Schweizerhalle ist ein bedeutendes Industriegebiet in den beiden basellandschaftlichen Gemeinden Muttenz und Pratteln bei Basel direkt am Rhein. Schweizerhalle gehört zum Wirtschaftsgebiet Nordwestschweiz und ist Standort der Schweizer Rheinsalinen und bekannter Chemiekonzerne wie Novartis und Clariant. Der Basler Agrochemiekonzern Syngenta wird sein Werk Schweizerhalle bis Ende 2007 schliessen.
Der Name
Der Name rührt her von Schweizerhalle (gemeint ist: Schweizer Halle), einer älteren Bezeichnung des salzgewinnenden Unternehmens Schweizer Rheinsalinen. Der Namensbestandteil „Halle“ bezeichnet den Plural von „Hall“, ein ausser Gebrauch gekommenes Wort für „Saline“. Bei der Namensvergabe für das Unternehmen ging man noch davon aus, dass „Hall“ ein keltischer Ausdruck für „Salz“ war.
Das Unglück
Traurige Berühmtheit erlangte Schweizerhalle im Jahre 1986, als am 1. November ein Grossbrand beim Chemiekonzern Sandoz entstand. Das grosse Feuer, der dicke Rauch, der Gestank und die unbekannte Zusammensetzung der Verbrennungsgase veranlassten die Behörden der Nachbargemeinden (u.a. Basel), die Bevölkerung frühmorgens mit allgemeinem Sirenenalarm zu alarmieren, auch wurde eine mehrstündige Ausgangssperre verhängt. Personen erlitten keine Schäden. Jedoch verseuchte Löschwasser den Rhein und löste ein grosses Fischsterben aus. Die Giftwelle, insbesondere Pestizide wie Disulfoton, Thiometon, Parathion oder Fenitrothion mit einer Halbwertszeit von 30 bis 50 Tagen, löschte auf einer Länge von 400 km die gesamte Aalpopulation aus. Das dynamische Fliessgewässer-System und die Organismen haben sich in wenigen Monaten vom Unglück erholt.[1] Der in den Rhein gelangte rote Farbstoff bewirkte zwar eine starke Färbung des Wassers, war selbst aber harmlos. Trotz eingehender kriminaltechnischer Untersuchungen wurde die Ursache des Brandes nicht herausgefunden. Als Hypothesen diskutiert werden - nebst einem technischen Defekt, wie Kurzschluss - v.a. zwei Varianten: a) ein in die Lagerhalle verirrtes Tier hat ihn ausgelöst, und b) Ostblock-Geheimdienste haben ihn gelegt, um kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe den Eindruck zu eliminieren, die Ost-Technologie sei der West-Technologie unterlegen.
Die Schweizer Politik hat erst mit Schweizerhalle richtig realisiert, dass eine hoch entwickelte Industrie auch Gefahrenpotenziale in sich birgt. Ein direktes Ergebnis dieser Erkenntnis war die Störfallverordnung.
Quellen
- ↑ Der Rhein rot, die Fische tot – 20 Jahre nach dem Sandoz-Brand – Medienmitteilung der Eawag
Literatur
- Nikolai A. Behr: Die Entwicklung des Rheinschutz-Regimes unter besonderer Berücksichtigung des Sandoz-Unfalls vom 1. November 1986; brain script-Verlag, München, 2003, 228 S., ISBN 3-9808678-0-3.
Weblinks
- Rheinsaline
- Brand vom 1. November 1986
- SRG SSR Timeline: Chemie-Brandkatastrophe in Schweizerhalle – Dokumentation des Schweizer Fernsehens von 1986
- 20 Jahre nach Schweizerhalle – Aktuelle Dokumentation des Schweizer Fernsehens
- Zeitzeuge berichtet 20 Jahre danach – Artikel im webjournal.ch