Serbien

Binnenstaat in Südosteuropa
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Datei:Flagge Serbien.png Datei:Staatsflagge Serbien.gif
Flagge Serbiens Staatsflagge Serbiens

Datei:Wappen Serbien.jpg
Wahlspruch: Само слога Србина спашава

in lat. Schrift Samo sloga Srbina spašava

deutsch: Nur die Einigkeit rettet den Serben

Amtssprachen Serbisch; regional Albanisch, Ungarisch
Hauptstadt Belgrad
Staatsform Republik innerhalb der Staatenunion Serbien und Montenegro
Präsident Boris Tadić
Ministerpräsident Vojislav Koštunica
Fläche 88.361 km²
Einwohnerzahl 10.394.026
Ohne Kosovo: 7.498.001
(Quelle: Auswärtiges Amt)
Währung Dinar
Zeitzone UTC+1
Nationalhymne Bože Pravde
Kfz-Kennzeichen SCG
Vorwahl +381

Serbien ist eine Republik in Südosteuropa und Mitglied der Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro. Die offizielle Bezeichnung lautet Republik Serbien (Република Србија/Republika Srbija). Der Nationalfeiertag ist der 15. Februar.

Der Landescode nach ISO 3166-1 lautet: CS für Serbien und Montenegro (früher YU).

Nachbarländer sind Montenegro, Albanien, Mazedonien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Kroatien und Bosnien und Herzegowina.

Serbien ist einer der beiden letzten aus der Bundesrepublik Jugoslawien hervorgegangenen Staaten. Jugoslawien ist mit Parlamentsbeschluss des ehemaligen Bundesparlamentes am 4. Februar 2003 aufgelöst worden und durch den losen Staatenbund zweier unabhängiger Staaten namens Serbien und Montenegro (Srbija i Crna Gora) abgelöst worden.

Politische Gliederung

Innerhalb Serbiens existieren die autonomen Provinzen (serb. autonomne pokrajine) Vojvodina und Kosovo (albanisch: Kosova), die von 1974 bis 1989 eine weitgehende Selbstständigkeit innerhalb Serbiens und Jugoslawiens besaßen. Unter Slobodan Milošević wurde die Autonomie der beiden Provinzen auf den Status vor der Verfassungsänderung von 1974 zurückgestuft, was vor allem im Kosovo zu Protesten geführt hatte. Seitdem wurden die Provinzregierungen nicht mehr gewählt, sondern von der Zentralregierung ernannt.

Mit der Wende vom 5. Oktober 2000 wurde beschlossen, dass das Regionalparlament der Vojvodina von den Bürgern Vojvodinas direkt und demokratisch gewählt werden könne.

Kosovo steht seit Juni 1999 unter UN-Verwaltung (UNMIK), sind jedoch völkerrechtlich weiterhin ein Teil Serbiens.

Derjenigen Teil Serbiens (mehr als die Hälfte des Landes), der nicht zu diesen beiden Provinzen gehört, bildet keine eigene politische Einheit, deshalb gibt es auch keine offizielle Bezeichnung für ihn. Informell sind die Bezeichnungen Engeres Serbien (serbisch uža Srbija) und Zentralserbien gebräuchlich.

Die örtlichen Selbstverwaltungseinheiten in Serbien sind die opštine (Sg. opština, wörtlich Gemeinde, der Größe nach oft eher Landkreise). Von diesen gibt es 108 im Engeren Serbien, 54 in der Vojvodina und 30 im Kosovo.

Bevölkerung

Datei:Serbien-Montenegro1.jpg
Lage Serbien-Montenegros in Europa

Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist in den drei Landesteilen sehr unterschiedlich.

Im Engeren Serbien leben zum allergrößten Teil Serben, daneben auch Roma und Vlachen. In der Region um Stari Ras oder im Sandschak lebt auch eine größere Minderheit von Bosniaken, im Preševo-Tal im südlichsten Zipfel des Engeren Serbiens eine albanische Minderheit.

Die Vojvodina ist schon seit Jahrhunderten geprägt durch ein buntes Völkergemisch - vor allem aus Serben, Ungarn, Slowaken, Kroaten, Roma, Juden und früher auch etwa 250.000 Deutschen (die nach dem 2. Weltkrieg vertrieben und in deren Häuser hauptsächlich Serben angesiedelt wurden).

Das Kosovo wird heute noch stärker als vor dem Kosovo-Krieg von Albanern dominiert (weil die meisten Serben, wie auch Angehörige anderer Minderheiten, etwa Roma, Bosniaken, Goranen und Türken, vertrieben wurden).

In die Vojvodina und das Engere Serbien kamen in den letzten Jahren etwa 490.000 (Binnen)-Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in Kroatien, Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo (etwa 180.000 aus Kroatien, 90.000 aus Bosnien und Herzegowina, 220.000 aus dem Kosovo).

Zusammensetzung der Bevölkerung nach Nationalitäten

(Laut offiziellem Ergebnis der Volkszählung vom April 2002, ohne Kosovo-Metohija)

Gesamt Engeres Serbien Vojvodina
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent
TOTAL 7.498.001 100 5.466.009 100 2.031.992 100
Serben 6.212.838 82.86 4.891.031 89.48 1.321.807 65.05
Montenegriner 79.049 0.92 33.536 0.61 35.513 1.75
Jugoslawen 80.721 1.08 30.840 0.56 49.881 2.45
Albaner 61.647 0.82 59.952 1.1 1.695 0.08
Bosniaken 136.087 1.82 135.670 2.48 417 0.02
Bulgaren 20.497 0.27 18.839 0.34 1.658 0.08
Bunjewatzen 20.012 0.27 246 0 19.766 0.97
Deutsche 3.901 0.05 747 0.01 3.154 0.16
Goranen 4.581 0.06 3.975 0.07 606 0.03
Kroaten 70.602 0.94 14.056 0.26 56.546 2.78
Mazedonier 25.847 0.35 14.062 0.26 11.785 0.58
Moslems 19.503 0.26 15.869 0.29 3.634 0.18
Roma und Sinti 108.193 1.44 79.136 1.45 29.057 1.43
Rumänen 34.576 0.46 4.157 0.08 30.419 1.5
Russen 2.588 0.03 1.648 0.03 940 0.05
Ruthenen 15.905 0.21 279 0.01 15.626 0.77
Slowaken 59.021 0.79 2.384 0.04 56.637 2.79
Slowenen 5104 0.07 3.099 0.06 2.005 0.1
Tschechen 2.211 0.03 563 0.01 1.648 0.08
Ukrainer 5.354 0.07 719 0.01 4.635 0.23
Ungarn 293.299 3.91 3.092 0.06 290.207 14.28
Vlachen 40.054 0.53 39.953 0.73 101 0
Andere 11.711 0.16 6.400 0.12 5.311 0.26
Ohne Angabe 107.732 1.44 52.716 0.97 55.016 2.71
Unbekannt 75.483 1.01 51.709 0.95 23.774 1.17

Das umfassende Gesamtergebnis der Volkszählung vom April 2002 findet sich HIER (englisch).

Größte Städte in Serbien

Datei:Karte Serbien.png
Serbien

Die größten Städte Serbiens sind (geschätzte Einwohnerzahlen für die eigentlichen Städte für 2004, gefolgt von der Einwohnerzahl der jeweiligen (Groß-)Gemeinde laut der Volkszählung von 2002):

im Engeren Serbien:

  1. Belgrad (serbisch Beograd) etwa 1.290.000 (1.576.124)
  2. Niš etwa 175.000 (250.518)
  3. Kragujevac etwa 147.000 (175.802)
  4. Čačak etwa 74.000 (117.072)
  5. Leskovac etwa 64.000 (156.252)
  6. Smederevo etwa 64.000 (109.809)
  7. Valjevo etwa 62.000 (96.761)

in der Vojvodina:

  1. Novi Sad etwa 192.000 (299.294)
  2. Subotica etwa 101.000 (148.401)
  3. Zrenjanin etwa 81.000 (132.051)
  4. Pančevo etwa 77.000 (127.162)

im Kosovo:

  1. Priština/Prishtinë etwa 210.000
  2. Prizren etwa 127.000
  3. Peć etwa 83.000
  4. Đakovica etwa 79.000
  5. Kosovska Mitrovica etwa 77.000
  6. Gnjilane etwa 71.000

Siehe auch: Liste deutscher Bezeichnungen serbischer Orte

Wirtschaft und Verkehr

Serbien ist ein wichtiges Transitland im Verkehr von Ungarn/Ostmitteleuropa nach Griechenland, Bulgarien, Mazedonien und Albanien. Nach dem Krieg auf dem Balkan in den 1990ern hat die Wirtschaft bis heute große Probleme, den Anschluss an die anderen Reformstaaten Europas zu finden.

Politik

Datei:Ruski car.jpg
Hauptstadt Belgrad

Parteien in Serbien sind die SRS (Serbische Radikale Partei, rechtsextremistisch), DSS (Demokratische Partei Serbiens, Zentrum), G17-Plus (liberal), DS (Demokratische Partei, liberal), SPS (Sozialistische Partei Serbiens), SPO (Serbische Erneuerungsbewegung, pro-monarchistisch), NS (Neues Serbien, Zentrum) und andere (bei den Wahlen am 28. Dezember 2003 kandidierten insgesamt 19 Listen, manche davon aus mehreren Parteien bestehend).

Im Herbst 2003 brach die bisherige Regierungskoalition unter dem Namen DOS (Demokratische Oppositition Serbiens) auseinander, so dass es am 28. Dezember 2003 zu Neuwahlen kam. Mit knapp 28% der Stimmen beziehungsweise etwa 35% der Parlamentssitze wurde die SRS (geleitet von Vojislav Šešelj, gegen den in Den Haag gerade ein Gerichtsverfahren läuft) stärkste Partei.

Nach etwa zwei Monaten langer Verhandlungen kam es zu einer Minderheitsregierung des demokratischen Blocks unter Ausnahme der DS (DSS, G17+, SPO-NS). Allerdings ist diese Regierung auf parlamentarische Unterstützung durch Milošević SPS angewiesen, was auch als Destabilisierungsfaktor gesehen wird.

Am 5. März 2004 beschloss die serbische Regierung, keine für Kriegsverbrechen Angeklagten mehr an das UN-Tribunal in Den Haag auszuliefern, die Prozesse sollen ausschließlich im Land stattfinden. Bereits vorher hatte Premier Vojislav Koštunica angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Haager Kriegsverbrechenstribunal sei für ihn keine Priorität.

Mitte März 2004 kam es erneut zu schwereren ethnischen Unruhen im Kosovo (siehe dort).

Am 30. März 2004 wurde ein kontroverses Gesetz erlassen, durch welches die Republik Serbien verpflichtet ist, Angeklagten vor dem Kriegsverbrechertribunal alle Spesen zu ersetzen. Allerdings wurde drei Tage darauf ein Erlass veröffentlicht, wonach sich dieses Gesetz nicht auf die Familie von Slobodan Milošević erstreckt.

Am 27. Juni 2004 konnte endlich ein neuer Präsident gewählt werden, nachdem mehrere vorangegangene Versuche wegen zu niedriger Wahlbeteiligung gescheitert waren. Die Beteiligung musste über 50% betragen, die Quote wurde jedoch nie erreicht. Nach Abschaffung dieser 50%-Hürde gewann der liberale und Europa zugewandte Reformer Boris Tadić von der DS gegen Tomislav Nikolić von der nationalistischen Radikalen Partei mit 53,24% der Stimmen die Präsidentschaftswahl.

Am 17. August 2004 hat das serbische Parlament einstimmig das frühere königliche Wappen und die Hymne Bože Pravde des 19. Jahrhunderts als neue nationale Symbole gewählt, jedoch nur provisorisch, bis eine endgültige Lösung bestimmt wird. Die Hymne und das Wappen aus Zeiten der serbischen Monarchie sollen die letzten kommunistischen Symbole ersetzen. Das Wappen zeigt einen doppelköpfigen silbernen Adler, ein silbernes Kreuz und eine Krone.

Auf internationale Proteste stößt in letzter Zeit die prekäre Lage der Menschenrechte für Homosexuelle in Serbien, die mit massiver Gewalt konfrontiert werden [1].

Siehe auch:

Geschichte

siehe dazu den Hauptartikel: Geschichte Serbiens

Datei:Großserbisches Reich.jpg
um 1350

Erstmalige Urkundliche Erwähnung findet Serbien im Jahre 822 von Einhard, dem Biographen Karl des Großen. Jedoch bezog sich ein Schreiben des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. Porphyrogenitus im 10. Jahrhundert darauf, das sich die Serben bereits seit der Mitte des 7. Jahrhunderts auf dem Balkan befanden.

Serbien stand von seinen Anfängen bis zu seiner endgültigen Unabhängigkeit 1878 die meiste Zeit unter dem Einfluss des byzantinischen beziehungsweise osmanischen Reichs - teils war es Vasallenstaat, teils dem Reich völlig einverleibt. Eine Ausnahme war die Zeit des unabhängigen Serbischen Reichs (1180 - bis etwa 1389).

1918 bis 2003 war Serbien Teil Jugoslawiens, seit 1992 nur noch zusammen mit Montenegro, mit dem es seit 2003 den Staatenbund Serbien und Montenegro bildet.

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