Gegenreformation

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Definition und Inhalt

Die Gegenreformation bezeichnet die Versuche der römisch-katholischen Kirche seit ca. 1540, eine Rekatholisierung der Gebiete einzuleiten, in denen der Protestantismus herrschte. Die wichtigsten Mittel dabei waren Diplomatie, staatliche Repression und ideologische Indoktrination. Barocker Kirchenbau und barockes Theater spielten eine wichtige Rolle in der gegenreformatorischen Propaganda. Die Gegenreformation kann als Sozialdisziplinierung im Sinne Gerhard Österreichs aufgefasst werden.

Entwicklung der Gegenreformation

Vorreiter der Gegenreformation ist der im Jahre 1534 durch Ignatius von Loyola gegründete Jesuitenorden. Überhaupt hatten die Jesuiten, die von Papst Gregor XIII. entschieden gefördert wurden (siehe auch Reformpapsttum) bedeutsamen Anteil an der Gegenreformation in Europa.

Den Ausgangspunkts der Gegenreformation bildete das Konzil von Trient (von 1545 bis 1563 mit Unterbrechungen). Es betonte die dogmatischen und liturgischen Differenzen zum Protestantismus und stellte gleichzeitig die wichtigsten Missstände in der damaligen katholischen Kirche ab (z. B. Bestimmungen über die Priesterausbildung und Beseitigung von Pfründen- und Ablassmissbrauch).

Im Deutschen Reich bildete der Augsburger Religionsfriede 1555 mit seiner Bestimmung, dass der Landesherr über die Konfession seiner Untertanen entschied, die Grundlage, auf denen gegenreformatorischer Bestrebungen handeln mussten. Ein erster Höhepunkt war der Kölner Bistumskrieg 1583, durch den der Kölner Bischofssitz und das zugehörige Kurfürstentum sowie im Gefolge auch andere Fürstbistümer wieder katholisch wurden.

In den habsburgischen Erblanden, die bis auf Tirol alle protestantisch waren begann die Gegenreformation im großen Stil mit Kaiser Rudolf II. ab 1576 und wurde mit besonderer Schärfe durchgeführt. Die dagegen in der böhmischen Konföderation zusammengeschlossenen protestantischen Stände rebellierten (Prager Fenstersturz), was 1618 den Anlass für den Dreißigjährigen Krieg bildete. Sie wurden 1620 am Weißen Berg (Bílá Hora) bei Prag von Ferdinand II. geschlagen. Der protestantische Adel Böhmens wurde ausgewiesen oder zum Konfessionswechsel gezwungen.

In Frankreich versuchten ab 1559 die bis dahin im Untergrund agierenden Hugenotten, eine Anerkennung ihres Glaubens zu erreichen. Die Verweigerung ihrer Rechte und staatliche Verfolgung (Bartholomäusnacht 1572) führten zu konfessionellen Bürgerkriegen, die 1598 mit dem Edikt von Nantes endeten.


siehe: Jesuitentheater, Konfessionalisierung, Frühe Neuzeit, Glaubensspaltung , Rekatholisierung,

Literatur

Quellen

  • Schnabel, Franz: Deutschlands geschichtliche Quellen und Darstellungen der Neuzeit, Bd. I: Das Zeitalter der Reformation 1500-1550, 2. Aufl., 1972
  • Zeeden, Ernst W. / Molitor, Hansgeorg (Hg.): Die Visitationen im Dienst der kirchlichen Reform, 2. Aufl., 1977

Darstellungen

  • Brandi, Karl: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 5. Aufl., 1979
  • Lutz, Heinrich: Reformation und Gegenreformation, 4. Aufl., 1997 (=Oldenbourg-Grundriß der Geschichte, Bd. 10)