Ein Lunisolarkalender oder Gebundener Lunarkalender (von lateinisch luna „Mond“ und sol „Sonne“) ist ein Kalender, der sich sowohl nach dem Lauf der Sonne als auch nach dem Lauf des Mondes richtet. Ein Lunisolarjahr oder Gebundenes Lunarjahr ist ein Solarjahr mit Mondmonaten.
Die Umlaufdauer der Erde um die Sonne beträgt in der heutigen Zeit etwa 365¼ Tage, die synodische Periode des Mondes (Zeit von Neumond bis Neumond) etwa 29½ Tage. Das Jahr lässt sich also nicht ganzzahlig in Monate teilen. Daher werden etwa Schaltmonate oder mehrere Tote Tage eingeschoben.
Grundlagen
Ein Lunisolarkalender verbindet Sonnen- und Mondlauf. Hierbei wird ausgenutzt, dass 19 Jahre und 235 Mond-Monate fast exakt die gleiche Anzahl an Tagen ergeben. Diese Gesetzmäßigkeit nennt man Metonischer Zyklus. Sie wurde im alten Griechenland von dem Athener Meton entdeckt, und von Kallippos von Kyzikos präzisiert.
Die Anpassung geschieht auf verschiedene Weise: Entweder regelmäßig mittels einer mathematischen Formel (Arithmetischer Kalender, z. B. Jüdischer Kalender), durch Anpassung von Einschubmonaten oder -Tagen (Einschaltung, Interkalation) an einen 365-Tageskalender oder durch direkte Beobachtung: Als Astronomischer Kalender (z. B. chinesischer Kalender) oder je nach Bedarf, indem etwa Priester beobachteten, wie reif das Getreide schon war, wenn die Frage anstand.
Beispiele
Diese Berechnung ist verhältnismäßig kompliziert. Die meisten Völker verwendeten daher entweder reine Lunarkalender oder Solarkalender. Die Griechen, Römer (bis zur Einführung des Julianischen Kalenders, 46 v. Chr.), die Juden, und ebenso auch die Chinesen verwendeten einen Lunisolarkalender. Das christliche Osterfest wird noch bis heute nach einem solchen Kalender berechnet.
- Einen Überblick hierzu gibt die Liste der Kalendersysteme.
Lange und kurze Monate
Der Kalender hat als Normalfall mehr oder minder abwechselnd Normalmonate zu 30 Tagen, und verkürzte Monate zu 29 Tagen.
Die verschiedenen Kalendersysteme haben dabei unterschiedliche Rhythmen gewählt, um einerseits mit dem synodischen Monat von 29,5306 Tagen konform zu bleiben, und anderseits auch die wechselnden Längen der Jahreszeiten zwischen 94 (mehr als 4 Normalmonate) und 88 Tagen (1:1-Wechsel) einzugehen.
Schaltmonate
Da im Metonischen Zyklus 19 Jahre zu je 12 Monaten nur (19 * 12 =) 228 Monaten entsprechen, müssen in 19 Jahren daher sieben Monate eingefügt werden. Dies geschieht meist, in dem etwa jedes dritte Jahr einen dreizehnten Schaltmonat hat (228 + 7 = 235). Diese Kalenderjahre bezeichnet man dann als Lunisolares Schaltjahr, die normalen Jahre als Lunisolares Gemeinjahr.
Traditionell im antiken babylonischen, jüdischen und attischen Kalender sind die Jahre 3, 6, 8, 11, 14, 17 und 19 die langen dreizehnmonatigen Jahre des metonischen Zyklus. Hierin sind zwei weniger genaue Subzyklen eingebunden, bei denen 8 Jahre mit 99 Monaten (Oktaetris) und 11 Jahre mit 136 Monaten gleichgesetzt werden.
In einem Kalender mit einer festgelegten 30-tägigen Monatslänge ergeben sich 12 Monaten zu 360 Tagen, es wird alle 6 Jahre ein zusätzlicher 30-tägiger Monat benutzt. Hieraus ergibt sich ein 365-Tageskalender: Diese Besonderheit findet sich in den synodischen lunaren Tagen tithi der Vedischen Zeitrechnung, die in ihrer Dauer zwischen 19 und 26 Stunden variieren, mit 1 masa (synodischer Lunarmonat) = 30 tithi [1]
Schalttage
Eine andere Methode verwendet die Tatsache, dass das Lunarjahr mit zwölf Mondmonaten etwa 354 Tage hat, also etwa 11 Tage (exakt 10,8751) kürzer als das Sonnenjahr ist. Dann wird jedes Jahr um mehrere Schalttage (als Toter Tag, meist ein namenloser Tag) verlängert.
Ein Rest dieser Methode sind die Jahresepakte, die in der Osterrechnung verwendet werden.
Mit festen 30-tages-Monaten arbeitet auch der ägyptische Kalender, dort aber mit Tagesinterkalation. Die Ägypter teilten das Jahr in 360 Tage mit 3 Jahreszeiten zu je 4 Monaten ein. Die fehlenden 5 Schalttage werden als Epagomenentage (von griech. επαγω „hinzufügen“ und μᾐν „Monat“) bezeichnet.
Siehe auch
Literatur
- L. E. Dogett: Calendars. In: P. Kenneth Seidelmann (Hrsg.): Explanatory Supplement to the Astronomical Almanac. University Science Books, Sausalito CA. (englisch)
Weblinks
- Michael Neuhold: Kalenderkunde
Einzelnachweise
- ↑ Dogget, 5.2 Principles of the Religious Calendar