Bildungssystem in Schweden

Bildungssystem
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Das schwedische Bildungssystem umfasst vier Teilbereiche: Vorschule, Schule, Hochschulen und Universitäten sowie Erwachsenenbildung. Die Schulpflicht beträgt neun Jahre (7. bis 16. Lebensjahr).

Vorschule

Die Vorschule ist eine einjährige freiwillige Schulform für Sechsjährige, die aber unter der Aufsicht des Zentralamtes für Schule und Erwachsenenbildung (skolverket) steht, und für die es einen Lehrplan gibt. Die Gemeinden, die übrigens Schulträger sind, sind verpflichtet, Vorschulklassen einzurichten

Schule

Die Schule besteht aus der neunjährigen, obligatorischen Grundschule und dem dreijährigen Gymnasium. Schulträger ist die Gemeinde, die selbst bestimmt, wie die Schule organisiert wird. Die Schulen sind gebührenfrei, auch die Lernmittel für die Schüler sind kostenlos. In der Grundschule sind ebenfalls die Schulmahlzeiten und die Schultransporte gratis, in den meisten Gemeinden gilt das auch für die Gymnasialschule.

Die neunjährige Grundschule soll eine gleichwertige Ausbildung im ganzen Land bieten. In den ersten Schuljahren (in einem Drittel der Gemeinden schon im ersten Schuljahr) wird mit dem Englischunterricht begonnen. Eine weitere Fremdsprache (Deutsch, Französisch oder Spanisch) wird später angeboten. Zentral ausgearbeitete Prüfungen in den Basisfächern sind im neunten Schuljahr obligatorisch. Noten werden erst ab dem achten Schuljahr nach einer dreigradigen Skala (Genügend, Gut und Sehr gut) gegeben. Schüler, die in einem Fach kein Genügend erreichen, werden in diesem Fach nicht benotet. Am Ende der Grundschule gibt es ein Abgangszeugnis, das der Bewerbung um einen Gymnasialplatz zugrundeliegt.

Etwa 98% der Schüler wechseln nach der Grundschule auf ein Gymnasium über. Die Gymnasien bieten 17 Ausbildungsprogramme an, wovon 15 berufsbezogen sind und beispielsweise Berufsausbildungen zum Mechaniker, Kellner, Installateur usw. umfassen. Drei Programme sind in erster Linie studienvorbereitend.

Hochschulen und Universitäten

Etwa 30% eines Jahrganges beginnt innerhalb von fünf Jahren nach dem Abschluss des Gymnasiums ein Studium. Zur Zulassung zu einem Studium muss die allgemeine Studienberechtigung, die einheitlich ist, nachgewiesen werden, aber auch die darüber hinaus gehenden besonderen Qualifikationen, die für einzelne Studiengänge und Kurse von den Hochschulen und Universitäten festgelegt werden. Die Anzahl der Studienplätze für Studiengänge und Kurse ist begrenzt, und ist die Zahl der Bewerber höher, wird ein Auswahlverfahren durchgeführt.

Die gesamte Hochschulausbildung wird in Form von Kursen durchgeführt. Die Kurse können von den Studierenden zu Studiengängen zusammengestellt werden, die zu einem akademischen Examen führen. Vorschläge für solche Studiengänge können von den Hochschulen und Universitäten in Form von Programmen gegeben werden. Abgesehen von Berufsexamen (beispielsweise Lehrerexamen) gibt es fünf akademische Examen: Diplom (högskoleexamen) nach einem zweijährigen Studium, Bachelor (kandidatexamen) nach einem dreijährigen Studium mit gewissen spezifischen Anforderungen, Magister (magisterexamen) nach einem vierjährigen Studium mit gewissen spezifischen Anforderungen, Lizentiat (licentiatsexamen) nach einer kürzeren Forscherausbildung von zwei bis zweieinhalb Jahren inklusive einer Lizentiatsabhandlung und das Doktorat (doktorsexamen) nach einer vierjährigen Forscherausbildung inklusive einer Dissertation.

Der Umfang eines Kurses oder Studienganges wird mit Hilfe eines Punktesystems gemessen, wobei 40 Punkte einem Studienjahr (= 40 Studienwochen) entsprechen, das in zwei Semester eingeteilt ist. Unterrichts- und Prüfungsformen werden von den Hochschulen festgelegt. Zensuren werden im Allgemeinen nach einer dreigradigen Skala (Nicht bestanden, Bestanden, Mit Gut bestanden) vergeben.

Alle Studierenden können – unabhängig vom Einkommen der Eltern – Studiengeld beantragen. Das Studiengeld besteht aus einer Studienbeihilfe (etwa 35 %) und einem Studiendarlehen (etwa 65%) und wird für maximal 240 Studienwochen gewährt. Doktoranden sind meistens angestellt und deren Lohn wird mit Forschungsmitteln finanziert.

Erwachsenenbildung

Für Erwachsene, die keinen vollständigen Grundschulabschluss oder Gymnasialabschluss erworben haben oder ihr gymnasiales Abschlusszeugnis mit Kursen, die Voraussetzung für bestimmte Studien sind, ergänzen wollen, gibt es die Einrichtungen der kommunalen Erwachsenenbildung (Komvux), die dem öffentlichen Schulsystem angehören. Darüberhinaus gibt es Volkshochschulen und Volksbildungsorganisationen, die Kurse und Studienzirkel anbieten.

Forschung

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung machen in Schweden 3,8% des BSP (1999) aus. 75% der Ausgaben wurden von der Wirtschaft bestritten und 22% von den Hochschulen. Die öffentlich finanzierte Forschung erfolgt also überwiegend an den Universitäten und Hochschulen, wovon etwa eine Hälfte durch direkte staatliche Zuschüsse finanziert wird und die andere Hälfte durch Drittmittelfinanzierung. Die Forschung und Entwicklung, die von der Wirtschaft betrieben wird, erfolgt zum größten Teil in der Transport-, Elektrotechnik- und pharmazeutischen Industrie. Eine international sehr bedeutende Forschungseinrichtung ist der Raketenstartplatz nahe Esrange.

Nobelpreis

Im Zusammenhang mit der Forschung können auch die Nobelpreise genannt werden, die jährlich von der Kgl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften für Physik und Chemie, und vom Karolinska Institut für Physiologie oder Medizin vergeben werden.