STS-2 (englisch Space Transportation System) ist eine Missionsbezeichnung für den US-amerikanischen Space Shuttle Columbia (OV-102) der NASA. Der Start erfolgte am 12. November 1981. Es war die zweite Space-Shuttle-Mission und der zweite Flug der Columbia.
Missionsemblem | |||
---|---|---|---|
![]() | |||
Missionsdaten | |||
Mission | STS-2 | ||
NSSDCA ID | 1981-111A | ||
Besatzung | 2 | ||
Start | 12. November 1981, 15:10:00 UTC | ||
Startplatz | Kennedy Space Center, LC-39A | ||
Landung | 14. November 1981, 21:23:11 UTC | ||
Landeplatz | Edwards Air Force Base, Bahn 23 | ||
Flugdauer | 2d 6h 13m 11s | ||
Erdumkreisungen | 36 | ||
Bahnhöhe | 231 km | ||
Bahnneigung | 38,0° | ||
Zurückgelegte Strecke | 1.729.653 km | ||
Mannschaftsfoto | |||
![]() Joseph Engle (links) und Richard Truly | |||
◄ Vorher / nachher ► | |||
|
Mannschaft
- Joseph H. Engle (1. Flug), Kommandant
- Richard H. Truly (1. Flug), Pilot
STS-2 war die letzte NASA-Mission, die vollständig aus Weltraumneulingen bestand. Dies war zuvor nur bei den Mercuryflügen, bei Gemini 4, Gemini 7, Gemini 8 und bei Skylab 4 der Fall gewesen. Für spätere Shuttleflüge galt die Regel, dass der Kommandant einer Mission zuvor bereits als Pilot Weltraumerfahrung gesammelt haben musste.
Ersatzmannschaft
- Thomas K. Mattingly, Kommandant
- Henry W. Hartsfield, Pilot
Vorbereitungen
Die Arbeiten für den zweiten Flug des Space Shuttle begannen am 28. April 1981 mit der Rückkehr des Orbiters Columbia von der Edwards Air Force Base zum Kennedy Space Center (KSC) in Florida auf dem Rücken des Shuttle Carrier Aircraft, einer umgebauten Boeing 747. Am nächsten Tag wurde das Shuttle in die Orbiter Processing Facility (OPF) geschleppt, wo sofort komplexe Untersuchungen des Hitzeschilds und Vorbereitungen für den Einbau der Nutzlast begannen.
Währenddessen begann im benachbarten Vehicle Assembly Building (VAB) der Zusammenbau der beiden Feststoffraketen (SRBs) auf der Startplattform. Am 22. April traf der Externe Tank am Raumfahrtzentrum ein und wurde ebenfalls in das VAB gebracht, um dort einem Funktionstest unterzogen zu werden. Nachdem die Prüfungen erfolgreich abgeschlossen waren, wurde der Tank am 30. Juni mit den SRBs verbunden.
Am 22. April erreichte der in Kanada gefertigte Roboterarm das KSC um später in die Nutzlastbucht des Orbiters eingebaut zu werden. Außerdem wurde die wissenschaftliche Nutzlast OSTA-1 letzten Tests unterzogen, bevor diese am 1. Juli ebenfalls in den Frachtraum des Orbiters verladen wurde. Schließlich wurde die Columbia am 10. August von der OPF in das VAB überführt, um dort mit dem Externen Tank und den SRBs verbunden zu werden.
Das fertig zusammengesetzte Space Shuttle wurde auf seiner Startplattform am 31. August zur Startrampe 39A gefahren, wo die letzten Startvorbereitungen durchgeführt wurden. Dabei ereignete sich beim Betanken mit hypergolen Treibstoffen jedoch ein Zwischenfall: Während des Befüllens der vorderen Reaction-Control-System-Tanks mit Stickstofftetroxid trat etwas der giftigen Substanz aus und beschädigte Teile des Hitzeschildes. Insgesamt mussten 370 Kacheln ausgetauscht werden. Der Start, der ursprünglich für den 9. Oktober geplant war, wurde auf den 4. November verschoben.
Missionsverlauf
Nachdem alle beschädigten Hitzeschutzkacheln ausgetauscht wurden begann, drei Tage vor dem Start, der Countdown bei T-72 Stunden. Beim ersten Startversuch am 4. November wurde der Countdown zuerst angehalten, als der Druck im Sauerstofftank einer der drei Brennstoffzellen zu niedrig war. Während der Countdown hielt wurde entdeckt, dass der Öldruck in zwei der drei Auxiliary Power Units (APU), die das Hydrauliksystem des Orbiters antreiben, zu hoch war. Daraufhin wurde der Start abgesagt, die Getriebe der APU durchspült sowie deren Filter ausgetauscht.
Nun sollte Columbia am 12. November starten, dem 44. Geburtstag des Piloten Richard Truly. Doch zuerst musste noch ein defekter Multiplexer/Demultiplexer ausgetauscht werden, woraufhin sich die Startzeit nochmal um knapp drei Stunden verzögerte. Letztendlich hob Columbia um 15:10:00 UTC ab. Das Gesamtstartgewicht betrug 2.027.696 Kilogramm – 5.986 Kilogramm mehr als beim ersten Flug. Vor dieser Mission wurden mehrere Änderungen an der Startplattform und dem Wassersystem am Startkomplex durchgeführt um Beschädigungen an Startgelände und Shuttle-Hitzeschild durch die Druckwelle der SRB vorzubeugen. Die Änderungen waren erfolgreich. Es wurden keine Kacheln des empfindlichen Hitzeschutzes verloren und nur 12 beschädigt.
Der Aufstieg der Columbia verlief ohne Probleme. Pünktlich wurden nach 2:05 Minuten, in einer Höhe von 50,6 Kilometern die SRB abgetrennt. Sie schlugen etwas später im Atlantik auf und konnten, erschwert durch schlechtes Wetter, geborgen werden. Die drei Haupttriebwerke arbeiteten zufriedenstellend. Als sie bei nach 8:39 Minuten abgeschaltet wurden, hatte das Shuttle eine Höhe von 118 Kilometern sowie eine Geschwindigkeit von 26.669 km/h ereicht. Kurze Zeit später wurde der Externe Tank abgeworfen. Er verglühte in der Erdatmosphäre.
Nun wurde als erstes der Orbit mit zwei Zündungen des Orbital Maneuvering System (OMS) bei T+10:33 und T+41:51 Minuten auf eine Höhe von 222,4 Kilometern angehoben. Eine Stunde und 30 Minuten nach dem Start wurden die Tore der Nutzlastbucht geöffnet.
Doch danach traten mehrere Probleme auf, die die beiden Astronauten nicht zur Ruhe kommen ließen. Zuerst musste ein APU früher als geplant abgeschaltet werden, da das Schmieröl in dieser Einheit einen zu hohen Druck angenommen hatte - Das Wasser im Kühlsystem war gefroren. Jedoch taute das Wasser später wieder auf. Dann, bei 2:30 Stunden Flugzeit wurde ein zu hoher pH-Wert in einer der drei Brennstoffzellen gemessen. Zwei Stunden später fiel plötzlich die Leistung der Zelle ab. Nun musste die besagte Brennstoffzelle endgültig abgeschaltet werden.
Da mit dem Ausfall der Zelle lebenswichtige Energie- und Trinkwasserressourcen nun nicht mehr vor vorhanden waren wurde die auf ursprünglich fünf Tage ausgelegte Mission auf 54 Stunden verkürzt. Die Besatzung wurde angewiesen während der nächsten Schlafperiode so viele nicht benötigte Systeme wie möglich abzustellen. Jedoch konnten wie geplant bei T+5:20, T+5:25 und T+7:10 Stunden Bahnanhebungen mit den OMS-Triebwerken wie geplant durchgeführt werden. Die Flughöhe betrug nun zwischen 222 und 231 Kilometern bei einer Inklination von 38 Grad.
Kurz vor Ende des ersten Flugtags konnte noch die OSTA-1 Nutzlast aktiviert werden. Dabei handelte es sich um eine U-förmige, in der Nutzlastbucht montierte Pallete, auf der fünf Erdbeobachtungsexperimente montiert waren:
- Das Shuttle Imaging Radar-A (SIR-A) war das wichtigste Element der OSTA Nutzlast. Es sendete und empfing Mikrowellen um eine Kartenähnliche Bilder der Erdoberfläche zu gewinnen. Da das Radar seine eigenen Energiequellen nutzt, ist es unabhängig von Tag/Nacht Wechseln sowie Wolken und Vegetation. Das Radar arbeitete vor allem über ausgsuchten Zielen den Vereinigten Staaten. Die Radarantenne war 9,35 Meter lang, 2,16 Meter breit und wog 181 Kilogramm. Sie war aus sieben Fieberglaspanelen geformt und hatte einen Sichtwinkel von 47 Grad. Das System nahm für acht Stunden Bilder mit einer Auflösung von 40 Metern auf, mit dem Ziel geologische Informationen zu sammeln, um Kohlenwasserstoff- und Minerallagerstädten zu lokaliesieren.
- Das Shuttle Multispectral Infrared Radiometer (SMIRR) unterstützte den SIR-A Aufbau indem es half die besten Spektralbänder zu bestimmen. Dies geschah durch ein Infrarotradiometer.
- Das Feature Identification and Location Experiment (FILE) sollte helfen Ausrüsttung zu entwickeln die Erderkundungs-Instrumente effizienter zu machen indem sie nur aktiviert werden, wenn die äußern Bedingungen gut sind, um Daten zu Sammeln. Durch den Anteil von sichtbarer roten Reflexion und Infrarotreflexion sollte das Experiment versuchen entweder Vegetation, Schnee, Wasser oder Wolken, oder kahlen Boden zu untescheiden.
- Der Measurement of Air Pollution From Satellites (MAPS) Versuchaufbau sollte den Anteil der Luftverschmutzung mit Kohlenstoffmonoxid durch Sateliten in der mittleren und oberen Troposphäre messen (zwischen 12 und 18 Kilometern Höhe). Dazu kam Wärmestrahlung in das nach unten sehende Experiment. Das Kohlenstoffmonoxid erzeugt dann einzigartige Vertiefungen in der gesendeten Energie.
- Das Ocean Color Experiment (OCE) sollte den Anteil von Algen in den Ozeanen bestimmen. Die Sennsoren sollten die grüne Farbe von Chlorophyl ausfindig machen, um bei dem Orten von Fischschulen oder Verschmutzungen zu helfen.
Die Experimente wurden durch die Verkürzung der Mission nicht beeinträchtigt, weil die meisten Versuche sowieso nur eine sehr begrenzte Laufzeit hatten. Die Pallette wurde in der Mitte der Nutzlastbucht plaziert un wog 2,542 Kilogramm. Sie war 3 Meter lang, 4 Meter breit und wurde von der British Aerospace Corp. gebaut.
Erstmals wurde auch der kanadische Manipulatorarm in seinen verschiedenen Betriebsarten erfolgreich getestet.
Während des Fluges ging keine der Hitzeschutzkacheln des Shuttles verloren, allerdings wurden über ein Dutzend beschädigt. Diese keramischen Kacheln verhindern das Verglühen der Raumfähre beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Siehe auch
Weblinks
- NASA-Missionsüberblick (englisch)