Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Kierspe ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Sie liegt im westlichen Sauerland und gehört zum Märkischen Kreis.
Geografie
Stadtgliederung
Ortsteile von Kierspe: (Aufzählung unvollständig)
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Geschichte
Der Name Kierspe wurde in einer Schrift des Klosters Werden an der Ruhr zwischen 900 und 1130 erstmals urkundlich erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung des Hauses Rhade geht auf das Jahr 991 zurück, als Heribert, der Kölner Erzbischof, den Herrenhof Rhade, den er 1003 dem Benediktinerstift Deutz schenkte, erwarb.
1330 wurde die hölzerne Kirche im Ortszentrum durch eine Steinkirche ersetzt, an deren Platz heute die zwischen 1816 und 1817 erbaute evangelische Pfarrkirche St. Margaretha steht.
Der Beschluss von 1841, Kierspe und Rönsahl zu einem Amt zu erheben, wurde fünf Jahre später in die Tat umgesetzt. 1908 wird das Amts- und spätere Rathaus Kierspe, das 1986 von der ehemaligen Zentrale der Schraubenfabrik Knipping abgelöst wurde, fertiggestellt. Nach vierjähriger Bauzeit wurde 1913 die Kerspetalsperre mit 16 Millionen m³ Stauraum in Betrieb genommen.
Eingemeindungen
Die Stadt in den heutigen Grenzen entstand zum 1. Januar 1969, als die beiden Gemeinden des Amtes Kierspe, Kierspe und Rönsahl, zusammengefasst wurden. Die daraus entstandene Großgemeinde bekam gleichzeitig das Stadtrecht verliehen. Leichte Veränderungen wurden nur noch zum 1. Januar 1975 umgesetzt, als Kierspe Teile des Stadtgebiets an Marienheide abtrat und gleichzeitig Gebiete des Rheinisch-Bergischen Kreises eingemeindete.
Einwohnerentwicklung
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Politik
Gemeinderat
Bürgermeister
Frank Emde (parteilos)
Wappen
Das Wappen der Stadt Kierspe wurde vom Amt Kierspe übernommen:
Schild durch den dreireihig rot-silbern geschachten Balken der Grafen von der Mark geteilt; im oberen Felde in gold eine schwarze Krähe (Rauk), im untern in silber den schreitenden roten, blaubewehrten Löwen der Herzöge von Berg.
Das Wappen vereinigt Symbole aus den beiden Mitgliedsgemeinden des Amtes. Die Gemeinde Rönsahl hatte im oberen Feld Sankt Servatius den Schutzpatron der Kirche in Rönsahl, während darunter der Balken und der Löwe waren. Im Wappen der Gemeinde Kierspe dagegen war das untere Feld leer, und im oberen Feld befand sich der Rabe oder Rauk. Der Rauk wurde zum Symbol der Gemeinde, da im 18. Jahrhundert die jungen Rekruten im blauen Kittel bei der Musterung den Ruf des Raben nachmachten. Der gleiche Ruf war auch Kampfruf bei Keilereien.
Die Wappen wurden von Otto Hupp entworfen. Die Gemeindewappen von Kierspe und Rönsahl wurden am 17. Oktober 1935, das Amtswappen am 20. August 1936 und das Stadtwappen am 29. Juli 1969 genehmigt.
Städtepartnerschaften
Seit 1988 besteht eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Ort Montigny-le-Bretonneux in der Nähe von Paris. Die Partnerschaft ist aus einem langjährigen Schüleraustausch der Gesamtschule Kierspe mit einem College in Montigny-le-Bretonneux entstanden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Erstes deutsches Bakelit-Museum im Alten Amtshaus
- Erstes deutsches Museum zur aktiven Darstellung der Herstellung von Bakelitgegenständen im Hammerwerk Schleiper Hammer. Herstellung von Eierbechern, Tabakdosen, Trichtern und Untersetzern aus Bakelit auf Originalmaschinen aus den Anfängen der Kunststoffherstellung um 1930
- Altes Hammerwerk „Schleiper Hammer“ mit Vorführungen alter Schmiedekunst; hier speziell: Afrikaspaten
Bauwerke
- Haus Rhade
- Der Herrenhof Rhade wurde 991 erstmals erwähnt. Nachdem der Hof in den folgenden Jahrhunderten an verschiedene Adelsfamilien verpfändet worden war, wurde er von der Familie von Holtzbrinck übernommen. Seit 1916 bewohnt Familie Schwietzke das Anwesen, weshalb es nicht öffentlich zugänglich ist. Zwischen 1250 und 1450 war eine Eisenhütte oberhalb des Hauses in Betrieb.
- Servatiuskirche Rönsahl
- Die zweitälteste - heute evangelische - Kirche der Stadt wurde in spätromanischer Zeit errichtet. Da das Kirchenschiff 1766 abgebrannt ist, wurde es im Barock wieder aufgebaut.
- Pfarrkirche St. Josef
- Die moderne katholische Pfarrkirche St. Josef wurde zwischen 1959 und 1961 von Gottfried Böhm erbaut.
- Margarethenkirche
- Die älteste Kirche Kierspes geht auf das 12. Jahrhundert zurück und ist mittlerweile eine evangelische Pfarrkirche. Der heutige Bau mit dem Zwiebelturm wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet.
- Raukbrunnen
- Der Brunnen, der vom Künstler Waldemar Wien, der auch den Spatenbrunnen vor dem Rathaus erstellt hat, entworfen wurde, befindet sich in der Nähe der Margarethenkirche. Das Wappentier Kierspes, der Rabe (Rauk), ist auf dem Brunnen dargestellt.
- Christuskirche
- Die evangelische Kirche wurde 1952 im Ortsteil Bahnhof, der vor allem durch Industrie geprägt ist, erbaut.
- Wienhagener Turm (Aussichtsturm zum Gedenken an die Gefallenen des ersten Weltkriegs)
- Altes Amtshaus, Dorf
- Reidemeisterhaus Voswinkel, Vollme
- 1784 im frühklassizistischen Stil erbautes Bürgerhaus
- Brennerei Krugmann, Rönsahl
- spätklassizistische Brennerei von 1853
- Ölmühle, Rönsahl, alte Fischteiche, ehemalige Sommerfrische
- Schleiper Hammer, Schleipe
- St. Engelbert Kirche, Rönsahl
- Gut Bremecke
- Gut Haarbecke
- verschiedene Herrenhäuser der Pulvermüller in Rönsahl entlang der Hauptstraße bis Ohl (Wipperfürth / Rheinland)
- Haus Isenburg – Galerie, verschiedene Ausstellungen
Parks und Grünanlagen
- Park am Haus Rhade
Naturdenkmäler und Höhlen
- Thingslinde
- Der alte Gerichtsbaum stand im Mittelalter an der wichtigen Landstraße zwischen Amsterdam und Frankfurt und konnte aus weiter Entfernung gesehen werden.
- Kaiser-Wilhelm-Linde
- Die der Thingslinde direkt gegenüber platzierte Kaiser-Wilhelm-Linde ist noch größer und sollte an die Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches erinnern.
- Luiseneiche
- Die Höhle "Hülloch"
- Das Hülloch ist eine Höhle im Bereich des Berges Arnei, deren Eingang jedoch verschüttet ist. Nach einer lokalen Sage lebten die Schanhollen, kleine elfenartige Wesen, im Hülloch und kamen nachts zum Vorschein. Schon 1798 berichtete J.C.F. Bährens über das Hülloch. Er berichtet auch über "Sagen" alter Kiersper, dass das Hülloch im Dreißigjährigen Krieg eine Zufluchtsstätte für die Bewohner Kierspes war. [1]
Sport
Aus Kierspe stammen die beiden Motoball-Bundesligisten MBC und MSF Tornado Kierspe.
Regelmäßige Veranstaltungen
- "Rönsahler Kirchenkonzerte" (6x im Winterhalbjahr)
- Jazzfrühschoppen am Raukplatz (jährlich am Vatertag)
- Jazzfestival Kierspe, zweijährlich
- Session JAM2JAZZ im Funkenhof, jeden 3. Mittwoch [JAN, MAR, MAI, JUL, SEP, NOV]
- Vatertag am Wienhagener Aussichtsturm
- Stadtfest zweijährig (2. Sonntag im September, gerade Jahre)
- Mühlentag (Pfingstmontag)
- Tag des offenen Denkmals (2. Sonntag im September) Schleiper Hammer, Altes Amtshaus, Haus Voswinkel, Kirchen
- Adventsmarkt im Schleiper Hammer (1. Adventswochenende)
- Adventsmarkt in Rönsahl (1. Adventswochenende)
- Weihnachtsmarkt am Rathaus (2. Adventswochenende)
- Adventsmarkt in Belkenscheid, Hof Gelzhäuser (2.+ 3. Adventswochenende)
- Adventsmarkt in Gut Bremecke ( 3.+ 4. Adventswochenende)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die B 237 führt von Remscheid-Bergisch-Born über Wipperfürth und den Stadtteil Rönsahl nach Kierspe-Bahnhof. Früher ging dieser "Weg" über Rönsahl nach Meinerzhagen. Die B 54 durchquert die Kiersper Ortsteile Rhadermühle, Bollwerk, Vollme, Grünenbaum und Bahnhof von Süden von Meinerzhagen und von Norden von Lüdenscheid-Brügge kommend. Die L 528 von Meinerzhagen kommend geht durch den Ortsteil Dorf und weiter in Richtung Halver.
Der Busverkehr wird überwiegend durch die Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) in der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe durchgeführt. Folgende Busverbindungen existieren:
- 59 Kierspe - Lüdenscheid
- 82 Kierspe - Meinerzhagen
- 94 Kierspe - Rönsahl
- 282 Kierspe - Meinerzhagen
- 336 Rönsahl - Wipperfürth-Ohl (Linie der Oberbergische Verkehrs-AG im Verkehrsverbund Rhein-Sieg)
Darüber hinaus verkehren weitere Linien, die vorwiegend dem Schülerverkehr dienen.
Medien
Kierspe liegt im Sendegebiet des Lokalradios Radio MK. Die Zeitungen Westfälische Rundschau und Meinerzhagener Zeitung haben Lokalredaktionen für Kierspe.
Öffentliche Einrichtungen
- Hallenbad „Räukepütt“
- Stadtbücherei
Beide Einrichtungen sind an die Gesamtschule angegliedert.
Bildung
In Kierspe gibt es vier städtische Gemeinschaftsgrundschulen:
- Bismarckschule
- Pestalozzischule
- Servatiusschule
- Schanhollenschule
Außerdem gibt es in Kierspe eine freie Waldorf-Dorfschule (staatlich genehmigte Privatschule eigener Art).
Die Städtische Gesamtschule Kierspe (GSKI) wurde 1968/69 als einer der ersten Schulen dieser Art in NRW errichtet und galt als wichtigstes kommunales Projekt der Nachkriegszeit, weil dadurch auch das Kultur-Angebot vor Ort vergrößert werden konnte.
Die Volkshochschule Volmetal ist durch eine Zweigstelle und die Geschäftsstelle in Kierspe vertreten.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Andreas Koch (* 1966), Konzertgitarrist
- Fritz Linde (* 26.07.1882 in Kierspe (Sankel), † 19.12.1935 in Kierspe (Höferhof)), plattdeutscher Heimatdichter
- Günter Lyhs, Turner (Bronzemedaille im Mannschaftsturnen Olympische Sommerspiele 1964)
- Trini Trimpop (eig. Klaus-Dieter Trimpop, * 10. Juni 1951), Musiker (Gründungsmitglied der Band „Die Toten Hosen“) und Filmemacher
- Gunter Pleuger (* 25. März 1941), deutscher Diplomat (von November 2002 bis Juli 2006 der ständige Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York)
- Thomas Wördehoff (* 1953), Chefdramaturg der RuhrTriennale
- Annette Gonserowski (*1949) wuchs in ihrem Elternhaus auf dem Höferhof auf, lebt auf dem Höferhof, mehrfache literarische Auszeichnungen, u.a. [Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur], 6 Buchveröffentlichungen, Mitglied des Autorenkreises "Ruhr-Mark" e.V.
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Annette Gonserowski (*1949 in Lüdenscheid) lebt auf dem Höferhof, mehrfache literarische Preisträgerin, u.a. Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur, 6 Buchveröffentlichungen, Mitglied des Autorenkreises *Ruhr-Mark* e.V.
- Claudia Ackermann (* 1967 in Lüdenscheid), freischaffende Künstlerin, die ihre erste Ausstellung in Kierspe hatte
- Wilhelm Brüggenwirth (* 30. Dezember 1899 in Weslarn, Kreis Soest; † 18. Juni 1981 in Kierspe), Kommunalpolitiker
- Dr. Deisting, praktischer Arzt, der die Bakelit-Industrie nach Kierspe gebracht hat
- Waldemar Wien (* 1927 in Dortmund, † 1994 in Kierspe), Bildhauer
- Anny Wienbruch (* 9. Juli 1899 in Sablon, Elsaß-Lothringen, Landkreis Metz; † 14. Juli 1976 in Kierspe), Volksschullehrerin,
die in Kierspe viele Kinderbücher geschrieben hat
Sonstiges
Die Ortsteile Beckinghausen (zweimalig) und Rönsahl (mehrfach) wurden beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft“ zum Golddorf gekürt.
Literatur
- Dürch Hien un Strüke. Gedichte und Geschichten, Fritz Linde, 1928
- Beckinghausen, Karl Friedrich Bühren, Heimatverein
- Pulver, Höhlen, Geisterstädte, Karl Friedrich Bühren, Heimatverein
- 3 Hypothekenbücher, Reinhard Diestel u Hans Ludwig Knau, Heimatverein
- Kierspe, Ulrich Finke, Sutton Verlag
- Liebe Mutti, Annette Gonserowski, Goki-Verlag; autobiografischer Roman mit Heimatbezug
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J.C.F Bährens: Beschreibung einer in der Graffschaft Mark zwischen Meinertshagen und Kierspe befindlichen Höle; das Hülloch genannt. In: Neues fortgesetztes Westphälisches Magazin zur Geographie, Historie und Statistik. 1798-99.', 1.Bd.,1.St. (herausgegeben von Weddigen, Wesel), unter der Rubrik "Physicalische Merkwürdigkeiten"