal bringt zwei Millionen Fahrgäste], Diário de Notícias, 7. März 2005
  2. Estado paga 57,6 milhões à Fertagus até 2010, [Staat bezahlt Fertagus 57,6 Millionen bis 2010], Diário de Notícias, 7. März 2005
  3. Reduzido período da concessão da Fertagus, [Fertagus-Konzession gekürzt], Jornal de Notícias, 29. Januar 2005
Commons: Fertagus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien