Evangelische Seminare Maulbronn und Blaubeuren

schulische Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. August 2007 um 16:41 Uhr durch 145.253.3.203 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren bilden zusammen ein staatliches altsprachliches Gymnasium mit evangelischem Internat in der Tradition der württembergischen Klosterschulen. Sie sind eine Einrichtung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und des Landes Baden-Württemberg. Bis zum Jahr 1975 bzw. 1977 gehörten hierzu auch die evangelischen Seminare im Zisterzienserkloster Schöntal und in Urach. Die Klostergebäude prägen Schülerinnen und Schüler bereits durch ihre historische Architektur und das Erleben eines spirituellen Ortes.

Kloster Blaubeuren
Kloster Maulbronn

Merkmale der heutigen Seminare

Merkmale der Seminare heutiger Prägung sind

  • Orientierung am christlichen Glauben
  • kleine Schülerzahl
  • familiäres Miteinander von Lehrern und Schüler durch örtlich benachbartes Wohnen und Leben
  • Umfassende humanistische Bildung

Aufteilung der Schulen im Schuljahr 2007/2008

Seit dem Jahr 1975 waren die Klassen 9 und 10 im Kloster Maulbronn untergebracht. Die Klassen 11 bis 13 wurden im Kloster Blaubeuren zum Teil in Kooperation mit dem Gymnasium Blaubeuren unterrichtet. An dieser über Jahrzehnte gefestigten Tradition des Ortswechsels soll nach Einführung des achtjährigen Gymnasiums in Baden-Württemberg ab dem Jahr 2007/2008 nicht mehr festgehalten werden. Stattdessen entstehen zwei eigenständige Schulen, die jeweils die Jahrgänge 9 bis 12 unterrichten und jeweils eigenständige Schwerpunkte bilden.

Schwerpunkte in Maulbronn:

  • alte Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch)
  • Theologie
  • Musik
  • Kulturgeschichte

Schwerpunkte in Blaubeuren:

  • Internationalität
  • Angebote des naturwissenschaftlichen Profils, Gespräch Theologie/ Naturwissenschaften
  • alte Sprachen

Geschichte

Die Seminare wurden 1556 als evangelische Klosterschulen von Herzog Christoph von Württemberg gegründet und im März 1928 in eine von Kirche und Staat gemeinsam getragene Stiftung überführt. Sie sind die einzigen noch existierenden von ursprünglich 13 Klosterschulen, die Herzog Christoph in seinem Land gründete, damit dort die Eliteschüler Württembergs auf die Pfarrerausbildung vorbereitet werden sollten. Der weitere Ausbildungsweg nach dem Seminar führte meist ins Tübinger Stift, wo die Schüler dann Theologie studieren sollten.

Hervorgerufen durch eine umfassende Reform der gymnasialen Oberstufe in den 1970er Jahren und einem gleichzeitigen Rückgang der Schülerzahlen sah sich die Landeskirche zu einer einschneidenden Umwandlung gezwungen: In den Jahren 1975 bzw. 1977 wurden die Seminare Schöntal (Unterstufe) und Urach (Oberstufe) geschlossen. Seither werden an den verbleibenden Seminaren Maulbronn (Mittelstufe) und Blaubeuren (Oberstufe) auch Schülerinnen unterrichtet, was damals zunächst nicht nur ein Umdenken in der Trägerschaft, sondern auch einige bauliche Veränderungen erforderte.

Ehemalige Seminaristen

Während die Schülerinnen und Schüler der evangelischen Seminare in früherer Zeit regelmäßig entweder den Beruf des Pfarrers oder Lehrers wählten, ergreifen Sie seit mehreren Generationen alle möglichen Berufsfelder der Gesellschaft. Dennoch ergibt ein Blick in das sogenannte Seminaristenverzeichnis, dass sozial, religiös oder pädagogisch geprägte Berufe immer noch die Mehrheit bilden. Und auch wenn nicht jeder Ehemalige berühmt geworden ist, so wirkt nach Aussage vieler "Semis" die prägende Schulzeit auch im beruflichen Alltag in großem Umfang nach.

Berühmte Persönlichkeiten, die das evangelische Seminar des Klosters besuchten waren: (Beginn und Ende der Zugehörigkeit in Klammern)

Bekannte Lehrer der Seminare waren:

Konzerte

Die vom Seminar Maulbronn veranstalteten „Klosterkonzerte“ sind ein sommerliches Festival, das aus einer Bachwoche 1968 entstand. Auch das Blaubeurer Seminar versucht, seine schon immer stattfindenden Konzerte zu einer eigenen Klosterkonzertreihe zu verbinden, die erstmals im Jahr 2007 mit einem ausführlichen Jahresprogramm antritt.

Literatur

  • Hermann Ehmer, Martin Klumpp, Ulrich Ott (Hrsg.): Evangelische Klosterschulen und Seminare in Württemberg 1556–2006. Lernen - Wachsen - Leben. Theiss, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8062-2037-7
  • Hermann Ehmer: Vom Kloster zur Klosterschule. Die Reformation in Maulbronn. In: Maulbronn. Zur 850-jährigen Geschichte des Zisterzienserklosres. Theiss, Stuttgart 1997, S. 59-82, ISBN 3-8062-1283-X
  • Hermann Hesse: Unterm Rad. 1906 (neuere Ausgabe: Suhrkamp, Frankfurt am M. 2002, ISBN 3-518-18834-8)