Nationalpark Jasmund

Nationalpark in Deutschland
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Der Nationalpark Jasmund liegt auf der Halbinsel Jasmund im Nordosten der Insel Rügen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und besteht seit dem 12. September 1990. Er ist rund 3000 ha groß und ist damit Deutschlands kleinster Nationalpark.

Buchenwald im Nationalpark Jasmund

Sein Gebiet umfasst den mit ursprünglichem Buchenwald bestockte Höhenrücken der Stubnitz nördlich der Hafenstadt Sassnitz mit der Kreide-Kliffküste und einem 500 m weit in die Ostsee hinein reichenden Wasserstreifen.

Die Kreidefelsen des Nationalparks Jasmund

 
Teil der Kreideküste des Nationalparkes im Oktober 2006
 
Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund, 2005
 
Kleine Stubbenkammer, um 1900

Die Kreidefelsen der Insel Rügen sind einer ständigen Erosion ausgesetzt. Mit jedem Sturm brechen große Stücke aus den Felsen und reißen gelegentlich auch Bäume und Sträucher mit ins Meer. Herausgelöst werden dabei auch Fossilien: Hier sind versteinerte Reste von Seeigeln, Schwämmen und Austern zu entdecken. Die Erosion der Küste hat zugenommen, seitdem im 19. und 20. Jahrhundert größere Findlinge vor der Küste entnommen wurden, um sie für den Ausbau von Häfen zu verwenden. Die Findlinge wirkten vor den Kreidefelsen als natürliche Wellenbrecher; seit ihrem Abtransport dringt das Wasser der Ostsee mit ungebrochener Gewalt an die Steilküste vor.

Der markanteste Punkt des Nationalparks ist der 118 m hohe Kreidefelsen Königsstuhl, der 2004 mit in das Gelände des neuen Besucherzentrums einbezogen wurde. Die Plattform dieses aus der Küstenlinie herausragenden Kreidefelsens betreten im Schnitt jährlich 300.000 Menschen, um von dort aus auf die Ostsee und die benachbarten imposanten Küstenabschnitte blicken zu können.

Als besondere Erscheinung haben auch die Wissower Klinken Weltruhm erlangt, die allerdings seit dem 24. Februar 2005 nach einem großen Uferabbruch weitgehend zerstört wurden. Irrtümlicherweise wird oft angenommen, dass diese von Caspar David Friedrich 1818 in seinem Gemälde Kreidefelsen auf Rügen verewigt wurden. Zu seiner Zeit, also vor ca. 200 Jahren, existierten aber auch andere Kreidefelsformationen an Jasmunds Küste, z. B. die Kreidesäulen in der Großen Stubbenkammer – also der Schlucht direkt nördlich des Königsstuhls – und die, den Kreidevorsprüngen der abgestürzten Wissower Klinken damals sehr ähnliche, Kleine Stubbenkammer direkt südlich des Königsstuhls. So entspricht die Ansicht seiner Kreidefelsen auf Rügen fast exakt dem Stahlstich Kleine Stubbenkammer von Johann Friedrich Rosmäsler (im Stadtarchiv Stralsund), den dieser 1834 schuf.

Fauna und Flora

Der Nationalpark Jasmund bietet aufgrund seiner besonderen geologischen Bedingungen zahlreichen seltenen Pflanzen und Tieren eine Heimat.

In den Wäldern der Stubnitz sind zahlreiche mit Wasser gefüllte, abflusslose Senken und Mulden zu finden, die meist als eiszeitliche Toteislöcher entstanden. Wo diese Wasserflächen verlanden, entstehen sogenannte Kesselmoore. Zahlreiche Schwarzerlen sind an diesen Senken und Kesselmooren zu finden. An trockeneren Stellen sind Wildbirne, Wildapfel, Elsbeere und Eiben zu finden. Zu den hier vorkommenden Orchideenarten zählt auch der Frauenschuh.

In den klaren Bächen, die die Stubnitzwälder durchziehen, findet sich mit dem Alpenstrudelwurm ein ungewöhnlicher Bewohner, der sonst nur im Gebirge vorkommt. An diesen klaren Bächen kann auch der Eisvogel beobachtet werden. In den Kliffs der Kreidefelsen nisten Mehlschwalben und die Kreideeule, ein cremefarbener Nachtfalter, hat ihr einziges Vorkommen in Deutschland auf Jasmund.

Aufgrund des hohen Besucherdrucks sind allerdings Wanderfalke und Seeadler im Nationalpark nur noch selten zu beobachten.

Nationalpark-Zentrum Königsstuhl

 
Nationalpark-Zentrum Königsstuhl

Seit seiner Entstehung 1990 zieht der Nationalpark Jasmund jährlich Hunderttausende von Besuchern an. Eine der wesentlichen Aufgaben der Nationalparkverwaltung besteht deshalb auch darin, diese Besucherströme zu lenken, um eine weitgehend ungestörte Entwicklung der vielfältigen Lebensräume des Nationalparks zu gewährleisten und den Besuchern dennoch Einblicke in die faszinierende Natur des Nationalparks zu ermöglichen.

Nach zehn Monaten Bau und Umbauarbeiten wurde am 18. März 2004 das Informationszentrum am Naturdenkmal Königsstuhl unter dem Motto „Wir machen Unsichtbares sichtbar“ eingeweiht. Die Besucher können sich über die natürlichen Gegebenheiten Kreidefelsen, Viktoria-Sicht, Herthasee) in einer 2000 m² Audio-Guide-Ausstellung sowie eine Multivisionshow vertraut machen. Das Zentrum lockt täglich mehrere tausend Menschen an. Am 24. Juli 2007 besuchten sogar 3200 Besucher das Nationalpark-Zentrum am Königsstuhl.

Die Geschichte des Nationalparks

Das natürliche Kreidevorkommen auf der Halbinsel Jasmund wurde in Kreidebrüchen seit langem abgebaut. Als 1926 die Wiedereröffnung eines bereits stillgelegten Kreidebruchs drohte, wies man die Küste nördlich von Sassnitz als Naturschutzgebiet aus. Am 12. September 1990 wurde dieser Küstenabschnitt zum Nationalpark erklärt.

Adresse Nationalparkverwaltung

Nationalparkamt Vorpommern
Nationalpark Jasmund
Stubbenkammer 2a
18546 Sassnitz

Filmographie

  • Im Nationalpark Jasmund. Dokumentarfilm, 45 Min., Deutschland, 1998, von Ina Knobloch und Manfred Praxl, Produktion: City Media TV Frankfurt, Vertrieb: Komplett-Media-GmbH, Grünwald (ISBN 3-89672-491-6), Kurzbeschreibung des MDR
Commons: Nationalpark Jasmund – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur über Nationalpark Jasmund in der Landesbibliographie MV