WP:RK -- Fossa?! ± 13:19, 16. Aug. 2007 (CEST)
Bad Oexen liegt im Norden von Bad Oeynhausen am Südhang des Wiehengebirges. Der Ort wird Mitte des 19. Jahrhunderts durch sein Heilwasser bekannt. Die Ursprünge gehen jedoch viel weiter zurück. Der Name "Oexen" entwickelt sich aus dem Namen eines Hofgutes, dem sog. "Oexter Hof" (oder auch "Exter Hof"). Die Bezeichnung soll der Überlieferung nach vom Lateinischen "extra" stammen und so viel wie "ausserhalb", "weit draussen" bedeuten. Hierdurch wird die lagemäßige Zugehörigkeit zu einem größeren herrschaftlichen Anwesen ausgedrückt. Der "Oexter Hof" stellt in diesem Zusammenhang den „hintersten", "äussersten" (lat. extra) Hof dar. Der entsprechend zugehörige "vordere" Hof dürfte das Gut Ovelgönne (heute Wasserschloss Ovelgönne in Eidinghausen) sein.
Geschichtliche Entwicklung: 10. bis 18. Jahrhundert
Das Gut Ovelgönne sowie vermutlich auch der Oexter Hof befinden sich im 10. Jahrhundert als ein sogenannter Meierhof im Besitz des Abdinghofklosters zu Paderborn, welche ihm 1183 durch Papst Lucius III. samt Patronat über die dortige Kirche bestätigt werden. 1353 wird der Gesamtbesitz vom Fürstbistum Paderborn zum Fürstbistum Minden übertragen. Ab Anfang des 15. Jahrhunderts gehört der Oexter Hof der Familie von Aswede. Urkundlich belegt als erster Besitzer des Hofes ist Jasper von Aswede, der den Hof von 1491 bis 1539 führt. Erwähnung findet der Hof auch als "Aswedehof" (damals zur Pfarrei Volmerdingsen gehörig). Das Asweden-Geschlecht wird in Verbindung mit verschiedenen Gütern des Fürstbistums Minden genannt. Die Herren von Aswede sind Ministerialen des Mindener Bischofs. Möglicherweise sind sie vom Domkapitel mit dem Oexter Hof belehnt. Der nächste nachweisbare Besitzer des Hofes ist der Herr von dem Bussche zu Hünefeld, ab wann genau ist unklar. Vom Ende des 17. bis Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts ist der Hof und dessen Ländereien an verschiedene Einzelpächter vergeben, auf dem Hof selbst lebt ein Verwalter (Rezeptor), der die Pachtgelder einnimmt. Ab 1695 z. B. wird Rezeptor Röver als Verwalter des Hofes im Auftrag von von dem Bussche zu Hünefeld genannt. Von dem Bussche zu Hünefeld ist bis 1752 durch Katastereintrag als Besitzer belegt. Er beansprucht Abgabenfreiheit von der sogenannten Kontribution, mit der ansonsten die meisten derartigen Höfe belegt sind, wobei er sich dieses Privileg erkauft. Fortan spricht man vom "Freien Oexter Hof". In der Folgezeit übernimmt der Haddenhausener Rentmeister (s. auch Rentamt) Hartog den Hof, verliert ihn jedoch 1768 durch Konkurs. Der neue Eigentümer, Geheimrat von Borries aus Minden, lässt Hartog jedoch weiter auf dem Hof wohnen. Nach dem Tode von von Borries 1796 wird dessen Witwe bis 1832 (nach andere Quellen bis 1838) urkundlich als Besitzerin erwähnt.
19. Jahrhundert
Bei dem sich anschließenden Verkauf umfasst der Hof laut Verkaufsanzeige 91 Morgen Ackerland, 2 1/2 Morgen Gartenland, 9 Morgen Wiese sowie 20 Morgen Holz. Käufer ist Friedrich Schilling, der den Hof als Colon (s. auch Kolonat (Recht)) erwirbt und mit dem Mitte des 19. Jahrhunderts die Geschichte des Heilbades beginnt. Sobald sich die Bauern durch die Zahlung einer Ablösungssumme von ihren Lehnherren unabhängig machen können, bemüht sich Colon Schilling, sein Anwesen zu einem anspruchsvollen Gutsbetrieb umzugestalten. Durch die beginnende Industrialisierung schwindet jedoch die bäuerliche Existenzgrundlage mehr und mehr, so dass er nach Alternativen suchen muss. 1845 entdeckt nun Berghauptmann Carl Freiherr von Oeynhausen (1795-1865) im Gebiet der damaligen, auf Befehl von König Friedrich II. errichteten "Königlichen Saline Neusalzwerk" (heute Bad Oeynhausen) bei Bohrversuchen statt des erhofften Steinsalzlagers eine Thermalsolequelle. Angeregt durch diesen Erfolg sucht und findet Colon Schilling 1856 auch auf dem Oexener Hof heilkräftiges Wasser. Schilling errichtet neben der Quelle ein Badehaus mit Schankwirtschaft. Am 16. August 1858 erhält er die notwendige Konzession von der Königlich-Preussischen Regierung, vertreten durch Landrat Freiherr von Schlotheim. So beginnt im neuen Bad Oexen der Bäderbetrieb als sogenanntes Bauernbad. Bauernbäder entstehen im ostwestfälisch-lippischen Raum, besonders an den Hängen des Wiehengebirges, zu dieser Zeit einige. Bauernbad bedeutet, dass hier die heimische Bevölkerung die Heilwirkung des Oexener Wassers nutzen kann. Die Aristokratie (Fürsten, Prinzen, Majestäten) zieht es zur Kur statt dessen in das viel feinere Bad Oeynhausen. Colon Schilling, der auf großem Fuße lebt, muss bald Badehaus und Schankwirtschaft, später auch den Hof verkaufen. Erwerber ist die Familie Harten aus Minden, die den Hof zeitweise an einen Pächter namens Flores verpachtet.
20. und 21. Jahrhundert
Bad Oexen ist bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein eigenständiges Kurbad. Zu dieser Zeit ist Ludwig Brockmann, Unternehmer in Bad Oeynhausen, Eigentümer von Bad Oexen. 1904 erwirbt Friedrich Held das Bad für die heutige Eigentümerfamilie Held / Brinkmeier / Schulte. In den folgenden Jahren wird es zunächst als Sanatorium, später als Kurheim genutzt. Die 1957 beginnende Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung Nordrhein-Westfalen legt den Grundstein zur Entwicklung der heutigen Rehabilitationsklinik für Tumorpatienten.
Ortsbezeichnung und Klinikname
Die frühere Ortsbezeichnung "Bad Oexen" ist heute in dem Kliniknamen aufgegangen. Dennoch findet man in den meisten Karten (oder bei der Reiseplanung im Internet) die Ortsbezeichnung "Oexen" oder "Bad Oexen". "Oexen" ist auch der Name der Straße, die nach Bad Oexen führt. Die Klinik umfasst heute den Bereich des früheren Bauernbades inkl. Oexener Hof, zusätzlich ein seit dem 16. Jahrhundert bewirtschaftetes angrenzendes Gehöft ("Siekmeyers Hof") sowie einen großen Klinikpark mit altem Baumbestand. Die heutige Klinik "Bad Oexen" liegt im Bad Oeynhausener Stadtteil Eidinghausen (Ortsteil Wöhren).
Quellen
- Patriotische Zeitung Minden, Ausgabe vom 23. Mai 1858
- Beschreibung des vormaligen Bistums Minden. Hölscher 1877
- Die Rittersitze der Grafschaft Ravensberg und des Fürstentums Minden, von der Horst, Karl Adolf, Berlin, 1894, 23. 16, 212 S. m. 2 Ktn
- Aus der Geschichte Eidinghausens - Ein kulturhistorisches Dorfbild aus Minden-Ravensberg, Wilhelm Wellpott, 7. April bis 18. August 1928
- An der Weserpforte, Heimatbeilage Bad Oeynhauser Anzeiger und Tageblatt, "Streifzüge durch Volmerdingsen", Heinrich Volcmarinc, 19./20. September 1931
- An der Weserpforte, Heimatbeilage Bad Oeynhauser Anzeiger und Tageblatt, "Um den alten Oexter Hof", Heinrich Greiwe, 16./17. November 1940
- An der Weserpforte, Heimatbeilage Bad Oeynhauser Anzeiger und Tageblatt, "Kleine Chronik um Ovelgönne", 1941
- Bad Oexen. Rückblick auf ein ehemaliges Bauernbad am Südhang des Wiehegebirges (Manuskript). Marianne Busche, 1980
- Kriegs- und Domänenkammer Minden, Sign. I/223, Staatsarchiv Münster