Proto-Keilschrift

Schreibsystem der Uruk-Zeit
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Als Proto-Keilschrift wird dasjenige Schreibsystem definiert, mit dessen Hilfe die archaischen Texte aus der späten Uruk Zeit (d.i. Uruk IV – Uruk III) bis hin zur beginneden früdynastischen Zeit (fDyn I) geschrieben wurden, also die Schrift der Texte um 3200 v. Chr. – 2700 v. Chr. Es sind bisher 5820 archaische Texte bekannt, die meist auf Ton-, aber auch Stein- und Gipstafeln zu finden sind.

Vorgänger der Proto-Keilschrift

Es wurde gelegentlich argumentiert, dass die Proto-Keilschrift aufgrund ihres schon sehr standardisierten und hoch entwickelten Schriftsystems, piktographische Vorgänger gehabt haben muss, die entweder noch nicht ausgegraben oder schon zerstört sind, da sie auf einem Material geschrieben worden sein könnten, das nicht so haltbar ist wie Ton. Dieses argumentum ex silencio ist zu verwerfen. Es konnte verschiedentlich gezeigt werden, dass die Vorläufer der Proto-Keilschrift in den Stempeln, Zylindersiegeln, den Token, den Tonbullen, numerischen und numero-ideographischen Tafeln und anderen administrativen Zählvorrichtungen zu finden sind.

Siegel

Die Siegel tauchen kurz vor den ersten beschrifteten Tafeln auf. Sie ersetzen die einfachen Stempel, die vor diesen benutzt wurden. Roll- bzw. Zylindersiegel sind zylinderförmige Artefakte aus Stein oder anderen "harten" Materialien die eine Perforation entlang ihrer vertikalen Achse aufweisen, durch die vermutlich eine Schnur gezogen wurde. Die eingravierten Motive auf diesen Siegeln reichen von einfachen geometrischen Mustern bis hin zu komplexen Abbildungen von Menschen und Tieren (z.B. Darstellungen von Wildschweinjagden, gefangenen Feinden usw.). Gesiegelt wurde in weicheres, formabares Material wie z.B. Ton, indem man das Siegel auf letzterem abrollte.

Der Akt des Siegelns war Ausdruck der Authorität einer Person oder Körperschaft über das Gesiegelte. Die siegelnde Person bzw. Körperschaft (z.B. Tempelwirtschaft) übernimmt damit die Verantwortung für ein Gut oder eine Transaktion, solange das Siegel intakt ist. Die Siegel musste daher die eindeutige Identifikation des Siegelnden ermöglichen, weshalb es keine zwei gleichen Siegel geben durfte.

Der sprunghafte Anstieg der Siegelfunde in der späten Uruk zeit deutet auf verstärkte wirtschaftliche Bewegung zu dieser Zeit hin.

Tokens

Siegel speichern Informationen über die Aktanten einer Transaktion oder den Besitzer eines Gutes, sie geben jedoch keine Auskunft über das Gut und dessen Quantität selbst. Um diese Informationen zu speichern wurden sog. Tokens benutzt. Das sind kleine Objekte aus Ton, die man in allen urukzeitlichen Ausgrabungsstätten finden kann. Ob jedoch alle als Tokens bezeichneten Objekte dieselbe Aufgabe erfüllt haben ist sehr umstritten.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Tokens, unterschieden nach ihrem Aussehen, nicht nach ihrer Funktion. (1) Plain Tokens: diese sind in Mesopotamien schon in Ausgrabungsschichten nachzuweisen, die auf 8000 Jahre v. Chr. zurückdatiert werden könne. Wie der Name schon andeutet handelt es sich um Tonartefakte, die keinerlei Zeichnung/Gestaltung und dergl. aufweisen. (2) Complex Tokens: Der Form nach ähnlich den Plain Tokens, jedoch durch verschiedene Ritzungen und Perforation von ersteren leicht zu unterscheiden.

Viele Ritzungen auf den dekorierten Tokens haben eine starke Ähnlichkeit mit den ersten Proto-Keilschriftzeichen. Es wird daher von einigen Forschern (D. Schmandt-Besserat) angenommen, dass es sich bei diesen Tokens um die direkten, dreidimensionalen Vorgänger der Proto-Keilschriftzeichen handelt. Diese Überzeugung ist in der Forschung höchst umstritten, nicht zuletzt, weil die zitierte Arbeit methodologisch sehr zu wünschen übrig lässt. Der archäologische Kontext, in dem diese Tokens gefunden wurden, war seltenst ein administrativer, ja scheint diesen von vornherein auszuschließen (s. Funde von Tokens in Kindergräbern!). Nur die in Tonbullen (siehe nächsten Abschnitt) gefundenen Token können funktional eindeutig bestimmt werden.

Tonbullen

In den Schichten direkt vor der Uruk IV Zeit finden sich die ersten Tonbullen. Bei diesen handelt es sich um Tonklumpen, meist in Form von Kugeln, in deren Inneren Plain(!) Tokens eingeschlossen wurden. Anschließend wurde die Oberfläche gesiegelt. Diese Tonbullen wurden in adminstrativem Kontext, aufgebrochen und noch verschlossen gefunden. Fundort sind vor allem Uruk und die Susiana.

Das es sich bei ihnen um ein Zählvorrichtung (counting device) handelt steht außer Frage. Offen ist jedoch noch die Natur des Zählsystems. Ob es sich dabei um das bekannte Sexagesimalsystem oder Korn-Hohlmaß System handelt kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gesagt werden.

Numerische Tafeln

Aus den Tonbullen entwickelten sich die numerischen Tafeln. Eine Vorstufe bilden Tonbullen, auf deren Oberfläche sich Formabdrücke finden lassen, die die eingeschlossenen Token in Form und Anzahl repräsentieren und dann gesiegelt wurden. So war zusätzliche Kontrolle gewährleistet. Die Abdrücke wurden entweder mit den Tokens selbst, mit Riedstengeln oder auch den Fingern selbst gemacht. Mit der Zeit ging man dazu über – u.U. aus Gründen der Handhabbarkeit – die Tonklumpen, unter Verzicht auf die Tokens, flach zu drücken und mit einer numerischen Notation zu versehen. Danach wurden diese gesiegelt.

Nur zu dieser Zeit war es gebräuchlich das runde Ende des Griffelschaftes zur Abtrennung diskreter Notationen zu benutzen. Rasch ging man dazu über mit dem flachen Ende eines Griffels die Spalten und Kolumnen abzutrennen.

Numero-Ideographische Tafeln

Numero-ideographische Tafeln finden sich in Uruk und der Susiana. Sie haben mit den numerischen Tafeln gmeinsam, dass es sich bei ihnen um flachgedrückte Tonklumpen handelt, deren Oberfläche mit einer numerischen Notation versehen ist. Im Unterschied zu letzteren besitzen sie jedoch ein, höchstens zwei Piktogramme bzw. Piktogrammgruppen, die den konkreten Gegenstand der Notation (z.B. Bier, Schafe, Sklaven) anzeigt.

Zu dieser Zeit schien der urukäische Einfluß auf die Nachbargebiete jedoch im Rückgang begriffen, was sich u.a. dadurch ausdrückt, dass sich im Norden keine numero-ideographischen Tafeln finden (sie wurden erst frühdynastisch III dahin importiert) und sich im Osten eine eigene, bisher nicht entzifferte, Schrift, das Proto-elamische, herausbildet.

Interessant ist in diesem Zusammenhang zu bemerken, dass die Zeichen der Proto-Elamischen Schrift völlig verschieden sind von denen der Proto-Keilschrift und das sich bei ihnen starke Gemeinsamkeiten mit den sog. Complex Tokens finden, die nebenbei bemerkt zu einem guten Teil auch aus der Susiana stammen. Einige Zeichen des Proto-Elamischen weisen jedoch eine starke Ähnlichkeit mit ihren Äquivalenten in der (späteren) Proto-Keilschrift auf und es erscheint der Verdacht begründet zu sein, dass diese aus dem Proto-Elamischen übernommen wurden. Das Proto-Elamische bietet daher den besten Hinweis auf einen begrenzten Transfer von auf Complex Tokens basierenden Zeichen in die Keilschrift.

Tafelformate der Proto-Keilschrift Texte

Single Entry Tafeln

Tokens, Tonbullen und numerische bzw. numero-ideographische Tafeln repräsentieren jeweils eine in sich geschlossene Informationseinheit, d.h. z.B. eine Transaktion. So nimmt es nicht Wunder, wenn die ersten Proto-Keilschrift Tafeln ebenfalls dieses Format aufweisen. Jede Tafel birgt nur eine Abbrechnung auf ihrer Oberseite (verso). Die Rückseiten (rekto) sind nicht beschrieben. Sie waren wohl zur kurzzeitigen Notation verwaltungstechnischer daten gedacht, da sich auf ihnen kein datum findet (Es sei denn, dieses wurde auf einen anderen Material – Hülle aus Schilf/Stoff? – vermerkt und ist uns daher verlorengegangen.).

Tags

Tags bilden eigentlich eine Untergruppe der Single Entry Taflen, doch sind sie hier wegen ihrer Besonderheiten eigens aufgeführt. Sie bestehen aus kissenförmigen Tafeln durch deren Längsachse eine Perforation gestoßen wurde, wahrscheinlich um sie an Gütern zu befestigen. Sie enthalten, als weitere Besonderheit keine numerische Notation, sondern nur Ideogramm(-gruppen) und Piktogramm(-gruppen). Sie bezeichnen Körperschaften (z.B. Tempelwirtschaften) oder konkrete Personen – in diesen Fällen handelt es sich wohl um Ideogramme, da Name wohl kaum rein piktographisch dargestellt werden konnten (besonders keine fremdländischen Namen) – oder aber das Produkt selbst (z.B. Bier, Milchprodukte) – hier spricht man von Piktogrammen.

Ein interessantes Faktum ist, dass sich, so scheint es, keine Toponyme auf diesen finden. Ganz im Gegensatz zu den etwa zur gleichen Zeit benutzten (Elfenbein-)Täfelchen, wie man sie für das prä-/frühdynastische Ägypten nachweisen kann (Königsgräber in Abydos).

Complex Entry Tafeln

Complex Entry Tafeln sind dadurch gekennzeichnet, dass sie mehrere Einträge enthalten. Sie können daher als eine Zusammenstellung mehrerer Single Entry Tafeln angesehen werden. Um die einzelnen Einträge visuell von einander zu trennen, wurde die Oberfläche in Columnen und Reihen aufgeteilt. Genauer, jeder Eintrag wurde nach seiner Niederschrift umrahmt. Dadurch wurde die Tafel sukzessive in Register unterteilt. Diese Register repräseniterten dann jeweils eine in sich geschlossene Transaktion. Zur näheren Erläuterung konnte dieses Register wieder in Unterregister geteilt werden.

Die Rückseite dieser Tafeln war mit der Summation der numerischen Einträger der Vorderseite versehen. Dazu unterteilte der Schreiber auch diese hüfig in Register, in denen er die Zwischensummen notierte. War auf der Vorderseite nicht genug Platz für alle Einträge, so drehte der Schreiber die Tafel um ihre vertikale Achse und beendete auf der Rückseite die Einträge. Danach drehte er sie wieder herum und begann mit dem Zusammenrechnen der Einzeleinträge. Die Zwischensummen notierte er wie gewöhnlich auf der Rückseite, nur dass er diesesmal die Tafel um ihre horizontale Achse drehte. Daher war sofort sichtbar, ob und wenn ja, welcher Teil nocht zu den regulären Einträgen gehört und welcher die Summation darstellt.

Charateristiken der Proto-Keilschrift

Piktogramme

Der Großteil des archaischen Zeicheninventars wird von sog. Piktogrammen gebildet, d.h. Zeichen, die eine konkrete Sache darstellen. Meist stellte das Piktogramm selber nur einen Teil des zu bezeichnenden Objektes im Sinne des pars pro toto (Ein (charakteristischer) Teil einer sache steht für das Ganze) dar. So wurden Menschen und Tiere oft nur durch ein Zeichen wiedergegeben, dass den Kopf derselben wiedergab. Frauen wurden durch eine symbolisch weibliche Scham dargestellt, Fische oft nur durch Schwanzflosse usw.

Ideogramme

Zu den Ideogrammen sind Zeichen zu rechnen, die nicht das Bezeichnen, was sie darstellen (auch nicht pars pro toto), sondern eine Sache, die in den Augen der ersten Schreiber mit ihnen semantisch, kulturell eng verknüpft ist. So ist z.B. das Rationsgefäß (Piktogramm GAR, später sum. NINDA), gleichzeitg das Ideogramm für Speise. Die Hand (ŠU) steht nicht nur für diese selbst (Piktogramm), sondern u.U. auch für Aktionen (Verben, nomina agentis) derselben, wie z.B "geben; Abgabe, Vergabe" u.ä.

Es ist jedoch nicht immer leicht zu entscheiden, ob ein Zeichen ein Piktogramm oder eher ein Ideogramm ist. Die Grenzen zwischen beiden verschwimmen oft, trotz vermeintlich genauer linguistischer, semiologischer Definitionen. So werden Flüssigkeiten oft durch die Behälter dargestellt (Bier = Bierkrug usw.). Das Zeichen stellt Bier im weitesten Sinne dar – Flüssigkeiten in der realen Welt sind immer in einem "Behälter" und schweben nicht frei in der Luft –, aber konkret den Behälter. Während man bei Aktionen wie "geben" sich durchaus hätte neue, konventionelle Zeichen ausdenken können, wird es schwer im Falle von Flüssigkeiten von ihren Behältern zu abstrahieren (in einer Bilderschrift).

Numerische Zeichen

Neben den Ideogrammen und Piktogrammen besteht das proto-keilschriftliche Zeicheninventar aus 60 Zahl- bzw. Nummernzeichen, aufgeteilt auf fünf verschiedene Nummernsysteme (siehe Abschnitt 6)

Zeichenvarianten und Zeichenliste

Evolution der Zeichen

Die Sprache der Proto-Keilschrift und die Sumerische Frage

Sumerer, die Erfinder der Proto-Keilschrift?

Auf den ersten Blick scheint es eine vernünftige Annahme zu sein, den Sumerern die Erfindung der (Proto-)Keilschrift anzurechnen. Es gibt jedoch keine positiven Belege für diese Annahme. Die Proto-Keilschrift ist in erster Linie eine Logogramm- bzw. Piktogrammschrift. Diesen lässt sich a priori keine bestimmte Sprache zuteilen.

Hinweise auf unbekannte Substratsprache

Fazit

Lexikalische Listen

Format der Listen

Entzifferung

Entwicklung der Listen in der späten Uruk Zeit

Typen von Listen

Ortslisten

Personenlisten

Tierlisten

Nicht kanonisierte Listen

Literatur

Die numerischen Systeme der Proto-Keilschrift Texte

Numerische Folgen wurden mit Hilfe von zwei runden Schreibgriffeln in Ton gedrückt. Der Schreiber hatte einen dünnen und einen dickeren Griffel zur Verfügung. Es wurde der Griffel entweder schräg in den Ton gedrückt, so dass ein hufenförmiger Abdruck entstand ("Huf"; Bezeichnungen stammen vom Autor und dienen nur der besseren Vorstellung. Sie sind angelehnt an die Bezeichnung der Abdrücke späterer Schriftepochen, deren Aussehen mit Keilen verglichen wurde, daher Keilschrift.) oder der Griffel wurde orthogonal zur Tafel gehalten, sodass ein runder Abdruck entstand ("Kreis"). Graphisch gesehen hatte man also demzufolge vier Zeichenatome (kleiner Kreis, kleine Hufe, großer Kreis und große Hufe). In der Zeichenliste (z.B. ATU 2) haben sie die Werte N1 (Numbersign 1), N14, N34 und N45. Wenn in einem früheren Abschnitt von 60 numerischen Zeichen die Rede war, so sind mit dem Rest komplexere Zeichen gemeint, die aus diesen vier grundzeichen zusammengesetzt wurde.

Es gibt jedoch noch Variationen der vier Grundzeichen. So konnten die hufenförmigen Abdrücke an einer horizontalen Achse oder einer vertikalen Achse ausgerichtet werden. Letztere Variante bezeichnete oft Bruchteile des Grundzeichens (d.i. 1). Oder, die Grundzeichen wurden ein- oder mehrfach durchgestrichen oder punktiert. Dadurch unterschied man u.a. auch graphisch die verschiedenen Zahlsysteme.

Die Sexagesimalsysteme S und S'

Allgemeines

Das Sexagesimalsystem (S) war eines der wichtigsten Zählsysteme in Mesopotamien. Mit dessen Hilfe wurden vor allem diskrete Objekte, wie Menschen, Schafe, Krüge, Textilien, Hölzer, getrocknete(!) Fische und dergl. mehr gezählt. Es ist von Sexagesimalsystemen die Rede, weil neben dem ordinären System noch eine Variante existiert, bei der die Zeichen mit einem horizontalen Strich durchgestrichen sind. Dieses System – mit S' bezeichnet – wurde benutzt um spezielle Objekte zu zählen, wie etwa tote Tiere einer Herde, aber auch bestimmte (verdorbene?) Flüssigkeiten zu zählen.

Aufbau

Beim Sexagesimalsystem sind die nächsthöheren Einheit abwechselnd Vielfache von 6 und 10, oder besser, von 10 und 6. Das Zeichen für EINS, ist ein schräger, horizontaler (rechtsgerichtet) Eindruck mit dem kleinen Schreibgriffel (= kleine Hufe). Die nächsthöhere Einheit war das Zehnfache davon, also 10, dargestellt durch einen orthogonalen, d.h. kreisförmigen Abdruck mit Hilfe des kleinen Griffels (= kleiner Kreis). Die wiederum nächsthöhere Einheit war um ein sechsfaches höher, also 60. Dargestellt wurde sie durch einen schrägen, horizontal ausgerichteten Abdruck des großen Schreibgriffels (= große Hufe). Weiter ging es mit dem zehnfachen davon, also 600. Die Zehn, ein kleiner Kreis, wurde in die 60 (große Hufe) geschrieben. Danach kam wieder das sechsfache von 600, d.i. 3.600, dargestellt durch den orthogonalen Abdruck des großen Griffels (großer Kreis). Die letzte und höchste Einheit bildete nun wieder das zehnfache davon, also 36.000. Wiederum wurde die 10 (kleiner Kreis, N14) in das Zeichen für 3.600 (großer Kreis, N45) inkorporiert um damit das zehnfache auszudrücken. Wir erhalten daher die Folge:

  1 → 10 (10 · 1) → 60 (6 · 10) → 600 (10 · 60) → 3.600 (6 · 600) → 36.000 (10 · 3.600)

Die sexagesimale Sequenz (10 - 6 - 10 - 6 usw.) wird jedoch bei den Bruchzahlen in diesem System gebrochen. Das Zeichen für ½ ist ein kleiner vertikal ausgerichteter Huf (N8). Die Einheit ½ dürfte es jedoch in einem streng sexagesimalen System nicht geben (siehe Bisexagesimalsystem).

  ½ → 1 (2 · ½) → 10 (10 · 1) → 60 (6 · 10) …

Doch da die 2 nur einmal in der Sequenz vorkommt und sonst die Sequenz der ganzen Zahlen nicht stört, läuft diese Nummernreihe unter dieser Bezeichnung. Es gibt darüberhinaus aber auch Anzeichen, dass das Zeichen N8 in einigen Fällen eventuell ein Zehntel dargestellt hat. Das ist nicht geklärt. Als Randnotiz sei vermerkt, dass sich Spuren des mesopotamischen Sexagesimalsystems noch heute in der standardisierten Zeiteinteilung (1 Minute = 60 Sekunden) wiederfinden.

Die Bisexagesimalsysteme B und B*

Allgemeines

Das Bisexagesimalsystem (B) wurde benutzt um diskrete Produkte wie Getreideerzeugnisse (nicht das Getreide selber; siehe ŠE Hohlmaß), Käse, frischen(!) Fisch und andere Nahrungsmittel zahlenmässig zu erfassen. Es scheint sich hierbei um ein älteres oder um eine von einem älteren Zählsystem beeinflußtes System zu handeln, mit dem die wichtigsten Grundnahrungsmittel gezählt wurden. Seinen Namen hat das Bisexagesimalsystem von der 2 → 10 → 6 Sequenz um die nächsthöhere Einheit zu erhalten (10 → 6 = Sexagesimal; 2 → 10 → 6 = Bisexagesimal). Die Variante B* ist dadurch gekennzeichnet, dass die Nummernzeichen vierfach horizontal oder vertikal durchgestrichen sind.

Aufbau

Von 1 bis 60 sind die Zahlzeichen die Gleichen, wie beim Sexagesimalsystem, doch die nächsthöhere Einheit ist dann das zweifache von 60, nämlich 120. Das Zeichen dafür besteht aus zwei großen Hufen, wobei beide vertikal ausgerichtet sind, jedoch so, dass die ober nach unten "schaut" und die unter nach oben (N51). Man könnte dieses Zeichen auch als Verdopplungszeichen innerhalb des Bisexagesimalsystem bezeichnen (siehe vor allem das Zahlzeichen für 7.200, N56). Die nächsthöhere Einheit ist dann wieder das zehnfache der letzten, also 1.200. In das Zeichen für 120 hinein wird wieder ein kleiner Kreis (d.i. 10, N14) gedrückt, der diese Verzehnfachung anzeigt. Die höchste Einheit im Bisexagesimalsystem ist 7.200, das sechsfache von 1.200. Die Basis des Zeichens bildet der orthogonale Abdruck des großen Schreibgriffels (großer Kreis) in das das Zeichen für 120 eingedrückt zu sein scheint. Betrachtet man aber 120 bzw. das Zeichen dafür als "Doppel-60" und abstrahiert weiter als einfache Verdopplung, dann lässt sich das Zahlzeichen als Doppel-3.600 (= 7.200) interpretieren. Dies ist jedoch nur eine Vermutung. Die bisexagesimale Sequenz hat also folgende Form:

  ½ → 1 (2 · ½) → 10 (10 · 1) → 60 (6 · 10) → 120 (2 · 60) → 1.200 (10 · 120) → 7.200 (6 · 1.200)

Das ŠE Kornhohlmaß-System

Allgemeines

Das ŠE Kornhohlmaß-System wurde benutzt um Getreide abzumessen. Dazu wurden höchstwahrscheinlich standardisierte Gefäße benutzt, die eine Einheit diese Trockenmaß-Systems bildeten. So ist bekannt, dass das Piktogramm GAR (später sum. NINDA) eine standardisierte Schüssel von ca. 0.8 Liter Inhalt darstellt. Das ist genau 1/30 der Grundeinheit dieses Messsystems. Wenn es sich, wie allgemein angenommen, bei 0.8 Litern um die Tagesration Getreide handelt, dann stellt die Grundeinheit den Getreideverbrauch in 30 Tagen, d.h. einem administrativen Monat dar.

Es existieren mehrere graphische Varianten der Zeichen dieses Systems. Mal mit einem schrägen strich versehen, mal mit zwei Strichen und ein anderes Mal mit vielen kleinen Strichen bzw. Punkten, die Schrot erinnern. Tatsächlich wurden wahrscheinlich für jede Getreideart ein leicht abgewandeltes System benutzt. So kennen wir ein System Š' für gekeimte Gerste (Malz), ein System Š" für Emmer und ein System S* für geschrotete Gerste.

Aufbau

Das GAN2 FeldflächenSystem

Das U4 Zeiterfassungssystem

Andere (ältere) Systeme

Das Vigesimalsystem

Das EN System

Zusammenfassung und Schlußfolgerungen