Venedig | |
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Stadtwappen | |
Wappen von Venedig | |
Basisdaten | |
Provinz: | Venedig (VE) |
Region: | Venetien |
Einwohner: | 271.251 (31. Dez. 2004), davon 64.000 in der Altstadt |
Höhe: | 0-1 m ü. NN |
Vorwahlen: | 0039 (Italien) - 041 (Stadt) |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Stadtgliederung: | 6 Municipalità. Die historische Altstadt ist in Sestieri aufgeteilt. |
Offizielle Website: | www.comune.venezia.it |
Bürgermeister: | Massimo Cacciari (Stand: 2006) |
Patron: | Markus (Evangelist) |
Feiertag: | 25. April |
Venedig [ital. Venezia [ ] resp. venezianisch Venexia oder Venezsia [ ]) ist eine Stadt im Nordosten Italiens an der adriatischen Küste, Hauptstadt der Region Venetien und der Provinz Venedig. Am 31. Dezember 2006 hatte die Stadt rund 513.569 Einwohner, davon 423.549 auf dem Festland, 50.002 innerhalb der Lagune und 113.371 im historischen Zentrum.
] (Lage und Stadtgliederung
Die Gemeinde Venedig umfasst das historische Zentrum sowie den größten Teil der Lagune von Venedig mit ihren zahlreichen Inseln, zwischen den Mündungen der Brenta und des Piave. Außerdem gehören zu Venedig die langgestreckten Inseln Lido und Pellestrina, die die Lagune von der Adria abgrenzen sowie die auf dem Festland gelegenen Stadtteile Chirignago, Favaro Veneto, Marghera, Mestre und Zelarino.
Venedig ist in sechs Stadtteile (Municipalità) aufgeteilt:
Venedig – Murano – Burano
Zu dieser Municipalità gehört das historische Zentrum der Stadt das wiederum in sechs Stadtteile eingeteilt wird: die Sestieri Cannaregio, San Polo, Dorsoduro (mit den Inseln Giudecca und San Giorgio Maggiore), Santa Croce, San Marco und Castello (mit San Pietro di Castello und Sant'Elena).
Außerdem umfasst sie den mittleren und den nördlichen Teil der Lagune mit zahlreichen Inseln. Zu den wichtigsten Inseln gehören die Glasmacherinsel Murano, das kleinere Burano, Torcello mit seiner romanischen Kirche, weiter Sant'Erasmo und Vignole sowie die Friedhofsinsel San Michele.
Lido – Pellestrina
Diese Municipalità nimmt den südlichen Teil der Lagune ein mit den zwei südlichen Teilen der von Chioggia bis Jesolo reichenden Nehrung, die die Lagune zur Adria hin abschließt.
Der Lido di Venezia entwickelte er sich im 19. Jahrhundert zum mondänen Seebad mit luxuriösen Hotels und einem Spielcasino. Als Schauplatz von Thomas Manns Tod in Venedig fand er Eingang in die Literatur. Der Lido verfügt über einen Landeplatz für Privatflugzeuge und ist mit zwei Autofährlinien zum Tronchetto und nach Punta Sabbioni mit dem Festland verbunden.
Pellestrina ist dagegen eine vom Tourismus noch wenig berührte Insel mit Fischerdörfern.
Mestre – Carpenedo
Die Stadt Mestre auf dem Festland wurde 1926 nach Venedig eingemeindet und beherbergt heute mehr als die Hälfte der Einwohner der Stadt. Von hier geht die Ponte della Libertà (Freiheitsbrücke) aus, die die Altstadt Venedigs an das Festland anbindet. Versuche Mestre aus der Gemeinde Venedig wieder auszugliedern scheiterten in vier Referenden, zuletzt 2003.
Marghera
Der Industriestadtteil Marghera liegt ebenfalls auf dem Festland und ist durch die petrochemische Industrie geprägt.
Favaro Veneto
Der Stadtteil liegt östlich von Mestre und beinhaltet auch den Flughafen Marco Polo.
Chirignago – Zelarino
Die Municipalità umfasst die westlichen Vororte und hat als einzige keinen Zugang zur Lagune.
Geschichte
Zur Geschichte der Republik, siehe den Hauptartikel: Republik Venedig, zur Wirtschaftsgeschichte siehe Wirtschaftsgeschichte Venedigs, zum Kolonialreich siehe Venezianische Kolonien
Politische Geschichte
Lange Zeit nahm man an, Venedig habe sich seit der späten Antike aus den verstreuten Siedlungen auf den Inseln der Lagune entwickelt. Vor einiger Zeit wurde jedoch in der Nähe von Torcello zwei Meter unter dem Wasserspiegel der Fußboden einer römischen Villa entdeckt. Inseln der Lagune sind demnach früher als bisher angenommen besiedelt worden, d.h. die Anfänge der Orte in der Lagune reichen mindestens bis in das 1. Jahrhundert zurück.[1] Weitere Funde führen zu der Annahme, dass die Lagune schon in vorrömischer Zeit bewohnt war, jedoch lag der Wasserspiegel mehrere Meter tiefer[2].
Zu den frühen Siedlern auf den verstreuten Inseln kamen Flüchtlinge aus Oberitalien, die sich vor der Invasion der Hunnen 452 und später der Langobarden 568 in den Sümpfen und auf den zahlreichen Inseln der Brenta-Mündung verbargen. Die vor den Hunnen Flüchtenden sollen sich mit der Losung Veni etiam (etwa: „Auch ich bin (hierher) gekommen“) gegrüßt haben. Aus dieser Losung sei, so die Volksetymologie, der Name Venedig entstanden. Namensgeber der Siedlung Venetia waren aber wohl eher die hier ansässigen Veneter.
Der erste Dogensitz befand sich auf dem Lido in Malamocco, bevor er 811 unter dem Dogen Giustiniano Participazio nach Rialto verlegt wurde. Der Name Rialto bedeutet „hohes Ufer“, (rivo alto), was zu Rialto verkürzt wurde.
Die ersten Siedler lebten möglicherweise in flachen Booten, die eine schnelle Rückkehr zum Festland ermöglichten. Dann verlegten sie sich auf die Errichtung von Pfahlbauten. Im Laufe der Zeit wuchsen die Bebauungen auf den insgesamt 118 Inselchen zusammen, nachdem die internen Streitereien zwischen den verschiedenen Laguneninseln, vor allem mit Torcello, beigelegt worden waren, und sich ein Handelszentrum im Rialtogebiet konzentrierte.
Als Außenposten des Byzantinischen Reiches gelang es den Venezianern, im Gegensatz zu den übrigen oberitalienischen Städten, ihre Selbstständigkeit gegenüber dem Fränkischen bzw. dem Heiligen Römischen Reich zu bewahren. Außerdem profitierten sie davon, dass Byzanz angesichts der Invasionen von Langobarden, Franken, Slawen, Awaren, Persern und Arabern nicht in der Lage war, diesen Außenposten wirklich zu beherrschen. Im 9. Jahrhundert gelang es Venedig, obwohl immer noch offiziell Bestandteil des Byzantinischen Reiches, eine gewisse Autonomie zu gewinnen, die schließlich zur Selbstständigkeit führte. Venedig konnte in der Folgezeit erfolgreich zwischen den verschiedenen Machtzentren des Mittelmeerraums lavieren und günstige Handelsverträge erwirken, die ihm eine jahrhundertelange Monopolstellung im Handel zwischen Westeuropa und Byzanz sicherten. Der byzantinische Einfluss war in Venedig noch lange wirksam, beispielsweise bei der aufwändigen Inszenierung des Dogen und der vielen Feste, und er ist überall an der Architektur (Markusdom), an einzelnen Bauformen und an der Vorliebe für Mosaiken und polychromen Dekor zu erkennen.
Schon früh unter Führung eines Dogen und seiner verschiedenen Ratsgremien, wie etwa des Kleinen und des Großen Rates, erreichte der Stadtadel eine Stabilisierung seiner Vorherrschaft in der Stadt durch Handelsprivilegien, Abschließung gegen aufsteigende Familien (1297) und die Einführung von Überwachungsgremien mit fast unbeschränkter Vollmacht, wie etwa dem Rat der Zehn(1310).
Anfang des 9. Jahrhunderts war Venedig zwar schon eine aufstrebende Lagunenstadt. Die politische Lage war aber noch nicht sonderlich stabil, da der Anspruch der Franken auf das Gebiet trotz des Friedens von 810 immer noch bedrohlich war. Im Jahre 828 wurden, wahrscheinlich auf Veranlassung des Dogen Giustiniano Participazio, die Gebeine des Evangelisten Markus nach Venedig gebracht. Zu Ehren des Apostels veranlasste der Doge den Bau des Markusdoms (Es war am Anfang eine kleine Holzkirche). Dieser Akt zeugt bereits von einem gestiegenen Selbstbewusstsein. Die Identität stiftende, Prestige verleihende und Machtausübung legitimierende Bedeutung dieser von der Gesamtchristenheit hochgeschätzten Reliquien kann heute nur noch erahnt werden.
Der neue Schutzpatron der Stadt verdrängte seinen Vorgänger, den heiligen Theodor, als ersten Stadtheiligen. Die beiden Säulen auf der Piazzetta, tragen heute noch die Figur Theodors und den geflügelten Löwen, das Attribut des Apostels Markus. Das Symbol des Markus wurde zum Wappen und Hoheitszeichen Venedigs, allgegenwärtig sowohl in der Stadt und ihrer Kunst wie in allen einst von Venedig beherrschten Gebieten. Die Holzkirche, in der die Reliquien des Evangelisten Markus, aufbewahrt wurden, brannte 976 ab. An derselben Stelle wurde später der Markusdom erbaut (Fertigstellung 1094). Die Gebeine, die man für die des Heiligen Markus hielt, wurden der Legende nach durch ein Wunder am 25. Juni 1094 wiedergefunden. Dieser Tag wurde zum Feiertag Inventio Sancti Marci erklärt.
Durch ihre Beziehungen zu Byzanz konnte die Stadt in diesem Raum große Handelsvorteile gewinnen. Seit sie ihre Flotte gegen die seldschukischen Türken und vor allem die süditalienischen Normannen, die versuchten Konstantinopel zu erobern, eingesetzt hatte, gestand ihr Kaiser Alexios I. 1081 ein Handelsabkommen zu, das ihr das De-Facto-Handels-Monopol im Byzantinischen Reich gab.
Im Zuge der ersten Kreuzzüge und bedingt durch diese Handelsprivilegien, die sich auch in einem Kaufmannsviertel in der Hauptstadt niederschlugen, nahmen die Feindseligkeiten zwischen Venezianern und Byzantinern zu.
Den Vierten Kreuzzug dirigierte der Doge Enrico Dandolo um und bemächtigte sich des reichen Konstantinopel. 1204 wurde die Stadt erobert und geplündert; das neu entstandene Lateinische Kaiserreich wurde von Venedig dominiert – die Stadt hatte den ersten Höhepunkt ihrer Macht erreicht.
Zahllose geraubte Kunstschätze gelangten von Byzanz in den Westen, so auch die bronzene Quadriga der Markuskirche. Aus diesem 'Coup' – der die Hauptursache für das bis heute andauernde misstrauische Verhältnis der orthodoxen Völker Osteuropas, insbesondere der Russen, gegenüber dem Westen war – folgte allerdings auch ein endloser Konflikt mit Genua, der Ursache für vier verheerende Kriege war. Im Chioggia-Krieg konnte sich Venedig schließlich endgültig gegen die Konkurrentin durchsetzen.
Während Genua den Handel über das Schwarze Meer seit der Rückeroberung Konstantinopels durch die Griechen (1261) zunehmend dominierte, herrschte Venedig im Levantehandel vor. Durch die Heirat von Caterina Cornaro mit dem letzten König von Zypern fiel die Insel nach dem Tod des Königs und des Thronfolgers 1489 an Venedig.
Seit dem Fall von Konstantinopel 1453 musste Venedig seine Positionen im östlichen Mittelmeer nach und nach den Osmanen überlassen. Seine Bedeutung nahm auch in Folge der Verlagerung des Welthandelsverkehrs auf den Atlantik immer mehr ab. Portugal entdeckte den Seeweg um Afrika nach Indien (Vasco da Gama), das Monopol Venedigs auf den Gewürzhandel mit den Gebieten der Levante ging langfristig verloren.
Nach dem Verlust von Zypern an das Osmanische Reich wurde dieses von der Heiligen Liga, einem Bündnis von Papst, Spanien und Venedig, zwar besiegt (Seeschlacht von Lepanto), doch der Sieg konnte den Verlust Zyperns sowie den weiteren machtpolitischen Niedergang Venedigs nicht aufhalten. Insel um Insel in der Ägäis ging an die Osmanen verloren, die Republik zog sich mehr und mehr in die Lagune und die seit dem frühen 15. Jahrhundert eroberte Terra Ferma zurück.
Mit der Entdeckung und Ausbeutung Amerikas und dem damit einhergehenden Aufblühen Portugals, Spaniens und schließlich Englands sowie Hollands als neue Seemächte, waren die Tage Venedigs als dominierende See- und Handelsmacht gezählt.
In der Folge übernahm die Luxusindustrie (vor allem die Glasherstellung auf Murano) die Rolle des Levantehandels, ebenso der Tourismus. Venedig und Florenz waren die ersten Orte, die zum Teil vom Tourismus lebten. Venedig konnte Dalmatien und zeitweilig den Peloponnes (unter dem Namen Morea) sowie einige griechische Inseln unter seiner Hoheit halten, jedoch ging 1669 Kreta endgültig verloren. Der ökonomische Niedergang der Stadt im 17. und 18. Jahrhundert ist aber eher als ein Zurückfallen gegenüber den schneller wachsenden Konkurrenten zu deuten, denn als Schrumpfungsprozess; politisch war die Stadt seitdem unbedeutender als vorher.
1797 verlor die Adelsrepublik durch Napoléon Bonaparte ihre Selbstständigkeit und wurde an Österreich angegliedert. Nachdem es 1805 bis 1815 Teil des napoleonischen Königreichs Italien war, kam es in Folge des Wiener Kongresses 1815 als Teil des Lombardo-Venezianischen Königreiches wiederum zu Österreich.
Im Revolutionsjahr 1848 (vgl. Märzrevolution) wurde nach verschiedenen Aufständen in weiten Teilen der Lombardei am 23. März 1848 unter Daniele Manin erneut eine Republik in Venedig ausgerufen, die über ein Jahr ihre Unabhängigkeit von Österreich behaupten konnte. Am 24. August 1849 wurde die Stadtrepublik von österreichischen Truppen blutig erobert, nachdem zuvor in zwei kurzen Revolutionskriegen zwischen Österreich und Sardinien-Piemont auch die anderen revolutionären Unabhängigkeitsbewegungen in ganz Oberitalien unterdrückt worden waren.
In Folge der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Deutschen Krieg von 1866, in dem das 1861 neu gegründete Königreich Italien Verbündeter Preußens war, kam Venedig gemäß dem Wiener Friedensvertrag vom 3. Oktober 1866 an Italien (vgl. auch Risorgimento).
Handelsgeschichte
Die geographische Lage von Venedig erwies sich als ungemein günstig für den Handel zwischen Ost und West, sowohl zwischen den beiden auseinander gebrochenen Teilen des alten Imperium Romanum als auch für den Orienthandel. Seit den Zeiten der Völkerwanderung waren alte Handelswege zerschnitten, besonders die auf dem Festland. Die wichtigsten Wasserwege verliefen im Mittelmeer, das damals von den Arabern beherrscht wurde. Seit dem 9. Jahrhundert kamen als weitere Machtfaktoren die aus Skandinavien stammenden Normannen hinzu. Handel wurde ebenfalls über die großen Flussläufe abgewickelt.
Venedig nutzte diesen Umstand und machte sich über Jahrhunderte zum führenden Zwischenhändler Europas. Um von einer so ungewöhnlichen Position wie derjenigen Venedigs Einfluss im internationalen Handel auszuüben, musste sich Intelligenz und politische Voraussicht entwickeln, denn die militärische Machtbasis war und blieb sehr klein.
Die Venezianer mussten die entscheidenden politischen Entwicklungen in anderen Ländern voraus ahnen, um rechtzeitig präsent zu sein. Nur so konnte Venedig gegen Konkurrenten bestehen, und die gab es vor allem in den Seerepubliken Pisa und Genua.
Venedig hatte sich seit dem 11. Jh. gegenüber Byzanz allmählich emanzipiert. Es unterstützte - je nach politischen Erfordernissen - die Osmanen, die Normannen oder Byzanz. Ziel war immer die Sicherung von Handelsprivilegien und Einrichtung von Handelsmonopolen. Das venezianische Handelsimperium breitete sich zunächst an der dalmatinischen Küste aus; venezianische Galeeren beherrschten die Adria. Wie Genua und Pisa profitierte die Stadt auch von den Kreuzzügen, da das Kreuzfahrerheer für die Passage nach Palästina auf venezianischen Schiffen zu zahlen hatte. Eine weitere Quelle für den Reichtum der Lagunenstadt war die Produktion von Salz. Salz war bis in die frühe Neuzeit von größter Bedeutung für die Konservierung von Fleisch und Fisch. Die Durchsetzung eines Salzmonopols war ein Ziel venezianischer Außenpolitik von Anfang an. Salz wurde vor allem in den Salinen von Chioggia im Süden der Lagune gewonnen.
Wichtige Waren und Luxusgüter aus Asien und Afrika für den Handel mit Europa wie Seide, Felle, Elfenbein, Gewürze, Färbemittel und Parfüme wurden über die levantinischen und nordafrikanischen Häfen umgeschlagen. Zugang zu den Seehäfen und die Kontrolle der Seewege war für die Wirtschaft Venedigs vordringliches Ziel. Über Venedig abgewickelt wurde ebenfalls der Handel mit Waren aus West- und Nordeuropa - wie Gold, Silber, Bernstein, Wolle, Holz, Zinn und Eisen, aber auch geschliffene Juwelen, Glaswaren und Arzneimittel.
Ein Dauerproblem für den Mittelmeerhandel waren Piraten, mit denen Venedig über 200 Jahre lang zu kämpfen hatte.
Die Stadt arbeitete immer von einer zerbrechlichen Machtbasis aus. Die Republik setzte daher in der Außenpolitik auf ihre hervorragende Diplomatie und ein effektives Informationssystem. Erfahrung, Pragmatismus und Rationalität waren in der Regel Grundlagen politischen Handelns. Aus den ideologischen und religiösen Streitereien hielt man sich möglichst heraus. Venedig hatte weder Probleme mit den Muslimen noch mit den Juden, man wusste sich vielmehr ihres Nutzens für die Republik zu versichern. Probleme gab es allenfalls mit Rom, und zwar nicht aus religiösen Gründen, sondern wegen der politischer Vormachtsbestrebungen und der aggressiven Territorialpolitk der Kurie. Ein wesentlicher Grund für Venedigs Wirtschaftsmacht war seine in Europa einzigartige innere Stabilität, die der Stadt die blutigen Machtkämpfe ersparten, die in den Stadtrepubliken Italiens üblich waren.
Zur Sicherung des expandierenden Seehandels baute Venedig deshalb seit 1104 eine große Schiffswerft, das Arsenal, das mehrmals erweitert wurde. Das Arsenal war in der Lage, in kürzester Zeit Handelsgaleeren in Kriegsgaleeren umzurüsten.
Keine zweite Stadt Europas hat ihre ständische Ordnung so entschieden zur Arbeitsteilung genutzt wie Venedig. Der Adel besorgte die Politik sowie die Kriegs- und Flottenführung. Die Cittadini, die bürgerlichen Kaufleute – ca. 3-4 % der Bevölkerung -, sorgten für Geldmittel und Wertschöpfung durch Handel und die Produktion von Luxuswaren, die Populani, also die Mehrheit der Bevölkerung, stellte die Soldaten, Matrosen und leistete Handarbeit, durfte aber auch als Schiffsbesatzung in gewissem Rahmen auf eigene Rechnung Handel treiben. In der Epoche des Aufstiegs der Serenisssima waren die Adelsfamilien aktiv an Wirtschaft und Verwaltung der Stadt beteiligt: Sie trieben Handel, leiteten Kontore, kommandierten Galeeren und Flotten und waren in den unzähligen Gremien des venezianischen Staatswesens in die - immer zeitlich begrenzten - Ämter eingebunden, deren Kosten sie selbst zu tragen hatten.
Auch im Baugefüge der Stadt spiegelt sich dieses Dreier-Verhältnis anschaulich wider. Da gab es einerseits die sog. case oder Paläste der Nobili, kleinere Wohnbauten der Kaufleute und die fondachi der auswärtigen Händler, die zugleich Lager, Werkstatt, Handelskammer und Herberge sein konnten, und zuletzt die ausgedehnten Mietskasernen des Volkes. Alle diese Häuser waren - bedingt durch den wenig tragfähigen Baugrund - ungefähr gleich hoch. Mit den historisch seltenen Tugenden einer relativ stabilen und langlebigen politischen Ordnung gelang es Venedig, jahrhundertelang den damaligen Welthandel zu beherrschen und den Ausbau der Stadt zu einem glanzvollen, märchenhaften Ensemble zu steigern, der tatsächlich einmalig war und nie mehr überboten werden sollte und der der Lagunenstadt den Beinamen Serenissima, die „Durchlauchtigste“, einbrachte.
Die Venezianer wussten, dass das eigene Stadtgebiet als Basis ihrer Macht, sehr klein war, waren sich ihrer Unbesiegbarkeit aber so sicher, das das Zentrum der Macht, der Dogenpalast, niemals durch sichtbare Wehrbauten gesichert wurde. Dem Fremden, der sich der Stadt näherte, zeigte sich der märchenhafte Anblick von offener Piazza, dem überkuppelten Markusdom und dem Dogenpalast, dessen Sockelgeschoß sich in unzähligen Arkaden dem Besucher öffnet: Wer mitten ins Wasser ohne Furcht solche Paläste setzen konnte, der konnte auch das Meer beherrschen und den Welthandel dominieren, diese Symbolsprache konnte jeder verstehen.
Venedig blieb in der Ausdehnung seines direkten Machtbereiches allerdings nicht immer auf das kleine Stadtgebiet in der Lagune beschränkt. Es eroberte nach und nach Festland, die sogenannte Terraferma, und herrschte am Ende des 15. Jhs. über das heutige Venetien, über Friaul im östlichen Norditalien und einen großen Teil der Lombardei im Westen. Gründe für die Machtausdehnung auf das Festland waren die Handelskonkurrenz der Türken, die den Osthandel zunehmend schwieriger werden ließ, die wachsende Bedeutung der Handelswege durch die Po-Ebene und über die Alpen nach Mittel- und Nordeuropa seit dem ausgehenden Mittelalter sowie die Möglichkeit der Agrarproduktion in den venezianischen Landgütern.
Stadtstruktur
Hausbau
Venedig ist eine Stadt im Wasser. Sie wurde auf Millionen von Eichen-, Lärchen- und Ulmenpfählen gebaut, die man in den sandigen und schlammigen Untergrund rammte. Je höher und schwerer die Häuser waren, um so sorgfältiger musste der Boden vorbereitet werden. Man hatte früh entdeckt, dass sich unter der Schlammablagerung fester Lehmboden, der caranto, befand, und dass sich auf Pfählen, die man in diese Schicht hineinrammte, hohe Gebäude errichten ließen. Dazu benutzte man die Stämme von Bäumen aus dem benachbarten Istrien. Die vorbereiteten Stämme wurden durch Bänder, Öl und Teer miteinander verbunden und auf diese Weise konserviert.
Die Zwischenräume wurden mit Lehm verfüllt. Auf dieser ersten Ebene ruhte der sog. Zattaron, eine Art Ponton aus zwei Schichten von Lärchenbohlen, die mit Backsteinen befestigt wurden. Auf den Zattaron stützen sich die Grundmauern und schließlich das oberirdische Mauerwerk. Nur diejenige Bodenfläche eines Hauses wurde mit Baumstämmen abgesichert, auf die tragende Mauern aufgesetzt wurden. Solange die Stämme luftdicht von Wasser umgeben waren, wurde der Verfall des Holzes verhindert. Die Bauten selbst wurden, um Gewicht zu sparen, mit leichten, hohlen Tonziegeln, den mattoni erbaut. Um die Illusion von Marmor oder istrischem Stein zu erzeugen, wurden Wände bei Bedarf mit einem besonderen Putz versehen (z. B. Stucco Veneziano).
Um eine ungefähre Vorstellung davon zu geben, wie viele Stämme als Grundlage für größere Gebäude nötig waren: die Rialtobrücke ruht angeblich auf 12.000, der Campanile von San Marco auf 100.000 Stämmen. Die Kirche Santa Maria della Salute steht auf rund 1,1 Millionen Pfählen. Die Angaben in der Literatur zur Anzahl der verwendeten Stämme gehen allerdings auseinander, da sich eine genaue Zahl heute kaum noch ermitteln lässt.
Viele venezianische Kirchen und Paläste sind in schlechtem baulichen Zustand und müssten dringend renoviert werden, um sie vor einem endgültigen Zerfall zu bewahren. Gründe dafür liegen zum einen in dem seit Jahren steigenden Wasserspiegel, der viele der unteren Geschosse unbewohnbar macht. Zum anderen liegt es daran, dass seit dem Ende der Republik Venedig die seit Jahrhunderten üblichen sorgfältigen Pflegemaßnahmen an Bauten und Kanälen vernachlässigt wurden. Das Strömungsverhalten von Ebbe und Flut wurde zusätzlich durch das Ausbaggern tiefer Fahrrinnen für die Überseeschiffe, die den Hafen von Venedig ansteuern, ungünstig beeinflusst, so dass Fundamente unterspült wurden. Eine Reihe von Häusern und Palästen fiel dadurch in sich zusammen.
Immer weniger Menschen wollen auf Dauer in der Stadt leben; schätzungsweise 30 Prozent der Wohnungen stehen leer.
Straßen und Plätze
Neben unzähligen Gassen, Gässchen, Sackgassen, Durchgängen und Uferstreifen, die als calli, salizzade, rughe, liste, rami, sottoporteghi, rii terrà und fondamenta bezeichnet werden, sowie Plätzen (campi) und Plätzchen (campielli) gibt es in Venedig auch eine strada (Strada Nova) und drei vie (Via 25 aprile, Via Vittorio Emanuele und Via Garibaldi) in der Stadt. Nur der Markusplatz wird piazza (Platz) genannt, ebenso die Piazza di Rialto. Der Platz mit dem Busbahnhof heißt piazzale Roma.
Viele dieser Verkehrswege haben als Namen die Bezeichnung der ehemaligen, dort ansässigen Gewerbe, bzw. Berufsvereinigungen.
Die Straßen haben besondere Namen. Die Hauptstraßen „rughe“ (vom französischen „rhe“) und die „salizade“ von „selciate“, d.h. die ersten mit richtigem Pflaster bedeckten Gassen, sind in ihrer Anzahl begrenzt. „Cale“ oder „calle“ werden die engeren Straßen genannt, und „fondamenta“ heißen die Straßen längs der Kanäle, die auch als Fundament für die Bauten dienen. „Lista“ ist das Stück Weg in der Nähe der wichtigen Paläste und der Botschaften, die eine besondere Immunität genossen. Die „Mercerie“ sind die Straßen mit den Geschäften (merce = Ware), die „rive“ (Ufer) verlaufen längs der Seitenkanäle, sind oft auch nur Treppen, die zum Wasser hinunterführen. Ein „rio tera“ ist ein aufgeschütteter Kanal, ein „ramo“ (Zweig) eine kurze Straße, die von einer calle oder einem campiello abzweigt. Der „campo“ ist der Platz, an dem eine Kirche steht, ein größerer Freiraum, der früher Gemüsegarten oder Weideland für die Pferde war. „Campiello“ ist der von Häusern umgebene Platz, auf den die calli münden, „corti“ sind die Innenhöfe der Häuser. „Paludo“ erinnert daran, dass diese Gegend früher versumpft war, anstelle der „pissine“ befanden sich Teiche, wo man baden und fischen konnte. Das „sotoportego“ geht unter den Häusern hindurch (portego wird der Saal im ersten Geschoss genannt, der Weg führt also unter diesem Saal hindruch) und verbindet calli, campielli und corti.
Kanäle
Venedig besitzt ca. 175 Kanäle mit einer Gesamtlänge von ca. 38 km. Noch heute werden sie in erheblichem Umfang für den Warentransport genutzt. Die Hauptverkehrsader ist allerdings der Canal Grande, dazu kommen die Wasserwege außerhalb des historischen Zentrums. Wasserbusse (vaporetti) wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Für ihren Betrieb zeichnet heute die städtische Verkehrsgesellschaft ACTV (Azienda del Consorzio Trasporti Veneziano) verantwortlich. Diese Schiffe haben einen sehr flachen Rumpf, was ihren Tiefgang mindert. So sollten die Hausfassaden geschont werden, gegen die die Wellen mit enormen Kräften schwappen. Dies ist einer der Gründe, warum in Venedig strenge Höchstgeschwindigkeiten gelten.
Das Wasser in den Kanälen stand früher einmal nicht still, sondern hob und senkte sich alle sechs Stunden wie bei jeder Stadt am Meer. Der Gezeitenunterschied betrug allerdings nur 60 cm. Durch ein sehr raffiniertes, aber personalintensives System von Wasserregulationen wurde eine ständige Zirkulation gewährleistet, die die Stadt und das Wasser auch reinigte. Heute ist das Wasser der Kanäle aus mehreren Gründen kaum mehr in Bewegung - abgesehen von der wechselnden Höhe der Hochwasser.
Die Kanäle waren ursprünglich ausgelegt auf ca. 1,85 m Tiefe. Seit der Zeit der Dogen wurden sie nicht mehr gereinigt, d.h. seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Es sammelten sich Schlamm und Algen bis zu einer Tiefe von einem Meter an. Das führte nicht nur zu einem unangenehmen Geruch, besonders wenn der Wasserspiegel sank. Schlimmer war, dass dadurch die alten Kanalisationsanlagen blockiert wurden, außerdem waren viele Kanäle unpassierbar. Sie verloren ihre reinigende Wirkung und die Schadstoffe blieben im Schlamm, obwohl es Vorrichtungen an den Häusern gibt, um die Kanäle zur Reinigung absperren zu können. [3]
Die Kanäle sind inzwischen nach und nach gereinigt worden. Damit ist nicht nur der Gestank der faulenden Algen verschwunden, sondern auch der überwiegende Teil der hochgiftigen Schlämme.
Nicht weniger wichtig als die Kanäle sind die - angeblich - vierhundertvierundvierzig Brücken von Venedig. Bis etwa 1480 waren diese überwiegend aus Holz, später wurden sie sukzessive durch Steinbrücken ersetzt. Die meisten Kanäle kann man als Fußgänger nur überqueren, nicht begleiten. Über den 3,6 km langen, so genannten Ponte della Libertà (Brücke der Freiheit) für KFZ und Eisenbahn ist die Altstadt an das Festland angebunden.
Verkehr
Venedig ist vor allem eine Fußgängerstadt. Autoverkehr ist nicht vorgesehen. Im innerstädtischen Bereich wird der Lastentransport zu Land mittels Handkarren (carrelli) durchgeführt. Diese haben aufgrund der vielen Brücken eine besondere Form. Die Last ruht vorwiegend auf der Hauptachse, die vorderen Stützräder dienen dazu, den Karren über die Tiefe der nächsthöheren Stufen solange vorwärts zu schieben, bis die Räder der Hauptachse auf den vorhergehenden, niedrigeren Stufen aufgesetzt werden können. Die Transporteure (facchini, trasportatori) machen sich mit lauten Rufen wie "atension" oder "gambe" oder "ocio`-cio`-cio`" bemerkbar und entwickeln mit ihren Lastkarren eine beachtliche Geschwindigkeit. Die ebenfalls ausgestoßenen Flüche bleiben wegen ihrer Deftig- und Eindeutigkeit besser unübersetzt.
Um die Belästigung des Fußgängerverkehrs so gering wie möglich zu halten, verfügte die Stadtverwaltung, dass diese „carrelli a mano“ eine Breite, inklusive der Achsen, von höchstens 80 Zentimetern haben dürfen. Weiterhin müssen die Karren mit Gummibereifung, sowohl an der Hauptachse als auch an den vorderen Stützrädern ausgerüstet sein. Die facchini sind verpflichtet, die Lastkarren mit größter Vorsicht zu handhaben, um Schäden an Personen oder Sachen zu vermeiden. Im Bereich der Laubengänge rund um den Markusplatz ist die Benutzung der Lastkarren untersagt. In der Zeit zwischen 10 Uhr und 13 Uhr sowie ab 20 Uhr bis 5 Uhr des folgenden Morgens ist der Transport mit den Karren in bestimmten Straßenzügen rund um den Markusplatz (z.B. Mercerie, Frezzerie) verboten. Die Karren müssen eine Tafel mit Angabe über den Eigentümer und dessen Wohnsitz tragen. Der Transport von über die Breite des Karren hinaus stehende Lasten ist ebenso untersagt, wie das Parken der Karren auf den öffentlichen Wegen, auch während der Nachtstunden.
Wasserverkehr
Das bekannteste Verkehrsmittel Venedigs ist die Gondel, die allerdings fast nur noch dem Tourismus dient. Für den öffentlichen Personennahverkehr gibt es Vaporetti (Wasserbusse), Traghetti (Gondelfähren) und Wassertaxis (Motorboote). Die Vaporetti fahren in einem dichten Liniennetz auch die Nachbarinseln und das Festland an. Die Traghetti überqueren an acht Stellen den Canal Grande und bringen ihre Fahrgäste stehend von der einen Uferseite auf die andere. Dieser Pendeldienst ist nötig, da bisher nur drei Brücken über den Canal Grande führen.
Für Motorboote ist eine Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben, die in der Regel respektiert wird.
Es gibt in Venedig rund 100 private Motorboote, die Denkmalschützer am liebsten verbieten würden, weil sie mit ihrem Wellenschlag die Substanz der Häuser zusätzlich gefährden. Hinzu kommen die Taxiboote und Hotelboote. Im August 1995 haben die Gondelfahrer den Canal Grande blockiert, um gegen den hohen Wellenschlag der Motorboote zu protestieren. Doch nicht nur der Wellenschlag ist ein Problem. Die hochtourigen Schrauben reichern das Wasser mit Sauerstoff an und tragen so zur Bildung von Fäulnisbakterien bei, die die Holzfundamente langsam zersetzen. Im November 2001 ist von der italienischen Regierung der ‚Notstand’ für Venedig ausgerufen worden. Danach sollte das Umweltministerium entschlossene und rasche Schritte zur ‚Rettung Venedigs’ ergreifen können.
Neben den gondole und vaporetti gab und gibt es noch eine Unzahl von traditionellen Wasserfahrzeugen. Allein der Bauart sandoli sind Typen wie il ciosòto, lo s´ciopon, il buranelo, la sanpierota, il puparin, la mascaréta zuzuordnen. Der Familie der Gondeln gehören la barchéta da tragheto, gondolin, gondolon, dodesona, disdotona, balotina und mussin an.[4]
Bahn
In Venedig gibt es zwei Hauptbahnhöfe: Venezia Santa Lucia als Kopfbahnhof auf der Insel sowie der Knotenbahnhof Venezia Mestre im gleichnamigen Festlandsstadtteil, dem sich westlich ein stillgelegter, aber noch für den örtlichen Güterverkehr benützter Rangierbahnhof anschließt.
Geplante U-Bahn
Unter Bürgermeister Paolo Costa wurde zuletzt die Schaffung einer U-Bahn-Linie mit direktem Ausstieg auf dem Markusplatz und Murano forciert. Costas Nachfolger, der Philosoph Massimo Cacciari, seit April 2005 im Amt, misst dem Projekt hingegen keine hohe Priorität bei, so dass mittelfristig nicht mit dem Bau einer Metro zu rechnen ist. Allerdings hat man mit dem Bau einer vierten Brücke über den Canal Grande begonnen, derzeit (2007) ist das Stahlgerüst der Brücke zu sehen. Die Brücke wird die Piazzale Roma mit dem Uferstreifen (Fondamenta S.Lucia) östlich des Bahnhofs Santa Lucia verbinden.
Flughäfen
Venedig verfügt über drei Flughäfen: Flughafen Venedig (Marco Polo) und den von einigen Billigfluggesellschaften angeflogenen Flughafen Venedig (Treviso) sowie über einen kleinen Landeplatz für Privatflugzeuge auf dem Lido.
Umwelt
Hochwasser
Die Gebäude Venedigs sind auf Holzpfählen erbaut, die in verschiedene Schichten von Ton und Sand eingerammt sind. Die Technik der „palificazione“ hat sich, abgesehen von einer Mechanisierung, bis heute im Wesentlichen nicht geändert. Venedig ist oft von Hochwasser (Acqua Alta) bedroht. Auf dem Markusplatz steht im Schnitt inzwischen an etwa 100 Tagen im Jahr das Wasser. Am 4. November 1966 ereignete sich eine große Sturmflut mit einer Höhe von 194 cm über dem Normalpegel. Der Meeresspiegel in der Lagune liegt heute 23 cm höher als noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, teils wegen der inzwischen gestoppten Absenkung des Lagunenbodens durch Wasserentnahme und durch den allgemeinen Anstieg des Meeresspiegels. Diese Entwicklung bedroht die historische Bausubstanz der Stadt. Ein Schleusensystem an den Hafeneinfahrten soll die Stadt vor den wiederkehrenden Hochwassern schützen. Das seit Ende 2004 in Bau befindliche Projekt ''MOSE'' (modulo sperimentale elettromeccanico) besteht aus 79 Schleusentoren auf dem Meeresgrund, die ab einem Hochwasser von 110 cm über dem Normalpegel durch Druckluft aufgerichtet werden sollen. Die Fertigstellung ist für 2014 vorgesehen.
Kritiker führen gegen das Projekt an, dass der Meeresspiegel durch die weltweite Klimaerwärmung noch weiter steigen könnte und die Ökologie in der Lagunenstadt durch die Schleusen beeinträchtigt wird. In der Tat sind die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Erdölindustrie (Industriehafen Porto Marghera) und des Fremdenverkehrs (Kreuzfahrtschiffe) immer weiter vertieften Hafeneinfahrten, darunter namentlich die nördliche bei Punta Sabbioni, das Hauptproblem.
Wasserversorgung
Da Venedig durch die Lage in der Lagune keinen festen süßwasserführenden Grund unmittelbar unter sich hat, war man gezwungen, das Trinkwasser durch Sammeln von Regenwasser in Zisternen und Brunnen zu gewinnen. Lange Trockenperioden führten jedoch immer wieder zu großen Problemen bei der ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser.
In diesen Zeiten war man gezwungen, unter großem Kostenaufwand vom Fluss Seriola Wasser herbeizuschaffen. Der Transport des Wassers oblag der Zunft der Acquaroli, die mit ihren Holzbooten, den burchi, das Trinkwasser in die Stadt brachten.
Die Republik veranlasste aus diesem Grunde des öfteren die Bohrung von artesischen Brunnen, die aber alle nicht sehr erfolgreich verliefen. Eine Zeit lang dachte man daran, vom Fluss Sile ein Aquädukt in die Stadt hinein zu bauen, doch ließ man auch dieses Projekt nach langem Hin und Her wieder fallen.
Im Jahre 1830 fand in Vicenza ein Naturalistenkongress statt und die dort geführten Diskussionen führten dazu, dass man die Möglichkeit, Venedig mit ausreichend Trinkwasser zu versorgen, ernsthaft ins Auge zu fassen begann. Man entschloss sich zu einer Bohrung bis zu 300 Metern Tiefe und hoffte, dort auf Wasserströme zu stoßen, die aus den Alpen kamen. Als man in 20 Metern Tiefe noch immer auf keine festen Schichten stieß, gab man den Versuch auf. Auch einem nochmaligen Versuch, einige Jahre später, den Untergrund zum Zwecke der Errichtung von artesischen Brunnen zu sondieren, war kein Erfolg beschieden.
Im Jahre 1848 entschloss sich die mit der Wassersuche betraute Gesellschaft, auf der Riva Ca' di Dio zu einer Bohrung bis zu rund 170 Metern Tiefe. Als man nach 145 Metern auf eine starke Wasserader stieß, war man derart euphorisch, dass man die Bohrung fortsetzte. Damit beschädigte man die abdichtende Stausohle des gefundenen Süßwassers und machte es unbrauchbar.
Die immer größer werdenden Probleme der Trinkwasserversorgung führten zu ungezählten Gesprächen, Vorschlägen, Plänen und auch Streitigkeiten unter den Verantwortlichen.
Der Vorschlag des Londoner Unternehmens Ritterbant & Dalgairns, eine Wasserleitung von der Seriola in die Stadt hinein zu verlegen, stieß im Jahre 1875 auf positiven Widerhall. Allerdings musste man die Seriola von Moranzani bis zur Brenta bei Strà verlängern, damit sie auch das Wasser dieses Flusses führte. Am 31. Juli 1885 wurde die neue Wasserleitung in Betrieb genommen und sie bescherte Venedig eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser.
Ritterbant & Dalgairns erstellte darauf einen weiteren Plan zur besseren Wasserversorgung und man schloss am 2. Mai 1889 einen Vertrag mit der Stadt, der im März 1891 durch die Inbetriebnahme einer neuen, sublagunaren Leitung erfüllt wurde. 1897 wurde Murano, 1900 die Giudecca, der Lido und andere kleine Inseln der Lagune an die Wasserleitung angeschlossen.
Am 18. Juli 1911 riss ein Schiff das Hauptrohr der Wasserleitung auf und binnen kürzester Zeit war das gesamte Trinkwasser durch das eingedrungene Brackwasser untrinkbar geworden. Aufwändige Reparatur- und Reinigungsarbeiten beseitigten den Schaden nur unzureichend, so dass 1912 mit den Arbeiten zum Bau einer neuen Wasserleitung begonnen wurde, die aber durch die Ereignisse des Ersten Weltkrieges unterbrochen wurden. Nach Kriegsende erfolgte jedoch sehr rasch die Fertigstellung. Die neue Leitung verlief über eine Länge von über 20 Kilometern von Sant´Ambrogio (Scorzé) bis nach S. Giuliano am Rande der Lagune. Eine doppelte Leitung, die teilweise am Lagungengrund verläuft, führte Venedig aus den Sant`Ambrogioquellen endlich ausreichend Trinkwasser zu.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden, nicht zuletzt durch die Erfordernisse des zunehmenden Massentourismus, am Festland laufend neue Quellen erschlossen und Wasserleitungen verlegt, so dass heute die Stadt eine Wasserversorgung gleich einer am Festland liegenden Stadt hat.
Muschelfischerei
Für Missstimmung zwischen Venedig und Chioggia sorgen die ‚Caparossolanti’, die Muschelmänner, wie sie im venezianischen Dialekt heißen. Ende der 80er Jahre wurde von Züchtern die philippinische Venusmuschel (Tapes philippinarum), das ‚schwarze Gold der Lagune’ hier angesiedelt, die die heimischen Muscheln verdrängt hat. Sie gedeiht besonders in den von Industrieabwasser verschmutzen und aufgeheizten Gewässern. Die Caparossolanti fangen sie in ihren 150-PS-Booten mit eisernen Fangkörben in Sperrgebieten und reißen dabei den Lagunenboden auf. Über 1000 dieser Muschelmänner fischen mittlerweile (2006) in den Gewässern zwischen Chioggia und Venedig und verdienen dabei wesentlich mehr als die traditionellen Fischer, deren Lebensgrundlage sie gefährden. In nur 15 Jahren ist durch die neue Muschelsorte die Wasserwelt der Lagune ins Schwanken geraten. Bekämpft werden die Caparossolanti von der venezianischen Polizei in ihren ‚gelben Flammen’-genannten Booten, die in Chioggia gefürchtet sind. Bereits fünf Muschelmänner sind dabei ums Leben gekommen.
Es gibt ein ausgeklügeltes Informationssystem der Fischer untereinander, das über Handys und Computer funktioniert und vor allem nachts eingesetzt wird. Ihre Boote sind mit Radar ausgerüstet, so dass sie auch nachts und im Nebel manövrieren können.
Die Einwohner von Chioggia betrachten die Philippinische Venusmuschel als Gottesgeschenk. Sie habe die Wirtschaft der Stadt beflügelt; wobei im Grunde eine Form der Kriminalität durch eine neue (die Umweltkriminalität) ersetzt wurde. Heute sind die ehemaligen Kriminellen alle im Muschelgeschäft. Die Caparossolanti halten sich für den neuen wirtschaftlichen Motor der Stadt, in der es mittlerweile mehr Banken und Juweliergeschäfte gibt als Bäckereien.
Kunst und Kultur
Kunsthistorisch ist Venedig zur Zeit der Renaissance und des Barock von höchster Bedeutung: es war der „Gegenpol“ zu Florenz und beherbergte viele Künstler wie Carpaccio, Giorgione, Giovanni Bellini, Tizian, Veronese und später Tintoretto, Giovanni Battista Tiepolo, Guardi und Canaletto. Der venezianische Stil ist dem Florentiner komplementär: während in Florenz mehr Wert auf Zeichnung und Komposition eines Bildes gelegt wurde, dominierten in Venedig Licht und Farbe.
Die Kunst, einen Gegenstand durch Farbe und Lichteffekte plastisch erscheinen zu lassen, wurde hier erfunden. So wurde auch ein großer Reichtum in der Farbpalette entwickelt. Dieser Widerstreit zwischen Florenz und Venedig lässt sich durch die ganze spätere abendländische Kunstgeschichte bis 1900 weiterverfolgen.
Architektur
Kirchen
Venedig ist reich an Kirchen von der Romanik (Krypta von San Zaccaria) bis zum Barock. Die Kirchen dienten zugleich der Gottesverehrung und der Repräsentation von Stadtvierteln, Ordensgemeinschaften und Berufsgenossenschaften. In ihnen stellt sich eine Kultur dar, der die Trennung von religiös und säkular noch fremd war. Stilistisch zeigt sich die venezianische Sakralarchitektur „konservativ“ und selbstbewusst in der Zurückhaltung gegenüber römischen und europäischen Modetrends.
Symbol Venedigs als Stadt und Republik war San Marco (Markusdom), der ursprünglich im byzantinischen Stil erbaute Schrein für die Gebeine des Evangelisten Markus, zugleich Staats- und Palastkirche der Dogen. Weitere bedeutende Kirchen sind
- I Carmini
- Il Redentore
- La Madonna dell'Orto
- Le Zitelle
- San Francesco della Vigna
- San Giacomo di Rialto
- San Giorgio dei Greci
- San Giorgio Maggiore
- San Polo
- San Pietro di Castello
- San Sebastiano
- San Zaccaria
- Santa Maria Assunta dei Gesuiti
- Santa Maria dei Miracoli
- Santa Maria della Salute
- Santa Maria Formosa
- Santa Maria Gloriosa dei Frari
- Santa Maria Zobenigo
- Santi Giovanni e Paolo
Profanbauten
Ein Palast wird im allgemeinen in Venedig als Casa (abgekürzt Ca′) bezeichnet. In der öffentlichen Wahrnehmung gab es nur zwei Paläste in der Stadt, die als solche bezeichnet wurden: den Dogenpalast (Palazzo Ducale) und die Residenz des Patriarchen von Venedig in Castello. Von den sogenannten byzantinischen Palästen gibt es heute nur noch wenige, und diese sind im 19. Jahrhundert weitgehend verändert worden. Viel alte Substanz ist noch an der Ca' da Mosto (am Canal Grande nordwestlich der Rialtobrücke) erhalten. Die dekorativen Details des Komplexes Loredan und Farsetti, heute Rathaus und Kommunalverwaltung, entstammt weitgehend dem 19. Jahrhundert. Dennoch lässt sich die Fassadenkomposition einer typischen „casa-fondaco“ (abgeleitet vom arabischen „funduq“ = Lagerraum) noch klar ablesen: eine Arkadenreihe im Erdgeschoss, welche zum Ein- und Ausladen von Waren geeignet war und ein ebenfalls durchgehend aufgerissener Piano Nobile. Im Grundriss äußert sich dies in einem zentralen Saal, der sich zur Fassade T-förmig erweitert.
Im Verlaufe der Gotik wurden die Saalproportionen steiler, und der T-förmige Grundriss wurde zugunsten eines leicht L-artigen, später nur noch geraden durchgehenden Saales aufgegeben. Der sogenannte „gotico fiorito“ (keine Übersetzung sinnvoll) verwendet im 15. Jahrhundert an manchen Architekturen am Canal Grande Maßwerk, welches sich vom Dogenpalast herleitet. Der größenmäßig bedeutendste Bau ist die Ca' Foscari an der ersten Biegung des Canal Grande. Für die Ca' d'Oro („Goldenes Haus“) wurde kürzlich eine farbige Bemalung in Blau und Gold nachgewiesen. Bilder, insbesondere von Vittore Carpaccio und Gentile Bellini, lassen eine intensive Polychromie der gotischen Architektur erkennen.
Bedeutende Häuser des 16. Jahrhunderts sind vor allem die beiden Paläste Mauro Codussis, die Ca' Vendramin und der Pal. Corner Spinelli, ersterer mit einem Rückgriff auf einen T-förmigen Saal. Was den Profanbau angeht, so konnte, ganz im Gegensatz zum Sakralbau, Andrea Palladio in Venedig nie Fuß fassen. In seinen „Quattro Libri“ sind zwar Entwürfe für die Ca'Corner della Ca' Granda und den Palazzo Grimani überliefert, doch war die konservative Haltung der Venezianer in Bezug auf die architektonische Gestaltung Ihrer Heimatstadt hier nicht zu überwinden. Eben die nach Entwurf von Jacopo Sansovino entstandene Ca' Corner, ein am Canal Grande gelegener Palast der Familie Cornaro, ist ein epochemachender Bau der Hoch-Renaissance mit einen quadratischen Innenhof nach römischem Vorbild. Ein anderer bedeutender Architekt des Cinquecento (also des 16. Jahrhunderts), Sebastiano Serlio, konnte manche seiner Vorstellungen in Kooperation mit dem Patrizier Francesco Zeno bei dessen neu zu errichtendem Palazzo verwirklichen.
Bis ins 18. Jahrhundert blieb man im Palastbau dem überlieferten Gebäudetyp weitgehend treu. Die letzten Großbauten, heute alle als Museen genutzt, sind die Ca' Pesaro, die Ca' Rezzonico und der Palazzo Grassi. Neben dem barocken Palazzo Grassi Baldassare Longhenas, gibt es auch Beispiele klassizistischen Palastbaus durch die Architekten Antonio Diedo und Andrea Tirali.
Die Libreria Vecchia
Das bedeutendste Werk des Architekten Sansovino ist die dem Dogenpalast gegenüber liegende Alte Bibliothek, die Libreria Vecchia von ca. 1540, ein für die Kunstgeschichte Venedigs wichtiger Bau. Sansovino hat in der Gestaltung der Fassade eine Idee aufgegriffen, die Mauro Codussi exemplarisch 30 Jahre früher durchgeführt hat, und zwar am Palazzo Vendramin-Calerghi aus den Jahren 1481-1509. Es ging darum, eine Verbindung herzustellen zwischen venezianischer Tradition und der damals modernen Richtung der Renaissance, also hier zwischen der in Venedig üblichen Arkaden-Reihe und der Kolonnadengliederung der florentinischen Renaissance. Codussi hatte ein System entwickelt, die Kolonnaden so genau proportioniert vor den Bogengang der Fenster zu setzen, dass sich zwischen beiden eine neue Einheit entwickelte, die kaum mehr erkennen lässt, dass es sich um zwei verschiedene Prinzipien handelt. Diese Fenster werden in Venedig nach ihrem Erbauer „Codussi-Fenster“ genannt. Dieses von Codussi eingeführte Prinzip der Übereinanderlagerung von alten traditionell-runden Bögen und Renaissance-Formen hat Sansovino in seiner Bibliothek in noch schönerer Form wiederholt. Beim Bau dieser Bibliothek brach vor der Vollendung 1545 ein Teil des Gewölbes ein, und Sansovino, der Architekt, wurde als der Verantwortliche ins Gefängnis gesteckt. Auf Intervention des kaiserlichen Botschafters, Tizians und Aretinos wurde Sansovino freigelassen; er musste den Schaden auf eigene Kosten beheben.
Venedig als architektonisches Vorbild
Immer wieder wurde versucht, die städtebauliche Kanalstruktur Venedigs in anderen Städten zu imitieren; so etwa in der Berliner Ortslage Neu-Venedig, in Bamberg, Straßburg oder in Venice, Los Angeles. Eine Imitation einiger venezianischer Bauwerke stellt das Venetian Resort Hotel in Las Vegas dar.
Skulptur und Malerei
Akritanische Säulen
Den sog. „Akritanischen Säulen“ direkt neben dem Markusdom wurde lange die Stadt Acre bei dem heutigen Haifa als Herkunftsort zugeschrieben. Von Acre leitet sich der Name dieser Säulen ab. Mittlerweile nimmt man an, dass sie aus Konstantinopel importiert und zwischen 524 und 527 hergestellt wurden.
Tetrarchen
In die Ecke des Dogenpalastes integriert, steht die aus Syrien stammende Gruppe der Tetrarchen aus der Zeit um 300 n. Chr. Es handelt sich um Porphyrstatuen des spätrömischen Herrschers Diocletian und seiner Mitherrscher Maximianus Herculius, Constantius I. und Galerius. Diese Gruppe ist nicht nur wegen ihrer Seltenheit von Bedeutung. Wir haben hier in der Geschichte der spätantiken Plastik eine grundlegende Veränderung in der Auffassung von Herrscherbildnissen überhaupt vor uns, nämlich einen Wandel von einer auf Majestät bedachten Darstellung – siehe die allseits bekannten Herrscherplastiken von Julius Cäsar oder Augustus - zu einer ganz neuen Art von Verinnerlichung hin, für die der Körper kein natürliches Ausdrucksmittel von Macht mehr ist. Damit war der Weg zu der frühchristlichen und byzantinischen Kunst beschritten.
Museen
Die wichtigsten Museen Venedigs sind:
- Gallerie dell'Accademia
- Palazzo Ducale
- Galleria G. Franchetti alla Ca' d'Oro
- Ca' Rezzonico - Museo del Settecento veneziano
- Museo Correr
- Ca' Pesaro - Galleria Internazionale d'Arte Moderna
- Palazzo Grassi
- Peggy-Guggenheim-Museum
Musik und Theater
Seit der Barockzeit ist Venedig eines der wichtigsten Zentren der abendländischen Musik, der Oper und des Theaters. Im nach Brandkatastrophen mehrfach wiederaufgebauten barocken Teatro La Fenice finden ganzjährig Symphoniekonzerte statt, die Opernsaison dauert von Dezember bis Juni.
Biennale
Die Biennale von Venedig gilt als eine der wichtigsten internationalen Kunstausstellungen und wird seit 1895 alle zwei Jahre - bei mehrjährigen Unterbrechungen in den Kriegsjahren - zwischen Juni und November veranstaltet. Mittlerweile findet eine Unterteilung in Kunst, Musik, Tanz, Theater, Film und Architektur statt. Die Kunstbiennale findet in den ungeraden, die Architekturbiennale in den geraden Jahren statt. Die Filmfestspiele sowie das Festival für Musik, Tanz und Theater finden jährlich statt.
Die seit 1932 Ende August/Anfang September stattfindenden Filmfestspiele auf dem Lido gelten als das älteste und, neben dem Filmfestival Cannes und der Berlinale, als eines der drei bedeutendsten Filmfestivals weltweit.
Bildungswesen
Venedig hat drei Universitäten: Neben der in der Ca'Foscari untergebrachten, im 19. Jahrhundert gegründeten Universität gibt es eine Internationale Universität sowie die Universität für Architektur IUAV.
Tourismus
Die Stadt ist schon seit langem eines der beliebtesten touristischen Ziele in Europa. Berühmt ist sie vor allem für ihre besondere Lage im Wasser, ihre bewegte Geschichte, aus der zahllose bis heute erhaltene Kunst- und Bauwerke hervorgegangen sind, sowie für den Karneval in Venedig. Venedig steht auf der UNESCO-Liste der schützenswerten Kulturdenkmäler des Kontinents.
Diese Stadt zieht jährlich alleine schon ca. 14 Mio. Besucher an (Der Spiegel 50/2001, S. 188), doppelt so viele wie Rom, und dürfte damit die am meisten besuchte Stadt des internationalen Tourismus sein. Zum Vergleich: 13 Mio. reisen jährlich nach Mallorca, 70 Mio. nach Frankreich. Nirgendwo in Italien ist das Übernachten so teuer wie in Venedig. Selbst Frühstücks-Pensionen kassieren 120 Euro und mehr pro Nacht – schrieb der SPIEGEL im Dezember 2001. Ein Cappuccino auf dem Markusplatz kann bis zu 12 Euro kosten; eine einstündige Gondelfahrt ohne Gesang 75 Euro.
Dieser immense Touristenstrom in Venedig hat 1999 zu einer ungewöhnlichen Aktion der Stadtverwaltung geführt: man warnte in Plakaten vor Venedig. Diese auf den ersten Blick unverständliche „Werbemaßnahme“ gegen die eigene Stadt basiert auf der Erfahrung, dass die meisten Touristen nur einige Stunden in der Stadt bleiben, ihre eigene Verpflegung mitbringen, Postkarten verschicken, Hektik und Müll produzieren und dann wieder verschwinden, mit anderen Worten: der Stadt außer Belastung wenig einbringen.
Diese damals neue Plakataktion von Oliviero Toscani, der durch spektakuläre Benetton-Kampagnen bekannt geworden ist, warnte mit drastischen Fotos von Ratten, verschmutzen Kanälen und verfallenden Palästen vor den häßlichen Seiten Venedigs, um diejenigen Besucher abzuschrecken, die eine Postkartenidylle erwarten. Der Erfolg dieser Aktion ist ungewiss, denn der Mythos Venedig dürfte auch damit kaum zu erschüttern sein.
Städtepartnerschaften
Venedig unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften. In Klammern das Jahr der Etablierung.
- Sarajevo, Bosnien und Herzegowina (1994)
- Tallinn, Estland
- Suzhou, China (1980)
- Nürnberg, Deutschland (1999)
- Istanbul, Türkei (1993)
- Kedke, Griechenland (2000)
- Jingou, China (2001)
- Thessaloniki, Griechenland (2003)
Persönlichkeiten
- Domenico Alberti, Komponist und Botschafter, hier geboren
- Tomaso Albinoni, Komponist
- Claudio Ambrosini, Komponist
- Roberto Assagioli, Pionier der transpersonalen Psychologie und Psychotherapie
- Gebrüder Bandiera, italienische Freiheitskämpfer
- Jacopo de'Barbari, Maler und Kupferstecher
- Hermolaus Barbarus, italienischer Scholastiker, Dichter und Humanist
- Franco Basaglia, italienischer Psychiater
- Marco Basaiti, italienischer Maler
- Giovanni Bellini, Maler
- Bernardo Bellotto, Maler
- Pietro Bembo, italienischer Humanist, Kardinal und Gelehrter
- Giovanni Battista Benedetti, italienischer Mathematiker, Physiker, Astronom, Architekt und Philosoph
- Luisa Bergalli, italienische Dichterin und Librettistin
- Giovanni Battista Bononcini, Komponist, starb in Venedig
- Faustina Bordoni, Sängerin
- Lord Byron, englischer Dichter
- Giovanni Caboto, Entdecker Nordamerikas
- Sebastian Caboto, italienischer Entdecker
- Alvise Cadamosto, italienischer Seefahrer und Entdecker
- Antonio Caldara, Komponist
- Pietro Calvi, italienischer Freiheitskämpfer
- Giovanni Antonio Canale, genannt Canaletto, Maler
- Vittore Carpaccio, Maler
- Rosalba Carriera, Malerin
- Giacomo Casanova, Reisender, Gelehrter, Schriftsteller und Liebhaber
- Giovanni Battista Casanova, Maler
- Francesco Cavalli, Komponist
- Giorgio Cavazzano, italienischer Cartoonist
- Bartolomeo Colleoni, Söldnerführer
- Francesco Colonna, Schriftsteller
- Gasparo Contarini, Theologe, Kardinal und Diplomat
- Giovanni Croce, Komponist
- Vincenzo Maria Coronelli, Kartograph
- Alberto Errera, Nationalökonom
- Luigi Ferrari, Bildhauer
- Andrea Gabrieli, Komponist
- Giovanni Gabrieli, Komponist
- Baldassare Galuppi, Komponist
- Silvestro Ganassi, Komponist und Instrumentenbauer
- Giorgione, Maler
- Carlo Goldoni, Komödiendichter
- Carlo Gozzi, Komödiendichter und Verfechter der Commedia del Arte
- Giovanni Legrenzi, Komponist, starb hier
- Donna Leon, US-amerikanische Schriftstellerin
- Antonio Lotti, Komponist
- Lorenzo Lotto, Maler
- Bruno Maderna, Komponist und Dirigent
- Livio Maitan, trotzkistischer Politiker, hier geboren
- Gian Francesco Malipiero, Komponist
- Daniele Manin, radikaldemokratischer Revolutionär
- Benedetto Marcello, Komponist
- Claudio Monteverdi, Komponist
- Bernardo Navagero, Kardinal der Katholischen Kirche
- Giovanni di Niccolò Mansueti, Renaissance-Maler
- Luigi Nono, Komponist
- Marco Polo, Forschungsreisender
- Jacopo Riccati, Mathematiker
- Antonio Rizzo, Architekt und Bildhauer
- Marietta Robusti, Malerin
- Paolo Sarpi, Theologe und Historiker
- Giovanni Battista Tiepolo, Maler
- Jacopo Tintoretto, Maler
- Tizian (Tiziano Vecellio), Maler
- Antonio Vivaldi, Komponist
- Richard Wagner, Komponist, starb hier
- Ermanno Wolf-Ferrari, Komponist
- Alvise Zorzi, Autor und Fernsehjournalist, bedeutender Venedig-Spezialist
Venezianische Päpste
Neben vielen anderen bedeutenden Personen stellte Venedig auch eine Reihe von Päpsten. Das Patriarchat von Venedig ist eines der bedeutendsten Bistümer in der römisch-katholischen Kirche.
Papstname | Zeitraum Pontifikat | bürgerlicher Name, vormalige Funktion |
---|---|---|
Gregor XII. | 1406-1415 | Angelo Correr, Bischof von Olivolo |
Eugen IV. | 1431-1447 | Gabriele Condulmer, Bischof von Siena |
Paul II. | 1464–1471 | Pietro Barbo, Bischof von Vicenza und Padua |
Alexander VIII. | 1689–1691 | Pietro Ottoboni, Bischof von Brescia |
Clemens XIII. | 1758–1769 | Carlo Rezzonico, Bischof von Padua |
Pius X. | 1903-1914 | Giuseppe Sarto, Patriarch von Venedig |
Johannes XXIII. | 1958–1963 | Angelo Giuseppe Roncalli, Patriarch von Venedig |
Johannes Paul I. | 1978 | Albino Luciani, Patriarch von Venedig |
Galerie
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Markusplatz um 1870
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Markusplatz heute
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Zecca, Libreria Marciana, Piazzetta, Dogenpalast
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Canal Grande - Palazzo Michiel dalle Colonne & Palazzo Michiel del Brusà
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Canal Grande - Palazzo Cavalli-Franchetti
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Campo im Ghetto
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Giardini, Gelände der Biennale
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Campo S. Boldo
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Palazzo Foscari am Canal Grande mit Traghetto-Station
Siehe auch: Galerie im Artikel über Canaletto
Literatur
- Peter Burke: Venedig und Amsterdam im 17. Jahrhundert, Göttingen 1993, ISBN 3-88243-264-0.
- Ennio Concina, Piero Codato, Vittorio Pavan: Kirchen in Venedig. Hirmer Verlag, München 1996, ISBN 3777470104.
- Peter Feldbauer, John Morrissey: Weltmacht mit Ruder und Segel. Venedig 800-1600. Essen 2004, ISBN 3-88400-419-0.
- Humbert Fink: Begegnung mit Venedig. Umschau, Frankfurt/M. 1989, ISBN 3701622981. Kultur- und Sittengeschichte Venedigs.
- Andrea Gottdang: Venedigs antike Helden. Deutscher Kunstverlag, München 1999, ISBN 3422062521. Die Darstellung der antiken Geschichte in der venezianischen Malerei von 1680 bis 1760.
- Richard Goy: Stadt in der Lagune. Leben und Bauen in Venedig. Stuttgart 1998, ISBN 3-89660-030-3.
- Hugh Honour: Venedig. Verlag Prestel, 2000, ISBN 3791323555.
- Norbert Huse: Venedig. Von der Kunst, eine Stadt im Wasser zu bauen, Verlag Beck, München 2005, ISBN 3-40652-746-9.
- Norbert Huse, Wolfgang Wolters: Venedig. Die Kunst der Renaissance. Architektur, Skulptur, Malerei 1460-1590. C. H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3406311083.
- Heinrich Kretschmayr: Geschichte von Venedig, 3 Bände, 1905-1934, Sciencia Verlag, Neudruck 1986, ISBN 3511012406.
- Ingrid von Kruse: Venedig: Stimmen zwischen Stein und Meer. Hirmer Verlag, München 1996, ISBN 3-7774-7200-X.
- Reinhard Lebe, Als Markus nach Venedig kam - Venezianische Geschichte im Zeichen des Markuslöwen, 2006, ISBN 3-93804718-6.
- Gerhard Rösch: Venedig. Geschichte einer Seerepublik. Stuttgart 2000, ISBN 3-17-014547-9.
- Giandomenico Romanelli (Hrsg): Venedig: Kunst & Architektur. Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 1997. 2 Bände, ISBN 3-89508-5928.
- Giandomenico Romanelli, Mark E. Smith: Venedig. Darmstadt 1997, Hirmer Verlag, München 1997, ISBN 3777473901.
- Rudolf Schürz: "Der Geist der Renaissance in der venezianischen Malerei. Eine kunstgeschichtliche Betrachtung neuer Ideen die von Venedig ausgingen". Scharnstein 2007.
- Ettore Vio: San Marco. Geschichte, Kunst und Kultur. Hirmer Verlag, München 2001, ISBN 3777491209.
- Franz Peter Waiblinger (Hrsg.): Venedig. Ein literarischer Reiseführer. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3534165896.
- Wolfgang Wolters: Architektur und Ornament. Venezianischer Bauschmuck in der Renaissance. Verlag Beck, München 2005, ISBN 3-406-448208.
- Alvise Zorzi: Venedig. Die Geschichte der Löwenrepublik. Hildesheim 1992, ISBN 3546499743.
Fußnoten
- ↑ Kölner Stadt-Anzeiger vom 4. April 1991, S. 48.
- ↑ Wladimiro Dorigo, Storia delle dinamiche ambientali ed insediative nel territorio lagunare veneziano, 10. Mai 1994
- ↑ Nach den Informationen aus einer Fernsehsendung vom 5. Dezember 1990 im dritten Programm des Bayerischen Rundfunks zu schließen, war das Wasser der Kanäle nicht mehr in Bewegung. Eine chemische Analyse des Schlammes, die das zuständige Laboratorium in Maghera durchführte, ergab folgende Werte: Stickstoff total 5.600 Mg/Kg; Phosphor total 2.500; C.O.D. 286.000; Quecksilber 291; Cadmium 1.4; Blei 720; Arsen 177; Zink 2080; Chrom total 96; Kupfer 192; Nickel 136; Öle und Fette 8.000; Zahl in 100 ccm: Colibazillen total 920.000; Colibazillen Fäkalien 550.000; Streptokokken 170.000.
- ↑ Detaillierte Beschreibungen und Baupläne sind unter diesem Link abrufbar.
Weblinks
- Offizielle Seite der Stadt, englisch und italienisch
- Branson De Cou: Handkolorierte Glas-Dias von Venedig 1920 bis 1941 (The De Cou Archive, University of California, Santa Cruz)
Linkkatalog zum Thema Italienische Seiten bei curlie.org (ehemals DMOZ)