Die Postmoderne bzw den Postmodernen Roman zu definieren ist schon vielen mißlungen. Gibt es doch viele Vorläufer (Lawrence Sterne, Mallarmé, James Joyce oder auch Arno Schmidt. Dies sind Autoren, die der "Moderne" verpflichtet sind, ja diese geradezu einläuteten. Die Postmoderne ist ein Paradigmenwechsel, der sich ab den 50er Jahren des 20.Jh. andeutet, zuerst in der Architektur ( von Jencks bis Coop Himmelblau), danach kommt es zum sogenannten "linguistic turn" in den Kulturwissenschaften und den Künsten. In der Literatur ist eines der Kennzeichen ein extremer Stilpluralismus und die Verwerfung der Errungenschaften der Moderne z. B. durch Negierung der linearen Erzählformen. Man verhält sich antinarrativ und bestreitet die Möglichkeit der "Grande Histoire". (Fluxus, Beatniks, experimentelle Literatur, fiction collective, Aktionismus u.a.) Begriffe aus der "Psychoanalyse" wandern in die Diskurse ein. Schlagwörter und Begriffe wie "polymorph" (Freud, Klein, Lacan), "rhizomatisch" (Deleuze), "Unbestimmtheit" (Heisenberg) und "Spur", "Differänz", "Dekonstruktion" (Derrida) bestimmen zunehmend das geistige Klima. Zuerst in den USA, danach auch in Europa. Festhalten läßt sich mit Sicherheit der Einzug der Selbstreflexion in das gesellschaftliche und literarische Geschehen (vgl. z.B. Helmut Heissenbüttel) und die Integration des psychoanalytischen Denkens (vgl. Feminismus, soziale Experimente wie Kommunen, Bsp. Mühlkommune, Andersch, Arno Schmidt, u.a.
Jede "Modernisierung" ist ein wirtschaftlicher, technischer, sozialer und politischer Prozeß, der stets auch das kulturelle Selbstverständnis der Kollektivitäten und die subjektive Identität in Frage stellt. Man beschreibt solche gesellschaftlichen Zeitphasen mit dem Begriff "Krise" (Krisis). Eine sogenannte "Modernität" erscheint solchermaßen als das kritische Bewußtsein der von der Modernisierung verursachten Krisen. Die "Postmoderne" seit etwa den 60er Jahren des 20. Jh. stellt eine radikale Neuformulierung der Moderne dar. Man spricht von den sogenannten "postindustriellen Gesellschaften" (Alain Touraine, Daniel Bell). Ablesbar ist dieser Prozeß an wirtschaftlichen, soziologischen, politischen und kulturalen Aspekten. Diese werden mit den angeführten Schlagwörtern angedeutet (vgl. oben und unten). Die kulturelle und vor allem ästhetische Auffassung der verschiedenen gesellschaftlichen Akteure reagiert darauf und entwirft so das "Konzept" der "Postmoderne" (vgl. etwa Lyotard mit "Das postmoderne Wissen"/"La condition postmoderne"). Diese postmoderne Ästhetik reagiert mit der Infragestellung der zu Konformismen gewordenen Avantgarden, etwa die Abstraktion in der Malerei, der Serialismus in der Musik, das "vernünftige" Subjekt und sein Logozentrismus in Literatur und Philosophie, der Funktionalismus in der Architektur. Daraus ergeben sich wieder viele neue Ausprägungen wie etwa der international auftretende "postmoderne Roman", der "Dekonstruktionsroman" oder etwa die "dekonstruktive Architektur" (vgl. etwa Rem Kohlhas oder Coop Himmelb(l)au) oder die "postmoderne minimalistische Komposition" in der Musik (vgl. John Cage oder Philip Glass).
Der Begriff Postmoderner Roman/(Postmoderne) umschreibt viele Facetten dieses Phänomens, das viele KommentatorInnen mit der Zeit der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts beginnen lassen. Schlagwörter wie Popkultur, 68er, Ökobewegung, Dritte Welt, Kalter Krieg, Neue Französische Philosophie mit Namen wie Lyotard, Foucault, Lacan, Jacques Derrida und viele mehr finden Eingang in die Diskussion der Epoche Postmoderne. Der postmoderne Roman arbeitet mit all diesen Themen, verflicht sie miteinander, reflektiert diese und sieht sich gezwungen, das lineare Narrativ zu verlassen. Diese Textform "Roman" bleibt von den Ereignissen seiner eigenen Epoche Postmoderne nicht unbehelligt und splittet sich auf, disseminiert in tausende Erzählpartikel ohne Anfang und Ende.
Die Epoche "Postmoderne" wirkt(e) auf die Formation "Roman" und die Kunstgattung "Roman" ihrerseits wieder auf die Diskurse zur Epochenformation "Postmoderne". In der "Neuen Französischen Philosophie" nennt man dieses kulturelle Phänomen "mise en abyme", was zu übersetzen wäre mit "Spiegelung" der Spiegelung der Spiegelung. Wichtige Vertreter des "postmodernen Roman" sind: Thomas Pynchon, William Gaddis, Raymond Federman Vladimir Sorokin, Philippe Sollers, Jacques Derrida, Hans Wollschläger, Gerhard Anna Concic-Kaucic;