Kunst

alles, was von Menschen in einem kreativen Prozess geschaffen wurde
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Vorbemerkung

Wer seit Beginn des 19. Jahrhunderts Kunst definiert, ist nurmehr dem Anschein nach mit einer beobachtenden, analysierenden Definition befaßt. In der Kunstdiskussion, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzte, macht er viel mehr ein Angebot dazu, welche Werke es verdienen sollen, als Kunst gewürdigt zu werden und welche Aspekte dieser Werke dabei die besondere Beachtung auf sich ziehen sollen.

Eine moderne Kunstdefinition ist von daher – ob wissenschaftlich fundiert oder Privatmeinung – stets entweder langweilig (dann nämlich, wenn sie kein diskutables Angebot macht, wie Kunst in Zukunft betrachtet werden soll) oder arbiträr (dann, wenn sich ihr gegenüber neue Bündnisse bilden könnten, für oder gegen eine ganz neue Kunstdiskussion).

Irrig ist die Vorstelung, die Künstler bestimmten, was Kunst ist (und die Kunstbetrachter ließen sich dann darauf ein). Tatsächlich legt die Kunstdiskussion fest, was Kunst ist, und hier machen Maler, Bildhauer und Architekten, Filmregisseure, Autoren etc. allenfalls Angebote, wie man ihre Werke als Kunst besprechen könnte. Was Kunst ist, wird tatsächlich im sekundären Austausch über Kunst festgelegt, dort, wo in den Medien, an Universitäten, in Galerien, auf Verkaufsmessen, bei Stipendienvergaben über Kunst gesprochen wird. Ein fortwährender Austausch der Dinge, die soeben Kunst der Gegenwart und der Vergangenheit sind, ist die Folge.

Dem Dilemma scheiternder Kunstdefinitionen entgeht man nur, wenn man sich selbst mit Angeboten einer zu führenden Kunstdiskussion zurückhält und erfaßt, was wann verbaliter für "Kunst" erachtet wurde — und dabei darf man gerade nicht Dinge nehmen, die heute Kunst sind (die Gemälde Rembrandts etwa) und fragen, wie man von ihnen sprach, als sie entstanden. Man muss erfassen, was zu Rembrandts Zeit als "Kunst" behandelt wurde, und fragen, weshalb man im 19. Jahrhundert den Austausch über Kunst änderte und nun gerade bevorzugt Gemälde und Skulpturen gelten ließ. Die Kunstdiskussion hatte Vorteile davon, ihre alten Themen aufzugeben und sich vor einem neuen Publikum ganz neuen Dingen zuzuwenden und diese zu "Kunst" zu machen. (Die Etymlogie des Wortes hatte dabei, nebenbei, überhaupt keinen Einfluß auf die Kunstdebatte. Die Kunstdebatte hatte Medien – im 18. Jahrhundert neue Journale – und sie entschied, was sich in diesen Medien mit dem größten Publikumsinteresse betrachten ließ).




Definition

Bis ins 18. Jahrhundert der Bereich menschlicher Fertigkeiten (artes). Von den "Künsten" wird vor dem 19. Jahrhundert zumeist so gesprochen wie heute von den Berufen, die eine Fachausbildung voraussetzen. Die Handwerke gelten als eigene Künste (die "mechanischen Künste") ebenso wie die Fächer des (philosophischen) Grundstudiums (die "artes liberales", die "freien Künste", die in den drei großen Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin vorausgesetzt werden). Bücher über einzelne Künste gelten vor dem 19. Jahrhundert zumeist Feldern erlernbarer Könnerschaft. Aktuellen Meisterleistungen des Ingenierwesens werden in Büchern zur "Bergbau-" oder "Wasserbau-Kunst" (Schleusenbau) behandelt.

In der zweiten Hälfte des 18. und mit dem 19. Jahrhundert gibt die Kunstdiskussion ihr altes Themenfeld auf und beginnt, die Qualitäten von Gemälden, Skulpturen und Architektur, sowie von Literatur und Musik als "künstlerische" im eigentlichen Wortsinn zu diskutieren. Themenverbindend wird die Diskussion der "Ästhetik" (als Diskussion der Qualitäten aller Kunstwerke) begründet.

Die Entwicklung knüpft an die zeitgleiche an, mit der soeben die Literaturdiskussion – bislang die Diskussion wissenschaftlicher Arbeiten – ihr Rezensionswesen umgestaltet, um Romane, Dramen und Gedichte zu "Literatur" im neuen Wortsinn zu machen. Im Bestreben, ein größtmögliches Publikum mit einer interesanten Kunstdiskussion anzusprechen, wird das Debattenfeld auf Gemälde und Skulpturen verengt, auf Gegenstände, die im Gegenzug viel breiter und freier diskutierbar sind — eine Entwicklung, die den Journalmarkt des 18. Jarhunders, voraussetzte, ein breites Rezensionswesen, und die ihren Durchbruch gefördert von den Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts fand, die hier neue säkulare Bildungsgegenstände gewannen.

Heute umfasst die Debatte um den Kunstbegriff ein weites Feld künstlerischer Vorgehensweisen.

(Die nächsten Einträge müßten lauten:

  1. Vom Mittelalter in die Neuzeit, die "artes" als menschiche Fertigkeiten.
  2. Vom 18. ins 19 Jahrhundert: Das Feld der Ästhetik – die Kunstdebatte wechselt ihr Thema.
  3. Ein Kapitel dazu, was gegenwärtig in welchen Debatten als Kunst betrachtet wird.

Olaf Simons 12:57, 20. Nov 2004 (CET))

Wortbedeutung und Etymologie (Text der hier schon stand und zu einer sich im Kreis drehenden Diskussion führte)

Der Begriff Kunst bezeichnet heute im engeren Sinne die Elemente der menschlichen Kultur, die nicht primär durch ihre Zweckmäßigkeit, sondern durch ihre begriffene Ästhetik Wert für den Menschen entfalten. Im weiteren und früher gebräuchlichen Sinne bezeichnet er die Kunstfertigkeit, also auch Dinge der menschlichen Kultur, die zweckmäßig sind und gerade durch ihre Zweckmäßigkeit eine über die Funktion herausgehende Schönheit entwickeln, wobei Kunst im engeren Sinn dann als schöne Künste bezeichnet wird. Dieser Artikel beschäftigt sich mit Kunst im engeren Sinne, die Kunstwerke hervorbringt.

Im Bergbau wurde bis ins 19. Jahrhundert die technische Ausrüstung, insbesondere Pumpen, Förderanlagen und Kraftübertragung, als bergmännische Kunst bezeichnet.

Der heutige Kunstbegriff entwickelte sich aus dem Begriff der oben angeführten Kunstfertigkeit, welcher wiederum aus "Kenntnis" im Sinne von Wissen und Weisheit entstand.

Primär hat Kunst also nichts mit "technischer" Könnerschaft desjenigen zu tun, der künstlerisch tätig ist; so ist der Ausspruch des Malers Max Liebermann (1847-1935) "Kunst kommt von Können, käme sie von Wollen, so würde sie Wulst heißen" zumindest etymologisch falsch.

Geschichte

In ihren Anfängen seit der Menschwerdung ist "Kunst" oft untrennbar mit "Arbeit", "Spiel" und dem Heiligen verbunden. Historisch entwickeln sich die Künste aus ihrem Beitrag zur materiellen Organisation von Kulten und Ritualen. Ihr zentrales Moment ist zunächst die Epiphanie, die spätestens mit der Neuzeit und der beginnenden Säkularisierung westlicher Gesellschaften in eine Krise gerät.

Gliederungen

In klassischen Verständnis unterschied man die Sieben Freien Künste (artes liberales), bestehend aus dem Trivium und Quadrivium, die gegenüber den mechanischen Künsten höher geschätzt wurden: Grammatik, Dialektik, Rhetorik; Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik.

Die Unterscheidung von Kunst, Handwerk und Wissenschaft bildete sich erst seit Ende des 18. Jahrhunderts heraus.

Nach heutigem Verständnis gliedert sich die Kunst in die Teilbereiche Bildende Kunst oder Freie Kunst (ausgebildet an Kunstakademien, frei gestalterisch tätig, von Kunstkritik diskutiert, am entsprechenden Kunstmarkt gehandelt und in Museen und Galerien ausgestellt) und Angewandte Kunst (Berufsbezogene Ausbildung, gestalterische Umsetzung von Vorgaben, Mediendesign, auch Kunsthandwerk). Grenzüberschreitungen zwischen diesen Disziplinen und den genutzten Medien sind häufig und im Wesen der Kunst als kreative Äußerung selbstverständlich.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts trennten sich das Kunstgewerbe, im Sinne von künstlerischem Hervorbringen von Gebrauchswerten (Werkbund Streit) und das Design, im Sinne von planvollem Handeln für industrielle Zwecke. Das Design war eine ganz wesentliche kulturelle Kraft in der Moderne und der aufkommenden Postmoderne. Unsere gestalteten Lebenswelten und ihre Artefakte repräsentieren das symbolische Arsenal jeder sozialen Differenzierung.

Kreativität

Kunst ist das Ergebnis menschlicher Kreativität, eine schöpferische Leistung des Menschen. Dies lässt sich schwer "dingfest" machen, da jeder Künstler seine eigenen Vorstellungen von Kunst und seine eigene Herangehensweise an kreativ-künstlerisches Handeln hat. Der ästhetische Wert eines Kunstwerkes basiert auf gesellschaftlicher Übereinkunft oder beruht auf einem Bruch mit derselben. Trotzdem kann man sagen, dass Kunst zugleich der Prozess des künstlerischen Schaffens und dessen Ergebnis, das Kunstwerk, ist. Das Wort Werk ist durch Kant geprägt worden, wie auch Original und Genie. Um Kunst kommunizierbar zu machen gebraucht man Medien (Bilder). Man unterscheidet zwischen "innere" und "äußere" Bilder. Ein inneres Bild ist zum Beispiel die Sprache, Vorstellung und die Idee, ein äußeres Bild beispielsweise ein Stuhl, ein Automobil oder irgendein Ding. Kunst ergibt sich aus der Wahl eines bestimmten Mediums, aus festgelegten Regeln für den Gebrauch des Mediums und aus besonderen Vorstellungen und Werten, die bestimmen, was durch das jeweilige Medium in einer dem Medium angemessenen Weise ausgedrückt werden soll, zum Beispiel welche Ideen, welche Wertanschauungen, welche Gefühle zum Ausdruck zu bringen sind. Der amerikanische Maler Ad Reinhardt führt den Begriff ins absurde, indem er sagt: ,,Kunst ist Kunst. Alles andere ist alles andere". Es ist also unnütz, Kunst definieren zu wollen. Besser ist es, zu hinterfragen, wofür sie gut ist und was sie bewirken kann.

Zitate

  • "Kunst kommt von Können, käme sie von Wollen, so würde sie Wulst heißen" Max Liebermann
  • "Kunst ist Kunst. Alles andere ist alles andere" Ad Reinhardt
  • "Jeder freie Mensch ist kreativ. Da Kreativität einen Künstler ausmacht, folgt: nur wer Künstler ist ist Mensch." Joseph Beuys
  • "Wenn ich wüßte, was Kunst ist, würde ich es nicht verraten" Pablo Picasso

Siehe auch